Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere
17.05.2017 um 07:35
Was die Höhe der Strafen in den verschiedenen Ländern angeht, ist das eine endlose Diskussion. Was eher auffällt ist, dass es in Deutschland eine Diskrepanz gibt zwischen dem, was Politiker vorschlagen und umsetzen (relativ niedrige Strafen) und dem, was die Bevölkerung in der Regel erwartet (weitaus höhere Strafen). Das führt dann oft zu Frust und zu Vorwürfen gegenüber der "Kuscheljustiz" usw.
In den USA ist der Trend eher umgekehrt: hier sind viele Politiker fleissig und versuchen den Wunsch der Bevölkerung nach harten Strafen noch zu überbieten, im Sinne von "ich bin der härteste Kämpfer gegen den Verbrechenssumpf." Heraus kommen dann oft absurd hohe Strafen, die am Ende die Finanzpolitiker vor das Problem stellen, dass immer mehr Gefängnisse gebaut werden müssen.
Beides ist sicherlich nicht ideal, aber es ist natürlich schwierig, zu bestimmen, was eine "gerechte" Strafe ist.
Im Zusammenhang mit Kinderpornographie ist auffallend, dass es ein Massendelikt ist. Und das sollte zu denken geben. Sobald sich ein Täter halbwegs sicher fühlt, dass er im Netz unentdeckt bleibt, wird gewaltig konsumiert. Rouven hat zugegeben mehr als 9000 (!) brutale Kinderpornos besessen zu haben, nahezu alle mit über 5 Minuten Spieldauer. Das sind 750 Stunden Videos, also ein ganzer Monat, wenn man rund um die Uhr 24/7 Videos anschauen würde.
Er mag ein schwuler Magier sein, aber das Phänomen Kinderpornographie ist eines, das vor keiner Gesellschaftsschicht, keiner Bildungsschicht usw. Halt macht: jedes Jahr werden Ärzte, Juristen, Polizisten, Lehrer, Pfarrer, Professoren, Künstler, Fabrikarbeiter, Unternehmer, Erzieher, Strassenbahnfahrer, Bauarbeiter, Soldaten, Krankenpfleger usw usw erwischt. Konsumenten gibt es auf allen Kontinenten, in allen Ländern, usw.
Es ist so weit verbreitet, dass man m.E. auch nicht von einer "Krankheit" reden kann, die man wegtherapieren kann. Das wäre dann ja schon eine Epidemie.
Interessant ist, dass man in anderen Fällen, wo eine Straftat so eine Massenerscheinung ist, irgendwann in der Regel kapituliert und die Strafverfolgung abschafft: z.B. bei Ladendiebstahl, Schwarzfahren, aber auch vor allem Marihuana- und anderem Drogenmissbrauch immer wieder diskutiert und auch oft schon praktiziert. Im Bereich Kinderporno dagegen wird auf immer härtere Strafen gesetzt: im sogenannten "Drogenkrieg" hat das nicht funktioniert.
Gleichzeitig wird auf immer ausuferndere Überwachung gesetzt: mit immer neuerer Technik soll der Strafverfolgung geholfen werden, in den USA werden die Internetanbieter immer mehr daran beteiligt, ihre Kunden zu überwachen und zu melden, wenn diese irgendwelche verdächtigen Fotos oder Filme anschauen oder herunterladen. Was in anderen Zusammenhängen einen Riesenaufschrei verursachen würde, von wegen Privatsphäre usw., gilt im Kampf gegen Kinderpornos als akzeptabel und sogar wünschenswert.
Das macht das Thema zu einem interessanten aber bisher ungelösten Problem. Rouven ist da nur eine tragische Figur in einem grossen Zusammenhang.
Wie gesagt, ich stelle das nur fest. Ich habe auch keine Ahnung, wie man das Problem besser beherrschen könnte. Ich weiss auch nicht, ob nun 20 Jahre Haft besser oder schlechter sind als 5 Jahre. Ich habe nur die Befürchtung, dass es den KP Markt nicht im geringsten beeindruckt oder auch nur interessiert, was mit Rouven passiert.