AveMaria schrieb: Ich war noch nie in Trier, aber in mehreren Videos ist mir aufgefallen, dass große Suchplakate ausgehängt wurden. Aus meiner Sicht unwahrscheinlich, dass die Person nichts davon mitbekommen hat, zumindest nicht, wenn die Nummer zu jemandem aus Trier gehörte und sein Bekanntenkreis dann wohl auch eher in Trier zu finden sein dürfte.
Ich war in der zweiten Hälfte des Jahres 2007 in Trier, und ich kann Dir sagen, daß Trier über alle Maßen voller Suchplakate mit Abbildungen von Tanja Gräff war. Wer sich in der Zeit in Trier aufhielt und auf Trierer Straßen oder in Trierer öffentlichen Gebäuden bewegte, dem können diese Plakate nicht entgangen sein. Wenn man wirklich der Konstruktion nachgehen will (die hier immer wieder zu bedenken gegeben wird), der unbekannte Nutzer von Tanja Gräffs Handy habe vielleicht gar nicht mitbekommen, daß sie vermißt wurde, so würde das mit hoher Wahrscheinlichkeit implizieren, daß dieser nur kurzfristig in Trier war und dann in eine ganz andere Region fuhr, ohne in der Folgezeit mal wieder nach Trier zurückzukehren. Und ausgerechnet so einer müßte dann in unmittelbarer Nähe von Tanja Gräff in ihren letzten Lebensminuten gewesen sein, sogar ihr Handy benutzt haben. Im übrigen müßte für ihn bezüglich Tanja Gräff gegolten haben: Aus den Augen, aus dem Sinn.
Ich gehe hier von einem unbekannten Nutzer von Tanja Gräffs Handy aus, weil ich die Argumentation
@AveMaria s dazu für überzeugend ansehe:
AveMaria schrieb:Du glaubst also, dass TG die Nummer aus dem Kopf heraus gewählt hat? Also ich kenne kaum jemanden, der sich Handynummern einfach so merken kann, und wenn sich jemand eine Nummer gemerkt hat, dann ist der Kontakt auch im Adressbuch gespeichert, weil es ein wichtiger Kontakt ist. Dann aber hätte der Angewählte Tanja kennen müssen, oder wissen, wie sie an seine Nummer gekommen ist. Ich schließe das aus und gehe von der Anwesenheit einer anderen Person aus, die diese Nummer hatte.
Aber wie es mit der Wahrscheinlichkeit nun einmal so ist: Der Kopf ist natürlich in der Lage, sich Szenarien vorzustellen, bei denen auch ein Trierer nichts von der Suche nach Tanja gemerkt haben könnte: Jemand, der monatelang abgeschirmt in der Intensivstation eines Krankenhauses lag, jemand der sich exzessiv dem Alkohol hingab und daher wegen kontinuierlichen Deliriums nichts wahrnahm... Ebenso kann Tanja Gräff rein theoretisch eine Handynummer auswendig gewußt haben, die nicht unter ihren Kontakten abgespeichert war; sie kann rein theoretisch einen Zettel gehabt haben, auf dem die Nummer notiert stand. Und diese wurde ihr dann nachts gegen 4 plötzlich so wichtig, daß sie sie anwählte.
Ich kann meinen Kopf sehr wohl zwingen, so etwas zu denken. Und das ist auch wichtig, denn auch wenn man es sich nicht (ernsthaft) vorstellen kann, kann es dennoch wahr sein. Zugegeben. Nur sollte man solche Ausnahmeszenarien nicht zur "Widerlegung" einleuchtenderer Szenarien mißbrauchen. Auch im Jahre 2007 schon war es für jemand wie Tanja, für die das Handy dauernd in Aktion war, das Normalste, eine mitgeteilte Telefonnummer abzuspeichern, nicht aber, sie auf einem Zettel mit sich herumzutragen. Leute, die das tun, gibt es auch heute noch. Aber das sind keine Handy-Dauerbenutzer. Und auch hier kann man natürlich wieder Protest einlegen, weil das doch gar nicht zwingend sei...
Zwingend ist in dem absoluten Sinne eben gar nichts, das weiß wohl jeder hier. Und deswegen ist dieser Einwand, gestützt auf eine rein theoretische Denkbarkeit, einfach nicht konstruktiv. Wer ein Szenario entwickelt, weiß doch selbst ganz genau, daß es dafür keine mathematische Beweisführung gibt!
Wenn ich sehe, daß die ganze Straße naß ist, kann ich daraus nicht zu 100% schließen, daß es geregnet habe. Es könnte ja auch jemand Eimer für Eimer ausgekippt haben, bis alles naß war, oder einen Schlauch benutzt haben. Manchmal kommt es mir so vor, als wenn hier auf diese Weise diskutiert wird.
Man muß es den Ermittlern schon zugute halten, daß sie alles, was diese letzte Handywahl angeht, nach allen Regeln der Kunst durchgeforstet haben werden, und sie werden wohl gute Gründe haben, nicht alles Festgestellte darüber mitzuteilen. Nach dem Stand dessen, was bekanntgegeben wurde, halte
ich - andere mögen anderem zuneigen, wenn es nicht einfach nur die Freude am Einwand ist - es aber für am wahrscheinlichsten, daß ein von Tanja Gräff verschiedener Mensch als letzter vor ihrem Tod von ihrem Handy aus eine nicht gespeicherte Nummer gewählt hat. Entweder hat dieser Mensch das Handy ohne Einwilligung seiner Besitzerin benutzt, oder Tanja hat es ihm freiwillig zur Verfügung gestellt, was Rückschlüsse auf einen gewissen Bekanntschaftsgrad nahelegen würde. Dieser Mensch hat sich entweder gemeldet und die Ermittler haben darüber nichts verlauten lassen, oder er hat sich nicht gemeldet, und in dem Fall tat er das entweder absichtlich, oder er war in allen Folgemonaten dermaßen weit ab vom Trierer Umfeld, daß der Aufruf, sich zu melden, bei ihm nie ankam. Diese zuletzt genannte Möglichkeit sehe ich als unwahrscheinlich an.