@domitiandomitian schrieb:Es stellt sich mir dann allerdings die Frage, wenn es keinen Ursprung gab, war denn alles schon immer da?
Gute Frage, und auch deine Schlußfolgerung daraus ist korrekt, auch wenn man geneigt ist zu sagen "Das kann doch unmöglich sein". Ist aber so.
domitian schrieb:Entweder ist etwas neues aus etwas vorhergehendem entstanden, oder es muss schon immer da gewesen sein.
Hier muss man genau differenzieren.
Im ersten Teil deines Satzes sprichst du von etwas Neuem, das entstanden ist. Sicher könntest du mir auf Anhieb ein Beispiel für etwas Neues nennen. Wahrscheinlich ist hier, dass du mir ein bestimmtes Ding oder einen Gegenstand nennen wirst, von dem du überzeugt bist, dass es ihn gibt. Und damit sind wir beim Kern der Frage.
Angenommen du nennst mir als Beispiel eine Banane, die aus etwas anderem hervorgegangen ist, nämlich aus einem Samen. Die Banane ist etwas Neues, denn als Samen ist es noch keine Banane.
Wenn man nun ganz präzise sein will, und man fragt "Wann hat denn die Banane angefangen, eine Banane zu sein?" wird man schnell feststellen, dass sich spätestens hier die Geister scheiden bzw. die Meinungen auseinander gehen. Manche sagen, wenn sie reif ist. Andere sagen, wenn sie noch unreif, aber bereits geerntet wird. Und wieder andere verstehen den Beginn einer Banane, sobald sie eine bananen-typische Form angenommen hat, also noch weit vor dem Ernten in ihrem unreifen Stadium. Alle diese Ansichten sind korrekt, aber wie man sieht, nicht sehr präzise. Sie sind Meinungssache und damit Vereinbarung. Alle Meinungen ignorieren die jeweilige Phase davor, die aber unbedingt notwendig ist. Dieses Ignorieren ist notwendig, damit man überhaupt mal zu einer gemeinsamen Sprache findet, und weiß, was gemeint ist, wenn jemand von Bananen spricht.
Tatsächlich, und das ist das Interessante, gibt es zu keinem Zeitpunkt eine konkrete Banane. Das ergibt sich aus der logischen Schlußfolgerung: Wenn sich alles nicht nur manchmal, sondern ständig verändert, gibt es keinen einzigen Zeitpunkt, an dem man sagen kann "Da ist etwas", ob Banane oder was auch immer. Tatsächlich gibt es kein Ding namens Banane, sondern nur eine Wirkung, die während einer bestimmten Dauer ihrer Erfahrbarkeit als Banane bezeichnet wird. Denn wir alle wissen, weil es in allen wissenschaftlichen Untersuchungen übereinstimmend bestätigt worden ist: Es gibt "außerhalb" unseres Hirns nur Schwingungen von Etwas, das wir Energie nennen. Und manche Schwingungen nennen wir halt "Banane". Andere nennen wir Tisch, Wohnzimmercouch, Mond, Sonne, etc.
Und damit komme ich zum zweiten Teil deines Satzes : "...oder es muss schon immer dagewesen sein". Was genau meinst du hier mit "es"? Was genau ist es, was schon immer dagewesen sein muss? Die Banane, der Tisch oder die Sonne, kann nicht gemeint sein. Vielleicht die Energie, aus der sich alles formt und wieder zu dieser Ungeformtheit wird?
An derartigen Überlegungen und Fragestellungen kommt man nicht vorbei, wenn man sich dieser Thematik nähern will. Und das sind nur die allereinfachsten und simpelsten Fragen.
domitian schrieb:Etwas das keinen Ursprung hat, weder entstanden, noch schon immer da gewesen ist, dürfte nämlich eigentlich gar nicht existieren, oder?
Ganz im Gegenteil. Denn wenn das Ebengesagte gilt, dass alles, von dem wir sagen, dass es existiert, nur als eine jeweils vorübergehende Wirkung bemerkbar ist, dann bedeutet das, da ist gar kein Ding oder Gegenstand, sondern eben nur eine bestimmte Wirkung, die wir als Gegenstand verstehen. Tatsächlich sind es unsere Sinne, die diesen Energieschwingungen den Eindruck von Festigkeit verleihen.
Wenn Existenz also tatsächlich bedeutet, dass damit eine vorübergehende Schwingung gemeint ist, dann kann sie nichts wirklich Wahres sein, sondern dann deutet es darauf hin, dass diese Schwingungen eher aus einem ganz bestimmten Grund, für einen ganz Zweck oder Nutzen, schwingen, und dass es etwas viel Höherwertigere gibt als dieser vorübergehenden Erscheinungen.
Wir halten jedoch sämtliche dieser Erscheinungen für unsere Welt, für unser Universum. Sollte sich jedoch herausstellen, dass alle "Dinge" (Wirkungen) im Universum nur aus einem jeweils bestimmten Grund wirken, dann irren wir uns alle hinsichtlich dem, was sowohl wir sind, wie auch was die wahre Realität ist.