Frühsexualisierung in der Schule

@So.What

Allgemeinwissen gehört natürlich in die Schule und den Unterricht, darauf bezog sich mein Kommentar auch eher weniger. Genau so finde ich es richtig, dass über verschiedene Neigungen gesprochen wird (im Religionsunterricht wurde das bei uns gemacht).

Aber es soll Kinder / Jugendliche geben, die aufgrund von traumatischen Erlebnissen keinerlei große Lust verspüren, bei sexuellen Dingen arg weit ins Detail zu gehen... DARAUF münzte mein Beitrag.
Und ich frage mich halt, ob auf sowas Rücksicht genommen werden würde.

Im Übrigen: bei mir wurde Rücksicht genommen, ich durfte den Raum verlassen.

So.What schrieb:Fändest du es gut, wenn es zum Beispiel die Möglichkeit gäbe, das Thema abzuwählen. Wie Religion?

Nein, ich fände das nicht gut wenn man Allgemeinwissen zu dem Thema nicht in der Schule behandelt und ich fände es auch nicht gut, wenn man nichts über andere Ausprägungen der Liebe / Sexualität erfahren würde.
Mir ging es lediglich um detaillierte sexuelle Darstellung im Unterricht.

Asparta schrieb:Es ist bei sowas eher die Beeinflussung der Eltern die Kinder solche Entscheidungen treffen lassen. Denn normalerweise sind Kinder neugierig und wollen alles wissen. Warum Dan das nicht?

Unsinn, bei mir hatten meine Eltern nicht mal gewusst, dass ich aus dem Unterricht gegangen bin. Gibt auch genug andere Gründe für Kinder / Jugendliche, vom dem Thema im Detail nichts wissen zu wollen!

@AthleticBilbao

Ja in deinem Fall mag es ja anders sein aber wieviele werden das sein? Bin aber grundsätzlich dafür das Rücksicht genommen werden muss.

Asparta schrieb: Bin aber grundsätzlich dafür das Rücksicht genommen werden muss.

Ist aber halt auch nicht sonderlich einfach, weil man es ja meistens nicht mal weiß als Lehrer. Und man als Kind / Jugendlicher auch nicht unbedingt sein Gesicht vor der Klasse verlieren will (mir war das egal, weil mir mein "Wohl" wichtiger war, als meine bescheuerten Klassenkameraden, die ich eh alle nicht leiden konnte)..

Ich finde halt detaillierte sexuelle Schilderungen im Unterricht fehl am Platze. Allgemeinwissen (Schwangerschaften und wie die entstehen, Verhütung, Krankheiten, Anatomie) aber nicht und der Rest (Homosexualität, Transexualität etc) ist ein Fall für den Religions- oder Ethikunterricht.

Da wirds dann irgendwann schwierig.
Ein Kind kann den Anblick eines Nacktmulls im Biologieunterricht nicht ertragen, das nächste bekommt Herzrasen beim Gedanke an Trigonometrie, Sport ist sowieso zu anstrengend und Körperteile, die man jeden Tag selbst in die Unterwäsche packt, sind plötzlich auch obsolet.
Wie soll man es da jedem recht machen?

@AthleticBilbao
Rücksicht muss natürlich genommen werden, gar keine Frage. Kann aber sicher auch unangenehm sein, zu sagen "Ich hab mit dem Thema ein Probleme, darf ich raus?". Vielleicht gäbe es da eine diskretere Lösung? Mir fällt nur gerade keine ein. Mutig, dass du das so durchgezogen hast :)!

Ob Religionsunterricht der richtige Ort für diese Themen ist? Einige haben den Unterricht abgewählt und auch Eltern könnten sicher so wieder Einfluss nehmen und den Kindern den Unterricht schlichtweg verbieten, solange es optional ist. Religionen allgemein gehen ja eher davon aus (wenn ich irre, sorry!), dass ausschließlich Heterosexualität ok ist. Natürlich sind nicht alle Religionslehrer auch selbst gläubig...aber irgendwie, find ich das Thema in dem Unterricht, weiß nicht...

Ich hab Reli grundsätzlich abgewählt, weil ich ganz persönlich ein Problem damit habe. Aber Sexualkunde hätte ich schon gerne dann mitgemacht.

Ach, organisatorisch schon schwierig, irgendwie. Man kann es wohl eh nicht jedem recht machen...

Edit:
Ja, lesen wäre sinnig. Du sagtest ja ODER Ethikunterricht. Entschuldigung!!

@AthleticBilbao

Das Problem ist wenn Homo- und Transexualität ect. nur im Religionsuntericht angesprochen wird, wird das eben aus religiöser Sicht geschehen und da frag mal die Kartolischekirche zu diesem Thema ^^

Man kann es nicht jedem recht machen. Ist halt so.

@So.What
@Asparta

An unserer Schule durfte man Religion erst in der Oberstufe abwählen und dann MUSSTE man Ethik belegen. Eins dieser Fächer hatte man also immer.
Und DA gehören solche gesellschaftlichen Dinge wie Homosexualität etc auch rein. Im Biologie-Unterricht hat das nichts verloren, da geht es um andere Dinge.

Asparta schrieb:Das Problem ist wenn Homo- und Transexualität ect. nur im Religionsuntericht angesprochen wird, wird das eben aus religiöser Sicht geschehen und da frag mal die Kartolischekirche zu diesem Thema ^^

So.What schrieb:Religionen allgemein gehen ja eher davon aus (wenn ich irre, sorry!), dass ausschließlich Heterosexualität ok ist.

War bei uns ganz und gar nicht so muss ich sagen. Das war sehr neutral und überhaupt nicht irgendwie abwertend oder sonstiges. Im Vordergrund standen damals eher so Aspekte wie Liebe und Alltagsbewältigung.
Übrigens gibt es auch evangelischen Religionsunterricht ;) (ich bin aber schon katholisch und war natürlich im katholischen Unterricht).

So.What schrieb:Kann aber sicher auch unangenehm sein, zu sagen "Ich hab mit dem Thema ein Probleme, darf ich raus?". Vielleicht gäbe es da eine diskretere Lösung? Mir fällt nur gerade keine ein. Mutig, dass du das so durchgezogen hast :)!

Das denke ich auch, dass es den meisten wohl unangenehm sein dürfte, war es mir auch, aber das Unwohlsein im Unterricht war schlimmer für mich - vor allem wohnte ich damals auf dem Land, alle wussten Bescheid und die hämischen Blicke meiner tollen Klassenkameraden im Kontext des Unterrichtes waren noch unerträglicher.

@AthleticBilbao

AthleticBilbao schrieb:Und DA gehören solche gesellschaftlichen Dinge wie Homosexualität etc auch rein. Im Biologie-Unterricht hat das nichts verloren, da geht es um andere Dinge.

?
Sexualität hat in Biologie nichts verloren?
Oder möchtest du da nur die Homosexualität raushaben?
Wenn ja, warum?

@emanon

Gesellschaftliche Themen wie Liebe und Alltag gehören nicht in den Biologie-Unterricht, sondern in Unterrichtsfächer, die sich damit beschäftigen. Meinetwegen Sozialkunde, aber in erster Linie in den Religions- oder Ethikunterricht.

Aufklärung über Sexualität, Kinder kriegen und machen, Verhütung, Krankheiten etc... das sind Themen für den Biologie-Unterricht meiner Meinung nach. Natürlich kann man im Biologie-Unterricht dann auch sagen, dass es verschiedene Formen der Sexualität gibt, aber das Vertiefen dieser Themen (was durchaus wichtig ist wie ich finde) sprengt den Rahmen einer Naturwissenschaft und gehört in ein gesellschaftwissenschaftliches Fach (und Religion / Ethik passt da durchaus auch rein in das Schema).

@AthleticBilbao
Man kann das ja auch flexibler handhaben, wenn die Lehrer miteinander sprechen, kann man
durchaus auch mal fachübergreifend alles durchnehmen. Oder Stunden zusammenlegen oder
Doppelstunde mit 2 Lehrern, etc......

@AthleticBilbao
Sexualität ist ein Thema sowohl für Biologie als auch für Sozialkunde unterricht

@AthleticBilbao
Ich bin evangelisch und bei uns wurde in der Bibel gelesen. Auch in der 7. Klasse noch, da habe ich dann abgewählt. Unser Lehrer war recht gläubig. Er war jetzt nicht "Homosexuelle sind das Böse"...aber positiv hat er sich auch nicht geäussert. Er hat sich da an seinen Glauben gehalten. In der Grundschule war es noch "schlimmer".

Abwählen durfte ich selbst ab 14, davor hätten die Eltern mit unterschreiben müssen. Als Alternative gab es nichts, der Unterricht fiel einfach aus. Hab mit Religionsunterricht nur tief bescheidene Erfahrungen gemacht. Bei meiner dualen Ausbildung, in der Berufsschule, hatten wir auch Religionsunterricht. Die Lehrerin wollte uns allen die Dianetik von Hubbard andrehen. Wir sollten die kaufen, total das geniale Buch blabla. Hab sie angeschissen beim Rektor, daraufhin gab es mächtig Theater.

Vielleicht kann ich mir deswegen sowas einfach nicht im Religionsunterricht vorstellen :).

So, ich versuch das jetzt mal zu ordnen.

Ich kann aber erstmal nur für die Grundschule sprechen, weil das eben mein Arbeitsbereich ist und die Sexualerziehung dort anfängt.

Wo fang ich denn nun an? :D

Also, zunächst mal ist es nicht zu früh, damit in der 4. Klasse anzufangen. Die Kinder wissen schon sehr viel, der Elternschaft ist es unangenehm und deshalb geben sie es gerne ab und wir haben sowieso einen Bildungsauftrag. Außerdem sind viele Kinder in dem Alter schon vorpubertär, sogar schon in der 3. Klasse.
Es wird also zuerst in der 4. Klasse und dann wieder erst (!) in der 6. Klasse thematisiert. Habe vorhin mit einer Kollegin darüber gesprochen, dass sie es in der 6. Klasse (sie hat das bereits dort durchgeführt) teilweise sogar zu spät fand, da es Kinder gab, die schon Sex hatten, die Fragen hatten in Bezug auf Oralverkehr ("Mein Freund möchte ständig, dass ich ihm einen blase - wie geht denn das?") und andere Kinder eben noch gar nicht soweit waren. Was aber nichts macht.

Ich finde die Diskussion hier teilweise absolut lächerlich, wenn ich lese, dass doch bitte Sexpraktiken von SM bis Zoophilie thematisiert werden sollen. Vielleicht sollten solche Leute sich von diesem Thread komplett distanzieren.
Sexualerziehung hat auch nichts mit (Früh-)Sexualisierung zu tun, sondern mit Aufklärung, wie hier schon oft genannt wurde.
Ganz besonders wichtig ist es auch, das Ganze über die Gefühlsebene anzusprechen und dann darüber zu erarbeiten.

Vorgeschlagene Aspekte sind außerdem:
- Mein Körper (gehört mir und ich allein entscheide darüber)
- Gefühle
- Ich-Entwicklung
- Sexueller Missbrauch
- Rollenverständnis
- Freundschaft
- Ein Kind entsteht

Und diese Themen reichen vollkommen aus in der Grundschule. Wenn von den Kindern dann weitere Fragen kommen, wird natürlich darauf eingegangen und alles so gut es geht beantwortet, aber wir als Lehrkräfte werden den Schülern sicher nicht sonstwas für Praktiken erläutern oder auf jegliche Neigungen eingehen. Das ist einfach nicht Thema, auch wenn es im weitesten Sinne dazugehört.

Asparta schrieb:Das Problem ist wenn Homo- und Transexualität ect. nur im Religionsuntericht angesprochen wird, wird das eben aus religiöser Sicht geschehen und da frag mal die Kartolischekirche zu diesem Thema ^^

Zufälligerweise ist mein zweites Fach ev. Religion :D Gewisse Themen werden auch fächerübergreifend unterrichtet und nicht nur in ein Fach gesteckt. So kann Homosexualität sowohl in Religion als auch in Sachunterricht/Bio/Sozialkunde besprochen werden.

Wichtig ist einfach, dass man die Fragen der Kinder beantwortet und bei diesem Thema auch ein Vertrauensverhältnis herrscht, damit sie sich auch trauen Dinge zu fragen.

@LIncoln_rhyME
@blutfeder

Also auf dem Gymnasium war Sozialkunde eher an Politikwissenschaft angelehnt denn an gesellschaftlichen Themen, dafür war dann Religion, bzw Ethik zuständig.
In wie weit man das in Sozialkunde behandeln kann, weiß ich also nicht, variiert vielleicht auch je nach Schulart.

Ansonsten, wie gesagt, die "biologischen" Aspekte in den Biologie-Unterricht, die gesellschaftlichen Aspekte in ein gesellschaftliches Fach.

Natürlich kann man den Unterricht zusammen legen oder wenigstens relativ zeitgleich das Thema in den Fächern behandeln. Wenn die Lehrer denn so flexibel sind... ;)

@So.What

Ich hab Religion nach der 10. Klasse abgewählt, weil es bei uns vorher nicht möglich war. Hatte aber andere Beweggründe und eigentlich bereue ich es auch im Nachhinein. Aber Ethik war dann eben Pflicht und die wenigen Schüler an der Schule, die keine Christen waren, mussten auch Ethikunterricht belegen.
Bei uns wurden im Religionsunterricht wie gesagt fast nur solche gesellschaftlichen Themen besprochen und sehr wenig über Kirche und Co, zumindest ab der Mittelstufe.

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Also in der Grundschule hatte unsere Lehrerin uns mal versucht zu erklären, wie Kinder entstehen, hat aber nach 10 Minuten abgebrochen weil die Mehrheit der Klasse immer angefangen hat zu Lachen.
Ich weiß ja nicht, wie das heute so ist, aber die Lacher gab es auch in der sechsten Klasse, als das Ganze dann wirklich Thema auf dem Lehrplan wurde.

AthleticBilbao schrieb:Ansonsten, wie gesagt, die "biologischen" Aspekte in den Biologie-Unterricht, die gesellschaftlichen Aspekte in ein gesellschaftliches Fach.

LIncoln_rhyME schrieb:Man kann das ja auch flexibler handhaben, wenn die Lehrer miteinander sprechen, kann man
durchaus auch mal fachübergreifend alles durchnehmen. Oder Stunden zusammenlegen oder
Doppelstunde mit 2 Lehrern, etc......

Zufälligerweise ist meine zweites Fach ev. Religion :D Gewisse Themen werden auch fächerübergreifend unterrichtet und nicht nur in ein Fach gesteckt. So kann Homosexualität sowohl in Religion als auch in Sachunterricht/Bio/Sozialkunde besprochen werden.

Naja, die Birne schreibt das ja auch. Und die wirds wissen, wenn sie in dem Bereich arbeitet....
Fast 1:1 abgeschrieben :D

@BirneMaja

Das ist schön zu hören das es Lehrkräfte gibt die das so handhaben. Ich kenne nur "reine" Religionslehrer die der Meinung sind das nur die Bibel unsere leben beeinflussen sollte.

@Asparta
Komischerweise kenne ich solche gar nicht. Weder aus meiner eigenen Schulzeit noch vom kompletten Kollegium.

@BirneMaja

Geht mir wie dir.

Asparta schrieb:Das ist schön zu hören das es Lehrkräfte gibt die das so handhaben. Ich kenne nur "reine" Religionslehrer die der Meinung sind das nur die Bibel unsere leben beeinflussen sollte.

Also ich habe hier eine Relilehrerin kennen gelernt, bei der hätte ich niemals gedacht, dass sie Reli unterrichtet :) Auch meine Relilehrer waren alle ziemlich "normal", bis auf einer,
der hat das extrem wissenschaftlich unterrichtet, aber von dem kenn ich die Synopse und weitere Dinge, die ich nie mehr brauch :D

@BirneMaja
Danke, für die Erläuterungen. Find ich gut :)!