@lighthouse Stimme dir ja grundsätzlich zu. Tue mir nur etwas schwer mit der Formulierung "wenn sie gekonnt hätte". Sie hätte gekonnt. Aber du hast natürlich Recht, das hilft hinterher genau gar nichts. Natürlich war Mordlust nicht das Motiv wie du schon sagst. Über das warum könnten wir natürlich spekulieren solange sie noch nicht befragt werden kann. Es wird aber sicher darauf hinauslaufen dass sie in einer Situation war, die wir uns gar nicht vorstellen können wenn wir sie selbst nicht erlebt haben.
Der nächste Absatz geht auch an
@helwa:
"Armutsfalle Kinder". Ja, nein. Das greift sehr kurz. Wie gesagt, am Ende war sie alleinerziehend. Mit 6 Kindern. Davon 3 in den letzten 3 Jahren zur Welt gekommen. Die soziale Schicht ist das eine, davon unabhängig ist arbeiten in der Situation nicht möglich. Übrigens auch, wenn du aus einer guten Gegend kommst, auch dann wird es schwierig alleine mit 6 Kindern. Die Last, die auf den Schultern der Mutter lag, muss unvorstellbar hoch gewesen sein. Ich möchte natürlich Kinder nicht als Last bezeichnen, aber so recht vorstellen kann ich es mir nicht wie man diese Situation bewältigen kann.
Dazu könnte man einen Post aufgreifen der etwas weiter oben auf dieser Seite abgesetzt wurde: Hilfsangebote gibt es wohl zur Genüge, aber welches Hilfsangebot holt eine Mutter genau in der Situation ab, in der am Abend die 1 1/2 jährige schreit weil sie zahnt, die 2 jährige nicht schlafen möchte, die 3 jährige Hunger hat, der 6 jährige versucht die Wohnung anzuzünden und der 11 jährige seit 10 Stunden Fortnite spielt, der Nachbar sich beschwert warum schon wieder so ein Lärm herrscht, und alle Kinder noch in die Wanne müssen, die Wohnung aufgeräumt werden muss, und das alles gleichzeitig und gemeinsam, und man überall zugleich sein müsste und in dem Moment kommen dann die Gedanken hoch "SO sieht mein Leben jetzt jeden Tag aus?", nochmal: Welches Hilfsangebot holt die Frau genau in der Situation ab? Es wird nicht plötzlich jemand mit einem Superman-Umhang vor der Tür stehen und die Situation auflösen.
Da sehe ich verstärkt Aufholbedarf in der Familienhilfe. Auch eine Kinderbetreuung musst du erst einmal finden. Ich selbst habe nur ein Kind und bin dennoch auf große Schwierigkeiten gestoßen als unser Kind noch klein war, wie das zu handeln ist, wenn beide arbeiten. Wenn beide nicht arbeiten, wird es finanziell schwierig. Und das zu zweit, mit nur einem Kind. Alleine mit 6? Unvorstellbar. Angebote gibt es vielleicht. Tagesmütter, ein Hort, in der Schule Nachmittagsbetreuung. Und das kostet dich mehrere hundert Euros im Monat, habe ich für euch getestet. Und trotzdem bist du damit zeitlich noch nicht einmal annähernd flexibel genug um die Anforderungen der meisten Firmen zu erfüllen. Wie gesagt ich kenne es auswendig. Die Frau hat nur 25 Stunden in der Woche gearbeitet, wir haben 400€ im Monat für die Nachmittagsbetreuung nach der Schule ausgegeben und trotzdem mussten wir 2 mal in der Woche die Eltern fragen ob sie vielleicht Zeit hätten ein paar Stunden auf das Kind aufzupassen, oder Kollegen bitten den Dienst zu tauschen, oder was weiß ich. Wenn beide in Vollzeit arbeiten, und zumindest einer davon einen halbwegs anständig bezahlten Job hat, dann kommst du über die Runden. Aber dann wird es noch schwerer, das Kind unterzubringen. Und hierbei nicht vergessen: Du willst ja dein Kind auch ab und zu mal sehen, und Zeit mit ihm verbringen. Familienleben ist in der heutigen Zeit nicht so einfach. Es funktioniert vielleicht bei den Familien wo ein Elternteil wirklich einen sehr guten Job hat, der reicht damit der zweite zuhause den Haushalt und die Kinder führt, und das wohl auch nur wenn zusätzlich noch ein bisschen familiärer Background da ist der hilfreich ist.
Man ist mit sehr vielen Problemen konfrontiert, das können Personen die nie in der Situation waren, gar nicht nachempfinden. Und bei allen angesprochenen Hilfsangeboten die es gibt, welcher ist immer dann da, wenn du ihn brauchst, und auch dann wenn du nicht dazu in der Lage bist dafür zu bezahlen bzw viel zu bezahlen?