@FF FF schrieb:Ich frage mich nun, wie so ein Fall in einer Patientenstudie bewertet würde, wie die Ärztin den Fall darstellen würde, und welche Erkenntnisse sich daraus gewinnen ließen ... b.z.w. wie interpretationsfähig die Erkenntnisse wären.
Ich habe hier einen Punkt nicht ganz verstanden.
Deine Tante verabreichte sich Mistelspritzen und die Spritzen selbst, also die Injektion war für sie problematisch, die (Neben-)Wirkungen des Mittels nicht. War das so?
Interpretiert hast du es ja selbst, du führst den Effekt einer Besserung auf andere Faktoren zurück.
FF schrieb:Es hat aber meine damalige Vorstellung von Homöopathie als "sanfter" Medizin nachhaltig erschüttert, ebenso wie spätere Erlebnisse mit Kindern, bei jedem quersitzenden Pups und jeder emotionalen Erschütterung (Wut, Traurigkeit etc) sofort Globuli verabreicht bekamen.
Ich denke, dass die Zu- oder Abneigung zu bestimmten Verfahren, Krankenhäusern, Ärzten sehr stark von subjektiven Faktoren abhängt.
Es gibt da zwar immer wieder sogenannte unabhängige Tests, aber man darf zweifeln, dass die tatsächlich immer unabhängig sind.
Mein Dilemma ist nun, dass ich diesen übermäßigen Zweifel gar nicht sonderlich gut finde, da ich glaube, dass der Glaube an ein Verfahren (welches es auch sei) einen sehr stark positiven Effekt hat. Ob das Homöopathie ist oder Prof. Brinkmann, das neueste Medikament von der Forschungsfront oder das gute alte, bewährte Hausmittel, ich würde versuchen den maximalen Placeboeffekt mit dem aktuellen therapeutischen Goldstandard zu verbinden.
Die Homöpathie sehe ich da als einen weitgehend harmlosen Teilbereich eines viel umfassenderen Konzeptes an, dass es auch bei den Homöopathen Extremisten gibt, will ich gerne glauben, die Extremisten unter den Kritikern erleben wir ja hier live und in Farbe.
Meine persönlichen Erfahrungen mit der Homöopathie sind, wie nicht anders zu erwarten, tendenziell positiv, was für mich relevant ist, ist die solide Wirkung, d.h. nicht einige weniger Wunder, sondern eine Zuverlässigkeit in der Breite.
Aber das erlebt eben jeder individuell anders.
FF schrieb:Für mich ist das Verabreichen von Medikamenten (oder Placebos) ohne Not und Sinn auch ein Gewöhnen an Medikamentenmissbrauch.
Natürlich, ich würde jede Art der Therapie nur bei begründeter Indikation ausführen, aber ich sehe Homöopathie nicht als Placebo und würde folglich auch hier gründlich nach dem Simile suchen (lassen).
FF schrieb:Alleine die Verabreichung eines Mittels kann einerseits positive Placebowirkungen haben, andererseits aber eben Stress auslösen ("Ich muss Medizin nehmen") und auf die Dauer in eine psychische Abhängigkeit führen - im schlimmsten Fall sogar in den Drogenmißbrauch, wenn man sich früh daran gewöhnt, seine psychischen Zustände durch Einnahme von Medikamenten zu steuern.
Also die Gefahr, durch H. in die Heroin- oder Valiumsucht zu rutschen halte ich für eher gering, zumal die Anhänger der H. tendenziell ja kritisch gegenüber allzu leichtfertigem Medikamentenmissbrauch sind.
FF schrieb:Ähm ... wie kann das bei Placebowirkungen sein?
Für mich ist H. kein Placebo, aber dennoch ist es so, dass auch bei reinen Placebostudien massive Nebenwirkungen auftreten. Das ist tatsächlich der Fall.
Umgekehrt gibt es Berichte von Menschen, die sich schon sehr viel besser fühlen, nachdem sie geröngt wurden.
FF schrieb:Nach wie vor bin ich allerdings der Meinung, dass die Placebowirkung in vielen Fällen zumindest einen Versuch wert ist. Die alten Omas im Dorf wären vermutlich mit regelmäßiger ärztlicher Zuwendung und Globuli auf lange Sicht besser zurecht gekommen als mit der Psychopharmaka-Sucht.
Diese Sicht kann ich verstehen und ich kann sie unterstützen (allerdings ist sie medizinethisch umstritten).
Meine Oma litt unter Angina Pectoris Anfällen und wenn nichts anderes half, half ihr immer ihr Nitrospray, was sie selten beutzte. Nitro hat allerdings die Angewohnheit relativ schnell zu zerfallen. Das Spray, was meiner Oma immer vorzüglich half, war, wie wir nach ihrem Tod feststellten, seit 8 Jahren abgelaufen.