Unbekannter Tote auf Baustelle

Hallo liebe Forengemeinde,

ich weiß nicht, ob ich hier im richtigen Forum bin, aber dieser Fall hat mich beschäftigt und vielleicht kann einer von euch ja sachdienliche Hinweise liefern.

Es geht um einen unbekannten Toten (ein junger Mann) in Berlin.
Er wurde am 7. Juli 2019 gegen 4.15 Uhr tot auf einer Baustelle in der Herrmannstraße in Neukölln aufgefunden.

Bei Obdachlosen ist es leider ja öfter der Fall, dass diese nicht identifiziert werden können.
Aber dieser Mann scheint kein Obdachloser zu sein, zumindest nicht lange wie ich denke, aufgrund seiner Kleidung.

Eine auf den Unbekannten passende Vermisstenanzeige wurde bislang nicht erstattet. Ermittlungen im Umfeld des Auffindeortes verliefen ohne Erfolg, er ist dort nicht bekannt. Eine Straftat ist nach bisherigem Kenntnisstand nicht erkennbar.

Weitere Informationen sind leider nicht bekannt.
Ich finde es traurig, dass ein Mensch einfach stirbt und keiner sich darum schert. Keine Vermisstenanzeige, kein Name, kein ersichtlicher Todesgrund.

Disclaimer: Mit dem Link seht ihr das Gesicht des Toten.

Quelle: https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.895686.php

https://www.berlin.de/polizei/polizeimeldungen/pressemitteilung.895686.php

Kalinka909 schrieb:Ich finde es traurig, dass ein Mensch einfach stirbt und keiner sich darum schert. Keine Vermisstenanzeige, kein Name, kein ersichtlicher Todesgrund.

Ja, solche Fälle sind sehr traurig.... Aber ich könnte mir denken, dass der Tote hier nur auf der Durchreise/ zu Besuch in Berlin war und von weit her (vielleicht als unregistrierter Flüchtling?) nach Deutschland/Europa kam. Und dass seine Angehörigen denken, er wäre irgendwo an einem ganz anderen Ort auf der Welt. Oder sie trauen sich nicht, offiziell nach ihm zu forschen, weil es dann für sie im Heimatland Probleme geben könnte...

@brigittsche, danke für deinen Beitrag. Dass es sich um den jungen Mann um einen Flüchtling handeln könnte, vermute ich auch.
Aber selbst als Flüchtling erhält man Papiere, die einen identifizieren können oder Freunde, Bekannte, Sachbearbeiter, die einen kennen (im Flüchtlingsheim etc).
Umso mysteriöser erscheint es mir. Zumal auch keine Straftat erkennbar ist.

Ich hoffe sehr, dass mehr Leute darauf aufmerksam werden und vielleicht der ein oder andere sich finden lässt, der bei der Identifizierung helfen kann.

Er war anscheinend gut gekleidet, von daher denke ich nicht an einen Flüchtling, eher an einen Reisenden. Der Schlüsselanhänger ist doch schon außergewöhnlich. Ein so junger Mann, der mit einem Schlüsselanhänger einer deutschen Gewerkschaft herumläuft? Normalerweise ist das total uncool in dem Alter. Es sei denn, er arbeitet selbst irgendwie in dieser Branche. Allein schon deswegen würde ich sagen, dass er in Deutschland ansässig ist.

Kalinka909 schrieb:Aber selbst als Flüchtling erhält man Papiere, die einen identifizieren können oder Freunde, Bekannte, Sachbearbeiter, die einen kennen (im Flüchtlingsheim etc).

Wenn er sich aber gar nicht registriert hat? Dann würde ihn auch kein Sachbearbeiter vermissen auf der Behörde.... Allerdings z. B. Leute aus der eigenen Community, bei denen er sich aufgehalten hat, irgendeine Anlaufstelle muss es für ihn ja gegeben haben.

xoxalb schrieb:Der Schlüsselanhänger ist doch schon außergewöhnlich. Ein so junger Mann, der mit einem Schlüsselanhänger einer deutschen Gewerkschaft herumläuft?

Eventuell hat er den Mantel je geschenkt bekommen und der Anhänger lag noch in einer der Taschen. Der Anhänger ist ja schon etwas älter: Zum Zeitpunkt des Auffindens ziemlich genau 30 Jahre alt. Die Gewerkschaft wurde 1997 bereits aufgelöst (Fusion zur IG BCE).

Hier der Wikipedia-Eintrag: Wikipedia: IG Bergbau und Energie

Neben diesen Anhängern gab es auch eine Briefmarke, die zum 100-jährigen ausgegeben wurde.

Ich wüsste leider keinen mehr, der Mitglied in der Gewerkschaft gewesen ist. Ansonsten würde ich mal fragen, bei welcher Gelegenheit diese Anhänger ausgegeben wurden, aber die Bergleute in meiner Familie sind alle schon vor längerer Zeit verstorben.

raptor83 schrieb:Ich wüsste leider keinen mehr, der Mitglied in der Gewerkschaft gewesen ist. Ansonsten würde ich mal fragen, bei welcher Gelegenheit diese Anhänger ausgegeben wurden, aber die Bergleute in meiner Familie sind alle schon vor längerer Zeit verstorben.

Ich war einige Zeit Mitglied der IG BCE, also der Folgeorganisation. Solche Dinge wie den Schlüsselanhänger (es gab auch anderen Tand wie Flaschenöffner, Kugelschreiber, Taschenkalender etc.) wurden immer mal als "Werbegeschenk" an organisierte Mitglieder verteilt.
Und halt auch oft weitergegeben.

Ich selbst würde dem Anhänger nicht allzuviel Bedeutung beimessen.

raptor83 schrieb:Ich wüsste leider keinen mehr, der Mitglied in der Gewerkschaft gewesen ist. Ansonsten würde ich mal fragen, bei welcher Gelegenheit diese Anhänger ausgegeben wurden, aber die Bergleute in meiner Familie sind alle schon vor längerer Zeit verstorben.

Sehe das wie ExilHarzer.

Mein Opa war in der IG Metall ziemlich aktiv und hatte etliche Solcher Dinge. Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Flaschenöffner, und und und. Das Zeug ist immer noch über unsere ganze Familie, und wer weiß bis wohin noch, verteilt. Wenn jetzt jemand mit einem solchen Ding gefunden wird, ist da dennoch gar kein Bezug zu da.

Wer weiß, woher er den Mantel hatte. Vielleicht war der da schon drin.

Wenn man sich das mal alles genau anschaut:

-Relativ gepflegtes Äußeres, die letzte Rasur dürfte auch noch nicht so lange her sein.
-Kleidung im mittleren Preissegment, der Mantel wurde über Otto vertrieben.
-Offenbar keine Vermisstenanzeige (in D) und auch keine Zeugen.
-Offenbar kein Mitteleuropäer
-Keine Ausweispapiere oder ähnliches
-Kein Nachweis einer Aufenthaltsstätte

Eventuell wurde der Unbekannte im Ausland für eine illegale Tätigkeit in Deutschland angeheuert.

Was den Schlüsselanhänger angeht teile ich die Meinung von Edna und raptor 83, vermutlich war der noch vom Vorbesitzer in dem Mantel.

ExilHarzer schrieb:Ich selbst würde dem Anhänger nicht allzuviel Bedeutung beimessen.

So wirds wohl sein. Was ist das für ein Anhänger? Wenn es ein Schlüsselanhänger ist, fehlt der Ring, was nach den Jahren wohl passiert. Ich schätze deshalb, dass der Anhänger einfach noch in der Tasche gewesen ist.

Edna schrieb:Mein Opa war in der IG Metall ziemlich aktiv und hatte etliche Solcher Dinge. Feuerzeuge, Schlüsselanhänger, Flaschenöffner, und und und. Das Zeug ist immer noch über unsere ganze Familie, und wer weiß bis wohin noch, verteilt. Wenn jetzt jemand mit einem solchen Ding gefunden wird, ist da dennoch gar kein Bezug zu da.

Meine Eltern waren bzw. sind in der Gewerkschaft (Verdi bzw. deren Vorgänger), ich in der GEW, allerdings nicht wirklich aktiv.

Bei uns lagen nie irgendwelche Werbegeschenke rum, ich habe noch irgendwo n Kuli rumfliegen. Aber ist auch egal.

raptor83 schrieb:Was ist das für ein Anhänger?

Das ist definitiv ein Schlüsselanhänger. Bei e...Kleinanzeigen ist gerade einer drin, (Suche: Schlüsselanhänger Industriegewerkschaft Bergbau und Energie IGBE) da ist der Ring noch dran.

Vielen Dank für eure Beiträge, @Raptor, @ExilHarzer, @Edna, @xoxalb und @brigittsche.

Der Anhänger erschien mir auch atypisch, konnte es aber nicht richtig zuordnen. Danke für die Hinweise! Auch wenn womöglich der Anhänger nicht zu wichtig erscheint, könnte er ja dennoch eine Rolle bei der Identifizierung spielen.

Ich dachte nicht daran, dass der Mantel mit dem Anhänger jemand anderen gehören könnte, wäre aber natürlich eine Möglichkeit, da die restlichen Kleidungsstücke modern zu sein scheinen.
Also passt es nicht, dass er so einen alten Gegenstand mit sich führt.

Obdachloser oder Flüchtling würde ich demnach auch ausschließen.

@ExilHarzer
Danke, das ist er.

Was war denn die Todesursache?
Manchmal setzen sich junge Flüchtlinge kurz vor der Abschiebung in die Anonymität ab.

Es gibt einen regelrechten Arbeitsstrich. Morgens werden solche Leute eingesammelt und arbeiten für kleines Geld bei irgendwelchen Abzocken.

Vielleicht hat es einen Arbeitsunfall gegeben.

Dass junge Flüchtlinge gut und modern angezogen sind, ist nicht ungewöhnlich. Oft legen sie viel Wert darauf.

vernon2 schrieb:Oft legen sie viel Wert darauf.

Ja, denn oft ist es ja auch das einzige, was ihnen noch geblieben ist....Und letztlich muss man ja auch sagen, dass modische Kleidung, wenn es denn nicht gerade irgendwelche ganz teuren Designersachen sind, heute ja nun auch nicht mehr die Welt kostet bzw. man auch in unserer Wohlstandsgesellschaft über all an gebrauchte aber noch gute Klamotten kommen kann.

Daher glaube ich nicht, dass man von guter Kleidung noch sicher darauf schließen kann, dass jemand "wohlhabend" ist.

@brigittsche
Ja, das stimmt. Manche kriegen auch schonmal von Zuhause Geld, andere s.o. arbeiten schwarz und untergebrachte Flüchtlinge in der Jugendhilfe erhalten ca. € 40 monatlich für Bekleidung, wenn ich mich recht erinnere. Die sparen dann auf teure Sachen.

In der Hermannstrasse in Neukölln ist wahnsinnig viel los! Zuerst einmal ist dieser Teil Berlins geprägt durch einen hohen Migrationsanteil (hauptsächlich Muslime). Ausserdem leben viele Studenten und „hippe“ junge Leute aus aller Welt in dieser Gegend. Des Weiteren sind sowohl der Bahnhof Hermannstrasse als auch die Hasenheide dafür bekannt, dass sich dort abends und nachts Dealer und Prostituierte herumtreiben. Somit kann der junge Mann wirklich von überall kommen und jedem möglichen Milieu angehören. Es wird sicher schwierig, seine Identität festzustellen.

WatchDogs2 schrieb:Somit kann der junge Mann wirklich von überall kommen und jedem möglichen Milieu angehören. Es wird sicher schwierig, seine Identität festzustellen.

Von der Kleidung/Styling her würde der als Clubgänger und auf der Straße in solchen Stadtteilen nicht auffallen. Wenn er aus dem Millieu war würde ich auf einen Ticker der nicht auf eigene Rechnung arbeitete tippen. Das würde auch das fehlen von Zeugen erklären.


Mich erinnert das ein wenig an den Fall "Stella", eine junge Frau die plötzlich in der Dortmunder Obdachlosenszene auftauche. Sie trug sehr teure Kleidung und sprach nur Englisch. In einer Mission wurde sie noch lebend fotografiert. Etwas später ist sie an Herzversagen? in einem leerstehenden Haus an einer Art Grünanlage mitten in der Stadt gestorben.
Der Fall ist nicht mehr in der Fahndung, aber eine Identifizierung ist mir nicht bekannt.

@ExilHarzer

An „Stella“ erinnere ich mich noch gut.
Hier ist die dazugehörige Pressemitteilung nach wie vor aktiv:

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/amp/4971/4120356

Genau wie im hier vorliegenden Fall stelle ich mir eine Überdosis als Todesursache vor. Beim Screening werden ja nur diejenigen Drogen nachgewiesen, nach denen auch gesucht wird.

Es kommen unendlich viele junge Menschen aus dem Ausland in deutsche Grossstädte, um dort ihr Glück zu versuchen. Gerade in Berliner Stadtteilen wie Neukölln und Kreuzberg kommt man ganz kurzfristig und unkompliziert an eine Zwischenmiete und kann dann erstmal die Stadt erkunden, ohne sich überhaupt im Bürgeramt anmelden zu müssen. Manche bleiben auch einfach auf der Durchreise hängen.

@WatchDogs2 Ich denke zum Thema "Zwischenmiete" liegst Du richtig.
In allen größeren Städten gibt es eine Art Parallelwelt in der es sich teilweise sogar recht bequem leben lässt. Ich habe sehr oft in Dortmund Pensionszimmer ohne jeglichen Identitätsnachweis genutzt. Hat keinen interessiert, Hauptsache Kohle kommt rüber. Klar gab Meldezettel, das hat aber auch keiner kontrolliert was da drauf stand.
Das wird in Berlin nicht anders sein.

Von daher wird der damalige Aufenthaltsort des unbekannten Toten auf normalem Wege wohl nicht zu ermitteln sein.