Ist es nicht rassistisch, Deutsche als Nazis etc. zu bezeichnen?

flyflower schrieb:Bei Facebook Diskussionen passiert es häufig das man Nazi genannt wird.
Thema ist das E-Auto, die letzte Generation, vor einiger Zeit auch Corona und die Impfungen.
Man äußert wertfrei und unpolitisch seine persönliche Meinung, da kommt dann nur scheiß AFD-Wähler, rechtes Pack, Nazi-Hure usw.

Niemand hat irgendeine politische Neigung erwähnt, trotzdem sind alle die anderer Meinung sind grundsätzlich Nazis.

Na ja, ist so pauschal wirklich nicht schön. Aber leider muss man auch sagen, dass viele Corona-Relativierer, Leugner und ebenso auch Impfgegner aus dem rechtsaußen Spektrum gekommen sind.

Also ich möchte es vorsichtig so ausdrücken, dass bestimmte Haltungen/Ansichten/Meinungen zu einem Thema und ebenso auch wie sie geäußert werden - sich zwar nicht immer aber doch häufiger leider auch mit einer politischen Haltung und Parteinähe decken.

Dasselbe betrifft auch den anthropogenen Klimawandel.

Usw...



Ja, die lieben Vorurteile und Generalverdachte aufgrund bestimmter Meinungen/Ansichten oder auch aktivem Verhalten von Menschen. (Kann ich persönlich aber etwas besser verstehen als Vorurteile und Pauschalisierungen nur wegen Herkunft und/oder Hautfarbe)

Ich selbst bin von Vorurteilen auch nicht befreit. Aber niemals nur der Herkunft, der Hautfarbe oder des Geschlechts wegen.

rhapsody3004 schrieb:dass bestimmte Haltungen/Ansichten/Meinungen zu einem Thema und ebenso auch wie sie geäußert werden - sich zwar nicht immer aber doch häufiger leider auch mit einer politischen Haltung und Parteinähe decken.

Obschon ich Ausländer hasse, Schwule töten würde, Juden umbringen möchte und Frauen verachte bin ich doch noch lange kein Nazi. :D
Jedenfalls möchte ich doch nicht so bezeichnet werden. Ich bin doch nur ein ganz normaler Bürger.

Miami-weiß schrieb:Es gibt auch noch die Bezeichnung Alman, wenn man Kinder hat, kennt man den Begriff. Witzigerweise wird dieser selbst von deutschen Kindern genutzt, die kein Alman sein möchten bzw. den gegen andere deutsche Personen nutzen. Bedeutet, sehr spießig zu sein, und das will schließ kein (Kind) sein.

Ja, wobei "Alman" ja nur türkisch für "Deutscher" ist.
Auch wenn der Begriff gerne benutzt wird, um Deutsche zu karikieren.

Aus dem Englischen kenn ich höchstens noch "Hun" (Hunne). Wobei die Hunnen in Wirklichkeit nichts mit Deutschland zu tun haben.

Rasenmayer schrieb:Ja, wobei "Alman" ja nur türkisch für "Deutscher" ist.

ich denke das wird auch eher nur im deutschsprachigem Land als abschätzige Bezeichnung für einen Deutschen genutzt.

Ansonsten kenne ich noch Biodeutscher.

Rasenmayer schrieb:Aus dem Englischen kenn ich höchstens noch "Hun" (Hunne). Wobei die Hunnen in Wirklichkeit nichts mit Deutschland zu tun haben.

Ist anscheinend nicht für Deutsche reserviert.

And from the plains of Royal Meath
Strong men came hurrying through;
While Brittania's Huns with their long-range guns
Sailed in through the foggy dew.

Aus dem Songtext von "Foggy Dew", einem irischen Volkslied. Hier werden die Briten als "Hunnen" betitelt. Vielleicht im Sinne von "Horde"?

emanon schrieb:Aus dem Songtext von "Foggy Dew", einem irischen Volkslied. Hier werden die Briten als "Hunnen" betitelt. Vielleicht im Sinne von "Horde"?

Kann natürlich gut sein. Ich kenne die Verwendung für Deutsche aus der Zeit der Weltkriege. Zumindest damals wurde der Begriff eher abfällig verwendet.

Rasenmayer schrieb:Ich kenne die Verwendung für Deutsche aus der Zeit der Weltkriege.

Gesegnetes Alter erreicht, Gratulation. ;)
Vielleicht kann @Doors dazu was beitragen, zumindest spricht er wohl Englisch und hat Verbindungen nach Irland.

emanon schrieb:Gesegnetes Alter erreicht, Gratulation. ;)

*lach* Danke, ich bin zwar nicht mehr der jüngste, aber so alt auch nicht. Ich kenne das natürlich aus Literatur aus der Zeit.
Ich selber war nicht dabei.

martenot schrieb:Wenn jemand "Nazi" sagt, ist meistens eine bestimmte politische Ausrichtung gemeint, aber dass das Wort auf alle Deutschen angewandt wird, habe ich noch nicht gehört.

Wenn es Despoten sagen wie Erdogan, Putin & Co., denke ich manchmal, dass es sich auch um so etwas wie eine als Haß getarnte Reverenz handeln könnte.

@Rasenmayer
@emanon

Die Bezeichnung "Hunnen" für unmenschliches Krieger-Verhalten ist offenbar durchaus in Europa verbreitet. Natürlich immer für die jeweils anderen.

Ihr Ursprung ist eine Rede von Wilhelm II., in der er sagte:

„Kommt ihr vor den Feind, so wird derselbe geschlagen! Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht! Wer euch in die Hände fällt, sei euch verfallen! Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in Überlieferung und Märchen gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutscher in China auf 1000 Jahre durch euch in einer Weise bestätigt werden, daß es niemals wieder ein Chinese wagt, einen Deutschen scheel anzusehen!“

Quelle: Wikipedia: Hunnenrede

Im Ersten Weltkrieg übernahm die britische Propaganda den Begriff. Da ist es nur konsequent, wenn Iren in ihrem Freiheitskampf den Spiess quasi umdrehten, zumal sie ja von Deutschland unterstützt wurden.

Die jeweil andere Seite als Barbaren zu bezeichnen, hat Tradition. Wir erinnern uns an die "asiatischen Horden" der "bolschewistischen Untermenschen" aus der Nazipropaganda.

@Doors
Danke, wieder was gelernt. :Y:

Doors schrieb:Hingegen habe ich viele gute Freunde und ehemalige Geschäftspartner in Frankreich, England, Polen, Russland und der Ukraine, bei denen ich nie auf irgendwelche Abneigung oder Vorurteile stiess. In Österreich hingegen kam es schon mal vor, dass mich Gastronomiepersonal oder AutofahrerInnen als "bleeda Piefke" beschimpften.

Minderwertigkeitskomplexe, teilweise auch aufgrund der österreichischen Medien, die uns, beispielsweise beim Fußball, in der Vergangenheit ihnen gegenüber eine gewisse herablassende Rivalität unterstellt haben.

Wenn ich mir aber die Kommentare beim "Standard" so durchlese, scheint sich langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass wir uns eher weniger für sie interessieren und dass das Problem oftmals eher bei ihnen selber liegt.


Ansonsten hatte ich persönlich aber Anfang der 2000er Jahre schonmal in Paris Probleme.
Da haben wir in so einer Art Herberge übernachtet und der Betreiber(ein älterer Herr) hatte sehr wohl Probeme damit, dass wir Deutsche sind und hat uns gegenüber mit seinen Händen auch des öfteren auf eine Art und Weise gestikuliert, wie man es normalerweise tut, wenn man lästige Insekten verscheuchen will.
Ich war erstmal stinksauer aber im nachhinein war es wahrscheinlich ganz gut, dass wir so etwas erlebt haben, da wir jetzt wissen, wie es sich anfühlt, wenn man bloß aufgrund der eigenen Nationalität irgendwo nicht erwünscht ist, auch, wenn so etwas eher selten vorkommt.

Redan schrieb:Wenn ich mir aber die Kommentare beim "Standard" so durchlese, scheint sich langsam die Erkenntnis durchzusetzen, dass wir uns eher weniger für sie interessieren und dass das Problem oftmals eher bei ihnen selber liegt.

Eine Weile habe ich den Standard recht gern gelesen. Aber in den Kommentaren liefen sehr viele Kommunikationen früher oder später darauf hinaus, dass mindestens eine Runde über die Piefkes gemeckert oder hergezogen werden musste. Das war fast themenunabhängig. Ganz egal, worum es ging, irgendwer fand immer einen Bezug zu den Piefkes. Das fand ich schon fast zwanghaft, und auf die Dauer etwas nervig und auch blöd.

In den letzten Jahren hatte ich ehrlich gesagt keine allzu große Lust mehr gehabt, nach Österreich zu fahren, obwohl die Grenze nicht weit weg ist. Aber auf die Dauer nervt es mich halt doch, als blöder Piefke wahrgenommen zu werden. Komischerweise hilft auch mein bairischer Dialekt nur zu Teil (im Grenzgebiet Allgäu-Tirol scheint man sogar die unmittelbaren Nachbarn aus Deutschland nicht leiden zu können. Ich glaub mich an irgendwelche Vorfälle erinnern zu können, wo an deutsche Autos irgendwelche "Bleibt zuhause"-Zettel geklebt wurden).

martenot schrieb:Aber auf die Dauer nervt es mich halt doch, als blöder Piefke wahrgenommen zu werden.

Ach ja, da lob' ich mir doch das nordisch-entspannte Verhältnis zwischen Dänen und Deutschen in meiner Grenzregion. Ich schrieb ja schon in einigen Diskussionen darüber. Warum das wohl andernorts nicht klappt? Keine Ahnung!

Doors schrieb:Warum das wohl andernorts nicht klappt? Keine Ahnung!

Das kann ich auch nicht erklären, warum das in einigen benachbarten Regionen nicht gut funktioniert, bzw. woher die Ressentiments kommen. Wobei meinem Eindruck nach die Abneigung bei den Deutschen und Österreichern überwiegend in eine Richtung orientiert ist: viele Österreicher echauffieren sich gewohnheitsmäßig über die Deutschen, während man umgekehrt nur wenige Abneigungen mitbekommt. Meinem Eindruck nach findet die Mehrheit der Deutschen die Österreicher sympathisch.

Johnny1887 schrieb am 12.07.2023:Ist es nicht wirklich rassistisch, Deutsche so zu bezeichnen?

Menschen aus anderen Ländern wollen auch nicht wegen ihrer Herkunft beleidigt werden.

Das sieht unsere Antidiskriminierungsbeauftragte Ferda Ataman, für die wir ja Kartoffeln sind, sicher nicht so :D

@Mr.Christian
Im Allgemeinen sehen Ausländer nie ein Problem darin andere zu beleidigen, aber die Welt geht unter wenn es andersrum ist.
Da man aus der Türkei ja schon seit Jahren zu hören bekommt, das Deutsche Islamophob sind, ist die Aufgabe der Antidiskriminierungsbeauftragten bestimmt nur dafür zu sorgen, daß keine Muslime beleidigt werden, es geht dabei nicht um uns.

Wie bei allem anderen in Deutschland spielen wir Deutschen halt keine große Rolle.

flyflower schrieb:Wie bei allem anderen in Deutschland spielen wir Deutschen halt keine große Rolle.

Sondern wer? Und vor allem: Wobei?

Geht's präziser, damit ich weiss, wo ich mich als Bio-Kartoffel benachteiligt fühlen muss.

flyflower schrieb:Im Allgemeinen sehen Ausländer nie ein Problem darin andere zu beleidigen, aber die Welt geht unter wenn es andersrum ist.

Das kommt jetzt aber wieder arg pauschal daher. Ausländer sind ja im Prinzip alle, die keinen deutschen Pass haben, also auch alle Österreicher, Schweizer, Dänen, Finnen, Franzosen, Isländer, Amerikaner, Afrikaner, Australier, etc. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Deine Aussage auf alle diese Personen gleichermaßen zutrifft.

flyflower schrieb:Wie bei allem anderen in Deutschland spielen wir Deutschen halt keine große Rolle.

Wobei konkret? Auch eine sehr schwammige Aussage, die der Konkretisierung bedürfte, um sich etwas drunter vorstellen zu können.

martenot schrieb:Österreicher, Schweizer, Dänen, Finnen, Franzosen, Isländer, Amerikaner, Afrikaner, Australier

Ja, doch, die alle beleidigen uns. Ständig und ausdauernd, von morgens bis abends. Hat bei Dir noch nie ein Isländer an der Tür geklingelt und Dich angebrüllt: "Hau ab, Nazi-Kartoffel! Island den Isländern!!" Passiert mir ständig. Da geben sich die Vereinten Nationen die Klinke in die Hand. Wenn mich alle anderen 8 Milliarden auf diesem Planeten nicht mögen, dann muss das an denen liegen - keinesfalls an mir.