Nihilismus, Misanthropie und das Ende einer Depression

@matraze106

ja, schon :)

man braucht sie nicht, es ist trotzdem schön, dass es sie gibt :) eine welt ohne sie wäre ganz schön unnihilistisch :) da würde doch was fehlen :)

@matraze106
Nun bei dem guten Serdar hab ich immer das Gefühl das der unter chronischer Frustration leidet (in einem positiven Sinne, er ist ein Meister des Zynismus ohne Blatt vor dem Mund). Doch ich kann mir vorstellen das seine Abscheu den Menschen gegenüber aus reiner Enttäuschung und Frustration entspringt. Zum teil ist das bei mir ähnlich, doch ich habe für mich gelernt das ich selbst Teil des Problems bin. Serdar projiziert das mehr nach außen, ich nach innen und außen.

menschlein schrieb:nihilismus führt im gegenteil zu einer lebensbejahenden,
gesunden lebenspraxis.

Das würde ich auch ähnlich sehen, wenn da nicht auch zeitgleich leicht misanthropische, pessimistische Gedanken wären ;)

Im Grunde ist der Nihilismus die völlige Freiheit von Ideologie ohne selbst zu einer zu werden. Doch endet diese Einstellung in einem gleichgültigen, desinteressierten Egoismus? Für mich ist der Glaube und die Ideologie immer mit einer Hoffnung verknüpft, eine Hoffnung die meist enttäuscht wird und zur Frustration führt, wenn man einen gesunden Nihilismus und Egoismus pflegt, fühlt man sich irgendwann über die Probleme der Menschen erhaben, denkt sich auch irgendwann, was soll’s, wir enden eh alle früher oder später in nem Grab, warum auf dem Weg dahin solch Stress, der nicht mal wirklich der Lebenserhaltung dient.

@Waldkind
Und was soll dieser Beitrag hier? Was denkst du denn über dieses Thema, oder was stört dich denn an diesem "Mist" hier? Kann mit deiner Aussage so leider nix anfangen ;)

@cRAwler23
serdar somuncu nimmt sich selbst und jeden auf die schippe, übertreibt, geifert, kotzt aus ihre aufgesetzten facetten nach strich und faden, bis nur noch der mensch übrig ist. er hat immer noch den ehrlichsten zynismus weit und breit gepachtet, er nämlich nicht auf verachtung abzielt, sondern auf das erreichen oder herabziehen (auf den boden der tatsachen auch) auf eine augenhöhe. in zeiten, in denen viele des bloßen zynismus wegen zynistisch sind, sind solche demagogen, die dem müßiggang den kampf ansagen, umso wichtiger.

@matraze106
Das würde ich auch so unterstreichen. Ich meinte im Bezug auf Serdar, das man wie in diesem Video, deutlich seine Emotionen spüren kann. So ein Mix aus Depression, Frustration, Hass und dann zynisch und stark sarkastisch geäußerte Gedanken. Doch er gehört eindeutig in die Sorte Mensch: harte Hülle, weicher Kern, in Sachen Emotionalität. Doch mir gefällt diese raue Art. In vielen Videos äußert er voll und ganz auch das was ich denke, aber mir so nicht trauen würde zu äußern. Er ist wie ne moralische Backpfeife.

Darum hab ich auch für mich gemerkt das ich genau umgedreht bin, bin nach außen recht "weich" und nach innen sehr hart zu mir selbst. Vielleicht auch eine leicht masochistische Einstellung ;)

Ich denke wenn ein Mensch ähnliche Phasen erlebt hat, einen ähnlichen Entwicklungsprozess hinter sich hat und zu einer ähnlichen Denkweise gekommen ist, wird verstehen das die meisten Dinge im Leben reine Selbstschädigungen sind, jede Form von Ablenkung, Stress und Gleichgültigkeit, alles was man gerne als überlebensnotwendige Arbeit betrachtet, sind im Grunde nur Hamsterräder in denen man fleißig seine Runden bis zur völligen Erschöpfung dreht. In der kapitalistischen Vorstellung bezeichnet man das glaub ich als "Freiheit" :D

@cRAwler23

ein gesunder brutaler menschenhass ist auch sozial, allerdings mit einem a davor :)

@Billy73
Wie meinst du denn das jetzt, hab ich hier irgendwo den "Menschenhass" als "sozial" verkaufen wollen. Ich selbst kann als Mensch ja auch sagen das Menschenhasser durchaus "a"sozial sind. Würde auch nie das Gegenteil behaupten. Darum schrieb ich auch das:

cRAwler23 schrieb:wenn man einen gesunden Nihilismus und Egoismus pflegt

Da wird nichts von einem Menschenhass erwähnt. Doch wenn es um Misanthropie und solche Gedanken geht, kann man durchaus ein sehr sozialer Mensch sein, manche sind sogar zu sozial und sind am Ende einfach nur noch enttäuscht. Misanthropie sehe ich nicht als Menschenhass, sondern pure Enttäuschung gegenüber der Menschheit.

Oder hab ich deinen Beitrag falsch verstanden?

@cRAwler23

ich mein alles was der mensch macht ist auf etwas menschliche bzw. soziale bezogen auch das asoziale bzw. inhumane. der mensch kann nicht unmenschleich sein, weil er ein mensch ist :)

Genauso wie Misantrophie nicht mit egozentrisch-destruktiver Eigenbrötelei gleichgesetzt werden kann, ist auch Nihilismus nicht automatisch als Krankheit zu betrachten. Er kann durchaus "In den richtigen Händen" ein Werkzeug sein.
Ich denke da nur an "die drei Verwandlungen".

@paranomal

paranomal schrieb:"die drei Verwandlungen".

was is das?

ansonsten beeinflusst mMn das weltbild den grundcharakter eines menschen viel weniger, als man fürgewöhnlich annimmt.

nur weil jemand an nichts glaubt, heisst das noch lange nicht, dass er nicht sein leben anständig und stressfrei leben will

Erstmal Glückwunsch zu dem überaus Interessanten Thema, wozu mir einiges einfällt:

Erstens: Misanthropie und Nihilismus sind keine Krankheiten, sondern Philosophien, Weltanschauungen oder Lebenseinstellungen und zwar weder positive noch negative. Was man daraus macht ist eine andere Frage, wenn ein Misanthrop loszieht und alle Menschen die ihm begegnen umbringt dann liegt in praktisch 100% aller Fälle eine Geistige Erkrankung vor. Man kann hassen und trotzdem „Gnade“ walten lassen. Viele Menschen, die andere umbringen, nur um ihre Ansichten zu vertreten oder um des Vergnügens willen haben eine nicht ganz Funktionierende Amygdala(ich hoffe es ist richtig geschrieben), eine Region in den Frontallappen des Gehirns, die Ursache und Wirkung mit einander Verknüpft, die verhindert das man andere Menschen umbringt, da sie die Verbindung herstellt zwischen Tat und Konsequenz, Mord und lebenslanger Haftstrafe. Wenn man jedoch Misanthropie und Nihilismus als Krankheit darstellt, dann kann man auch Philanthropie und Humanismus, Solipsismus und verschiedene andere Philosophische Systeme als Krankheit darstellen, womit man bei den Fundamentalen Christen wäre, die unter anderem Philosophie allgemein als „gefährliche Religion“ darstellen. Ich werde den Flyer einer US-Amerikanischen Kirche noch mal raussuchen.

Zweitens: Misanthropie ist die Verachtung aller Menschen, beziehungsweise der Menschheit im Allgemeinen, was jedoch nicht heißt, das ein Misanthrop keine Freunde haben kann, die ihm wichtig sind und für die er sich einsetzt. Misanthropie, so wie ich sie verstehe, heißt einfach, dass man mit der Menschheit so wie sie ist nicht zufrieden ist, aus welchen Gründen auch immer und man die Menschheit am liebsten komplett vernichten würde, oder auf eine kleinere Population reduzieren würde, um mit dieser Population einen Neuanfang starten würde. Wobei erstere Version mehr erfolg verspricht, weil es bedarf weniger Physischer und Mentaler Energie 100 Menschen zu töten, als einen Menschen wirklich und nachhaltig zu ändern.

Drittens: Der Zynismus wurde auch erwähnt, wobei mir spontan zwei Zitate einfallen: „Ein Zyniker ist ein Mensch der von allem den Preis kennt, doch von nichts den Wert.“ (Oscar Wilde) und „Zynismus ist der geglückte versuch, die Welt so zu sehen wie sie wirklich ist“ (fällt mir nicht mehr ein werde ich recherchieren) Ich tendiere eher zum zweiten Zitat was meine Einstellung zum Zynismus betrifft, da man selten so genaue Beobachtungen unserer Welt zu hören bekommt, außer man spricht mit einem Zyniker.

Viertens: Auch der Pessimismus kam zur Sprache, wozu ich nur sagen kann, ein Pessimist führt ein Glückliches Leben, da eine Pessimistische sicht der Welt häufig mit der eines Realisten konform geht. Man freut sich doch immer, wenn man mit einer Annahme recht hatte, so freut sich der Pessimist, wenn er das schlimmste vorher gesagt hat, und es eintrifft, jedoch ist dies eine Grimmige, schadenfrohe Freude, sozusagen die Satire der wahren Freude. Wenn er sich jedoch irrt und etwas gutes oder wenigstens neutrales eintrifft, kann sich der Pessimist auch Freuen, da man sich immer freut, wenn etwas besseres als das Erwartete eintritt. So findet sich bei ihm ein doppelter Quell der Freude.

Sehr interessantes Thema über das ich wohl noch ein bisschen länger nachdenken muss als nur die paar Minuten, die ich jetzt dafür aufgebracht habe.

Da ich auch schon länger in einer Depression stecke finde ich es natürlich interessant was Menschen dazu befähigt hat wieder aus diesem Sumpf herauszukommen. Lustigerweise erkenne ich auch einige Punkte des Nihilismusses und (leider) auch der Misantrohpie bei mir wieder. In wie weit sich das wirklich mit meiner Persönlichkeit deckt werde ich noch herausfinden müssen. Dazu gehört es aber wohl mich mal eingehender mit diesen philosophischen Ideen auseinanderzusetzen.

Bisher hat mir das aber leider noch nicht über meine Depression hinweggeholfen. Aber mal sehen was die Zukunft so bringen wird.

cRAwler23 schrieb:resultieren Nihilismus und Misanthropie aus Depressionen?

Würde ich nicht sagen.

Viele Nihilisten und Misantrophen sind überaus narzisstisch, wenn nicht gar elitär veranlagt. Man kann zwar sicherlich sagen dass viele dieser Menschen auch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung besitzen (defakto: sie spielen die Selbstliebe, hassen sich aber eigentlich selbst) aber das sind bestimmt nicht alle.

Ja, Depressionen korrelieren mit Nihilismus und vorallem mit Misantrophie, aber sind nicht die Ursache oder immer verbunden.


Nichts macht depressiver, als als Misantroph unter Menschen zu sein, denke ich. Und daher rührt diese Veranlagung.

@rockandroll
Nie "Also Sprach Zarathustra" gelesen?
Guckst du z.b. da: Wikipedia: Also sprach Zarathustra#Von den drei Verwandlungen

@paranomal
"du gehst zu frauen? Vergiss nicht die Peitsche!"

@blutfeder
Ein bekanntes aber in den meisten Fällen absolut missverstandenes Zitat.

@cRAwler23

Kompliment zu diesem interessanten und gelungenen Thread.

Ich denke das sowohl als auch, eine Depression Nihilismus oder Misanthropie auslösen können aber genauso gut kann Hass und Aussichtslosigkeit in eine Depression führen. Also können Gedanken oder Weltanschauungen depressiv machen.

Darüber hinaus denke ich, beim Nihilismus hat jeder insgeheim seine eigene Weltanschauung und Definition der Realtität in der er sich befindet. Sonst hätte er nun wirklich keinen Grund mehr am Leben zu sein oder habe ich da was falsch verstanden?

Was ist deine Sinn des Lebens oder deine Weltanschauung?

Auch von mir ein "gelungenes Thema"! Ich stimme mit den Grundsätzen des Nihilismus überein, hat aber alles Ähnlichkeit: Nihilismus, Misantropie, Skeptizismus etc.
Ich denke aber es muss nicht unbedingt mit einer Depressions zu tun haben, es ist eher eine komplett nüchterne Betrachtung unseres Darseins. Wenn man sich mal komplett rational und objektiv unser Darsein betrachtet, stellt man zwangsläufig fest, dass man nichts weiß. Man weiß nicht wo man her kommt, man weiß nicht ob man gerade vor dem PC sitzt und man weiß auch nicht ob die Mitmenschen überhaupt existent sind. Letzlich könnte alles eine Halluzination/Traum sein. Oder man ist nur ein Gehirn im Tank. (Vgl. : Wikipedia: Gehirn im Tank )
Ich denke aber, dass wenn man sich länger mit dem Thema beschäftigt überzeugt man sich immer mehr davon. Und wenn das der Fall ist, führt es schnell zu einer Depression. Heute hat man noch die alten Werte, Ansichten und Regeln und plötzlich zerschmettert ein zentraler Gedanke einem das ganze Weltbild und zeigt einem dass man nichts weißt. Ich denke, dass kann doch heftig sein, so war es auch bei mir.
Ich denke die Jahrzente die wir schon auf dieser Welt sind mit den Regeln, der Auffassung und der Ansichten, werden wir uns nie voll überzeugen. Denn wenn es so wäre, und logisch spricht nichts dagegen, wäre uns alles egal, wir würden morden, Heroin nehmen und nackt herumlaufen. Ich denke durch diese Jahre werden wir immer mit einem Stück an die übliche Weltauffassung glauben.
Aber vielleicht irre ich mich ja auch und im Himmel wartet ein lieber Gott, 1000 Jungfrauen und eine Menge Bier.

@mkey

mkey schrieb:man weiß nicht ob man gerade vor dem PC sitzt und man weiß auch nicht ob die Mitmenschen überhaupt existent sind. Letzlich könnte alles eine Halluzination/Traum sein. Oder man ist nur ein Gehirn im Tank.

Das klingt schon sehr nach solipsismus, was heist das nur der eigene Geist existier und alles selbst die eigene äußere Form nur einbildung ist

Ich fürchte alle Strömungen sind aus den psychischen Verunreinigungen ihrer Schöpfer entsprungen.

@MrBananentoast
das muss nicht umbedingt sein, nicht alles was aus der norm fällt ist krankhaft