De tribus impostoribus
Wiener Erstausgabe von 1753 mit Rückdatierung auf dem Umschlag.

Eines der ältesten und radikalsten atheistischen Werke ist das Traktat über die drei Betrüger, die da sind: Moses, Jesus und Mohammed. Wer ihn verfasst hat, weiß man nicht, ein Hamburger Jurist Joachim Müller soll ihn 1688 geschrieben haben. So meint es zumindest Winfried Schröder, der das Werk 1992 herausgab.

Als Ausschnitt möchte ich den präsentieren, in dem die naturwissenschaftliche, rationale Auffassung von der Welt dem religiösen Wunderglauben gegenübergestellt wird.
Man zieht die Bibel zu Rate, als gäben Gott und die Natur sich in ihr auf eine besondere Weise zu erkennen. Dies, obwohl dieses Buch nur ein Flickwerk aus Fetzen ist, die zu verschiedenen Zeiten zusammengeflickt, von verschiedenen Personen gesammelt und mit Genehmigung der Rabbinen veröffentlicht wurden, die die Entscheidung darüber, was [als kanonischer Text] anerkannt zu werden verdient oder verworfen werden muß, willkürlich trafen, und zwar je nach dem ob sie es mit dem mosaischen Gesetz vereinbar fanden oder nicht.

So böswillig und vernagelt sind die Menschen: Sie verbringen ihr Leben damit, anderen Schwierigkeiten zu bereiten, und bestehen auf der Anerkennung eines Buches, das fast so konfus wie der Koran Mohammeds, zudem unverständlich, dunkel und schlecht geschrieben und nur dazu geeignet ist, Spaltungen zu befördern.

Die Juden und Christen ziehen es vor, aus diesem unverständlichen Buch Rat zu holen, statt das Gesetz der Natur zu befolgen, das Gott, d.h. die Natur, insofern er das Prinzip aller Dinge ist, den Herzen der Menschen eingeschrieben hat. Alle anderen Gesetze sind bloß menschliche Erfindungen, reine Illusionen, die nicht von Dämonen oder bösen Geistern (denn die existieren nur in der Vorstellung), sondern durch die Politik der Fürsten und Priester ins Leben gerufen worden sind. Die einen wollten dadurch ihrer Autorität mehr Gewicht verleihen, die anderen wollten sich durch den Vertrieb unzähliger Hirngespinste bereichern, die sie den Unwissenden teuer verkaufen.
Zitiert nach Achim Landwehr, Geburt der Gegenwart. S. Fischer 2014.

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