Highway 16 – die Straße der Tränen
Seit Jahrzehnten werden auf einem kanadischen Highway junge Frauen umgebracht. Die meisten Opfer sind indianischer Abstammung. Eine heiße Spur nach den Tätern gibt es bis heute nicht. Doch erst jetzt geraten die Behörden unter Druck. Und es gibt auch noch andere Verbrechen mit einem ähnlichen Muster.
Es war ein Abschied wie an einem ganz normalen Schultag. "Bye, Mammi", sagte die 15-jährige Ramona Wilson. "Bye, Baby", antwortete Matilda Wilson. Der letzte Wortwechsel zwischen Tochter und Mutter. Der allerletzte. Das Mädchen mit den langen schwarzen Haaren brach auf zur Schulabschlussfeier im Nachbarort, 18 Kilometer entfernt. Ramona hatte um Geld für den Bus gebeten. Aber das Portemonnaie der Mutter war leer. Darum stellte sich das Mädchen an den Highway 16 in der kanadischen Provinz British Columbia, um zu trampen. Wie so oft.
Doch dieser 11. Juni 1994 war nicht normal. Ramona kam auf der Party nie an. Sie kehrte auch nicht heim. Sie war einfach verschwunden. Die Polizei zeigte zunächst wenig Bereitschaft, nach dem Mädchen zu suchen. "Teenager hauen ständig ab", bekam Mutter Wilson nach ihrer Erinnerung auf der Wache zu hören, "wahrscheinlich hat sie sich gelangweilt wegen der fehlenden Möglichkeiten hier in der Gegend".
Am 10. April 1995, zehn Monate nach dem letzten Bye-bye, fanden zwei Radfahrer Ramona. Ihre mumifizierte Leiche lag unter einem Holzstapel, ganz in der Nähe des Highways 16 und dicht am Flughafen des Ortes Smithers, von dem aus sie zum Trampen aufgebrochen war. Reste der braunen Haare lagen noch um die Schultern des indianischen Mädchens.
Der Highway der Tränen
724 Kilometer lang ist der Highway 16, der die Ortschaften Prince Rupert nahe der Grenze zu Alaska und Prince George im Osten verbindet. Es ist der Highway der Tränen. Ramona Wilson ist nur ein Name in einer langen Reihe junger Mädchen und Frauen, die entlang dieser Straße verschwanden. In den letzten 38 Jahren sollen es mindestens 30 gewesen sein. Mindestens 18 Fälle werden aktuell untersucht. Und es gibt in anderen Teilen Kanadas Verbrechen an Frauen, die dem Muster der Highway-16-Taten entsprechen.
Polizei und Behörden ließen es oft an Eifer fehlen, weil die meisten Opfer indianischer Abstammung seien, behaupten die Angehörigen von Opfern. Um Gerechtigkeit und eine intensivere Untersuchung der Fälle zu fordern, sind die Organisatoren eines "Walk4justice" im Mai und Juni mit bis zu 1000 Gleichgesinnten rund 1500 Kilometer durch Kanada und entlang des Highways der Tränen marschiert. Im ganzen Land, so sagt Gladys Radek, Mitinitiatorin des "Marschs für Gerechtigkeit", seien gar 3000 Frauen aus indianischen Familien verschwunden oder ermordet worden, ohne dass es Verhaftungen gegeben habe.
Die Behörden bestreiten ein reduziertes Aufklärungsinteresse vehement. Aber Erfolge können sie entlang dem Highway der Tränen auch nicht vorweisen. Es gibt Phantomzeichnungen von zwei Männern, die sich am Highway und auf Frauentoiletten verdächtig verhalten haben. Doch es ist nicht einmal klar, ob die 18 verschwundenen Frauen auf das Konto eines Serienmörders gehen.
Eine heiße Spur gibt es bis heute nicht
Aleiah Saric-Auger war erst 14, als sie am 2..Februar 2006 zuletzt von ihrer Familie gesehen wurde. Ihre Leiche wurde acht Tage später in einem Bachbett am Highway 16 gefunden, rund 15 Kilometer von Prince George entfernt. 37 Polizisten wurden für die Fahndung eingesetzt. Eine heiße Spur haben sie bis heute nicht.
Auf das Schicksal von Lana Derrick, die als 19-Jährige am 7..Oktober 1995 verschwand, gibt es bis heute überhaupt keinen Hinweis. Die Studentin wurde zuletzt mit ihrem Auto an einer Tankstelle bei Terrace auf dem Highway 16 gesehen. Ebenso spurlos blieb das Verschwinden von Nicole Hoar. Die 25-jährige Baumzüchterin wollte am 21..Juni 2002 per Anhalter von Prince George zum Flughafen von Smithers gelangen. Hoar ist unter den 18 aktuell untersuchten Fällen die erste Frau nicht indianischer Herkunft. Mit ihrem mysteriösen Schicksal kam der Begriff vom Highway der Tränen auf.
Die Angehörigen der Verschollenen oder Ermordeten versuchen regelmäßig, auf ihre Schicksale aufmerksam machen. Zum Beispiel am 17. September 2005, als sie entlang dem gesamten Highway in nahezu allen Orten identische Protestaktionen durchführten. "Wir holen uns den Highway zurück", lautete ihr zentraler Slogan. Immerhin schien Optimismus angebracht. Der damals aktuellste Fall, der von Nicole Hoar, lag immerhin drei Jahre zurück. Endlich schien Ruhe auf dem Highway der Tränen eingekehrt zu sein.
Die Illusion hielt vier Tage. Dann, am 21. September, beobachteten Zeugen die 22-jährige Tamara Chipman, die auf dem Highway 16 in der Nähe des Industrieparks von St. Rupert trampte. Seitdem ist Tamara spurlos verschwunden.
http://www.welt.de/vermischtes/article4089984/Highway-16-die-Strasse-der-Traenen.htmlEben lief eine Doku bei Nachrichten 24 wo die Schwester Brenda Wilson erklärte,das bis jetzt nichts ermittelt wurde.Der Artikel gibt gut wieder ,was sie berichtete.Fast alle Opfer sind First Nations,also Ureinwohnerinnen.Normale Mädchen und keine Prostituierten!!!!Leider habe ich die Doku nirgends gefunden....