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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

43 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Familie ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 12:48
Mir sind in den letzten Tagen ein paar Begebenheiten eingefallen, bei denen ich gemerkt habe, dass meine Familie nicht so "normal" ist, wie die von Anderen.

Erstens:
Mein Vater hatte zuhause selten Hosen an. Meistens entledigte er sich ihrer kurz nach dem Nachhausekommen auf dem Weg zum Fernseher. War immer ein Spaß, wenn ich Freunde zu Besuch hatte. Gott sei Dank behielt er wenigstens die Unterhose am Leib *g*

Zweitens:
Ich bekam von meiner Oma ein Geburtstagsgeschenk (Socken, ein Fuffi und eine Karte). So weit so gut, das war ja wie immer. Für mich gab es kein besseres Geschenk als Selbstgestrickte und Bargeld. Bei näherer Betrachtung der Karte wurde ich aber stutzig. Es war eine Karte auf der stand: Alles Gute zur Kommunion. Kommunion war schwungvoll durchgestrichen und handschriftlich durch "Geburtstag, Deine Oma" ersetzt. Es versteht sich von selbst, das wir Schwaben sind ;-)

Und um die drei Generationen voll zu machen, argumentierte mein Sohn vor Kurzem, dass er die Nippesfigur im Bad nicht herunterwerfen hätte können, wenn ich sie nicht gekauft hätte. Irgendwie logisch *schiel*

In anderen Familien benehmen sich alle irgendwie normaler. Aber wer auch ähnliche Geschichten auf Lager hat: immer her damit!

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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:04
Meine Mutter hebt das alte Geschenkpapier immer auf und wickelt später wieder Geschenke ein.
Oder Gefrierbeutel werden nach Gebrauch nicht weggeworfen, sondern fein säuberlich gereinigt und wieder benutzt.
Noch eins, Pralinen die sie von anderen bekommen hat, bekommen wir dann zu unseren Geburtstagen zurück geschenkt und das mit der Kommunionkarte hätte sie auch drauf.


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:06
Zitat von RivkhaRivkha schrieb:In anderen Familien benehmen sich alle irgendwie normaler.
Das denkst du nur weil sie dir nicht alles erzählen :troll:


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:06
@Rivkha

Joar, ihr habt einfach eine gewisse Pragmatik entwickelt und zieht das durch.

Hose ist unbequem ... also wech damit ... mir egal was mein Umfeld darüber denkt. Kommunionskarte ist noch über, kann man doch noch benutzen ... mir egal, wie das beim Empfänger ankommt.

Finde ich jetzt nicht gerade prickelnd die Einstellung ... aber jeder wie er will.


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:09
@aseria23
Top Antwort.

@Rivkha
Definiton von Normalo ?


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:21
@MATULINE
Meine Schwägerin plündert verblühte Blumensträusse um die Blütenblätter zu trocknen, für Dekorationszwecke. Und das mit dem Geschenkpapier macht sie auch.

@Reiseln
Definition von Normalo? Leute mit Hosen z.B. *g*

@slider
Meine Familie ist wirklich lieb und süß. Jeder kümmert sich, wenn ein Problem aufkommt, aber ab und an sind halt Ausreisser da, bei denen man sich fragt, ob irgendwo ne Kamera versteckt ist^^


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:24
@Rivkha

:D :D

Supper, nein meinte es mehr so, dass einer der Hosen an hat nicht umbedingt normaler ist, jeder hat seine Macken sozusagen :)


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:30
@Reiseln

Naja, ich denke das Tragen von Hosen, wenn andere Menschen als enge Freunde oder Familienmitglieder anwesend sind, kann man schon als "normal" bezeichnen :-).


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 13:33
@Reiseln
Ich versteh schon. ;-) Aber ich meine bürgerlich normal. Unauffällig.

Letztens hat mein Vater beim Rasenmähen eine Pause gemacht und ist mit Dreck und Gras an den Schuhen durchs frisch gewischte Wohnzimmer gelaufen um sich die Hände zu waschen. Kann man ja nicht unterm Wasserhahn im Garten machen oder wenn man fertig gemäht hat *g*


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tic ehemaliges Mitglied

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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 18:02
ich schätze so ziemlich jede Familie hat irgend ne "Eigenart die sie von anderen unterscheidet..


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 20:16
:Das

Glaube mir, nicht nur deine Familie ist anders^^

Jahrelang getragene alte Schlüpper und Knöpfe zum Geburtstag von meiner Tante. Ab 18 dann Kaffee :D
Mein Konfirmationsgeld wurde ein kassiert, weil Aufwandsentschädigungefähr.

Meine Mutter verschenkt gerade allen alten Schmuck und Antiquitäten an Fremde.

Meine Tochter trägt spießige Klamotten und ich schwimm gerade auf der Esoterik-Öko Welle :D

Ich denke, das ist alles "normal"


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 20:19
Zitat von MissDishonorMissDishonor schrieb:Meine Tochter trägt spießige Klamotten und ich schwimm gerade auf der Esoterik-Öko Welle :D
in 2 jahren schauts dann anders aus :)


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 20:23
@mal_schauen
Wäre zu hoffen^^

Jede Familie hat ihren eigenen Knall :D


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 20:27
es wird so sein :)
@MissDishonor

erinner dich mal an deine jugend :D

jede familie `?
wenns das nur wäre :D

ich behaupte mal
jeder einzelne von uns ..
deshalb sind wir bei allmy :)

das beste.. was dieser erdball zu bieten hat :)


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Fabs ehemaliges Mitglied

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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

16.06.2016 um 20:36
Mein Familie ist komplett dysfunktional, aber dann doch keinesfalls so peinlich geizig, dass man Grußkarten zweimal beschriftet hätte. Glück gehabt!


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Doors ehemaliges Mitglied

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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

17.06.2016 um 15:24
Beispiele aus meiner Familienhölle gefällig?

Nummer Eins:

Eilige Eileen

Wer sich mit der Geschichte des Volkes von der Grünen Insel auseinander setzt, der weiß: Außerhalb seines Hauses ist der Ire, die Irin zu Großem fähig. Da werden Eisenbahnlinien durch die Rockies gekloppt, Schafe in Australien geschoren, in Südafrika Diamanten ausgebuddelt und am St.Patrick's Day wird der Welt was grün gemacht. Die Welt verdankt den Iren so großartige Erfindungen wie Guinness vom Fass, Butter, die auch bei minus 18 Grad streichfähig bleibt und die singende Altkleidersammlung der Kelly-Family.

Bloß zu Hause kriegen Paddy und Maddy nix gebacken. Da kriegt man nicht mal die Engländer aus dem Land. Ich bitte Euch, ENGLÄNDER! Da genügt doch ein Handtuch auf der Sonnenliege, um sie zu verjagen! Die Volkswirtschaft des „keltischen Tigers“ hat sich erkältet und krebst nun irgendwo zwischen den PIGS herum. Katholischer Schlendrian eben. Abtreibung verbieten, Frauen hauen, saufen und dann traurige Lieder grölen. Das kriegt er hin, der irre Ire – aber mehr auch nicht.

Meine Frau ist Unternehmerin. Der Unternehmer heißt bekanntlich Unternehmer, weil er, bzw. in diesem Falle sie, etwas unternimmt. Beispielsweise Reisen. Schon Blaise Pascal wusste: „Das ganze Unglück der Menschen rührt daher, dass sie nicht still in einem Zimmer bleiben können.“
Keine Ahnung, wann und wo der meine Frau kennen gelernt hat.

„Morgen früh muss ich übrigens weg. Ein paar Kunden besuchen“ spricht die Liebste in ihr Abendessen.

„Wohin soll's gehen? Dublin, Paris?“

„Stuttgart“ tönt es aus vollem Munde.

„Auch nicht schön. Lange?“

„Weiß nicht. Paar Tage. Hilfst Du mir packen?“

Ich bin wie Heinrich VIII. Ich kann einer schönen Frau einfach nichts abschlagen. Höchstens den Kopf. Packen mit Eileen bietet mehr als einen Grund für diese Gewaltfantasie. Kleiderschrankfront (wir reden über mehrere Quadratmeter!) auf. Sachen raus auf's Bett: „Kriegst Du das irgendwie in die Koffer, ohne zu knittern?“ Klar, Schatz, ich kann das große Zelt von Roncalli in eine Seifendose packen, ohne zu knittern. So füllt sich Rollkoffer auf Rollkoffer, bis es aussieht, als würde ein Staatstheater auf Auslandstournee gehen wollen. Inklusive Theatergebäude. Für Jahrzehnte!

„Was ist jetzt wo drin?“ begehrt die Expeditionsleiterin zu wissen.

„In dem da sind legere Sommerklamotten. Da sind Unterwäsche, Strumpfhosen und Wasweißich drin und die „guten Sachen“ sind hier in diesen Hängehüllen.“

„Danke!“

„Ach ja, und da sind Pullover und Anoraks drin, falls es in Stuttgart zu einem plötzlichen Wintereinbruch kommen sollte.“ (Wetterbericht prognostiziert 34 Grad. Plus. Aber man weiß ja nie!)

„Und die Schuhe?“

„Im 20-Fuss-Container unten im Hof.“

„Alle?“

„Nee, alle passten nicht rein, Frau Marcos.“

Dann kommt noch der Schwung „Kulturbeutel“. Meine Frau musste lachen, als sie hörte, dass Deutsche in der Lage sind, ihre komplette Kultur in einen Beutel zu packen. Iren können das nicht. Entweder die haben mehr Kultur, was uns zu denken geben sollte, oder sie können einfach nur schlechter packen.

So, Operation „Pack dat“ ist beendet. Müde fallen wir ins Bett. Es ist schon spät und morgen geht es früh raus. Kuss, umdreh, schnarch. So ist das nach langen Ehejahren. Ich finde erst Schlaf, nachdem ich einen Gürtel mit fieser Schnalle aus meinem Bett entferne. Wozu der wohl gehört? Bestimmt zieht Eileen beim Kundenbesuch genau diese Hose an. Dann steht sie da, trägt ihr Kampagnen-Konzept vor, die Hose rutscht und die ganzen alten Säcke starren auf ihren roten Stringtanga. Während ich noch überlege, ob das für den Etat gut ist oder schlecht, schlafe ich ein.

Kurz darauf schrillt der Wecker. SCRAMBLE! Alarmstart! Im Haus geht es zu wie auf einem RAF-Stützpunkt während der Battle of Britain. Alles hastet durcheinander. Kaffeemaschinen werden betankt, Toaster aufmunitioniert, Eierkocher gestartet, Badezimmer evakuiert, Untertassen fliegen durch die Küche. Alles ist in heller Aufregung. Bis auf eine. Die schnarcht.

„Eileen! Aufstehen!! Du must lo-hos! Komm, Arsch aus dem Bett!“

Aus dem Schlafzimmer dringt ein gälischer Fluch, der höflich übersetzt so etwas heißt wie „fucking hell!“ und die Rede ist von einem Teufel, der die Wecker und vor allem die Ehemänner holen soll. Ganz besonders einen. Madame ist Morgenmuffel und hat dann eine Laune wie Dschingis Khan an schlechten Tagen.

Früher schickte ich in solchen Fällen immer die Kinder. Mama wachkitzeln. Seit sie aber angekündigt hat, sie im Wiederholungsfalle an belgische Kinderprostituiertenringe zu verkaufen, trauen sich die Kinder nicht mehr.

Während die gestresste Familie frühstückt, schlurft eine finstere Gestalt durch die Küchentür, mit dem Aussehen einer pensionierten Crackhure und dem Gesichtsausdruck von Norman Bates vorm Duschvorhang.

„Ich muss gleich los und ihr sitzt hier seelenruhig rum und fresst! Kann ich 'n Kaffee? Ich geh' duschen.“

Der Trick dabei ist, den Kaffee so stark zu kochen, dass er unter der Dusche ruhig verdünnt werden kann. Es darf nur kein Shampoo hinein, dann schäumt er und schmeckt nicht. Nicht, dass meine Frau das stören würde. Ihre Geschmacksnerven liegen noch oben und schlafen.

In vergleichsweise kurzer Zeit ist sie wieder da. Strahlend schön wie der junge Morgen. Eigentlich erstaunlich, verlängert sich doch üblicherweise die Zeit, die eine Frau morgens im Bad verbringt nach einer komplizierten Formel überproportional zum Lebensalter. Unsere Tochter beispielsweise kommt mit 13 Jahren mit einer Zehntelsekunde aus. Zähneputzen und Haare kämmen is for sissies! Meine Herzallerliebste kann schon mal Stunden brauchen. Erst recht, wenn Rasiergerätschaften im Spiel sind. Merke: Frauen haben zwar von Natur aus wesentlich weniger Haare als Männer, rasieren sich aber an deutlich mehr Körperstellen. Hinterher keift mein Sohn wieder: „Uärks! Da sind überall Mamas Schamhaare in der Duschwanne. Ich geh' nicht duschen!“ So geht dann die Körperhygiene des einen zu Lasten des anderen Menschen. Und der arme Junge wird obendrein noch schwer traumatisiert, weil er Frauen nur mit Haaren in Verbindung bringt wie Yeti mit Pelz.

Zwischen zwei Bissen Toast, die ich ihr in den Mund zwänge „Du musst was essen, Eileen!“ würgt sie mit panischem Blick auf die Küchenuhr hervor „Scheiße, schon so spät! ich muss mich beeilen!“

„Dein Auto schafft nur 240. Du hättest fliegen sollen!“

„Mit DEM Gepäck? Spinnst Du? Was das kostet!“

„Vielleicht hättest Du Dir für das Gepäck in Hohn eine Transall leihen können? Okay, die Schuhe hätten nicht reingepasst, aber sonst...“

Glücklicherweise habe ich ihr den Rest Toast in den Rachen gewürgt und unterdrücke so ihre Antwort.

Nun aber. „Bring' schon mal die Sachen ins Auto.“ Die Karawane zieht los. Vater und Kinder, bepackt wie Ostpreussen auf der Flucht, stellen alles vor die hinteren Türen des Wagens.

„Schlüssel?!“

„Weiß nich, hat Mama!“

Hat Mama natürlich nicht. Hat Mama nie. Hat Papa Reserveschlüssel. Kennt Papa Mama lange genug.

Aus der Haustür tönt Mama: „Wo ist mein Autoschlüssel?“

„Weiß nich, hat Mama!“

„Kann ich Deinen Schlüssel haben, find meinen nicht!“

„Ja, klar. Ich such' Deinen nachher.“

Die Pilotin küsst ihre Lieben ein letztes Mal und besteigt den Schwabenland-Express. Gentlemen, start your engines! In einer Staubwolke verschwindet der Cayenne vom Hof, während das Abschiedskomittee winkt. Kurz werden Uhren verglichen, Ohren gespitzt und Wetten abgeschlossen. Wendemarke erreicht. Motorengeräusch schwillt wieder an. Das Abschiedskomittee wandelt sich zum Empfangskomittee.

„Hallo Eileen! Schön das Du wieder da bist. Wir haben Dich vermisst. Willkommen daheim. Reise gut verlaufen?“

Aus dem geöffneten Fenster dringt ein gälischer Fluch, gefolgt vom Schrei „Wo ist mein Mob?!“

Damit meint sie nicht uns, wie man vermuten könnte, sondern ihr Mobiltelefon.

„Mob!“ schreit Vater den Sohn an.

„Mob!“ schreit der seine kleine Schwester an.

„Maul!“ antwortet sie und sprintet ins Haus.

Mit dem Handy in den Händen kommt sie zurück. „Da, Mama.“

„Ladegerät?!“ faucht es aus dem Wageninneren.

„Rollkoffer 14, kleine Tasche vorn oben!“ Gut, wenn man mal im Hafen gearbeitet hat. Da kennt man sich mit Stauplänen aus.

„Bye, ich muss jetzt aber...“ der Rest geht im Aufheulen des Motors unter.

Wir bleiben noch eine Weile stehen, bis wir sicher sind, dass sie mindestens schon am Elbtunnel ist. Das schafft sie von der dänischen Grenze in einer Stunde.

Dann gehen wir ins Haus und suchen den Autoschlüssel. Der liegt auf der kleinen Kommode im Flur in dieser hässlichen Glasschale. Wie immer. Daneben ihre Lesebrille. Das merkt sie aber bestimmt erst in Stuttgart. Deswegen kommt sie nicht zurück. Wir können uns also erholen, bis sie wieder da ist.


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Doors ehemaliges Mitglied

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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

17.06.2016 um 15:28
Ein' hab' ich noch, ein' hab' ich noch:



Freitags bei den Friesen

Freitag früh im finstersten Friesland:

„Scha-hatz“, tönt es von irgendwoher aus dem Obergeschoss, „fährst Du noch mal schnell rein und holst Getränke?“ - „Rein“ bedeutet bei uns, aus dem Outback in diese um ein Getreidesilo drapierte Ansammlung von Supermärkten zu fahren, die eine Kleinstadt-Imitation im dänischen Grenzgebiet darstellt. Im Unterschied zu „in die Stadt“, was Hamburg bedeutet, etwa 200 km oder eine Eileensche Fahrstunde weit entfernt.

„Was soll ich holen?“ brülle ich zurück. - Es hat schon seine Vorteile, wenn man keine Nachbarn hat, die sich für die zwischenmenschliche Kommunikation im Hause interessieren. Unsere Nachbarn können uninteressiert und stoisch weiterhin ihr Gras kauen und ihre Fladen machen.
„Bier! George kommt!“ schallt es von oben.
„George wer?“
„Gitarren-George!“
Ich überreiße alle Menschen dieses Namens, die ich auf die Schnelle mit einer Gitarre in Verbindung bringe.
„George Harrison? Ich dachte der wäre tot. Der trinkt doch nix mehr.“
„Dullhead! George aus Dublin natürlich.“
„Ach der. Da sollte ein Kasten Flens knapp hinreichen.“
„Mit Band. Die kommen gerade aus Skandinavien zurück.“
Vor meinem geistigen Auge versammelt sich ein irisches Riverdance-Ensemble nebst großem Sinfonieorchester.
„Also viel Bier?“
„Viel. Du wirst zwei Mal fahren müssen.“

Madame schreitet die Treppe herab. Wahrscheinlich ist ihr das Brüllen bei der Hitze zu anstrengend. Sie zählt mit ihren Fingern: „Also, die sind zu acht, glaub' ich. Und dann habe ich noch ein paar Leute eingeladen. Eve, Leila und Birte, die Hansens, die Jörgensens aus Tondern, Schraders, Schröders, Meyer, Meier, Mayer, Maier, Schulze und Schultze, dann noch so ein nettes Paar aus Düsseldorf, das hier Urlaub macht, dann die Familie aus dem Irak, denen Cait Nachhilfe gibt“, irgendwann sind die Finger schon mehrfach belegt. Ich ergänze im Geiste: Die Freiwillige Feuerwehr, der Schützenverein, der Sportverein, die Fischer-Chöre, der Deutsche Bundestag, die Bundeswehr... Wie viele Chinesen gibt es aktuell?

Meine Eheliebste ist extrem kontaktstark und hat ein sagenhaftes Talent, alle möglichen und vor allem alle unmöglichen Menschen zu Spontan-Parties einzuladen. Das geht dann soweit, dass man in der Küche von einem Gast angesprochen wird. „Ich kenne hier keinen. Sie?“ Meine Antwort: „Ich kenne hier auch keinen – und ich bin der Gastgeber.“

Ihre Büro-Parties genießen einen gewissen legendären Ruf. Da versammeln sich Leute aus Wirtschaft, Politik, Kultur, obskure Partyanimals und ein paar Obdachlose, die dann die Reste abräumen. Weil sie nicht überall gleichzeitig smalltalken kann, weist sie mir dann Zielpersonen zu:
„Guck mal, das da hinten ist Dr. Geldsack vom Bankhaus Geldsack, Zaster, Kohle und Sohn. Bedeutende Hamburger Privatbank. Da haben wir ein Konto eröffnet. Macht sich auf dem Briefbogen besser als Volksbank oder Sparkasse. Red' mal mit ihm.“ Okay, wozu ist man Medienmann, irgendwas wird mir schon einfallen. „Na, Geldsack, oller Bilanzfälscher, was macht das Spekulationsgeschäft. Kommste auch in den Knast wie Dirk Jens von der HSH?“ Na gut, irgendwie habe ich es dann doch anders angefangen und wir waren in eine stundenlange Fachsimpelei über Modelleisenbahnen vertieft. Epoche II, falls das jemandem was sagt. Nicht, dass ich mich da ausgekannt hätte – aber man muss die Leute manchmal einfach nur „einschalten“ und dann reden sie über ihre geheimsten Laster. Jetzt weiß ich, dass Dr. Geldsack eine riesige Anlage im Keller seiner Villa hat. Märklin-, nicht Kapitalanlage.

„Nimm Rod zum Einladen mit. Ach ja, und dann kommt noch...“ Da sind Vater und Sohn schon im Auto. Während die Dame des Hauses Finger zählend hinterher läuft, fahren wir vom Hof. Prompt klingelt das Handy. Rod geht ran, ich fahre schließlich. „Mama!“ Ich höre, wie sie munter weitere Namen abspult, bis sie knapp die Gesamteinwohnerschaft des dünn besiedelten Südtondern inklusive einige Touristen aufgelistet hat. Ich höre nicht zu, Rod kurbelt das Fenster runter, hält das Handy raus und lässt seine Mutter die Kühe beschallen, die gleichmütig weiter Gras widerkäuen. „Frag sie mal, ob wir auch noch 2.000 Bratwürstchen und einen Tanklaster voll Senf holen müssen ...“ „Denk auch an Saft und Cola, die Kinder haben auch noch Freunde eingeladen!“ tönt es aus dem Telefon. Ich addiere die Gesamtschülerzahl des Kreises Nordfriesland. „Nein, Essen brauchen wir nicht. Wiebke. Partyservice. Höchstens was für's Frühstück.“ Wiebke ist so ein bedauernswertes Geschöpf von Fleischereifachverkäuferin, bei dem der Beruf auf das körperliche Erscheinungsbild abgefärbt hat. Und sie ist offenbar unsterblich in meine Frau verschossen. Sagt diese zumindest. Folglich greifen wir auf ihren Arbeitgeber in einem entfernteren Ort zurück. Wiebke managt dann das Catering und himmelt meine Frau an. Dafür kostet das nichts extra. Das Managen, nicht das Anhimmeln.

Als wir auf den Parkplatz des Getränkemarktes rollen, tönt es immer noch aus dem Handy „Die Jörgensens bringen Kuchen mit. Sven und sein Mann auch. Ich glaube, die Priester auch noch.“ „Priester?“ „Na, dann eben Pfarrer oder Pastoren oder wie die bei den Protestanten heißen.“ Ach, sie meint Uwe und Christiane. Uwe ist Pastor in einer Hamburger Randgemeinde, so ein Zauselbart mit Sandalen und Wandergitarre. Seine Frau sieht aus wie das Bild, das einem bei dem Begriff „ernster Bibelforscher“ vor dem geistigen Auge entsteht. Sehr grau, sehr bebrillt, sehr streng, sehr gläubig. Eine fromme Trockenpflaume. Wahrscheinlich backt sie staubtrockenen Sandkuchen.

Mein Sohn und ich karren zwei Volvo-Ladungen Flens auf den Hof, plus etwas Cola und eine Kollektion leckerer Steinmeier-Säfte aus der Region. „Deine Schwester kommt auch!“ schallt es zur Begrüßung. „Ist die schon wieder draußen? Bringt sie etwa jemanden mit? Hat sie gerade wieder ihre manische Phase?“ Na, das kann ja lustig werden. Inzwischen trudeln die ersten Kinder mit Fahrrädern ein. Los, Bierkisten schleppen. Trainingswoche Jugendalkoholismus. Ab in die Scheune. „Ich hab' mit dem Mann vom Getränkeladen Kommission vereinbart. Den Rest nimmt er zurück.“ „Rest? Welchen Rest?“ antwortet die Frau, die ihre Pappenheimer kennt.

So langsam füllt sich der Wiesen-Parkplatz hinter den Gebäuden. Putz-Perle Olga nebst Mann Waldemar, der eigentlich Vladimir heißt, oder wie meine pubertierende Tochter kichert „Vlad der Pfähler“. Leila und Birte nebst ein paar Kollegen aus dem Seuchenhaus, Evanne, Geschäftspartnerin und Freundin meiner Frau nebst einem deplatziert wirkenden schweigsamen spanischen Anzugträger, der aber irgendwie wichtig sein soll – alle werden zum Gartenmöbel schleppen, Gläser spülen, Servietten falten und sonstigen gastronomischen Hilfstätigkeiten heran gezogen. Heiß ist es. Birte befreit sich kurzentschlossen von ihrem T-Shirt, unter dem sie nichts weiter trägt, woraufhin der schweigsame Spanier sich die Krawatte lockert und ihr emsiger beim Stühle tragen zur Hand geht. Allerdings guckt er natürlich nicht da hin, wo er hinläuft, und torft folglich überall gegen, was meine Kinder und ihre Freunde höchst erheiternd finden. Ich glaube ohnehin, die Freunde unserer Kinder betrachten unser Familienleben als so eine Mischung aus Hansapark, Zoo und Hamburg Dungeon.

„Sie kommen!“ brüllt der Ausguck vom Giebelfenster. Ein Kleinbus, ein Wohnmobil von Einfamilienhausgröße und ein veritabler LKW rollen auf den Hof. Der Truck rasiert ein paar Kastanienzweige. Glücklicherweise ist die Wiese hinter der Scheune staubtrocken. Sonst könnte es eng werden für ein paar Tonnen Equipment. Der Hof füllt sich mit Bandmitgliedern, allesamt Herren und Damen leicht fortgeschrittenen Alters, zumindest sehen sie so aus. Rock lässt einen rapide altern. Vor allem auf Tour. Mehrsprachiges Begrüßen, Umarmen von schwitzigen dicklichen Damen und fusselbärtigen Herren, Vorstellungen von Namen, die ich gleich wieder vergesse. Okay, der ist George. Aber wer war jetzt Ian? Wer Sean? Ist Toddy der Roadie? Mary Anne die mit den Riesenohrringen oder die mit dem breiten Busen? Egal, herzlich willkommen. Nehmt Platz, hier habt ihr ein Bier. Erzählt. Wie war's in Skandinavien. Während sich die Unterhaltung darum dreht, ob das Publikum in Göteborg oder Stockholm besser war, warum in Skandinavien das Bier so teuer ist und wer wo die Kabel der Verstärkeranlage verdaddelt hat, trudeln immer mehr Leute ein.

Wiebke bringt einen Kleinlaster mit Fressalien, die avisierten Kuchenlieferanten Berge von Kuchen und Torten (zur jütländischen Tortenkultur vgl. Siegfried Lenz) und einige schleppen noch Salate, Puddings, Eis oder Essensreste vom Vormonat an.

Inzwischen ist auch meine Schwester Sonja aufgeschlagen. Okay, manische Phase. Schwer geschwätzig und in ihrer schwarzen, hm ja, „Arbeitskleidung“. Damit stiehlt sie Birte natürlich die Show und der schweigsame aber wichtige Spanier wird den ganzen Abend nicht mehr von Sonnys Seite weichen.

Grob überschlägig dürften jetzt an die hundert Leute versammelt sein. Alles isst und trinkt, redet und trinkt, lacht und trinkt. Es sieht aus, als hätten die Anonymen Alkoholiker in Schleswig-Holstein den kollektiven Rückfall beschlossen. Wenn man, wie ich, keinen Alkohol mehr trinkt, fühlt man sich mit fortschreitendem Promillepegel der anderen mehr und mehr in ein Paralleluniversum entrückt. Alle anderen sind in ihrem Suff scheinbar vollkommen normal, nur man selbst benimmt sich merkwürdig.

Zu fortgeschrittener Stunde wird ein spontanes Livekonzert beschlossen. Unplugged. Zum Pluggen sind die Musiker schon zu angedröhnt. Höhepunkt ist die Darbietung irischer Rebellen-Lieder zum Flenskorken-Ploppen und Flaschenhalsblasen. „We will take some of these bottles home.“ Wenn also irgendwann auf CDs ein neues Instrument namens Northern German Beerbottle zu hören ist, dann wurde hier der Grundstein gelegt.

Die minderjährigen Gäste sind schon heim geradelt, wurden von besorgten Eltern abgeholt („Aber ihr esst jeder noch ein, zwei Kilo Kuchen, ja?“) oder sind schon in ihre Zelte auf der Wiese gekrochen, um sich dort von Mücken fressen zu lassen. Auf dem Hof sind keine Mücken mehr. Die Qualmwolken sind zu dicht.

Die ersten erwachsenen Weicheier verpieseln sich. Wir müssen morgen früh raus, außerdem kommt was langweiliges im Fernsehen. Selbst Kinderlose haben plötzlich Kinder, die sie nicht allein lassen können, man kennt das.

Im internationalen Kampftrinken zwischen BRD, Irland, Russland, Dänemark, Frankreich, Spanien und dem Irak können jetzt die Siegerehrungen vorgenommen werden. Der Irak wurde von seiner Ehefrau disqualifiziert, Spanien war hormonell gedopt (Sonja), Frankreich ist eingeschlafen (wie immer), Russland zu 50% vom Stuhl gefallen (Vlad). Platz eins geht klar an Irland, trotz Ausfällen („Ich geh mal eben das Porzellan füttern“), Platz zwei an Dänemark (medizinisch geschulte Kampftrinker aus dem Großraum Esbjerg), Platz drei knapp an das deutsche Team, aber auch nur dank einer irischstämmigen Expertin).

Langsam wird es über dem Wettkampfgelände hell. Wer noch kriechen kann, sucht sich einen Schlafplatz im Haus, im Zelt, im Wohnmobil oder auf einem Gartenmöbel. Das letzte, woran ich mich erinnern kann, waren Sonja und der Spanier auf einem Gartentisch. Der schweigsame Gast trug dabei nur noch seine Krawatte. Ich sag's ja: Manische Phase.

Never to old to rock'n'roll!

Wie sagte mir der Roadie (hiess der nun wirklich Toddy?):

If it is dry – smoke it.
If it is wet – drink it.
If it moves – fuck it.
If it doesn't move – just throw it on the truck.


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

17.06.2016 um 15:46
@slider
:)


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

17.06.2016 um 15:46
Meine auch nicht!

Habe alte Passfoto gesichtet,

grauenhaft, wir schauen aus wie eine schrecklich nette Familie und würden heute rein äusserlich entweder zu Hipster, oder Salafiten(/Bart) erklärt mit nichtintegrierbaren Kinder und furchtbar freien Ehefrau . !:D

nUNJA, wir schaffens auch, resp. habens geschgafft,
wenn auch nur knapp am Rand, so doch t.w. integriert und akzeptiert und angepasst.

Lieber zuviel Freiheit als zuwenig.
2718-grenaa-strand-2


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Meine Familie ist nicht wie die anderen Familien

17.06.2016 um 16:10
@Doors

Wo kann man sich denn mal für so ne "Gartenparty" eintragen? Und weiß man vorher, ob Birte auch kommt?


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