Sollte man Kindern Märchen vorlesen?

@Alarmi
Naja, zu Zeiten als es noch nicht viele Leute gab die lesen konnten, Radio und TV noch nicht erfunden waren, galten Kinder ja regelrecht als "kleine Erwachsene".
Märchen, das war die damals "sanfte" Weise Wissen weiterzugeben.

Und heute, da macht man das "weil man selbst auch Märchen vorgelesen/ erzählt bekam und hier/ da ein Körnchen Wahrheit drin steckt". Zumal man ja sowieso über Gehörtes/ grade gelesenes mit dem Kind hinterher spricht. Meist kommt das Kind hinterher an und stellt Fragen darüber, dann kann man (kindgerecht) gemeinsam mit dem Kind Antworten auf diese Fragen zur Geschichte finden.

Naja und wie gesagt, egal was man vorliest/ erzählt. Hauptsache man liest vor/ erzählt überhaupt. Praktisch ists dann allemal, wenn es etwas ist das das Kind auch interessiert.

@Alarmi

Also als ich noch ein Kind war, hat mich diese Geschichte von Aschenputtel sehr aufgeregt, ich fand sie so ungerecht und traurig und hasste ihre Stiefmutter und Stiefschwester. Happy End zuletzt verdanken wir einem Prinzen und auf eine unbewusste Ebene, wir, Mädchen, glauben an so was noch viele Jahre später.

Vater und Stiefmutter versetzen ihre Kinder im Wald. Der Begriff "Stiefmutter" hat immer eine schlechte Konnotation.
Ich bin selbst Stiefmutter:)

Eine Oma will Kinder aufessen aber dann wird sie von Kinder gegrillt?

Usw, usf...

Nein, ich habe das ausgelassen, selber Märchen geschrieben und wir haben jeden Abend eine Lese Stunde gehabt. Auch andere Bücher wie Harry Potter haben wir zusammen vorgelesen, immer so abwechselnd, da er dann schon lesen konnte.

Alarmi schrieb:Das sind die Lehren, die man als Erwachsener daraus zieht. Als Kind ist man zu solchen Interpretationen ueberhaupt noch nicht faehig

Ich bezweifle auch, dass ein dreijähriges Kind eine Analogie sieht in "Geißlein macht Tür auf, wird vom Wolf gefressen -> Ich habe noch nie im Leben einen Wolf in echt gesehen, mach jetzt aber nicht mehr die Tür auf, weil ja ein Wolf oder sonstige Gefahr davor stehen könnte"

Märchen wurden einst von Erwachsenen für Erwachsene geschrieben.

Soweit ich weiß, haben Dornröschen und der Prinz in der ursprünglichen Version erstmal Sex miteinander, nachdem er sie "wachgeküsst" hat. Kein Witz.
Im 19. Jahrhundert man diese Geschichten dann so umgeschrieben, dass es kindgerechter wurde und auch eher den damaligen Vorstellungen entsprach. Auch z.B. das Mutterbild betreffend: Ursprünglich ist es bei Hänsel und Gretel die leibliche Mutter, die die Kinder im Wald aussetzt.

Ich bin gegen jegliche zusätzliche Märchen - auch gegen die Bibel (ist ja auch ein Märchen). Wenn die Kinder mal älter werden und Fernsehen dürfen und dann irgendwelche Politiker dort redeh sehn - da kriegen die schon genug Märchen.

Muss man nicht im Kindesalter auch noch damit anfangen.

Aber Spass beiseite: Gegen die normalen üblichen Märchen die hier wohl gemeint sind hab ich nix. Sehe sie aber auch nicht als ein Muss an. Ist ganz okay - und ja vergleichbar auch mit Fantasy.

slobber schrieb:Märchen, das war die damals "sanfte" Weise Wissen weiterzugeben

Hm, nein, wie schon gesagt waren Maerchen urspruenglich fuer Erwachsene gedacht. Man hat sie sich abends am Feuer erzaehlt, wenn man zusammen rumsass. Manche hatten einen wahren Kern. So sind auch die Gebrueder Grimm zu ihrer Geschichtensammlung gekommen, indem sie rumzogen und sich zu den Leuten gesetzt und zugehoert haben.

slobber schrieb:Meist kommt das Kind hinterher an und stellt Fragen darüber

Hab ich nicht getan, gibt aber auch sicherlich Kinder, die das tun. Ich kenn auch einen kleinen Jungen, der seit Haensel und Gretel nicht mehr in den Wald geht, aber das sind sicherlich Ausnahmen! :)

anouk schrieb:Also als ich noch ein Kind war, hat mich diese Geschichte von Aschenputtel sehr aufgeregt, ich fand sie so ungerecht und traurig und hasste ihre Stiefmutter und Stiefschwester.

Natuerlich, man regt sich auf ueber diese Ungerechtigkeit, aber im Grund genommen enden doch alle Maerchen gleich - die Boesen werden bestraft, Tugend wird belohnt, und das gibt Kindern eine Genugtuung. Dass dieser unsaegliche Prinz von Aschenputtel nen Fussfetisch hat, faellt einem ja erst Jahre spaeter auf! :D

hallo-ho schrieb:Soweit ich weiß, haben Dornröschen und der Prinz in der ursprünglichen Version erstmal Sex miteinander, nachdem er sie "wachgeküsst" hat.

Irrtum. Er vergewaltigt sie als sie noch schlaeft, und als sie wach wird hat sie schon Zwillinge! Tadaaa!

@Alarmi

Alarmi schrieb:Mir haben die ganzen Maerchen von damals eigentlich nur eine Lehre eingeimpft, und die war: Stiefmuetter sind prinzipiell boese!

Siehst du? :)

@anouk
Darueber kann man aber mit Kindern natuerlich auch sprechen! :) Ich hab das ja nicht auf mich bezogen, Stiefmutter war da ja kein Thema. :) Es war fuer mich immer alles sehr abstrakt und einfach nicht meine Realitaet! :)

anouk schrieb:Eine Oma will Kinder aufessen aber dann wird sie von Kinder gegrillt?

Das war bei Hänsel und Gretel.
Märchen haben meist einen sexuellen Hintergrund - z.B. das Rotkäppchen und so vieles mehr.
Aber, die Geschichte bei den Märchen dahinter - es geht immer alles gut aus, so nach dem Motto: und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute.. daher ists für Kinder auch romantisch.

Märchen haben immer einen sexuellen Hintergrund

Nicht immer, und ueber diese Interpretation scheiden sich auch die Geister.

@Alarmi

Für mich war das aber die Realität, als ich Stiefmutter geworden bin. Und beide Mädchen hatten am Anfang diese Einstellung :) Sie kannten diese Märchen schon :)

@anouk
Da haette der Vater aber dagegenwirken muessen :)

@Alarmi

Alarmi schrieb:Nicht immer, und ueber diese Interpretation scheiden sich auch die Geister.

Naja, zumindest Liebe, Herzschmerz, Romantik, etc.
Edit: habs korrigiert und durch "meist" ersetzt.

Ich hab früher sehr oft alle möglichen Märchen vorgelesen bekommen und nichts davon hat mir geschadet. Im Gegenteil ich fand diese Geschichten immer sehr interessant und da am Schluss meistens sowieso alles gut ausgeht ist das auch völlig in Ordung für Kinder. Ich habe noch nie Kinder erlebt die schwere Traumata durch die Erzählung von Märchen davongetragen haben.
Außerdem hat man als Kind ja ein ganz anderen Blick. Da werden Themen, die für Erwachsene höchst kritisch erscheinen eben von unschuldigen Kinderaugen garnicht so gesehen.

@Alarmi

Ja, ich halte ihn immer noch für *******! Doch die Idee selbst kam von Stiefmutter, er tat es ohne Begeisterung :)

@ackey
Auch nicht immer! :D Das sind nur, dank Disney, die populaersten und bekanntesten Maerchen! :)

@Alarmi
Achso :D

Mir persönlich ist kein Kind bekannt, dass Angst hatte oder sich übermäßig Gedanken macht, wenn es Märchen vorgelesen bekommt. Um die Sache selbst, das Miteinander und Vorlesen geht es den Kindern in erster Linie. Dafür spricht m. E. auch, dass sie sich das Märchen bis zum Ende anhören, wenn sie eines vorm Fernseher sehen, währenddessen aufstehen und sich auch mit anderen Dingen beschäftigen.

@Alarmi
Sorry, mein Fehler! :D
Ich war aber nah dran. Ob sie poppen, während sie schläft oder wenn sie wach ist, ist ja eigentlich egal :D

Und welche Lehre ziehen Dreijährige? Schlafend ist man besonders fruchtbar und kriegt eher Zwillinge?!

@hallo-ho
Hm, naja, also ich find den Unterschied schon signifikant! :D
Und diese Version war ja auch noch aus Zeiten, in denen solche Geschichten Erwachsenen erzaehlt wurden und nicht Kindern. :) Die aktuelle Version hat fuer Dreijaehrige meines Erachtens eigentlich gar keine Lehre! :D

Alarmi schrieb:Die aktuelle Version hat fuer Dreijaehrige meines Erachtens eigentlich gar keine Lehre! :D

Doch: "Lade alle zum Kindergeburtstag ein, dann gibt es keinen Ärger."