Becka schrieb:Ebenso wenig ein vollwertiger Ersatz für den Unterrichtsausfall
Das kannst du auch nicht leisten können, es sei denn, du bist zufällig Grundschullehrer.
Auf Twitter las ich dazu sinngemäß: „Wer der Meinung ist, mit Homeoffice hat man die Möglichkeit, seine Kinder selbst zu betreuen, der hat weder Homeoffice noch Kinderbetreuung verstanden.“
Und es kommen ja noch andere Komponenten dazu, die Gesamtsituation macht ja auch was mit den Kindern, minimierte Sozialkontakte und damit fehlende Spielpartner, viele Eltern plagen Existenzsorgen, das schöne Bild vom brav lernenden Kind neben Mama im Homeoffice hat da nur wenig mit der Realität gemeinsam. Die Kinder laufen doch auch im Moment nicht so in der Spur wie sonst, auch für sie ist Ausnahmezustand.
Wie sieht das denn der/die Klassenlehrer/in?
Der Klassenlehrer meiner Tochter sieht das zum Glück alles locker. Wenn die Kinder mit den Aufgaben nicht fertig werden, dann ist das so, liebe Eltern, machen Sie sich damit keinen Stress. Die Zeiten sind wild und es gibt gerade auch Wichtigeres als Mathe und Deutsch, und wenn die Schule wieder losgeht, werden wir das alles schon schaukeln. Heften Sie in eine Extra-Mappe, was die Kinder in der Zwangspause machen, ich darf das zwar nicht benoten, aber trotzdem möchte ich es würdigen, was die Kinder zu Hause schaffen. (Der Mann ist eigentlich Realschullehrer und hat als „Feuerwehrkraft“ sein Herz für die Grundschule entdeckt, und der ist ein absoluter Glücksgriff, auch und gerade für die schwierigen Schüler der Klasse. Wenn ich an meine eigenen Grundschullehrer denke....mit denen wäre eine solche Situation ganz anders gelaufen.)
Schwierigkeiten habe ich allerdings, da meine Drittklässlerin bereits zwei Fremdsprachen hat. Englisch ist kein Thema, aber bei Italienisch kann ich nicht viel reißen. Ich kann Italienisch lesen und dabei weitestgehend verstehen, dafür war das große Latinum dann doch mal gut, aber weder spreche ich es, noch könnte ich irgendwelche Aufgaben stellen oder korrigieren. Als erste Fremdsprache hat sie Italienisch von Anfang an, und die Schule arbeitet bilingual mit Muttersprachlern, ohne Lehrwerk. So konnte man darauf achten, dass die Kinder nicht verwirrt werden in Klasse 1, was die Buchstaben oder Schreibweisen angeht, Sachkunde wird zweisprachig unterrichtet, aber so passen jetzt die Bekannten Vokabeln halt auch auf kein Lehrwerk.
Ich hab schon überlegt, unseren Saugroboter mal auf Italienisch umzustellen, sonst rostet das bei der Kurzen ganz ein. Als einzige Möglichkeit bleiben uns noch Kinderfilme auf Italienisch.
Ich hatte mir von einer Kollegin Material geliehen, ihre Eltern sind italienische Muttersprachler und ihr Sohn ist so alt wie meine Kurze, aber wir können damit definitiv nicht arbeiten, weil die Vokabeln nicht passen.
Was wir sonst an Material bekommen haben, wiederholt den bisherigen Stoff, großartig Unbekanntes war da nicht dabei.
Meine Tochter hat, und das freut mich wirklich, jetzt für sich das Selbstlesen entdeckt. Sie hat zwar bisher auch mal gelesen, jetzt allerdings liest sie zu Hause „Harry Potter und der Stein der Weisen“ und beim Papa „Astérix erobert Rom“.
Wenn ich so an meine eigene Schulzeit denke...meine Eltern hatten beide einen Realschulabschluss, ich war auf dem Gymnasium mit Latein als zweiter Fremdsprache, ab Klasse neun wurde es knapp mit elterlicher Hilfe, weil meine Eltern es einfach auch nicht wussten. Mir hätten meine Eltern halt auch nur alle Zettel ausdrucken können und dann hätt ich zusehen müssen. Da kann ich mir schon gut vorstellen, dass sich da in manchen Familien gerade Dramen abspielen.
Ganz zu schweigen vom Familien, in denen die Eltern mehr holperig als gut des Deutschen mächtig sind, aber sich für ihre Kinder eine gute Schulbildung wünschen.