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Der Fall Oury Jalloh

528 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Ungeklärt, Verbrannt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Oury Jalloh

06.12.2017 um 23:13
"Oury Jalloh war ein in Deutschland geduldeter Sierra Leoner, dessen Asylantrag abgelehnt worden war. Er lebte seit vier Jahren in Deutschland und hatte mit einer Deutschen ein gemeinsames Kind, das die Mutter zur Adoption freigab."

Er vebrannte am 7. Januar 2005 in einer Polizeizelle in Dessau.


"Laut Polizeiangaben alkoholisiert und unter dem Einfluss von Kokain stehend, wurde Jalloh bei einer Personenkontrolle in Gewahrsam genommen, nachdem er mit anderen Afrikanern zusammen mehrere Frauen belästigt haben soll. Jalloh soll nach einem polizeilichen Gutachten mehr als zwei Promille Alkohol und Spuren von Cannabis und Kokain im Blut gehabt haben.

Jalloh soll sich geweigert haben, seine Ausweispapiere vorzuzeigen. Gewaltsam wurde er dann in den Polizeiwagen gebracht. Dagegen habe er Widerstand geleistet. Daraufhin wurden ihm Hand- und Fußfesseln angelegt. Der Gefesselte verbrachte zweieinhalb Stunden in einer Zelle unter Kontrolle der Beamten. Laut Aussage der Polizei soll alle 30 Minuten ein Beamter vorbeigekommen sein, ein Dienststellenleiter soll die Gegensprechanlage kontrolliert haben. Die letzte Überprüfung der gefliesten Zelle sei etwa zehn Minuten vor Ausbruch des Feuers erfolgt. Danach sei es dem Gefesselten gelungen, aus seiner Tasche ein Feuerzeug zu nehmen und seine Kleidung oder die Matratze (deren feuerhemmender Überzug durch ihn beschädigt worden sei) zu entzünden. Nachdem die Matratze in Flammen aufgegangen war, verstarb der Gefangene an seinen Verbrennungen.


Gegen den Dienstgruppenleiter lief seit dem 6. Mai 2005 ein Verfahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge, weil dieser den Feueralarm mehrfach abgeschaltet habe, obwohl durch die Sprechanlage Schreie von Jalloh zu vernehmen gewesen seien.


Die Brandmeldeanlage sei nach den Angaben einer Polizistin, die sich zum Tatzeitpunkt im Zimmer des Dienstgruppenleiters befunden habe, am 14. September 2004 repariert worden und seitdem fehlerfrei gelaufen. Die Polizistin widerrief diese Aussage jedoch später.

Die von der Rechtsanwältin der Nebenklage beantragte Röntgenuntersuchung lehnte die Staatsanwaltschaft ab. Nach Rücksprache mit dem rechtsmedizinischen Institut bestand kein Anlass für weitere Untersuchungen. Unklar ist auch nach Aussagen der Anwältin die Herkunft des Feuerzeugs. Die Asservatenliste vom 10. Januar 2005 führt das Utensil nicht auf, sondern erst die Liste vom 11. Januar 2005.


Eine zweite Obduktion ergab einen Bruch des Nasenbeins und verletzte Trommelfelle. Zum Zeitpunkt dieser Obduktion war jedoch aufgrund der Brandverletzungen sowie wegen der möglichen Einwirkung von Artefakten der ersten Untersuchung keine Aussage zum genauen Todeszeitpunkt oder einer eventuellen Verletzung innerer Organe mehr möglich. Nach Veröffentlichung der Ergebnisse in den Medien gaben Innenministerium und Generalstaatsanwaltschaft an, die Unterlagen nicht zu kennen."


Quelle: Wikipedia.


Von heute:


"Im Fall des Asylbewerbers Oury Jalloh, der vor 13 Jahren in einer Dessauer Polizeizelle ums Leben gekommen ist, gibt es eine spektakuläre Wende, berichtet die Mitteldeutsche Zeitung.

So hat der Leitende Dessauer Oberstaatsanwalt Folker Bittmann in einem Vermerk vom 4. April 2017 nicht nur die Unfall-These verworfen, nach der sich Jalloh im Alkoholrausch selbst verbrannt hat. Er entwirft in dem Vermerk auch ein Mordszenario, wonach Beamte den Häftling angezündet haben könnten, um seine Verletzungen zu vertuschen und Ermittlungen zu zwei früheren Todesfällen im Umfeld der Dessauer Polizei zu verhindern."

Quelle:


https://www.mz-web.de/dessau-rosslau/fall-oury-jalloh-wollten-dessauer-polizisten-weitere-todesfaelle-vertuschen--29252922 (Archiv-Version vom 07.12.2017)


Weitere Quelle:


http://www.focus.de/politik/deutschland/tod-des-asylbewerbers-oury-jalloh-leitender-oberstaatsanwalt-geht-von-vertuschungstat-durch-polizisten-aus_id_7948122.html


Anmerkung: Auch der Tatort "Verbrannt" wurde von diesen Geschehnissen inspiriert.


Able_Archer.

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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 00:08
Vielen Dank @Able_Archer für die Erstellung dieses Threads. Ich habe mich tatsächlich gewundert, dass es bis dato keinen entsprechenden in der Krimirubrik gab, habe mich aber aufgrund der zahllosen Informationen, die es zu diesem Fall gibt und weil ich mich nicht in der Lage fühlte, dieses Thema neutral aufzubereiten, dagegen entschieden, selbst einen ins Leben zu rufen.

So froh ich bin, dass dieser Fall endlich, endlich, endlich das nötige Echo hervorrufen kann, finde ich kaum Worte für das, was diesbezüglich in den vergangenen zwölf Jahren passiert ist. Skandalös ist noch tiefgestapelt, wenn man sich das Verhalten der zuständigen Instanzen und natürlich der (auch in weiteren irritierenden Todesfällen in Erscheinung tretenden) Polizisten bewusst macht. Die ganze Angelegenheit ist ein einziger Alptraum und auf wirklich sehr vielen Ebenen erschreckend.



Gern füge ich noch etwas zum Einstieg hinzu, meines Erachtens sehr lohnenswert:

https://www.youtube.com/watch?v=JpWXCwf2FqI (Video: Der Fall Oury Jalloh: Justizskandal ohne Ende | Monitor | Das Erste | WDR)

Youtube: Oury Jalloh - Tod in der Zelle -  Doku 2010 - Das war Mord! Das Problem heisst Rassismus - 44 min.
Oury Jalloh - Tod in der Zelle - Doku 2010 - Das war Mord! Das Problem heisst Rassismus - 44 min.
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Youtube: Cosmo TV : 18.03.2012 Oury Jalloh Update Magdeburg  #DasWarMord
Cosmo TV : 18.03.2012 Oury Jalloh Update Magdeburg #DasWarMord
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ziemlich frischer Blog zum Thema:

https://initiativeouryjalloh.wordpress.com/

weiterer Artikel:

https://www.vice.com/de/article/bj7a98/oury-jalloh-ermittler-gehen-von-mord-aus


pdf mit Informationen zu zwei weiteren Todesfällen in dieser Dienststellen:



https://initiativeouryjalloh.files.wordpress.com/2013/01/pm7-1-13-1.pdf

Hans Jürgen Rose war im Dezember 1997 weit nach Mitternacht wegen Trunkenheit am Steuer ins
Polizeirevier verbracht worden. Angeblich 2 Stunden nach seiner Entlassung wurde er mit schwersten
Verletzungen auf dem Bürgersteig vor dem Haus Wolfgangstr.15, nur wenige Häuser vom
Polizeirevier entfernt, aufgefunden. Er verstarb noch am gleichen Morgen im Krankenhaus.
Die Ermittlungen zur Todesursache führten schon hier zu keinem eindeutigen Ergebnis, die schweren
inneren Verletzungen des Herrn Rose konnten oder sollten nicht hinreichend erklärbar werden.
Allerdings hatte ein Polizeibeamter im Speiseraum des Reviers in besagter Nacht einen Kollegen
sagen hören, „Der wollte mir doch ein paar auf die Fresse hauen, da hab ich ihm aber eine
eingezogen!”.

An einer Säule im Speisesaal des Reviers wurden zahlreiche DNA – Spuren von Hans Jürgen Rose
sicher gestellt. Deshalb sollte ermittelt werden, ob er eventuell an diesen Säulen mittels Handschellen
gefesselt und in wehrlosem Zustand von den Polizeibeamten geschlagen und getreten worden war.
Handfesseln und Schlagstöcke der diensthabenden Polizisten waren gesichert worden. Diese
Ermittlungsausrichtung war, den mit dem Fall Rose beauftragten Kriminalbeamten zufolge, am besten
geeignet, um die schweren Verletzungen des Herrn Rose zu erklären. Trotzdem, oder wahrscheinlich
genau deshalb, blieben diese Ermittlungen offen.
Der mit den Untersuchungen beauftragte Kripobeamte beklagte in seinem Abschlussbericht die
widersprüchlichen Zeugenaussagen der Polizisten. Sie hatten unter anderem auch versäumt, die
Verbringung des Herrn Rose ins Revier zeitlich zu dokumentieren. Differenzen und Ungenauigkeiten
der Uhrzeitangaben in der polizeilichen Protokollierung konnten ebenfalls nicht zweifelsfrei geklärt
werden. Ausserdem wurde das 2. Fachkommissariat der Polizeidirektion Dessau viel zu spät in die
Ermittlungen eingeschaltet.

Im Jahr 2002 wurde der obdachlose Mario Bichtemann in Gewahrsam genommen, über viele
Stunden in der Zelle 5 festgehalten und schliesslich mit einem Schädelbasisbruch tot auf dem
Zellenboden aufgefunden. Auch hier wurde nicht aufgeklärt, wie es zu dieser tödlichen Verletzung
kommen konnte. Andreas Schubert war zu dieser Zeit der verantwortliche Dienstgruppenleiter.
Deshalb liefen gegen ihn und einen weiteren Kollegen Ermittlungen, die zum Todeszeitpunkt von
Oury Jalloh noch nicht abgeschlossen waren. Besorgt über das Wohlergehen des DGL Schubert
wandte sich der damals zuständige Revierleiter Gerald Kohl an die Polizeipräsidentin Brigitte
Scherber-Schmidt mit der Bitte, die Untersuchungen gegen Andreas Schubert einzustellen. Kohl
wollte nach eigener Aussage seinen Dienstgruppenleiter nicht doppelt belastet sehen.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 00:15
@burnonedown

Danke für deine Ergänzungen.

An den Regeln müssen wir uns nunmal alle messen lassen, ob als Bürger oder Beamter.
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:und weil ich mich nicht in der Lage fühlte, dieses Thema neutral aufzubereiten, dagegen entschieden, selbst einen ins Leben zu rufen.
Daher bin ich auch sehr nah an den offiziellen Quellen geblieben.


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 00:58
@Able_Archer


natürlich gibt es wahnsinnig viel "Meinung" zu diesem Thema, auch ich bemühe mich, ausschließlich zu seriösen Quellen zu greifen.
Zitat von Able_ArcherAble_Archer schrieb:An den Regeln müssen wir uns nunmal alle messen lassen, ob als Bürger oder Beamter.
Ich denke schon, dass es hier um deutlich mehr geht, als das Nichteinhalten von Regeln. So lange ich von diesem Fall weiß, ist klar, dass die behauptete Selbstanzündung nicht stattgefunden haben kann. Dennoch sind alle Versuche, Klarheit ins Dunkel(braune) zu bringen, am Widerstand von Polizei und Justiz gescheitert. Ob Oury Jalloh lebendig angezündet wurde oder "nur" seine Leiche, wird vermutlich nicht mehr aufzuklären sein und damit auch nicht, ob unter den Polizisten Mörder oder vllt. doch "nur" Toschläger sind.

Fakt ist, dass der gesamte Fall bis in höchste Kreise, bundesweit und auch international bekannt war und es trotzdem bis jetzt gedauert hat, die Schlinge so eng zu ziehen, dass Konsequenzen folgen müssen.
Der Fall erfährt nun die verdiente Aufmerksamkeit und wird zum Politikum. Das ist gut. Gut wäre auch, wenn nicht nur die direkten Täter überführt und verurteilt würden, sondern auch der Filz, der dahintersteckt, aufgedeckt und wirklich hingesehen würde, welches Rassismusproblem in Deutschland herrscht und welche Konsequenzen das auf unser aller Leben hat.

Kleines Beispiel:

Zudem habe der Dessauer Revierarzt Andreas B. am Tattag rassistische Sprüche von sich gegeben. Und: »Bei einer internen Besprechung der Polizei wurde geäußert: Schwarze brennen eben länger.«

Quelle: s.u.

Kann es wirklich sein, dass solche Leute Teil der Staatsmacht sind?

Im derzeitigen Klima fällt es mir nicht schwer abzusehen, was herauskommen kann, wenn die Begriffe "Asylbewerber", "Kokain", "Alkohol", "Agressivität" durch eine bestimmte Mühle gedreht werden. Der ein oder andere "Politiker" kann sich ja jetzt schon nicht mehr zurückhalten:

(...) bezeichnete das von Quade vorgebrachte Begehren im Landtag als »politischen Unterhaltungszirkus«. »Die Linken stellen hier Polizisten als Verbrecherbande dar«, warf er ein. Dabei sei Jalloh selbst der »Verbrecher«. Er habe ein falsches Geburtsdatum angegeben, vor seiner Ingewahrsamnahme Frauen angesprochen und sei nicht ausgereist, nachdem sein Asylantrag abgelehnt worden sei. »Hätte die Landesregierung nicht mit Laschheit versagt und den Afrikaner abgeschoben, hätte er nicht in der Zelle umkommen müssen«, ätzte der Rechtsaußenpolitiker.

https://www.jungewelt.de/artikel/319135.schwarze-brennen-l%C3%A4nger.html



Nett, oder? Im Klartext: "Selbst Schuld! Hätte die linksgrünversiffte Multikulti- Landesregierung ordentlich durchgegriffen und der Afrikaner seinen schwarzen Arsch dahin zurückbewegt, wo er hergekommen ist, hätte ihn niemand umbringen müssen."


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 01:09
@burnonedown

Danke nochmals für deine Mitwirkung, ich verstehe deine Wut.

Jedoch denke ich, dass es jetzt auch wichtig ist, weder die Bevölkerung noch den Beamtenapparat der BRD unter einen Generalverdacht zu stellen. Dies wird den Menschen m.E. nicht gerecht.

Ich sehe diese Herausforderung nun bei allen direkt oder indirekt Beteiligten (eigentlich natürlich bei Allen), dieses schreckliche Geschehen nun nicht aus persönlichen Befindlichkeiten, populistischen oder politischen Gründen zu instrumentalisieren.

Und lass uns keine Angriffsfläche für einzelne mögliche Diskutanten geben, die es sich vielleicht etwas einfach machen.


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 02:04
@Able_Archer

Ich kann nachvollziehen, was Du meinst, allerdings kann ich mir vorstellen, dass, da der Fall eben hochbrisant und nicht unabhängig von seinen Hintergründen zu betrachten ist, hier sowieso entweder allgemein sehr wenig oder eben viel Unsinn geschrieben werden wird.

Wahrscheinlich hat sich deshalb auch noch niemand in dieser Rubrik an diesen Fall gewagt, weil der wohlige Schauer, das Rätseln und Profilerspielen des üblichen Real Crime hier irgendwie ausbleibt und man schnell in Untiefen geraten kann, die dann gar nicht mehr so unterhaltsam sind...

Um beim Thema zu bleiben, was war Deine Motivation zur Erstellung dieses Themas? Was ist Dein Diskussionsansatz?


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 02:15
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:Um beim Thema zu bleiben, was war Deine Motivation zur Erstellung dieses Themas? Was ist Dein Diskussionsansatz?
Es würde mich freuen, wenn sich hier zukünftig Teilnehmer darüber austauschen würden, wie sie die Entwicklung der Lage (und ich gehe von weiteren Veröffentlichungen aus) sowie das Verhalten der Akteure in diesem Fall für sich persönlich einschätzen.

Genauso wichtig ist mir (auch vor dem Hintergrund der heutigen Medienflut), an dieses Schicksal konkret zu erinnern. Wie auch in anderen der von mir erstellten und zukünftigen Threads.


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 02:38
Zitat von Able_ArcherAble_Archer schrieb:Es würde mich freuen, wenn sich hier zukünftig Teilnehmer darüber austauschen würden, wie sie die Entwicklung der Lage (und ich gehe von weiteren Veröffentlichungen aus) sowie das Verhalten der Akteure in diesem Fall für sich persönlich einschätzen.
Und wie schätzt Du persönlich die Entwicklung der Lage und das Verhalten der Akteure ein?


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 02:48
@burnonedown

Da halte ich es mit Manfred Steinhoff, dem Vorsitzenden der 6. Strafkammer, sowie Mouktar Bah und -zum Teil- mit Nebenkläger-Anwalt Ulrich von Klinggräff.

Da liegt allem Anschein nach etwas im Argen.


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 08:39
Hier geht`s um einen schlimmstmöglichen, komplexen Fall, den man sich noch am ehesten in den amerikanischen Südstaaten in den 50/60er Jahren des letzten Jahrhunderts vorstellen könnte:
mehrfache, geradezu sadistische Polizeigewalt mit insgesamt drei Todesopfern gegen sozial schwache Verhaftete.
Samt Nebeneffekten, wie Decken der Kollegen untereinander (und Deckung von "ganz oben"), Unterdrucksetzen von kritischen, aussagewilligen Polizeibeamten, Manipulation von Beweisen und jahrelange irreführung von z.B. Journalisten & Öffentlichkeit...

In einem Land mit funktionierender Bürokratie & Rechtssystem müsste dieser Fall mit voller Härte auf allen Ebenen aufgeklärt und entsprechend sanktioniert werden und jahrzehntelang im Geschichtsunterricht als mahnendes Beispiel dienen...


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 12:52
Das Problem hier ist, dass Personen involviert sind, wo unser Kopf denkt "Das DARF nicht sein, die können/dürfen so etwas nicht getan haben".

Gruppen wie Polizei, Lehrer, Richter... under Kopf möchte davon ausgehen, dass das alles gute, anständige Menschen sind. menschen die für Gerechtigkeit stehen, die moralisch einwandfrei handeln, keine Vorurteile haben und sich absolut an Recht und Gesetz halten.

Leider kommt es durchaus auch mal vor dass, trotz Auwahlverfahren für diese Berufsgruppen, schwarze Schafe in diese Gruppen hineingeraten.

Und diese werden dann eventuell auch noch dadurch geschützt, dass wir uns selber denken "Das kann/darf nicht wahr sein". Sollte man über dieses Denken hinwegkommen ist dann noch im Weg, dass man ordentlich Gegenwind erwarten kann, wenn man doch einen Verdacht äußert, weil andere Leute durchaus auch denken "das darf nicht sein". In dem Fall auf der Seite der Verteidiger dieser Berufsgruppen zu sein ist oft einfacher.

Auf der andren Seite dann das Desinteresse der Bevölkerung... Das Opfer (Opfer der Umstände, Opfer eines Mordes?) scheint Drogen genommen zu haben, scheint Frauen belästigt zu haben - so wird es dargestellt. Ich denke, der ein oder andre denkt sogar heimlich "der hat das verdient, der Verbrecher, der Ausländer, hier leben wollen und sich so benehmen".

Was ist also möglicherweise hier passiert?
Mein eigener Eindruck ist der, dass hier eventuell jemand seine Stellung und Macht ausgenutzt hat. Nicht nur dem/den Opfer(n) gegenüber sondern eventuell auch Kollegen "in der Hand" hat, die sich nicht trauen, auszusagen - warum auch immer. So eine Dynamik ist nichts neues, dass es aber gerade auf einer Polizeiwache möglicherweise so war erscheint uns aus o.g. Gründen ungeheuer. Wir möchten vertrauen darauf, dass Menschen in der Hand der Polizei einigermaßen sicher sind (einigermaßen deswegen, weil Leute auch gerne mal um sich schlagen, weil sie nicht in der Hand der Polizei sein wollen ;) )

Fragen die sich mir noch stellen, nachdem ich die Artikel und Videos angesehen habe:

Warum sollte Oury Jalloh sich selbst angezündet haben?
Was was wirklich sein "Verhalten", was bedeutet in diesem Fall, er habe Frauen "belästigt"? Ist diese Darstellung a la "voll mit Drogen, Frauen angegraben" denn so richtig? Von wem kommen die Informationen hierzu? Was sagen die Frauen hierzu?
Warum hat die Polizistin ihre Aussagen alle zurückgezogen?

Und: Wie sollte verfahren werden, wenn jetzt nicht mehr eindeutig festzustellen ist, was damals passiert ist? (Wovon ich leider ausgehe)


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 14:33
Ist dieser Link schon eingestellt worden:

Im Fall des 2005 in einer Dessauer Polizeizelle durch ein Feuer umgekommenen Asylbewerbers Oury Jalloh hält der Dessauer Leitende Oberstaatsanwalt Folker Bittmann einem Medienbericht zufolge eine Vertuschungstat durch Polizisten für möglich. Wie die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet, verwirft Bittmann in einem Vermerk vom April 2017 nicht nur die These eines Unfalltods Jallohs.

Vielmehr beschreibe er konkret ein Szenario, wonach Beamte den Häftling angezündet haben könnten - um neue Ermittlungen zu früheren Todesfällen bei der Dessauer Polizei zu verhindern.

Nach Darstellung der Zeitung geht Bittmann in dem Vermerk auf zwei Fälle aus der Vergangenheit ein: 1997 sei ein Mann in Gewahrsam an inneren Verletzungen gestorben, 2002 ein Obdachloser in derselben Zelle wie später Jalloh. Beide Male sei auch gegen Beamte ermittelt worden. Die Polizisten hätten nun womöglich befürchtet, diese alten Fälle könnten wieder aufgerollt werden. Deshalb könnten sie sich entschlossen haben, durch ein Feuer sämtliche Spuren zu verwischen, die auf Fremdeinwirkung hindeuten. Bittmann stützt sich nach Angaben der Zeitung auf Gutachter und die Ergebnisse eines 2016 unternommenen Brandversuchs, wonach der gefesselte Jalloh mit einer kleinen Menge Brandbeschleuniger übergossen und angezündet worden sei.


http://www.tagesspiegel.de/politik/verdacht-gegen-dessauer-polizisten-staatsanwalt-verbindet-fall-oury-jalloh-mit-frueheren-todesfaellen/20680670.html


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 14:43
Noch eine für den Thread neue Information vom Dienstag:

"Landesjustizministerin Anne-Marie Keding (CDU) habe das Kabinett in Magdeburg über die Akteneinsicht informiert, sagte Regierungssprecher Matthias Schuppe.

Das Parlament hatte vor knapp zwei Wochen die Akteneinsicht zu den Ermittlungen gefordert. Keding hatte jedoch gesagt, ein Beschluss des Landtags reiche nicht, es brauche das Votum des Rechtsausschusses. Das ist laut Schuppe nun doch nicht mehr notwendig."

Quelle:

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/oury-jalloh-landtag-von-sachsen-anhalt-erhaelt-einsicht-in-ermittlungsakten-a-1181894.html


Ansonsten sind laut News-Suche allein in den letzten 5 Stunden 20 den Fall betreffende neue Veröffentlichungen durch Onlinemedien erschienen, allerdings noch ohne weitere Neuigkeiten.


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 16:24
@No-mystery

Ich sehe das ganz genauso wie Du. Allein- in einem Land mit funktionierenden Rechtssystem könnte auch eine Farce wie der Prozess um den sogenannten NSU nicht stattfinden...

@NeonMouse


Deine Ausführungen sind interessant und ich stimme in vielem mit Dir überein, allerdings fehlt mir ein bisschen die Beleuchtung der Dimension in der dieser Fall zutage tritt.
Natürlich denkt der Kopf sich, dass das nicht sein darf. Und das völlig zu Recht und m.E. deutlich weniger naiv, als ich es aus Deinen Ausführungen herauszulesen glaube:
Zitat von NeonMouseNeonMouse schrieb:under Kopf möchte davon ausgehen, dass das alles gute, anständige Menschen sind. menschen die für Gerechtigkeit stehen, die moralisch einwandfrei handeln, keine Vorurteile haben und sich absolut an Recht und Gesetz halten.
Ich für meinen Teil erwarte nicht, dass Polizisten die besseren Menschen sind. Wie in allen Berufssparten gibt es nur eine Sache, die alle Polizisten gemein haben: Ihren Beruf.
Fakt ist aber, dass Polizisten einen Diensteid ablegen, der in Sachsen bis April 2014 wie folgt lautete:

"Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, Verfassung und Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegenüber allen üben werde."
http://www.lexsoft.de/cgi-bin/lexsoft/justizportal_nrw.cgi?xid=171222,78

Dies nur als ein Meilenstein, warum ich denke, dass eine solche Tat erst Recht in diesem Kontext nicht sein DARF.


Ob nun Ausnahmen oder nicht, es gibt Polizisten, die für den Tod von Oury Jalloh verantwortlich sind. Selbst wenn man bereit ist, die Selbstentzündungsbehauptung hinzunehmen (was ich nicht im Geringsten bin), bleibt die Frage, wie es sein kann, dass Polizisten einen Mann in einer Zelle ihrer Wache verbrennen lassen.

Und nachfolgend: Wie es sein kann, dass niemand hierfür die Verantwortung übernimmt und in dem Moment, in dem der leitende Staatsanwalt nach 12 Jahren aufgrund eines weiteren Gutachtens Fremdverschulden für die wahrscheinlichste Todesursache hält, ihm der Fall entzogen, um von einer anderen Staatsanwaltschaft kurze Zeit später ergebnislos geschlossen zu werden.

Zu Deinen Fragen:
Zitat von NeonMouseNeonMouse schrieb:Warum sollte Oury Jalloh sich selbst angezündet haben?
Keine Ahnung. Warum sollte ich beim Skaten absichtlich einen Sturz provoziert und mir dann das Bein gebrochen haben? Wer mich nicht kennt, kann ewig spekulieren: Vielleicht wollte ich Aufmerksamkeit, vielleicht wollte ich krankgeschrieben werden, vielleicht wollte ich mal wieder ein bisschen Zeit im Krankenhaus verbringen, weil ich das so cool finde. Das nachweislich während der Fahrt gebrochene Kugellager kann ja hintenangestellt werden oder ich habe es halt manipuliert.
Will sagen: Ich halte es für nicht relevant, was ein jeder sich ausdenken könnte, warum er sich möglicherweise hätte anzünden haben wollen können. Er hat es nicht getan.


Auf dieser Seite ist der Prozess von 2007 ausführlich dokumentiert: http://www.prozessouryjalloh.de/ (Archiv-Version vom 18.09.2017)
Zitat von NeonMouseNeonMouse schrieb:Was was wirklich sein "Verhalten", was bedeutet in diesem Fall, er habe Frauen "belästigt"? Ist diese Darstellung a la "voll mit Drogen, Frauen angegraben" denn so richtig? Von wem kommen die Informationen hierzu? Was sagen die Frauen hierzu?
Die folgenden Informationen aus dem o.g. Link dürften auf Ermittlungsergebnissen beruhen. Amüsanterweise ist nirgendwo auch nur im Ansatz die Rede von sexueller Belästigung, die bei "Belästigung von Frauen durch Ausländer" gern reflexhaft assoziiert wird.

Unter "Die Chronik der Ereignisse"

Dessau. Am 7. Januar 2005 gegen acht Uhr meldete sich Karin R.-S. von der Dessauer Stadtreinigung über den Notruf der Polizei 110, weil sie und ihre Kolleginnen sich von Jalloh belästigt fühlten. Das Handy von Jalloh soll nicht funktioniert haben, er wollte sich von den Frauen der Stadtreinigung ein Handy leihen, um zu telefonieren. Er fragte sie immer wieder, bis sie die Polizei riefen. Die Polizisten nahmen ihn mit auf die Wache, weil sie seine Identität vor Ort nicht eindeutig klären konnten. Jalloh war stark angetrunken. Er soll sich gegen seine Mitnahme zum Polizeirevier heftig gewehrt haben.

Unter "Prozesstag 5"
gegen Acht Uhr habe dann Frau B. angerufen, die mit zwei anderen Frauen ihre Arbeit im Auftrag der Stadtreinigung in der Turmstrasse verrichtet habe, diese habe um Unterstützung der Polizei gebeten, da es Probleme gebe. Beate H. ging erst im Laufe des Tages noch einmal näher auf diesen Notruf ein, zunächst jedoch erwähnte sie nur weiter, das besagte Frau B. kurz darauf ein zweites Mal angerufen habe, nun wohl schon ängstlicher und sie habe darum gebeten, dass „schnellstmöglich jemand kommt“.


Zitat von NeonMouseNeonMouse schrieb:Warum hat die Polizistin ihre Aussagen alle zurückgezogen?
Tja, warum nur...?

Am 5. Prozesstag fand die 9-stündige Zeugenbefragung der angesprochenen Beamtin statt. Entsprechend ist der Eintrag sehr lang, ich zitiere einfach ein paar Stellen, die sich auf Deine Frage beziehen könnten:

Im Laufe des heutigen Tages ergeben sich außerdem diverse Widersprüche in den Aussagen der Zeugin Beate H., auf die sowohl der Richter als auch die Anwälte der Nebenklage näher eingehen.

Der Staatsanwalt fasst dies gegen Ende des Tages unter der Formulierung zusammen, dass er mit den verschiedenen Aussagen der Zeugin nicht mehr klar komme: „es gibt jetzt vier Varianten“.

Zu den Disparitäten ihrer polizeilichen Vernehmung zu der Heutigen erklärt die Zeugin, dass damals, am Abend des 07. Januar 2005, der Polizeibeamte W. ihre eigenen Aussagen noch einmal eigenhändig umformuliert und dann erst auf Tonband aufgenommen habe. Dabei könne es zu Missverständnissen gekommen sein, zu Beginn ?der Vernehmung habe sie diese auch korrigiert, sie sei jedoch „fix und alle“ gewesen und hätte daher einige Fehler übersehen haben können. Zudem können die Unstimmigkeiten auch durch Irrtümer in der Übertragung des Tonbandprotokolls ins Schriftliche entstanden sein.

Ferner unterstreicht Beate H. die Tatsache, dass die polizeiliche Vernehmung ihrer Meinung nach abgebrochen worden sei – laut Vorhalt aus den Akten hat jedoch der vernehmende Beamte W. ausgesagt, dass das Verhör ordnungsgemäß zu Ende gebracht worden sei.

Warum sie offensichtliche Fehler im Protokoll des Verhörs nicht schon früher korrigiert habe, kann die Zeugin nicht mehr sagen; überdies habe sie die verschriftliche Fassung nie zu Gesicht bekommen, allerdings hat Beate H. selbst eine Erklärung unterzeichnet, dass sie darauf verzichtet,? das Tonband noch einmal vorgespielt zu bekommen – und zugleich bestätigt, dass es sich dabei um ihre wahrheitsgemäßen Aussagen handele.

Bezüglich der richterlichen Vernehmung am 15.März 2005 betont die Zeugin, dass sie sich zu diesem Zeitpunkt in Krankschreibung und unter psychologischer Behandlung befunden habe; sie habe starke Medikamente eingenommen, während der Vernehmung habe sie Medikamente eingenommen.

Bei den richterlichen Vernehmungen seien zudem ihre Kollegen Udo Sch. und die beiden Angeklagten Ullrich M. und Andreas Sch. anwesend gewesen, gibt Frau H. zu Protokoll.

Des weiteren erklärt sich Beate H. nun zu der durch ihren ehemaligen RA Küster vorgenommene Stellungnahme, und betont, dass diese in mehreren Punkten ungenau und unstrukturiert sei, sie legt dazu eine eigene Korrektur zur Ansicht vor, die sie angefertigt habe, als sie sich das erste Mal seit 2005 wieder mir dem Fall und ihren Unterlagen beschäftigt und die Mangelhaftigkeit des vom Anwalt angefertigten Schriftstückes erkannt habe – dies sei zu dem Zeitpunkt gewesen, als sie die Vorladung zur heutigen Gerichtsverhandlung Ende Februar/Anfang März diesen Jahres erhalten habe.
RA Klinggräff erkundigt sich daraufhin, warum sie diese Stellungnahme erst jetzt korrigiere, da Dr. Küster ihrer Meinung nach so einen „Murks“ geschrieben habe. Beate H. erläutert dies dadurch, dass ihr mentaler Zustand damals sehr schlecht gewesen sei und sie das Schreiben nur überflogen habe
Zitat von NeonMouseNeonMouse schrieb:Und: Wie sollte verfahren werden, wenn jetzt nicht mehr eindeutig festzustellen ist, was damals passiert ist?
Dann sollte der Fall im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit so lang und so intensiv weiterbehandelt werden, bis man den tatsächlichen Geschehnissen so nah wie möglich kommt. Wir wissen ja, Mord verjährt nicht.

Trotz ernsthaft erschütterten Vertrauens in den Deutschen Rechtsstaat (#NSU) bin ich positiv gestimmt, dass hier nun endlich richtig ermittelt werden wird. Es gibt Indizien, es gibt Gutachten und es gibt jede Menge Mitwisser, die vielleicht nicht für immer schweigen. Ich denke, dass Köpfe rollen werden. Ob das dann alle der Verantwortlichen sein werden... naja... ich hoffe zumindest, dass die direkten Täter überführt werden.

Deine Frage lässt die Rückfrage zu, was denn in einem solchen Kontext "eindeutig" bedeutet. Wenn es bspw. zwei Angeklagte gibt, die beide schweigen, aber durch Zeugenaussagen zur Tatzeit am Tatort verortet werden. Wenn Gutachten belegen, dass jemand zu diesem Zeitpunkt an diesem Ort sich nicht selbst in Brand gesetzt haben kann, aber eindeutig verbrannt ist, ist dann eindeutig festzustellen, was damals passiert ist?

Keine Ahnung, wenn jemandem eine Straftat nicht nachzuweisen ist, dann kann er für diese auch nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Das ist vollkommmen richtig so. Wenn aber nur einige der in diesem Fall in Erscheinung und nicht in Erscheinung getretenen Personen sich ihrer Pflicht als Beamte oder einfach "nur" als Menschen bewusst werden, kann vielleicht doch ein Mindestmaß an Frieden in diese Geschichte einziehen.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 16:46
@burnonedown

Mein Statement war bewusst etwas "naiv" formuliert, weil die breite Masse letztendlich oft auch naiv denkt.

Respekt vor der Uniform etc.

Letztendlich ist das ja auch OK und gut so, um so wichtiger wäre es aber, solche Fälle so schnell und gut wie möglich aufzuklären. Damit es eben nicht heisst "och, die machen eh was sie wollen und dann wird eben gemauschelt"

Das so etwas vorkommt daran zweifle ich persönlich keine Sekunde.

Aber das ganze Nachspiel, das Zögern, das verschleppen des Falles, meines Erachtens auch der geringe öffentliche Druck (ein paar Artikel, und ein paar protestierende Leute, ich glaube den Rest hat der Fall schlicht nicht wirklich interessiert) ist der eigentliche Skandal hieran, und das, was mich so fassungslos macht.

Deswegen versuche ich mir selbst irgendwie zu erklären wie es dazu kam. Woran es liegt... Lücken/Schlupflöcher im System, Probleme auf dieser eine Polizeiwache, "unser" generelles Denken über die Polizei und Vorurteile über Menschen anderer Hautfarbe und Flüchtlinge.

Ich glaube der Satz aus einer der Dokus, der mir am meisten nachhängt war der eines der Freunde von Oury, sinngemäss: Wenn das ein Weisser gewesen wäre wäre es nicht so weit gekommen.

Und das kann man nicht nur an einem Punkt dieser Geschichte so vermuten, sondern an mehreren, angefangen bei der Frage, ob überhaupt eine Verhaftung notwendig gewesen wäre, sein Tod, die schlampige Beweisaufnahme, die Gutachten die teils privat finanziert werden mussten bis hin zum Beharren auf Einstellung.

Hoffen wir, dass nun mehr Licht ins Dunkel kommt!


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 17:30
Ich halte es jedenfalls für so gut wie unmöglich, dass ein gefessellter Mann sich so anzündet, dass er verbrennt.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 17:51
News:

Rücktrittsforderung an Justizministerin Anne - Marie Keding, diese weist nun schlagartig neue Ermittlungen durch die StA Naumburg an.


Quelle: http://www.mdr.de/sachsen-anhalt/landespolitik/keding-weist-ermittlungen-im-fall-oury-jalloh-an100.html (Archiv-Version vom 07.12.2017)

Fernsehbeitrag: Heute, MDR, 19.00.
Zitat von E.A.PoeE.A.Poe schrieb:Ich halte es jedenfalls für so gut wie unmöglich, dass ein gefessellter Mann sich so anzündet, dass er verbrennt.
Vor allem, wenn das Brandopfer laut Asservatenliste erst 4 Tage nach seinem Tode (ab dem 11.01.) über ein wenig versehrtes Feuerzeug verfügt, owohl in der Zelle über 300° C herrschten.

Quelle: Wikipedia: Oury Jalloh


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 18:27
Zitat von burnonedownburnonedown schrieb:@No-mystery

Ich sehe das ganz genauso wie Du. Allein- in einem Land mit funktionierenden Rechtssystem könnte auch eine Farce wie der Prozess um den sogenannten NSU nicht stattfinden...
Bei dem Fall muss man glaube ich auch aufpassen, nicht pauschal in Richtung "ACAB" zu denken: die Polizei macht in der Regel einen anständigen, nicht sonderlich überbezahlten Job und wird "von vielen von uns" (der Gesellschaft) zunehmend immer weniger respektiert.

Gerade um des guten Verhältnisses Polizei-Gessellschaft willen ist es extrem wichtig solche Auswüchse (wie bei den drei Todesfällen in Haft) rückhaltslos aufzuklären, auch wenn dann in Dessau eine halb-leere Polizeistation stehen sollte...


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 18:46
Neue informationen zum Aktenvermerk von Focus.de, 18:24:

Auszug:

"Zuvor hatte der zuständige Dessauer Oberstaatsanwalt Folker Bittmann in einem Aktenvermerk verschiedenste Erkenntnisse von Gutachtern zusammengeführt und einen Anfangsverdacht für ein Tötungsdelikt formuliert. Demnach könnte Jalloh könnte in einem hilflosen Zustand mit einer geringen Menge Feuerzeugbenzin bespritzt und angezündet worden sein. Die "Mitteldeutsche Zeitung" zitierte in ihrer Donnerstag-Ausgabe aus dem Vermerk, der inzwischen auch der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Die Frage nach einem Motiv sei offen, heißt es darin weiter. Bittmann führt aber zwei weitere, einige Jahre zurückliegende Todesfälle von Männern an, die in Gewahrsam genommen worden waren. Die Sorge, dass diese Fälle neuerlich untersucht werden könnten, möge zu dem Entschluss geführt haben, "mit der Brandlegung alle Spuren zu verwischen, die den Vorwurf unterlassener Hilfeleistung gegen die diensthabenden Polizeibeamten begründen könnten", heißt es in dem Vermerk. Bittmann machte aus dem Todesermittlungsverfahren eines mit dem Schwerpunkt auf ein Tötungsdelikt."

Quelle:

http://www.focus.de/politik/deutschland/nach-vertuschungs-vermerk-generalstaatsanwaltschaft-uebernimmt-verfahren-im-fall-oury-jalloh_id_7953417.html


Able_Archer.


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Der Fall Oury Jalloh

07.12.2017 um 18:53
Was mich irritiert:

Im Fall des Moerders von Yangjie Li ueberschlug der OStA Bittmann sich geradezu, die Mutter und den Stiefvater des Moerders zu schuetzen und verhinderte ein Ermittlungsverfahren gegen diese beiden Polizisten, obwohl dazu sehr gute Ansatzpunkte vorhanden waren.

Im Fall Oury Jalloh nun entwirft der gleiche OStA Bittmann schwer bis nicht beweisbare Szenarien und wirft Polizisten systematischen Mord vor!

Ich werde das Gefuehl nicht los, dass der OStA Bittmann hier nicht tatsaechlichen Indizien und Hinweisen nachgeht, sondern Teil eines Intrigenspiels in Dessau ist, und Vorwuerfe und Ermittlungen nicht nach objektivierbaren Indizien, sondern nach "Freund und Feind" verteilt...


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