ramisha schrieb:Hat man überhaupt schon Alien-DNA gefunden und wer verfügt darüber, um sie mit der menschlichen zu vergleichen?
Wir haben Erden-DNA und können damit vergleichen. Und siehe da - alles irdisch!
Und nicht nur das: Die Aliens könnten ja unsere Gene manipuliert, umgeschrieben haben, ohne da ein Stück von ihnen reinzusetzen. Aber selbst da wissen wir: is nicht. Und das kommt so:
Jedes Mal, wenn Gene weiter vererbt werden, von den Eltern zu den Kindern, sieht das Erbgut nicht exakt genauso aus wie die elterliche Vorlage. Klar, ist ja gemixt von beiden Elternteilen. Aber das meine ich nicht. Unser halbes Erbgut müßte exakt so aussehen wie das halbe Erbgut von Mama, und das andere halbe Erbgut wie das halbe von Papa. Tut es aber nicht. Bei jeder Vervielfältigung können "Kopierfehler" auftreten. Also bei jeder Zellteilung. Bevor Mami und Papi aus ner befruchteten Zelle groß geworden und selbst zum Basteln einer befruchteten Zelle (Du!) gekommen sind, haben sich garantiert Fehler eingeschlichen. Nun besteht unser Genom aus 30.000 Genen bzw. 3 Milliarden Basenpaaren. Da mal zehn oder hundert Winzveränderungen fällt nicht ins Gewicht (zumal die gröbsten Schnitzer, die schädliche Folgen hätten, eh durch körpereigene Programme weitestgehend korrigiert wurden). Aber laß mal Generation um Generation vergehen, da summieren sich die wenigen Veränderungen immer mehr an. Und nach ein paar Jahrtausenden können heutige Genetiker schon die Unterschiede erkennen und beschreiben.
Nun wissen wir also, daß wir uns langsam aber sicher genetisch von einem vor X Jahren lebendem Vorfahren mehr und mehr entfernen. Das ist ziemlich kontinuierlich, da kann man ne Uhr danach stellen. Nennen wir sie mal die genetische Uhr. Nun wissen wir zwar nicht, wie das Erbgut eines Vorfahren vor sagenwirmal 6 Millionen Jahren ausgesehen hat. Aber wenn der zwei Kinder hatte und die beiden sind voneinander weggezogen, haben sich nicht mehr miteinander vermischt, dann sollte sich das Erbgut der heutigen Nachfahren dieser beiden Kinder so weit voneinander unterscheiden wie das eines Vorfahren und eines Nachkommen mit 12 Millionen Jahren Abstand. Beide haben sich 6 Millionen Jahre wegentwickelt. Vom Vorfahren, aber auch voneinander. Da liegen quasi zwei mal 6 Millionen Jahre zwischen.
Nicht ganz. Je mehr Veränderungen schon vorhanden sind, desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß auch mal eine Neuveränderung ein bereits verändertes Stück Erbgut betrifft. Wir zählen dann nur eine Veränderung, obwohl schon zwei passiert sind. Aber solange die Veränderung nur 1% des Erbgutes betrifft, betrifft eine Neuveränderung auch nur in jedem hundertsten Fall eine ältere Veränderung.
So, und nun kennen wir also die genetische Uhr. Und können bei allen Arten der Erde messen, wie weit die auseinanderliegen. OK, wir kennen ja nur die Prozent der Abweichung, wissen aber noch nicht, für wie viel Zeit ein Prozent Abweichung steht. Muß man erst mal herausfinden. Kann man gegenprüfen, wenn man zum Beispiel schaut, wie stark zwei Völker genetisch voneinander abweichen, von denen man weiß, daß sie sagenwirmal 2000 Jahre lang schon getrennt leben. Sollte man mehrmals gegenprüfen mit anderen Völkern, um einen verläßlichen Mittelwert zu bekommen. Man kann auch nach dem Fossilbefund schauen. Da kennt man oft ganz gut die Zeiträume, wie lang das her ist, als aus einem letzten gemeinsamen Vorfahren zwei heutige getrennte Tiergruppen hervorgegangen sind. Naja, wenigstens ungefähr.
Nach beiden Verfahren wurde die genetische Uhr geeicht, und selbst heute wird sie immer wieder daran gegengeprüft und ggf. korrigiert, verfeinert.
Schauen wir die Fossilien unserer Vorfahren rückwärts an, dann sieht der Neandertaler fast aus wie ein Mensch, nur leicht gedrungen und ein etwas längliches, etwas vorstehendes Gesicht, heftige Brauen und niedrigere Stirn. Der Homo erectus davor sah unterm Hals aus wie ein Mensch und oberhalb wie ein Mensch-Schimpansen-Hybride. Die frühesten Menschenarten sahen noch fast aus wie ein Australopithecus, nur mit vergrößertem Kopf und langsam einsetzender Gesichtsabflachung. Australopithecus sieht fast aus wie ein Schimpanse, hat auch Arm- und Beinlänge wie ein Schimpanse, nur daß Australopithecus aufrecht stand, mit durchgedrücktem Knie und nem Großen Onkel, der schon neben den anderen Zehen stand. Das Becken sah aus wie ein Mittelding zwischen Mensch und Schimpanse. Noch weiter zurück, und Ardipithecus hatte noch nen Affenfuß, ein sehr äffisches Becken, extrem lange Arme, konnte aber schon gut aufrecht stehen. Noch einiges früher, und es kann keinen Unterschied mehr zwischen unserem Vorfahren und dem Schimpansenvorfahren gegeben haben. So pi mal Daumen müßte dieser noch nicht gefundene Ardipithecus-Vorfahre vor vielleicht 5 bis 7 Millionen Jahren gelebt haben.
Und was sagt nun unsere genetische Uhr? Die Distanz zwischen Mensch und Schimpanse heute sagt nach der aktuellen Eichung, daß der letzte gemeinsame Vorfahre vor 5 bis 9 Millionen Jahren gelebt haben muß.
Da gibt es noch ein paar Ungenauigkeiten, aber grob gepeilt kommt es doch ganz gut hin, oder? Eigentlich zeigt die Uhr sogar zu wenig verstrichene Zeit hin, weswegen wir annehmen müssen, daß unsere genetische Uhr ein wenig langsamer getickt haben muß.
Was aber würde passieren, wenn heutige Genetiker sich nen Schimpansen schnappen und in dessen Erbgut sagenwirmal anderthalb Prozent umschreiben würden? Der nächste Forscher, der sich dessen Nachkommen in der Natur schnappt und untersucht, der würde doch sagen: Hey, dieses Wesen liegt vom Schimpansen genauso weit genetisch entfernt wie auch der Mensch, 1,5 Prozent des Erbguts. Also würde der Forscher annehmen, daß dieses Wesen von Vorfahren abstammt, die sich vor 5 bis 9 Millionen Jahren von dem Schimpansenvorfahren getrennt hat. Nee, sagt ein anderer, das sind Ergebnisse eines genetischen Eingriffes! Ach so, sagt der erste. Dann ist das Viech erst vor sehr viel kürzerer Zeit von Gentechnikern erschaffen worden. Und ich hab mich schon gewundert, wieso der Fossilbefund für diese Viecher nicht so weit in die Vergangenheit zurückreicht.
Merkst Du? Wenn es einen genetischen Eingriff gegeben hätte, müßte die genetische Uhr ein deutlich höheres Alter anzeigen als der Fossilbefund. Beim Menschen ist es aber nicht der Fall, eher müssen wir sogar annehmen, daß bei uns besonders wenig Veränderungen aufgetreten sind, damit genetische Uhr und Fossilbefund zusammenpassen.
Was lernt uns das? Null genetischer Eingriff im Erbgut des Menschen.