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Pornosucht

166 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Sex, Sexualität, Lust ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Pornosucht

12.03.2019 um 12:20
Zitat von neonbibleneonbible schrieb:die Smartphones tragen dazu eine Menge bei.
es gibt die Regel wer mehr als 8 std Games Spielt, der ist süchtich, aber gillt das nur dür games? was ist mit smartphone?

und man kan auch 8 std lernen und neben bei ein browser spiel spielen


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12.03.2019 um 12:22
Noch mal aus dem Keller geholt, sozusagen als Zusammenschnitt von "Best of Psycho":

Auch für die Psyche gilt: Wer sich gesund fühlt, ist nur nicht gründlich genug untersucht worden. In erster Linie ist der Psycho-Markt, wie jeder andere Teilbereich der Gesundheitsversorgung auch, ein Markt, der den Gesetzen eben dieses Marktes gehorcht: Neue Märkte erschliessen, Bedarfsweckung, PR, Profitmaximierung - um nur einige der Aspekte zu erwähnen. Da gilt es dann, neue Störungen zu "entdecken", sie im Rahmen von Auftragsforschung zu beschreiben, sie in Kriterien zu fassen, der Fachwelt in wissenschaftlichen Zeitschriften und dem künftigen Kunden in BILD & Co. nahezubringen, um anschliessend Handlungsbedarf bei Politik und Kassen anzumahnen. Stimmt die Bezahlung, dann wird munter darauf los diagnostiziert, publiziert und therapiert. Irgendwann ist dann das Marktsegment abgegrast und dann heisst es: Auf zu neuen Ufern - und der Kreislauf geht von vorne los.

Erinnert jemand das Krankheitsbild "Hysterie", "Klaviersucht" oder "Wandertrieb"? Was wurde eigentlich aus der guten alten "vegetativen Dystonie", dem "Gammler-Syndrom" oder den "multiplen Persönlichkeiten"? Wurden die umgeschult auf Borderliner, Messies, ADS und/oder ADHS? Machen die jetzt in Burnout oder, ganz neu, Posttraumatischem Stress-Syndrom? Ist ja auch völlig Banane, was in der Birne nicht richtig tickt. Hauptsache, es bringt GELD! Je besser ich diagnostizieren kann (positiv gesehen) oder je mehr Medikamente und Therapien ich vermarkten will (negativ gesehen), desto mehr psychische Erkrankungen will ich finden und finde ich auch.

Üblicherweise geht man davon aus, dass etwa jeder 10. Mensch behandlungsbedürftig psychisch krank ist. Daran hat sich im Laufe von etwa 100 Jahren Psychiatriegeschichte nichts geändert, sieht man mal von den politisch oder gesellschaftlich bedingten "Modediagnosen" ab. Es hängt ja auch in diesem Falle immer davon ab, was man davon machen kann, welches Kapital sich daraus schlagen lässt. Bevor es Ritalin auf dem Markt gab, war die Diagnose AHDS eine eher seltene. Bevor es jede Menge Geld für Beratungsstellen gab, waren Kindesmissbrauch, Gewalt in der Ehe, Suchterkrankungen zwar vorhanden, aber kein Thema. War früher jemand depressiv, so hieß es "reiß' dich zusammen und geh' arbeiten", bis man feststellte, dass der Kranke nur deshalb nicht aufstand, weil er sich schon mit 'ner Handvoll Pillen ins Jenseits gekickt hatte. War früher jemand suchtkrank, dann galt er als willensschwach und asozial und fertig, maximal Arbeitslager statt Therapiekette.

Dies soll nicht heissen, dass ich diese früheren "Behandlungsweisen" gut heisse. Mitnichten. Es ist halt nur immer so, dass in dem Moment, in dem ein Thema, und sei es noch so marginal, von den Medien aus wirtschaftlichen Interessen hochgepusht und von der Bevölkerung aus voyeuristischer Lust hochgehalten wird, dieses als "irre wichtiges Riesenproblem" angesehen wird, bis es dann wieder in der Versenkung verschwindet, weil eine neue Psycho-Sau durchs Dorf getrieben wird. Wer spricht denn heute noch von weiblicher Hysterie durch zu wenig Sex, von dämonischer Besessenheit, von Klaviersucht, multiplen Persönlichkeiten, Schützengrabenkoller, Poriomanie etc. Alles zu ihren jeweiligen "Hochzeiten" Top-Themen in der Psychiatrie.

Und noch 'ne Wiederholung (ist ja wie im Fernsehen hier!):

Dass nun "der Fortschritt", der böse, schuld sei an psychischen Leiden, wäre ein These. Waren die Menschen früher geistig gesünder? Die Geschichte der Medizin kennt aus früheren Zeiten andere psychische Probleme, die heute nahezu ausgestorben oder aber auch erschreckend modern erscheinen, von der dämonischen Bessesenheit, religiösen Wahnvorstellungen, Essstörungen und Hysterie bis hin zu so seltsamen Dingen wie Klaviersucht, Roman- oder Fahrradsucht.

Depressionen, Angstneurosen und Suchtverhalten sind aus vergangenen Jahrhunderten, fast Jahrtausenden, immer wieder in Dokumenten erwähnt worden, sind also nicht neu und durch den Zeitgeist bedingt. Neu ist vielleicht nur, dass Angehörige der Mittelschicht in westlichen Dienstleistungsnationen mehr Zeit haben und weniger materielle existentielle Sorgen. Sie können ihre individuellen Wehwehchen individell analysieren, wenn nicht anders, dann mit Hilfe meterweiser Ratgeber-Regale in der Buchhandlung, vulgärpsychologischer Abhandlungen in der "Bäckerblume" oder Foren wie diesen.

Wo ein Bedarf zu sein scheint, wächst auch das "rettende" Angebot derer, die damit Geld verdienen wollen, was im entwickelten Kapitalismus natürlich auch ganz legitim ist. Ging man früher zum Schamanen oder zur Weisen Frau, so geht man heute eben zum Psychotherapeuten, zur Selbsthilfegruppe oder eben wieder zum Schamanen, um sich mit allerlei modischen Therapieformen (Nonverbale Gesprächstherapie) wieder ins seelische Gleichgewicht rücken zu lassen. Früher ging man halt zum Pfarrer und betete 'ne Runde oder wurde von ihm auf den Scheiterhaufen gestellt. Dann war alles wieder gut. Heute zahlt die Krankenversicherung.

Was die psychischen Erkrankungen angeht, so muss ich allerdings aus Sicht eines Menschen, der sich beruflich Jahrzehnte lang mit der publizistischen Vermarktung wissenschaftlicher Erkenntnisse beschäftigt hat, hinzufügen: Psychotherapie ist ein boomender Markt, neben kosmetischer Chirurgie der einzige Bereich, in dem sich noch grosses Umsatzpotenzial bietet. Psychische Gesundheit bzw. Krankheit unterliegt diagnostischen Möglichkeiten und vor allem den Gesetzen des Marktes, ist somit auch durchaus "Modewellen" unterworfen.

Spricht heute etwa noch jemand von dämonischer Besessenheit, Veitstanz, Hysterie, Klaviersucht, Wandertrieb, multipler Persönlichkeit. Wohl kaum. Der Psychomarkt hat eben seine eigenen Gesetze. Dafür hat, wer früher niedergeschlagen war, ein Burnout-Syndrom, möglicherweise Depressionen oder ist gar Borderliner. Wer schlampig ist, wird flugs zum Messie, und wenn ein Kind sich bewegt, hat es mindestens ADHS. Bewegt es sich nicht, läuft es später Amok. Und für das alles hat der Onkel Doktor ein paar Pillen, die die boomende Pharma-Branche ihm mit Schmiergeld in die Tasche steckt, und an jeder Strassenecke lauert ein sonst arbeitsloser Psychologe und flüstert: "Pssst, Du wolle Therapie mache?" Nun gut. Die Leute wollen auch leben. Schliesslich können sie nicht alle Pizza ausfahren. Was glaubt Ihr denn, warum die Zahl der Ritalin-Verordnungen in den letzten 5 Jahren so sprunghaft zugenommen hat? Meint jemand, das liegt allein daran, dass immer mehr Kinder so genannten "körperlichen Nachteile" haben?

In der Tat unterliegen medizinische Diagnosen bestimmten "Modetrends", das weiss jeder, der sich mal mit Medizingeschichte befasst hat. Wo sind sie hin, die einstmals "wissenschaftlich gesicherten Krankheitsbilder" der dämonischen Besessenheit, der Opfer des Bösen Blicks,der weiblichen Hysterie, gegen die Klitorismassage half, die grassierende Klaviersucht, die Impotenz durch Blue-Jeans, die Phosphat-Kinder, die multiple Persönlichkeit...? Auch und gerade in der Wissenschaft gibt es diese Modetrends - was keinesfalls heisst, dass es bestimmte Krankheitsbilder nicht gibt. Aber in dieser kurzfristig auftretenden Häufung des genretypischen "immer mehr, immer schneller, immer jünger, immer schlimmer"? Sonst glaubt doch hier jeder an alle möglichen und unmöglichen Weltverschwörungen - wie wäre es denn mal mit einer der Pharma-Branche? So, das sollte erst mal als persönliches langes Kurzstatement reichen. :D

(Wiederholungen können als Déjà-vu diagnostiziert werden, liebe LeserInnen.)


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12.03.2019 um 12:22
Zitat von ErwinK.ErwinK. schrieb:Ich finde das (laissez faire-)Niveau hier grad ziemlich erschreckend...nach dem Motto 'soll doch jeder machen wie er lustig ist'.
Genau das ist aber richtig. Solange es niemandem (übermäßig) schadet, ist erst mal alles erlaubt.

Kann "Pornos gucken" süchtig machen? Ja. So wie Zucker, Sport, Spiel, Alkohol, menschliche Nähe oder Ferne, Sammeln von Dingen etc. grundsätzlich im Sinne der Definition süchtig machen kann.
Aber da liegt das Problem nicht an der Grundtätigkeit, sondern an deren Stellenwert im Empfinden. Wenn jemand nach etwas süchtig ist, dann muss dieses Problem angegangen werden. Aber nur im Extremfall dadurch, dass die Grundlage dieses Problems verboten wird.


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12.03.2019 um 12:22
@CriticalRush

Weiß nicht, "Handysucht" als Krankheit ist laut Wiki noch nicht endgültig erforscht und daher gibts wohl auch noch keine genauen Definitionen. Aber wir sind hier damit sowieso Off-Topic, eigentlich gehts ja um Pornosucht.


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12.03.2019 um 12:25
Zitat von neonbibleneonbible schrieb:Aber wir sind hier damit sowieso Off-Topic
jo stimmt


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12.03.2019 um 12:29
@ErwinK.
Stimmt, ich ergehe mich nicht in Differenzierungen.. Ist mir zu mühsam, jeden Fall auszuklammüsern. Nennt mich Einfach. Aber man kann sich auch hinter der Komplexität verstecken.

Natürlich gibt es Verhalten, welches nicht gesund ist. Siehe @gastric 's Beispiel. Aber das ist noch lange kein Grund "Den Deutschen" eine Pornosucht zu Attestieren.

Ich Schau regelmäßig und viel. Nach Meinung einiger Experten bin ich wohl süchtig oder hab durch mein Verhalten sogar schon körperliche Schäden davon getragen. Ich find den Umgang und die Berichterstattung, in diesem Kontext, sehr absurd.
Zitat von ErwinK.ErwinK. schrieb:Weißtwieischmein
Aha, ... nein.


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12.03.2019 um 12:29
Ich hab neulich nachts den Verkäufer in einem so genannten "Spätkauf", in dem ich öfter mal was kaufe, gefragt, was er in seinen Schichten (er arbeitet nur nachts) machen würde, wenn er kein Smartphone besitzen würde oder in dem Laden keins benutzen dürfte.
Seine Antwort: "Was meinst du? Wie soll das gehen?"
Ich: "Na, eine Nachtschicht ohne Smartphone...ohne Internet?"
Er (nach längerem Nachdenken): "Ich weiß nicht, ich kann mir das nicht vorstellen." (längere Pause) "Ich glaub, ich würde verrückt werden!"


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12.03.2019 um 12:30
@ErwinK.

Mein Sohn fragte mich mal: "Wie seid ihr eigentlich früher ohne Computer ins Internet gekommen?"


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12.03.2019 um 12:34
Zitat von NegevNegev schrieb:Ich Schau regelmäßig und viel. Nach Meinung einiger Experten bin ich wohl süchtig oder hab durch mein Verhalten sogar schon körperliche Schäden davon getragen.
Hast du zwanghaftes verlangen zu schauen? Willst du durch das schauen eine empfindung erzwingen bzw missempfindungen lindern? Verwechselst du gerade (ungesunden/übermäßigen) konsum mit sucht?


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12.03.2019 um 12:36
Zitat von NegevNegev schrieb:oder hab durch mein Verhalten sogar schon körperliche Schäden davon getragen
Details? Wir sind ja unter uns ... :D
Zitat von ErwinK.ErwinK. schrieb:Ich hab neulich nachts den Verkäufer in einem so genannten "Spätkauf", in dem ich öfter mal was kaufe, gefragt, was er in seinen Schichten
Das ist nun wenig verwunderlich. Es fällt uns allgemein schwer, Dinge, die für uns normal sind, aus unserem Leben wegzudenken.

Vor einigen Jahren wäre es eben irgendwelche Literatur gewesen, mit der sich jemand in so einer Situation die Langeweile vertreibt. Und unter "Literatur" ist nun nicht zwingend Goethe, Kant oder Nietzsche zu verstehen, bevor hier irgendwelche Missverständnisse á la "früher haben sich die Leute noch intellektuell anspruchsvoll unterhalten" aufkommen.


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12.03.2019 um 12:37
@Negev
Der letzte Absatz deines Posts wirft Fragen auf!
Es gibt also Fachleute, die dir bereits eine Sucht bzw. körperliche Schäden diagnostiziert haben??
Aber du siehst überhaupt kein Problem und hälst das Thema generell für aufgebauscht?
Bitte um Erklärung...


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12.03.2019 um 12:37
Zitat von ErwinK.ErwinK. schrieb:Er (nach längerem Nachdenken): "Ich weiß nicht, ich kann mir das nicht vorstellen." (längere Pause) "Ich glaub, ich würde verrückt werden!"
"Früher" hätte man sich wohl eine Lektüre geschnappt. Musik gehört oder sonst was gemacht...
Diese Antwort lässt nicht unmittelbar auf eine Sucht schließen. Höchstens auf wenig Phantasie zum Zeitpunkt der Frage.


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12.03.2019 um 12:39
Zitat von NegevNegev schrieb:hab durch mein Verhalten sogar schon körperliche Schäden davon getragen.
Tennisarm? Penisbruch? Handgelenk verstaucht?


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12.03.2019 um 12:40
@Doors
Zitat von kleinundgrünkleinundgrün schrieb:Details? Wir sind ja unter uns ... :D
Keine Ahnung. Das Internet spuckt zum Thema verstörendes aus 😁

Aber das "Erblinden" ist wohl der Klassiker! 😉


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12.03.2019 um 12:42
@kleinundgrün
Ich finde die Reaktion des Verkäufers schon bedenkenswert! Vor allem, weil mir seine Reaktion zeigte, dass er absolut keine Idee hatte, wie er eine Nachtschicht OHNE Smartphone bewältigen könnte. Ich sah ihm förmlich an, dass dieses Szenario sehr bedrohlich auf ihn wirkte.


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12.03.2019 um 12:45
@Negev
Nicht nur das Internet, sondern vor allem DU spuckst "zum Thema" Verstörendes aus!
Und ich denke, das ist dir auch klar.


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12.03.2019 um 12:45
Das sollte eingentlich Allgemeinbildung sein, aber die Folgen übermäßigen Pornokonsums sind wissenschaftlich gut erforscht:

Behaarte Handflächen und Rückenmarksschwund.

@Negev

Erblinden? Das wäre mir neu. Aber vielleicht versucht das Gehirn auf diese Weise das Herz zu schützen.


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