Was geschah mit Wolfgang Knoll aus Holzminden? (1997)

Hepatitis C wird nicht nur durch unreines Drogenbesteck verursacht, sondern auch durch ungeschützten Verkehr mit ständig wechselnden Partnern und härteren Sexualpraktiken.

ExilHarzer schrieb:In so einem Nest wie Neuhaus hätte das eigentlich auffallen müssen, zumal der Vermisste in einer Siedlung gewohnt hat.

Das kommt wohl doch auch sehr auf die Persönlichkeit an - ich kenne den Ort zwar nicht, aber auch hier in meinem relativ überschaubaren Umfeld (dörflicher Stadtteil einer größeren Stadt) gibt es so ein paar Leute, die mit niemandem Kontakt haben, allenfalls auf der Straße mal grüßen aber sonst sehr für sich leben. Da würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, dass es auffällt, wenn die alte Dame (die mit niemandem redet und nie Besuch bekommt) aus dem Nachbarhaus mal nicht mehr über die Straße zum Aldi geht.

Und da wirst Du auch nicht sofort an der Haustür klingeln, wenn das Licht schon seit einigen Tagen auch tagsüber brennt? :)

kittyka schrieb:Vielleicht war da ja auch so die Denke, sich von dem Mann fernzuhalten. Mit dem stimmt was nicht und so....
man weiß es nicht.

Auch ein schlechter Ruf (was ich gar nicht unterstellen will !!!) kann ein Grund sein, dass man jemanden registriert, wenn er einem begegnet.

Aber ich denke mal, das Problem ist eben, dass die Begegnungen immer nur zufällig waren, und dass deshalb niemandem auffällt, dass man diesen oder jenen längere Zeit nicht gesehen hat, weil man auch schon gar nicht mehr weiß, wann er einem begegnet ist.

Das wäre etwas anderes, wenn man demjenigen immer zu einer bestimmten Zeit da und dort begegnen würde. Da kommt es dann eher zu so einem "Nanu, warum ist denn der XY nicht hier?" - "Ja, komisch, letzte Woche war der auch schon nicht da, ist der krank oder so?"

Ich frage mich ob der Vermisste einigermaßen mobil (Auto etc.) war. Neuhaus liegt ziemlich abseits.
Zumindest ist er vor seinem Verschwinden noch in Boffzen gesehen worden. So geht es aus dem historischen Zeitungsartikel in dem von @Kielius verlinkten TAH-Bericht hervor. Die Wohnanschrift steht auch darin.
https://www.tah.de/newssingle/neuhaeuser-seit-1997-vermisst-jetzt-ermittelt-aktenzeichen-xy-ungeloest

Offenbar konnten danach noch Lebenszeichen bis zum 23. ermittelt werden.

Schaun wir mal was es bei XY gibt, wobei ich in puncto Qualität des Filmfalles jetzt schon arge Bedenken habe.

@ExilHarzer

Die Angaben widersprechen sich - “seit dem 20. verschwunden“ und “zuletzt am 23. gesehen“.

Ich denke, dass es die letzte Sichtung in Boffzen gab. Und das liegt am rechten Ufer der Weser. Gut möglich, dass er in den Fluss geraten ist.

@Lichtgestählt
Der Artikel mit dem 20. ist von 1997, eventuell hat sich danach noch eine Sichtung ergeben.

Das mit der Weser ist dennoch möglich.

Lichtgestählt schrieb:Die Angaben widersprechen sich - “seit dem 20. verschwunden“ und “zuletzt am 23. gesehen“.

Die Angaben widersprechen sich nur scheinbar und erklären sich dadurch, dass sie sich auf unterschiedliche Zeitpunkte beziehen. Unmittelbar nach dem Verschwinden von WK ging man vom 20. Februar 1997 als Datum des letzten Lebenszeichens aus. Erst später konnte man dann offenbar noch ein weiteres Lebenszeichen am 23. Februar 1997 ermitteln.

@ExilHarzer
@Kielius

Ihr habt recht. Jedoch bezieht sich die Ortsangabe “Boffzen“ offenbar auf die Sichtung am 20. Februar. Ob die bislang allerletzte Sichtung am 23. Februar auch in Boffzen stattfand oder in Neuhaus, Göttingen oder anderenorts, ist mithin unbekannt.

Auch der Solling als größeres Waldgebiet käme für ein dauerhaftes Verschwinden in Frage.

Vielleicht hat ihn auch einfach niemand vermisst, da er etwaigen Angehörigen, Freunden und/oder Bekannten von der Krankheit bzw. dem Klinikaufenthalt erzählt hatte. Ich kenne mich mit dem Krankheitsbild nicht aus; man wird ja aber kaum im Vorfeld sagen können, wie lange eine solche Behandlung andauert bzw. der Patient darauf anspricht. Ich glaube nicht zwingend, dass ein Aufenthalt so lange dauert, vielleicht hätte sich aber eine Kur etc. angeschlossen oder man hätte gedacht "Mensch, der Wolfgang schont sich nach der Behandlung. " Nur so ein Gedanke zum langen Zeitraum zwischen letzter Sichtung und Vermisstmeldung...VG

Crimewatcher schrieb:der Wolfgang schont sich nach der Behandlung. " Nur so ein Gedanke zum lange Zeitraum zwischen letzter Sichtung und Vermisstmeldung...VG

Man hätte zumindest telefonieren können auch während eines Klinikaufenthalts.
Also ist der Gedanke nicht wirklich plausibel.
Offenbar hatte er auch zu seiner Familie nicht sonderlich viel Kontakt.

@kittyka
Da hast du Recht, zur Kontakthäufigkeit sagt das nichts aus. Das habe ich auch nicht gesagt. Allerdings finde ich nicht, dass dadurch der Gedanke per se unplausibel wird. Wenn er seine Verwandten/Freunde nur unregelmäßig sah oder sprach, könnte soetwas schon möglich sein. Es war 1997 und damals buchte auch nicht jeder den Telefonanschluss in der Klinik mit...ist ja auch nur ein Denkvorstoss...

Crimewatcher schrieb:Es war 1997 und damals buchte auch nicht jeder den Telefonanschluss in der Klinik mit...

Außerdem hatte Anfang 1997 weiß Gott noch nicht jeder ein Handy. Nur eine kleine Minderheit in Deutschland besaß damals ein Mobiltelefon. Wolfgang Knoll, der arbeitslos war, dürfte nicht zu dieser Gruppe gehört haben.

Ich schätze die Situation nach allem was bisher bekannt ist aber auch so ein, dass Wolfgang Knoll sozial eher isoliert oder zumindest nicht "eng vernetzt" war.

kittyka schrieb:Offenbar hatte er auch zu seiner Familie nicht sonderlich viel Kontakt.

Es ist unbekannt, wie viel “Familie“ überhaupt vorhanden war.

Ich finde den zeitlichen Ablauf überhaupt nicht ungewöhnlich.

Das die das Krankenhaus nicht weiter nachgehakt hat, ist auch nicht ungewöhnlich. Das ist nun mal kein Wohlfahrtsverband.
Die werden vielleicht einmal angerufen haben , und dann heißt es "Der nächste bitte!"

Es gibt noch vor der Aktenzeichen-Sendung am Mittwoch spannende Neuigkeiten.
Besser gesagt, das ist wirklich ein "Hammer":

Der Vermisste ist ein verurteilter Mörder, der seine Strafe "lebenslang" gerade erst abgesessen hatte!

Der Mann war nach 23-jähriger Freiheitsstrafe, die er wegen der Ermordung eines Taxifahrers verbüßt hatte, 1996 aus der Justizvollzugsanstalt Kassel entlassen worden. Danach war er nach Neuhaus gezogen. 1999 vermutete die Polizei, dass er selbst das Opfer eines Kapitalverbrechens geworden war. Zuletzt sei er arbeitslos gewesen. Er wohnte mit einem Freund aus Guben (Brandenburg) in einer Zweizimmerwohnung. Das von ihm und dem Freund genutzte, auf Knoll zugelassene Auto, wurde wenige Tage nach seinem Verschwinden in Guben gefunden.

Quelle: https://www.hildesheimer-allgemeine.de/meldung/holzmindener-vermisstenfall-bei-aktenzeichen-xy.html

Er wohnte mit einem Freund aus Guben (Brandenburg) in einer Zweizimmerwohnung. Das von ihm und dem Freund genutzte, auf Knoll zugelassene Auto, wurde wenige Tage nach seinem Verschwinden in Guben gefunden.

Quelle: https://www.hildesheimer-allgemeine.de/meldung/holzmindener-vermisstenfall-bei-aktenzeichen-xy.html

Dieser Passus wirft natürlich Fragen auf in Richtung des Freundes aus Guben, mit dem der Vermisste in Neuhaus zusammen wohnte:

1. Warum hat der Freund und Mitbewohner nicht schon sehr viel früher eine Vermisstenanzeige erstattet? Es hätte ihm als Mitbewohner doch sehr schnell auffallen müssen, dass Wolfgang Knoll verschwunden war.

2. Wie kam das Auto des Vermissten nach Guben (Brandenburg), das - ausgerechnet - der Herkunftsort des Freundes und Mitbewohners ist?
Und unter welchen Umständen wurde das Auto schon wenige Tage nach dem Verschwinden von Wolfgang Knoll in Guben "gefunden", wenn der Vermisste doch erst anderthalb Monate nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet wurde?

Kielius schrieb:Es gibt noch vor der Aktenzeichen-Sendung am Mittwoch spannende Neuigkeiten.
Besser gesagt, das ist wirklich ein "Hammer":

Na, das ist ja wirklich eine Neuigkeit! Danke für den Hinweis - und da ist jetzt natürlich die Rolle dieses bisher nicht erwähnten Mitbewohners von allerhöchstem Interesse....

Kielius schrieb:1. Warum hat der Freund und Mitbewohner nicht schon sehr viel früher eine Vermisstenanzeige erstattet? Es hätte ihm als Mitbewohner doch sehr schnell auffallen müssen, dass Wolfgang Knoll verschwunden war.

Ich würde vermuten, dass er "abgehauen" war, wenn die Beobachtung der Nachbarin, dass ständig Licht in der Wohnung brannte aber niemand zu sehen war, richtig ist. Ob er nun aus anderen Gründen abgehauen war und das Auto mitgenommen hatte (folglich also WKs Verschwinden nicht bemerken konnte), oder ob es für das Abhauen eine andere, eher unschöne Erklärung gab, die direkt mit dem Verschwinden von WK zu tun hat, ist dann die nächste, nicht weniger spannende Frage!

Das ist ja was! Nicht ein unschuldiger Mann verschwindet, sondern ein kaltblütiger Mörder!

Kielius schrieb:1. Warum hat der Freund und Mitbewohner nicht schon sehr viel früher eine Vermisstenanzeige erstattet? Es hätte ihm als Mitbewohner doch sehr schnell auffallen müssen, dass Wolfgang Knoll verschwunden war.

2. Wie kam das Auto des Vermissten nach Guben (Brandenburg), das - ausgerechnet - der Herkunftsort des Freundes und Mitbewohners ist?
Und unter welchen Umständen wurde das Auto schon wenige Tage nach dem Verschwinden von Wolfgang Knoll in Guben "gefunden", wenn der Vermisste doch erst anderthalb Monate nach seinem Verschwinden als vermisst gemeldet wurde?

Zu 1.
Weil der Freund fürs Verschwinden von WK verantwortlich ist? Das wäre auf jeden Fall ein guter Grund für ihn gewesen, WK nicht als vermisst zu melden.

Zu 2.
Das Auto wurde "wenige Tage nach dem Verschwinden" gefunden. Aber man weiß doch gar nicht, wann WK verschwand. Er wurde am 23. Februar zum letzten Mal gesehen. Das heißt nicht, dass er unbedingt auch an jenem Tag verschwand. Oder meint man vielleicht: "wenige Tage nach der Vermisstenmeldung durch die Nachbarin", also kurz nach dem 14. April?

birotor schrieb:Eine Therapie der chronischen Hepatitis C, also die vollständige Viruseliminierung, ist durch den Einsatz von direkt antiviral wirksamen Substanzen in bis zu 99 % der Fälle möglich

Das bezieht sich auf die Therapie der Hepatitis C heutzutage. Bis tief in die 2000er Jahre war das anders und die einzige Therapieoption waren Interferone (nebenwirkungsträchtig, keine "richtige" Heilung). 1997 gab es unter Umständen nicht mal das und das Wissen um die Hepatitis C war nicht mit dem heutigen vergleichbar. Das Virus selbst ist erst in den 90ern isoliert worden. Insofern dürfte der Verschwundene vor einer Erkrankung mit ungünstiger Prognose und eingeschränkten Therapieoptionen gestanden haben, daher auch die geplante Behandlung in der Uniklinik. Unter diesen Umständen halte ich einen Suizid für nicht unwahrscheinlich.