Problem Antibiotika-Resistenzen - Der Weg in die Ausweglosigkeit?
04.10.2016 um 00:08Anzeige
emanon schrieb:Mit dem Hintergrundwissen kann jetzt auch jeder deine Frage beantworten.Klar kann jeder meine Frage beantworten. Da muss auch nicht großartig viel Hintergrundwissen dahinterstecken. Meine Frage bezog sich nämlich auf meine Situation, von daher wäre jede subjektive oder selbst erlebte Erfahrung als Antwort zulässig und hilfreich.
Redox schrieb:Zufall?Ja. Zufall.
knopper schrieb:nun ja.... selbst sowas wie die Pest konnten manche aussitzen.Stimmt. Die meisten sind aber gestorben. Für die ist es dann eher blöd.
Kephalopyr schrieb:Sie erwähnte, es sei aktuell im Gespräch unter Ärzten, dass Antibiotika bei vielen Erkrankungen nicht mehr genutzt werden, so auch Streptokokken, weil man festgestellt habe, dass dies gar nicht mehr zwingend notwendig sei und man die Erkrankung ohne bekämpfen wolle.OK, war mir nicht bekannt.
Bisher sind weltweit keine Resistenzen von S. pyogenes gegen β-Laktame bekannt. Therapie der Wahl bei Rachen- und Hautinfektionen mit S. pyogenes ist daher die 10-tägige Gabe von Penicillin bzw. Amoxicillin oder Ampicillin (oral oder parenteral). Einige Veröffentlichungen empfehlen kürzere Therapiedauern. Ein auf 5 Tage verkürztes Regime mit oralen Cephalosporinen ist für Kinder gleichwertig.https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Merkblaetter/Ratgeber_Streptococcus_pyogenes.html#:~:text=Therapie%20der%20Wahl%20bei%20Rachen,Einige%20Ver%C3%B6ffentlichungen%20empfehlen%20k%C3%BCrzere%20Therapiedauern.
Bei Penicillin-Allergie zeigt die orale Therapie mit Erythromycin oder anderen Makroliden für eine Dauer von 5 bis 10 Tagen ähnlich gute Ergebnisse. Allerdings liegen die Resistenzraten für Makrolide regional unterschiedlich zwischen 10 und mehr als 30%, so dass eine Resistenztestung optimalerweise vor der Gabe dieser Antibiotika dringend indiziert ist.
Kephalopyr schrieb:Neulich unterhielt ich mich mit meiner Hausärztin über meine mit Penicillin behandelte Streptokokkeninfektion(Angina).Suche doch nochmal das Gespräch mit deiner Hausärztin. Sie wird am besten wissen wann und warum es nötig ist Antibiotika zu verschreiben und wann nicht.
Kephalopyr schrieb:So kann ich es leider nur wiedergeben und bin etwas erschrocken darüber. Weiß Jemand vielleicht mehr dazu, oder hat irgendeine Quelle, dass dies vielleicht irgendwo nachlesbar ist?Ja, sofort was dazu in Google gefunden.
Fällt der Streptokokken-Schnelltest positiv aus, stellt sich die Frage, ob Sie ein Antibiotikum verordnen. Jahrzehntelang wurde die antibakterielle Therapie zur Prophylaxe des akuten rheumatischen Fiebers (ARF) propagiert. Doch diese Einschätzung hat sich geändert: Seit einigen Jahren sehen die europäischen Leitlinien in dem Schutz vor dieser Autoimmunkomplikation keine Indikation mehr für die Antibiose. Der Grund für diesen Sinneswandel: Das rheumatische Fieber ist in den westlichen Ländern im 20. Jahrhundert praktisch verschwunden – trotz gleichbleibender Inzidenz der Streptokokken-Angina. Das minimale Restrisiko für ARF lässt sich auch durch Antibiotika nicht weiter senken, betonen die Autoren. Es liegt ungefähr auf gleichem Niveau wie das für eine schwere Anaphylaxie nach Penicillingabe. Also wird im Allgemeinen von einer ARF-Prophylaxe abgeraten. Es gibt jedoch Ausnahmen. So sollten Patienten mit erhöhtem Risiko, z.B. aufgrund eines ARF in der persönlichen Anamnese, weiterhin Penicillin bzw. Amoxicillin erhalten.Quelle: https://www.medical-tribune.de/medizin-und-forschung/artikel/streptokokken-antibiotika-sind-bei-angina-fast-immer-sinnlos
emanon schrieb:OK, war mir nicht bekannt.Bist Du Arzt? :ask: :o:
emanon schrieb:Wäre interessant zu erfahren welche Therapie genau die Dame für angezeigt hält.Hmm, sie sprach von Behandlung der Symptomatik und dass Antibiotika bestimmte Zusatzinfektionen durch Streptokokken ja sowieso nicht verhindern würden, aber ich muss ehrlich sagen, dass mir das Ganze doch recht unsicher vorkommt, denn damals hatte ich schon ne Streptokokkeninfektion, bei der sie den Verdacht hatten, dass diese schon aufs Herz gegangen sein könnte, weil sie asymptomatisch war. Ich bekam sofort Amoxicillin und das Ganze verschwand dann auch. Damals(2018) hieß es auch, das AB würde schlimmeres verhindern.
Teegarden schrieb:Suche doch nochmal das Gespräch mit deiner Hausärztin. Sie wird am besten wissen wann und warum es nötig ist Antibiotika zu verschreiben und wann nicht.Sie sagte es ja zu dem Zeitpunkt schon, aber ich bin ehrlich gesagt doch recht erschrocken darüber, generell über diesen Gedanken, ob Antibiotika noch sinnvoll sind bei einigen Entzündungen.
Teegarden schrieb:Eine ärztliche Untersuchung mit Diagnose sollte also natürlich immer stattfinden. Fragen am besten deine Ärztin, du kannst ja auch einfach ein Beratungsgespräch ausmachen.Du, ich bin gesund, bzw. kam das Gespräch ja nur zustande, als ich vor kurzem zur Nachkontrolle bei ihr war. Das Krankenhaus bei mir verschrieb mir Penicillin aufgrund einer durch Streptokokken verursachten Angina. Ich bin dann am Tag der letzten Einnahme zur Nachkontrolle zu meiner Hausärztin, mit welcher ich dann ins Gespräch kam zu diesem Thema. :)
Kephalopyr schrieb:Aus meiner Sicht ist es in jedem Fall sinnvoll Streptokokken mit AB zu behandeln.Ne, echt nicht. Streptokokken kommen natürlicher Weise auf Schleimhäuten vor, die muss man nicht in jedem Fall bekämpfen. Nur in wenigen Ausnahmen wo bestimmte Streptokokken (pyog.) krank macht das Sinn.
Kephalopyr schrieb:Erst und NUR durch das Antibiotikum gingen die Halsschmerzen und Schluckbeschwerden/Einschränkungen weg. Wie soll man sowas bitte ohne AB aussitzen, wenn es sich um aggressive Bakterien handelt?Tja, ging vor der Erfindung des Penicillins ja auch. Und die Leute sind nicht reihenweise an Angina gestorben ;)
Kephalopyr schrieb:Bist Du Arzt? :ask:Ich bin Zahnarzt und deshalb nicht so firm, was aktuelle Behandlungsmethoden von Krankheiten angeht, die nicht in mein Behandlungsspektrum gehören. Aber selbst das RKI rät noch zur AB-Therapie.