@Taln.Reich Dein radikaler Anthropozentrismus, der sich durch alle Alien-Themen zieht, liegt darin, dass du hypothetische Aliens immer aus menschlicher Sicht und vom menschlichen Standpunkt her beurteilst. Egal, wie verschieden sie – falls es sie gibt – auch sein mögen, sie sind auf eine verquere, ihnen eigentümliche Weise, ähnlich wie wir, ticken so wie wir, verhalten sich so wie wir. Daher können sie, falls sie kommen sollten, nur in böser Absicht kommen, wahrscheinlich so, wie wir vor 500 Jahren anfingen die verschiedenen anderen Kontinente nicht nur zu bereisen, sondern auch auszubeuten, und natürlich deren Bewohner, und teilweise auch zu versklaven. Du unterstellst ihnen sämtliche bösen menschlichen Eigenschaften, weshalb es, sollte es Aliens geben, besser wäre, dass wir früher zu ihnen fliegen als sie zu uns, denn je weiter die Front von der Erde entfernt ist, desto besser für uns.
Dass sich eine Hochzivilisation erst in dem Maß entwickeln kann, in dem die Leute lernen, das Böse in sich besser unter Kontrolle zu bekommen und das Gute etwas mehr vorscheinen zu lassen, damit sich die Zivilisation im Ganzen erhalten und entfalten kann, diesen Gedanken willst du erst gar nicht zulassen. Aber es ist doch so: Wenn wir nicht lernen miteinander auszukommen und immer wieder die gleiche Fehler machen und fürs Geld alles tun, insbesondere die Natur bis zum Anschlag auszubeuten (alles bis auf den letzten Tropfen Öl aus der Erde herausquetschen, egal was mit dem Klima passiert, das folgt erst mit Jahrzehnten Verzögerung, bis dahin bin ich schon längst tot, nach mir die Sintflut), könnte es gut sein, dass wir es nie zu ner Hochzivilisation bringen, sondern schon bevor wir auch nur eine halbwegs für Weltraumflüge geeignete Technologie entwickelt haben, als Zivilisation bereits kollabiert sind.
Ich glaube daher, dass man die zahlreichen gesellschaftlichen Defizite, die in einer globalen Gesellschaft auch globale Folgen haben, erst erfolgreich beseitigt haben muss, um zu einer Hochzivilisation zu kommen, und dass es dann noch ewig lange dauern wird, bis man auch nur den Sprung zum nächstgelegenden Sternsystem Alpha Centauri wagen kann – aus meiner Sicht eine Aufgaber, die wohl erst in 500 Jahren in den Bereich des Möglichen gelangen könnte, sofern es uns gelingt, unsere zivilisatorischen "Kinderkrankheiten" zu überwinden und es zu einer Hochzivilisation gebracht zu haben. Und es wird dann wahrscheinlich noch mal weitere 5.000 Jahre brauchen, ehe wir einen Planeten finden, auf dem wir den Versuch starten können, eine "zweite Erde" durch Terraforming zu errichten.
Du aber gehst bei Aliens nicht von Mitgliedern einer Hochzivilisation aus, sondern von Wesen, die etwa auf unserem biologischen, ethischen und gesellschaftlichem Level sind, nur technologisch wohl wesentlich weiter fortgeschritten. Wie sollten die aber Raumfahrt betreiben können? Meiner meinung nach kann es überhaupt keine technologisch hochentwickelte Gesellschaft geben, die auf dem Morallevel der Nazis stehengeblieben ist. Das müsste allerdings noch sozioplogisch argumentativ unterfüttert werden, würde hier aber den Rahmen sprengen.
Zum letzten mal: nein, will ich nicht! Ich wünsche einfach nur, dass das Universum von so wenigen Zivilisationen wie möglich bewohnt ist, damit die, die da sind, soviel Platz wie möglich haben. Auf die Weise ist das Risiko, dass die Expansionsfronten aufeinanderprallen und zu Konflikten führen geringer.
Tja, homo homini lupus, homo alieni lupus, alienus homini lupus… Ein ziemlich eingeschränktes und evolutionsbiologisch rückständiges Weltbild. Anthropozentrisch ist es, weil du die größte gesellschaftliche Gefahr nicht bei uns selbst siehst, sondern bei den Aliens, und das, obwohl du noch nicht mal weißt, ob es überhaupt welche gibt und falls ja, was für Spezies das überhaupt sein mögen. Nur eins weißt du: Dass man damit rechen muss, dass sie charakterlich mindestens genauso übel sind wie wir.
Es gibt zwangsläufig Konflikte, wenn Konkurierende Interessen aufeinander prallen. Und wenn zwei Expansionsblasen aufeinander prallen, dann treffen konkurierende Interessen aufeinander, nämlich die, beider Seiten zu expandieren.
Das bezieht sich nur auf eine Zivilisation wie die unsrige auf dem heutigen Entwicklungsstand. Woher willst du wissen, wie wir, falls wir es als Zivilisation so weit schaffen, in 500 Jahren ticken werden? Und warum sollte nicht bei Zivilisationen, sondern bei Hochzivilisationen das Aufeinanderprallen konkurrierender Interessen zwangsläufig zu Krieg und Untergang führen anstatt zu einer Art multikulturellen (ums mal mit heutigen einfachen Vorstellungen zu sagen) Symbiose? Solange der clash of interests nicht als Krieg gesehen und geführt wird, sondern als Wettbewerb, kann doch allerhöchstens eine Synthese bei rauskommen, die beide Zivilisationen einen gewaltigen Schritt voran bringt.
Und zum letzten mal: wie zur Hölle interpretierst DU in meine Beiträge, dass ich einen Konflikt möchte?! Ich will eben nicht, dass es Konflikte gibt, weshalb ich mir auch wünsche, dass die Basis für Konflikte so klein wie möglich ist.
Dein Wunsch sei dir unbenommen. Aber vielleicht wollen Hochzivilisationen gar keine Konflikte, zumindest keine bestandsbedrohenden, weil man ihnen ein Minimum – und zwar ein etwas größeres Minimum als einer normalen Zivilisation so wie unserer – an gemeinsamem Überlebensinteresse zubilligen sollte, denn was die (Verteidigungs-) Waffenarsenale angeht, dürften wohl beide Seiten über Overkillpotenziale verfügen. Beide Seiten wissen also, dass ein Konflikt für beide tödlich ist – das wusste sogar schon eine noch nicht besonders weit entwickelte Zivilisation wie die Unsrige vor mehr als einem halben Jahrhundert, spätestens seit Hiroshima. Dennoch muss man natürlich immer mit dem Schlimmsten rechnen, um nicht einem fatalen Denkfehler zum Opfer zu fallen. Aber das gilt für beide Seiten.
Falsch. Sich zu verbreiten ist ein Grundstreben aller Spezies.
Und das ist das anthropozentrischste Bekenntnis, das ich jemals gelesen habe. Wahrscheinlich verzichten 9 von 10 Superzivilisationen von selbst freiwillig darauf, "ihre" Galaxie zu besiedeln, weil es ihnen auf ihrem Heimatplaneten gut gefällt und sie das demografische Gleichgewicht schon fanden, noch ehe sie überhaupt eine Hochzivilisation wurden. Und wer als Bevölkerung nicht wächst, sondern stabil bleibt, hat überhaupt keinen Bedarf nach mehr "Lebensraum". Schließlich sind Hochzivilisationen keine Nazis, sondern das genaue Gegenteil davon.