@schmitz Ja, die Anerkennung ist Bestandteil der Aufnahmekriterien
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Da sich die Türkei um eine Vollmitgliedschaft in der Europäischen Union bewirbt (und entgegen aller hier lautenden Meinungen waren bei repräsentativen Umfragen durchaus ca. 75% der befragten Türken für eine Mitgliedschaft, da man sich dadurch eine Verbesserung der Lebensverhältnisse und der Wirtschaft erhofft), müssen wir das aus einem anderen als dem rein türkischen Betrachtungswinkel sehen.
Uns als Deutschen ist es durchaus bewusst, wie schwer es für die Türkei sein mag, sich mit den dunklen Kapiteln ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Jedoch wird dies unentbehrlich als Aufnahmekriterium innerhalb der EU sein. Der EU ist das Grundprinzip der Aussöhnung inne, sowie das freundschaftliche Verhältnis zu Nachbarstaaten. Um dies zu gewährleisten, ist die Aufarbeitung und Anerkennung unerlässlich.
Für die BRD gilt der Völkermord als erwiesen da sich die BRD auf eine Vielzahl von unabhängigen Forschungen diesbezüglich bezieht. Auch bezieht sich die BRD auf die Schilderungen des damaligen deutschen Auswärtigen Amtes und seiner deutsch-peniblen Dokumentation von einfach Allem. Forschungen innerhalb und durch die Türkei spielen für uns keinerlei Rolle da sie weder frei, unabhängig, noch ergebnisoffen durchgeführt worden sein kann. Innerhalb der Türkei darf nach der türkischen Rechtslage kein anderes Ergebnis zu Stande kommen, außer dem Ergebnis dass die Türkei keinen Völkermord begangen hat. Alles andere würde verurteilt werden wegen des Türkentum-Paragraphen.
Und auch die Behauptung, die Türkei hatte Akten offen gelegt, ist zu relativieren da sie nur entlastende Akten frei gegeben hat. Akten des deutschen Auswärtigen Amtes damaliger Zeit werden nicht zugelassen.
Vor diesem Hintergrund ist es mehr als bedauerlich, dass heute in der Türkei eine umfassende Diskussion über die damaligen Ereignisse im Osmanischen Reich immer noch nicht möglich ist und Wissenschaftler und Schriftsteller, die sich mit diesem Teil der türkischen Geschichte auseinandersetzen wollen, strafrechtlicher
Verfolgung und öffentlicher Diffamierung ausgesetzt sind.
Auch Deutschland, das mit zur Verdrängung der Verbrechen am armenischen Volk
beigetragen hat, ist in der Pflicht, sich der eigenen Verantwortung zu stellen. Dazu gehört, Türken und Armenier dabei zu unterstützen, über die Gräben der Vergangenheit hinweg nach Wegen der Versöhnung und Verständigung zu suchen.
Deutschland kommt aufgrund seiner historischen Rolle in den deutsch-türkischarmenischen Beziehungen heute eine besondere Verpflichtung im Rahmen der Nachbarschaftsinitiative der EU zu. Ziel muss sein, dabei mitzuhelfen, eine
Normalisierung und Verbesserung der Lage zwischen Armenien und der Türkei zu
ermöglichen und damit einen Beitrag zur Stabilisierung der Kaukasus-Region zu
leisten.
Und so lange die Türkei Mitglied der EU werden mag, hat sie durchaus das Verharmlosen der Massaker und der Deportationen einzugestehen, denn diese (falsche) türkische Haltung steht völlig im Widerspruch zu der europäischen Idee der Versöhnung, die die europäische Wertegemeinschaft leitet!