MYTHOS27 schrieb:Dann könnten doch auch diese "Stimmen" zu ihm gesagt haben, als der "Mirarbeiter" ins Arztzimmer kam; "Du musst fliehen, lauf weg...Der ist böse"
Halte ich auch für möglich. Solche Stimmen sind, sofern ich das verstanden habe, auch nicht kohärent oder irgendwie kausal nachzuzeichnen.
Der Bekannte mit einer später diagnostizierten paranoiden dissoziativen Störung, mit dem ich persönlich zu tun hatte, rief mich in der Phase, in der er zunehmend sonderbarer wurde, häufiger an. Anfangs wollte er Sachen von mir bestätigt oder widerlegt bekommen, die er offenbar nachts im Fernsehen gesehen hatte. Man merkte, rückblickend betrachtet, dass das Trennen von wichtigen und unwichtigen Informationen große Konflikte ihn ihm ausgelöst hat.
Dann rief er einmal morgens um 6 an und bat eindringlich und verstört um Hilfe. Ich informierte meinen Arbeitgeber und fuhr zur Wohnung meines Bekannten. Er stand am Fenster (Erdgeschoss) und beobachtete mich. Ich klingelte, er ließ mich aber nicht rein. Ich gestikulierte und redete durchs geschlossene Fenster mit ihm, aber er blieb stur. Ich ging mehrmals zum Auto und wieder zur Tür. Bis 9:45 Uhr, dann fuhr ich zur Arbeit.
3 Jahre später, auf Medikamente eingestellt und nach mehreren Klinikaufenthalten, gestand er mir auf Nachfrage, dass an jenem Tag die Stimmen ihm verboten hatten, mich in die Wohnung zu lassen.
Ein paar Tage nach der oben geschilderten Aktion konnte ich ganz normal mit ihm in der Stadt bummeln und Kaffee trinken gehen. Fragen zu der morgendlichen Aktion wehrte er da vehement ab. Es vergingen immer wieder ein paar Tage oder Wochen bis zur nächsten unerklärlichen und skurrilen Aktion. Einen Arzt lehnte er ab.
Zwangseingewiesen, wenn auch nur für ca. 1 1/2 Tage, wurde er erst Monate später, als er nachts umherstreifte und Ampeln demolierte (auf Befehl der Stimmen). Zum Glück begann damit aber eine art Behandlung und es gab eine Diagnose.
Warum erzähle ich das alles? Um zu verdeutlichen, dass es selbst nahestehenden Personen meist nicht möglich ist, einem entsprechend Erkrankten irgendwie zu helfen. Gerade wenn dessen Wesen sich schleichend und episodisch ins Irreale zurückzieht. Anfangs können das hier und da mal 5 Minuten sein, während welcher der Betroffene aufgrund seiner inneren Konflikte irgendwie entrückt wirkt.
Das Gehirn ist ein Organ, dessen Stoffwechsel und Reizweiterleitung gestört sein kann. Das Resultat kann sich Außenstehenden in absurdem Verhalten offenbaren. Viele Menschen halten leider auch heute noch psychische Erkrankungen für Hirngespinste, weil man sich ein Gehirn mit Fehlzündungen einfach nicht vorstellen kann oder will. Es sind aber ganz physikalische, reale Erkrankungen, wie ein Herzklappenfehler oder Rheuma. Sie können schleichend beginnen und schnell rapide werden, während das Umfeld noch besten Gewissens sagt: "Joa, der ist halt ein Bisschen zerstreut/gestresst/aufgeregt/übellaunig etc. in letzter Zeit."