maad_Heidelber schrieb: Ich bin davon schon so betroffen- die Eltern lesen das doch alles in der Presse mit oder hören es.
Wenn man ehrlich ist - jeder von uns hätte die McCanns sein können - man kann ein Kind praktisch nicht in absoluter Sicherheit aufziehen. Mir (drei Kinder) fallen spontan für jedes Kind Szenen ein, die einfach auch hätten sehr ungut ausgehen können, wo wir einfach totales Glück hatten, dass es gut ausging. Hätten die McCanns an diesem Abend (und an den Abenden davor) die 40€ in den Babysitter investiert, würde sie heute niemand kennen. Natürlich hatten sie extremes Pech, dass ausgerechnet sie in eine derart dumme Konstellation gerieten, aber das ist praktisch der wahrgewordene Elternalbtraum - man schätzt irgendetwas falsch ein und es hat Auswirkungen auf das gesamte restliche Leben.
maad_Heidelber schrieb: Die Eltern erleben seit 13 Jahren schon den Horror und nun steht vielleicht ein Pädokrimineller Ring im Fokus. Ich stelle es mir furchtbar vor gepaart mit unendlich vielen Selbstvorwürfen.
Und das ist nicht das erste Mal das sie das ertragen müssen. Wie kann man das ertragen?
Vermutlich nur sehr schwer. Ihr Leben ist ja nicht mehr so, wie es war, jeder kennt sie. Mir tun die Eltern unendlich Leid. Da die Entführung ja leicht zu verhindern gewesen wäre, muss es absoluter Horror sein.
Lexter schrieb: Schon richtig, aber niemand interessiert sich für einen abgedeckten Brunnen, 15 km weiter weg. Abdeckung weg, Leichnam rein, Abdeckung drauf. Es ist doch völlig unnötig, Angst zu haben, dass da jemand suchen würde - kein Hund schlägt an, wenn ich einen eingewickelten Leichnam in einen 50 Meter tiefen Brunnenschacht werfe, in dem vielleicht sogar noch Grundpegel ist.
Jain. Du hast dann eben doch noch Beweise (im Brunnen) und kannst nicht davon ausgehen, dass sich nicht doch jemand beobachtete, dass es nicht doch mal eine Probebohrung gibt, weil jemand den Brunnen wieder in Betrieb nehmen will ...
Lexter schrieb:Ich denke, dass ihre zwei Kinder ihnen den nötigen Halt und Lebensmut geben. Ich muss dir ganz ehrlich sagen: Ich würde einen solchen Verlust, ein solches Schicksal, eine solche Tragödie nur sehr schwer bis gar nicht verarbeiten. Und wenn ich den Täter kennen würde, dann würde ich mein gesamtes Leben nur noch darauf programmieren, diesen Abschaum irgendwie zu beseitigen und persönliche Rache zu üben.
Schwer zu sagen, was man tun würde. Es war eben eine entglittene Alltagssituation. Man traf eine Entscheidung und ahnte nicht, dass diese so derart weitreichende Folgen haben würden - und das könnte jedem von uns passieren. Immer. Natürlich hätte man an dem Abend konkret die Tat verhindern können - dann wäre eben ein anderes Kind in einer anderen Alltagssituation verschwunden. Und irgendwann muss man seine Kinder loslassen.
Karlssohn schrieb: Die Sicht dieser Pädo-Kriminellen auf Menschen und Kinder ist ja offenbar völlig entgleist. Wenn man liest, "er wolle sich was junges besorgen und dann tagelang missbrauchen" zeigt das doch eine Sicht, dass ein solches Kind für so einen Typen nichts weiter ist als ein Gebrauchsobjekt.
Anders würde er es vermutlich auch gar nicht aushalten. Krass finde ich ja auch - der Täter war die gesamten Jahre mit dem Leid der McCanns konfrontiert. Sie waren ja so außergewöhnlich medienpräsent und der Fall machte so viele Schlagzeilen, dass auch Menschen, die sich gar nicht mit solchen Themengebieten befassen, wissen, wer die McCanns sind. Es erinnert schon fast ein wenig an Ian Brady, der sich -scheinbar- einen Spaß daraus machte, die Mutter seines Opfers Keith zusätzlich zu quälen und sich an dem Leid zu ergötzen.
Karlssohn schrieb: Ich glaube nicht, dass sich für solche Täter diese verrohte Sicht irgendwann noch im Leben ändern kann. Eventuell ist der TV ja im Kinderheim und im Gefängnis verdorben worden - dass man ihn "Tablettenfrei" resozialisieren kann, scheint mir ausgeschlossen.
Es wäre ein riesiges Risiko für die Gesellschaft und es ist eben eine gesellschaftliche Frage, ob man das Risiko eingehen kann und will. Glücklicherweise kommen solche Täter ja sehr selten vor - aber stellt man sich vor, dass es eine gewisse Rückfallquote gibt (und die gibt es mit Sicherheit) würden eben wieder die Schwächsten der Gesellschaft für die Entscheidung bezahlen, wenn sie zum Opfer werden - ein schlafendes Kindergartenkind, eine 72 Jährige, die im eigenen Schlafzimmer vergewaltigt wird.
Karlssohn schrieb: Ein Grundstückskauf geht nicht ohne Konto. Wenn jemand über das Internet oder andere Kanäle etwas verkauft, geht das eher auch mit Überweisungen. Ja, in den Urlaubsorten geht das mit Cash - sollen ja auch keine Steuern gezahlt werden - aber dass er ganz ohne Konto war, glaube ich eher nicht.
Die Frage ist ja auch, was das Grundstück in Deutschland gekostet hat. Wenn der Besitzer froh war, es los zu werden - da schaut man vielleicht nicht genau hin.
maad_Heidelber schrieb: Glaubst Du? Ich für meinen Teil würde eher in Selbstvorwürfen enden- warum habe ich die Krippe nicht benutzt - warum war ich in diesem dämlichen Urlaub- usw.
Ich war 1987/88/90/92/2002 in Portugal mit meinem mann und kleinen Tochter- was sich da für Abgründe aufgetan haben in der sogenannten Aussteigerszene.
Ich glaube nicht, dass sie frei von Selbstvorwürfen sind - Tatsache ist: hätten sie den Babysitterservice genutzt, wäre für sie die Geschichte vermutlich anders ausgegangen. Aber sie wussten es nicht - sie fühlten sich sicher in der Anlage, es hat einige Abende zuvor gut geklappt, sie wussten nicht, dass jemand auf sie aufmerksam geworden war, es gab keine vergleichbaren Fälle in der Gegend, die publik waren. Es gab für sie keinen Grund, das Risiko anders einzuschätzen. Vermutlich tat die Urlaubsstimmung und die Tatsache, dass ihre Freunde mit deren Kindern ja gleich verfuhren, noch ein Weiteres hinzu. Wenn man im Fall Inga schaut - da ist das Kind ja aus einer normalen Alltagssituation verschwunden.
Karlssohn schrieb: Bevor ich jemandem 10 Jahre meine Hütte vermiete möchte ich eigentlich wissen, mit wem ich es zu tun habe. Nun ist das seltsamer Weise auch ein Engländer und ein englisches Mädchen wurde offenbar ausgespäht und entführt.
Die Hütte wird nun nicht high end Touristenstandard gehabt haben - d.h. du bist in einem eher schwierigen Segement unterwegs - wenn du jemanden hast, der 10 Jahre lang die Miete pünktlich blecht, bist du vielleicht einfach auch froh.
MaryPoppins schrieb: Nichts ist grausamer, als wenn man nicht weiss, was mit seinem Kind passiert ist!
Die Grausamkeit ist dadurch noch gesteigert, dass die Eltern eine Handlungsalternative hatten und ihnen im Nachhinein klar wurde, dass das der tödliche Fehler war.