Mordversuch an Taxifahrerin (Leverkusen, 1991)

Die Juli-Ausgabe von "Aktenzeichen XY" steht vor der Tür (26.07.2023) und darin soll ein Cold Case aus Leverkusen behandelt werden: Es geht um ein versuchtes Tötungsdelikt zum Nachteil einer Taxifahrerin.

Das "ZDF" kündigt den Filmfall mit dem Titel "Brutale Messerattacke" wie folgt an:

Eine Taxifahrerin wird von einem Gast plötzlich mit einem Messer angegriffen und beinahe getötet. Bei ihren Ermittlungen stößt die Polizei auf eine heiße Spur, die zum Täter führen könnte.

https://www.zdf.de/gesellschaft/aktenzeichen-xy-ungeloest/aktenzeichen-xy-ungeloest-vom-26-juli-2023-100.html (Archiv-Version vom 26.07.2023)

Die Tat geschah am 09.02.1991: An diesem Abend steigt in Leverkusen-Wiesdorf ein Mann ein, der in den Stadtteil Schlebusch gefahren werden möchte. Die Person kann später von der Taxifahrerin recht genau beschrieben werden:

Ein Fahrgast steigt ein, er ist etwa 25 Jahre alt, circa 1,80 Meter groß, hat eine kräftige Statur und kurzgeschnittene, mittelblonde Haare. In einem Ohr trägt er einen Ohrstecker.

Im Bereich Nittumer Weg kommt es dann zu der Tat: Der Mann fordert Bargeld und bedroht die Frau mit einem 16 cm langen Brotmesser. Die Taxifahrerin händigt dem jungen Mann die Einnahmen zwar aus, wird jedoch trotzdem mehrmals gestochen und geschnitten. Der Täter hält die blutüberströmte Frau vermutlich für tot und verschwindet in der Leverkusener Nacht.

https://www.rtl.de/cms/cold-case-bei-aktenzeichen-xy-taxifahrerin-in-leverkusen-mit-brotmesser-niedergestochen-5052225.html

Der Fall ist auch über 30 Jahre später noch ungeklärt, große Hoffnung scheinen die Ermittler in eine Tonbandaufnahme zu setzen, die kommenden Mittwoch sicherlich einem Millionenpublikum vorgespielt werden wird.

Vor allem eine Tonbandaufnahme soll die Ermittlungsgruppe bei der Aufklärung der Tat von damals weiter voranbringen.

https://rp-online.de/nrw/staedte/leverkusen/leverkusen-cold-case-aus-schlebusch-bei-aktenzeichen-xy_aid-94085591

Interessant ist, dass es dieser Fall schon das zweite Mal zu "Aktenzeichen XY" schafft - denn noch im Jahr der Tat bat Eduard Zimmermann die Bevölkerung um Mithilfe bei der Klärung des versuchten Tötungsdelikts:

Aktenzeichen XY (06.12.1991)

Im "Aktenzeichen XY"-Wiki gibt es zu dem damaligen Filmfall eine holzschnittartige Zusammenfassung - dabei wird ein Nachtatverhalten skizziert, das Fragen aufwirft.

Täter hält Inge offenbar für tot und will mit deren Taxi fliehen; wird von anderem Droschkenfahrer entdeckt; Täter behauptet kaltschnäuzig, andere hätten "Frau niedergemacht" und flüchtet; schnelles Auffinden des Opfers rettet ihr Leben; Stunden später mysteriöser Anruf bei der Polizei: Täter werde sich morgen stellen.

Quelle: s.o.

Den Zuschauenden wurde damals schon eine Tonbandaufnahme vorgespielt.

Nach dem Filmfall 1 wird ein Tonband abgespielt (inkl. Laufschrift).

Quelle: s.o.

Interessanter Fall, von dem ich noch nie etwas gehört habe, obwohl ich lange im Rheinland gelebt habe.

LackyLuke77 schrieb:Täter hält Inge offenbar für tot und will mit deren Taxi fliehen; wird von anderem Droschkenfahrer entdeckt; Täter behauptet kaltschnäuzig, andere hätten "Frau niedergemacht" und flüchtet

Hervorhebungen von mir eingefügt.

Das verstehe ich nicht so ganz (eindeutig).
Der Täter wollte (ursprünglich?) mit dem Taxi des Opfers wegfahren, wurde dann aber von einem anderen Taxifahrer entdeckt und ist dadurch schlussendlich dann zu Fuß geflüchtet?

Was ist mit der Tatwaffe, dem 16cm langen Brotmesser passiert, hat der Täter dieses wieder mitgenommen bei seiner Flucht, oder am Tatort (im Taxi) zurück gelassen?

ThoFra schrieb:Der Täter wollte (ursprünglich?) mit dem Taxi des Opfers wegfahren, wurde dann aber von einem anderen Taxifahrer entdeckt und ist dadurch schlussendlich dann zu Fuß geflüchtet?

Genau so verstehe ich es auch.

ThoFra schrieb:Was ist mit der Tatwaffe, dem 16cm langen Brotmesser passiert, hat der Täter dieses wieder mitgenommen bei seiner Flucht, oder am Tatort (im Taxi) zurück gelassen?

Ich vermute, dass die Tatwaffe am Tatort oder in der Nähe des Tatorts zurückgelassen wurde. Zumindest legt die detaillierte Beschreibung der Tatwaffe nahe, dass die Ermittler diese sicherstellen konnten. Die Vorberichterstattung zu dem Fall ist ja erst kürzlich angelaufen, möglicherweise wird das Messer in der zeitnah erscheinenden Polizeimeldung oder sogar im "XY"-Studio präsentiert werden.

Leider lässt sich die xy - Folge aus 1991 wirklich nirgends finden.

Der Täter lässt sein blutüberströmtes Opfer am Tatort zurück, zieht den Zündschlüssel und flüchtet. Sein Opfer hält er für tot – nur so überlebt die schwerverletzte Taxifahrerin, die in ihrer Notlage schließlich noch einen Funkruf an ihre Kollegen absetzen kann.

Quelle: https://www.rtl.de/cms/cold-case-bei-aktenzeichen-xy-taxifahrerin-in-leverkusen-mit-brotmesser-niedergestochen-5052225.html

Den Schlüssel hat er also mitgenommen. Wo ist der abgeblieben? Sie konnte noch einen Kollegen per Funk rufen? Hat dieser dann den Täter noch gesehen?

Hier: https://www.ksta.de/region/leverkusen/stadt-leverkusen/ungeklaerte-verbrechen-in-leverkusen-diese-cold-cases-rollt-die-polizei-neu-auf-116425

findet man ein Phantombild. Die Tatwaffe wurde in der Nähe des Tatortes gefunden, außerdem eine graue Winterjacke.

Demnach dürfte es Täter-DNA geben.

darkstar69 schrieb:Sie konnte noch einen Kollegen per Funk rufen? Hat dieser dann den Täter noch gesehen?

Ja, der zu Hilfe geeilte Taxifahrer scheint mit dem Täter sogar noch gesprochen zu haben, woraufhin sich der Täter als Zeuge für die Tat ausgab und dann flüchtete. Im "XY"-Wiki ist der Filmfall von 1991 deshalb wohl mit dem Zusatz "Räuber als Zeuge" versehen.

Anmerken möchte ich noch, dass die Tat am Karnevalswochenende durchgeführt worden ist, also zu einer für Taxifahrer fahrtenreichen Zeit. Der Täter konnte somit mit einer hohen Beute rechnen.

LackyLuke77 schrieb:Ja, der zu Hilfe geeilte Taxifahrer scheint mit dem Täter sogar noch gesprochen zu haben, woraufhin sich der Täter als Zeuge für die Tat ausgab und dann flüchtete

Ja. Dann muss der Täter aber ja noch relativ lange am Tatort verblieben sein. Es wird ja eine Zeit gedauert haben, bis ein Taxifahrer nach dem Funkruf vor Ort war. Wie lange hat das wohl gedauert und wo war der Täter so lange?
Wenn der Täter dachte, das Opfer sei tot und blieb aber in der Nähe, während das Opfer den Funkruf abgab, hätte der Täter ja wieder zuschlagen können.

Die Vorberichterstattung zur "XY"-Sendung geht so langsam richtig los und "T-online" bringt ein paar neue Informationen ins Spiel.

Der Anrufer -bei dem es sich laut der Polizei wohl um den Täter handeln dürfte- meldete sich am Tatabend gegen 23 Uhr.

Der Anrufer kündigte an, dass sich der mutmaßliche Täter am folgenden Tag bei der Polizei stellen würde.

Genau auf diesen Anruf setzen die Kölner Kriminalbeamten nun ihre Hoffnungen, denn in der Fernsehsendung am Mittwoch wird die damals aufgezeichnete Original-Tonbandaufnahme veröffentlicht, auf der die Stimme des mutmaßlichen Täters zu hören ist.

https://www.t-online.de/region/koeln/id_100212942/cold-case-aus-leverkusen-bei-aktenzeichen-xy-.html

Die Ermittler hoffen zudem auf Hinweise bezüglich folgender Sachverhalte / Fragestellungen: Angaben zum Anrufer bzw. zur Stimme; verdächtige Beobachtungen an der Taxihaltestelle und Angaben zur Tat im Nittumer Weg im allgemeinen.

Anbei die dazugehörige Polizeimeldung im Vollzitat (die Tonbandaufnahme wird nicht vor der "Aktenzeichen XY"-Sendung von der Polizei veröffentlicht werden):

Am Mittwochabend (26. Juli) stellt der Leiter der Kölner Ermittlungsgruppe "Cold Cases" Markus Weber im Rahmen der Fernsehsendung "Aktenzeichen XY" einen seit über 30 Jahren ungeklärten Fall aus Leverkusen vor.

An Karnevalsfreitag (8. Februar) im Jahr 1991 traf eine 41 Jahre alte Frau während der Schicht als Taxi-Fahrerin auf ihren unbekannten Angreifer. Kurz zuvor war der Mann gegen 20.30 Uhr am Taxihaltestand am Friedrich-Ebert-Platz als Fahrgast in ihr Auto gestiegen. Nach ersten Erkenntnissen ließ er sich von Leverkusen-Wiesdorf aus bis zum Nittumer Weg im Stadtteil Schlebusch fahren, wo sich damals wie heute die Endhaltestelle der Stadtbahnlinie 4 befand. Als das Taxi kurz darauf das Ziel erreichte, griff der Unbekannte zu einem Messer, bedrohte die Frau und verlangte die Herausgabe ihrer Tageseinnahmen. Nach heutigem Ermittlungsstand soll er anschließend mehrfach mit einem Messer auf die 41-Jährige eingestochen haben und mit der Beute vom Tatort geflüchtet sein. Die Frau ließ er dabei mit lebensgefährlichen Verletzungen im Taxi zurück. Erst in letzter Sekunde gelang es ihr, über Funk einen Notruf abzusetzen und Hilfe zu holen.

Noch am selben Abend meldete sich gegen 23 Uhr ein Anrufer über den Polizeinotruf und kündigte an, dass sich der "Täter" am Folgetag bei der Polizei stellen würde. Genau auf diesen Anruf setzen die Kölner Kriminalbeamten nun ihre Hoffnungen, denn in der Fernsehsendung wird die damals aufgezeichnete Original-Tonbandaufnahme veröffentlicht, auf der die Stimme des mutmaßlichen Täters zu hören ist.

Ermittler Markus Weber und sein Team hoffen auf neue Hinweise durch die Zuschauerinnen und Zuschauer der Sendung und fragen daher:

Wer kann Angaben zu dem Anrufer machen und erkennt die Stimme?

Wer hat damals zum Beispiel verdächtige Beobachtungen an der Taxihaltestelle gemacht?

Wer kann noch Angaben zur Tat im Bereich Endhaltestelle Schlebusch/Nittumer Weg machen?

Der Leverkusener Fall wird am Mittwochabend ab 20.15 Uhr im ZDF ausgestrahlt. Die Polizei Köln wird die Tonbandaufnahme ab Donnerstag (27. Juli) auch auf ihrer Internetseite veröffentlichen. (al/kk)

https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/12415/5565745

Für alle, die nicht solange warten wollen, hier die schon mal Aufnahme des gesuchten Anrufers aus der XY-Sendung vom 6.12.1991 aus meinem Archiv als mp3:

Dateianhang: XY_241_Taxi.mp3 (204 KB)

Den Fall habe ich vor ein paar Jahren gesehen und finde das Verhalten des Täters sehr dreist.Aber was sollte der Anruf bei der Polizei?Was denkt Ihr?

@Ganovenjulchen
Das könnte unterschiedlichen Hintergrund haben. Wenn es denn tatsächlich der Täter war, wovon man aber wohl durchaus ausgehen kann. Anderenfalls gibt es mglw. Mitwisser. Oder war es einfach ein Lügner, der der Polizei eine falsche Spur unterjubeln wollte?

Ich gehe durchaus davon aus, dass es der Täter gewesen sein könnte.

Entweder hatte er anschließend ein sehr schlechtes Gewissen, weil ihm irgendwas aus dem Ruder gelaufen ist. Und dann konnte er gerade nicht damit umgehen. Dann hätte er aber auch sofort zur Polizei gehen können. Und seine Stimme hört sich jetzt nicht so leidend und nach schlechtem Gewissen an.

Oder er war noch so im (Blut-) Rausch, weil er ja offenbar auch mehrfach grundlos zustach und er auch ohne Mord/Mordversuch das Geld bekommen hätte, dass er sich noch so im Machtgefühl wähnte, mit der Polizei spielen zu wollen.

Ganovenjulchen schrieb:dreist.Aber was sollte der Anruf bei der Polizei?Was denkt Ihr?

Ich denke, dass der Täter durch den Anruf Zeit gewinnen wollte. Möglicherweise hatte er darauf gehofft, dass die Ermittler nach der Ankündigung, dass sich der Täter selbst stellen werde, ihre Ermittlungsmaßnahmen zurückfahren bzw. ganz einstellen.

Heidi71 schrieb:Aufnahme des gesuchten Anrufers

Vermutlich ein Scherzanruf ohne Tatrelevanz.

Über die Taxikollegen dürfte sich die Nachricht vom verübten Verbrechen recht schnell in der Stadt verbreitet haben.

Lichtgestählt schrieb:Vermutlich ein Scherzanruf ohne Tatrelevanz.

Das ist sehr unwahrscheinlich, dass es sich um einen Scherzanruf handeln soll.

Der Anrufer gibt an, die Person zu kennen, die die Frau in Schlebusch ermordet habe. Von einem Mord konnten die anderen Taxifahrer nicht berichten. Der Täter, bei dem es sich -entgegen Deiner völlig falschen Einschätzung- wohl um den Anrufer handeln dürfte, ist aber davon ausgegangen, dass das blutüberströmte Opfer schon verstorben sei und hatte deshalb die Tat beendet.

Die Ermittler gehen im übrigen auch davon aus, dass Täter und Anrufer ein und dieselbe Person sind.

Ich komme aus Leverkusen und kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wie waren an diesem Karnevalsfreitag auch unterwegs und haben in der Nacht als wir nach Hause wollten davon gehört . Unser Taxifahrer, der uns nach Hause gefahren hat , erzählte uns davon. Und ja es war danach viel Gerede in der Stadt und es war nicht so toll, denn hier passiert nicht so oft was.
Soviel ich weiß hat sie keinen Funkspruch losgelassen , sondern sie hatte so einen Notknopf im Taxi, damals hatten viele Taxis wohl so einen Knopf.Und ja es waren wohl sehr schnell Kollegen am Tatorteiner hatte sogar noch einen Fahrgast im Taxi als er hörte das eine Kollegin in Bedrängnis war und fuhr dahin , weil er in der Nähe war und sprach wohl mit dem Täter. Der dann sagte er hätte sie gefunden. Ja und ne Jacke und das Tatmesser fand man später in der Nähe .

Da das Opfer glücklicherweise überlebt hat, müsste es doch sagen können, ob das die Stimme des Täters war. Ich gehe davon aus, dass dem so ist, denn sonst würde die Aufnahme nicht veröffentlicht werden.

Als einziges Medium geht "fernsehserien.de" darauf ein, dass der Fall schon einmal in "Aktenzeichen XY" vorgestellt worden ist, inklusive Szenenfoto des alten Films.

Mit der Ausgabe am morgigen Mittwoch, den 26. Juli um 20:15 Uhr greift „Aktenzeichen XY … Ungelöst“ noch einmal einen Fall auf, der bereits im Dezember 1991 Thema in der ZDF-Fahndungssendung war.

(...)

In den letzten Jahren hat „Aktenzeichen XY“ immer wieder Fälle neu verfilmt, die bereits früher in der Sendung behandelt worden waren – zuletzt mit Erfolg: Nach der Sendung im März konnte im Mordfall Jutta Hoffmann aus Lindenfels im Odenwald ein Tatverdächtiger festgenommen werden.

Es wird auch erwähnt, dass der Karneval 1991 aufgrund des Golfkriegs ausgefallen sei. Möglich dient das einigen Zeugen als Erinnerungsstütze.

Die Tat geschah am Karnevalsfreitag, den 8. Februar 1991. Damals wurden die meisten Veranstaltungen aufgrund des beginnenden Golfkriegs im Irak abgesagt.

https://www.fernsehserien.de/news/aktenzeichen-xy-greift-mordversuch-von-1991-wieder-auf

Auf die Besonderheiten des damaligen Karnevals wird auch vom "express" eingegangen:

Es ist der 9. Februar 1991, zwei Tage vor Rosenmontag. Karneval findet wegen des Golfkrieges nicht statt, stattdessen demonstrieren Zehntausende gegen den Krieg.

https://www.express.de/koelner-umland/leverkusen/taxifahrerin-in-leverkusen-ueberfall-bei-aktenzeichen-xy-616013

Es gibt neue Erkenntnisse! Laut dem für den Fall zuständigen Ermittler Markus Weber scheint neben Raub auch ein sexuelles Motiv möglich zu sein. Der Täter soll sich über einen längeren Zeitraum am Taxistand aufgehalten und gezielt bei einer Fahrerin eingestiegen sein. Die teilte Markus Weber im Gespräch mit Rudi Cerne mit.

Ich finde es schon fast erstaunlich, dass der Täter noch nicht ermittelt wurde. Es gibt doch einige Ansatzpunkte:

- das Phantombild
- die Stimme
- die verlorenen Gegenstände


Die Stimme klingt auch sehr danach, als würde er aus der Gegend kommen