@Hanika Es ist eine ernüchternde Erkenntnis, daß "nur eine Entscheidung zwischen Teufel und Beelzebub" bleibt. Ganz Gallien ist besetzt. Ganz Gallien? Nein! Ein kleines Dorf widerspenstiger Gallier leistet immer noch erbitterten Widerstand:
Die Freiheit des BaumkänguruhsDas Baumkänguruh verpennt 60 % seiner Zeit, 30 % sitzt es untätig herum, und in den restlichen 10 % erledigt es all das, was auch für ein Baumkänguruh unvermeidlich ist: Nahrung suchen, Essen, Sex haben, Kinder versorgen, geselliges Beisammensein mit anderen. Es ist eines der Tiere, die nach menschlichem Ermessen schockierend faul sind. Die meiste Zeit werden wir es im Zustand reglosen Ruhens antreffen.
Ist das Baumkänguruh frei? Nach bürgerlichem und marxistischem Freiheitsbegriff ist dies unmöglich. Es genießt keine politischen Rechte und artikuliert kein selbstreflektiertes Bewußtsein (bürgerliche Argumentation). Es ist nicht aktiver Teil einer globalen Gesellschaftsformation, die kollektiv die Grundbedürfnisse absichert und dadurch erst das „Reich der Notwendigkeit“ überschreitet (marxistische Argumentation). Trotzdem tut das Baumkänguruh, was es will, und verwirklicht das, was ihm als seine Aufgabe erscheint: ein Leben zu führen, das einem Baumkänguruh gemäß ist.
Ich plädiere ganz entschieden dafür, dass das Baumkänguruh frei sein kann. Wenn das Baumkänguruh nicht frei ist, werden wir es auch nie. Es gibt Unterschiede zur menschlichen Freiheit, die das Wesen der freien Kooperation betreffen; dazu später. Aber wenn wir die Freiheit nicht auf etwas begründen, was in der belebten Natur liegt, der menschlichen genauso wie der nicht-menschlichen, kommen wir nie auf einen Freiheitsbegriff, der sich nicht in der Unterordnung unter begriffene Notwendigkeiten erschöpft. Dieses Etwas läßt sich als Offenheit und Eigensinn der Natur beschreiben. In der Natur regiert keineswegs die blanke Notwendigkeit. Das Bild vom ständigen Kampf ums Daseins ist hinlänglich durch die Beispiele von Kooperation und Koexistenz geradegerückt. Die Vorstellung der großen Maschine, in der jedes Rädchen ineinandergreift und die durch die Evolution beständig optimiert wird, ist ebenfalls revidiert.
http://www.projektwerkstatt.de/hoppetosse/emanzipat/spehr.htmlGleicher als alle"In der Einleitung wird populär und anschaulich dargestellt, daß in der heutigen Gesellschaft offene oder verschleierte Herrschaftsverhältnisse die Beziehungen der Individuen untereinander durchgehend bestimmen. Der einzelne muß sich den vorgegebenen Regularien anpassen und hat kaum Chancen, auf deren Gestaltung Einfluß zu nehmen. Ausgangspunkt der weiteren Überlegungen ist das Streben der Individuen, sich diesen Bevormundungen zu entziehen und jegliche Herrschaftsverhältnisse zu beseitigen. Diese richtigen und mit großem schriftstellerischen Geschick vorgetragenen Feststellungen sind geeignet, beim Leser Interesse und Sympathie zu gewinnen.
Im nächsten Abschnitt werden die verschiedenartigen Herrschaftsbeziehungen und Herrschaftsinstrumente analysiert und festgestellt, dass jede Herrschaft auf erzwungener sozialer Kooperation beruht, in welcher der eine Partner vom anderen übervorteilt wird, aber der Preis für die Auflösung der Kooperation zu hoch ist. Grundsätzliches Ziel muß deshalb sein, alle Herrschaftsverhältnisse schrittweise zu reduzieren und ganz zu beseitigen. Sie sind zu ersetzen durch eine "Freie Kooperation", deren wesentliche Voraussetzung die ist, dass sie von jeder Seite zu einem angemessenen Preis jederzeit aufgelöst werden kann.
Spehr kritisiert die marxistische Definition der Freiheit als Einsicht in die Notwendigkeit, indem er die Existenz gesellschaftlicher Notwendigkeiten als menschengemachte grundsätzlich verneint. Die Freie Kooperation hat seiner Auffassung gemäß auch im Verhältnis zwischen Individuum und Staat/Gesellschaft zu gelten, indem jedermann alles, insbesondere vor allem auch alle Regeln der Kooperation in Frage stellen und neu aushandeln darf, und wenn er seine Bedingungen nicht durchsetzen kann, soll er sich eben außerhalb der Gesellschaft stellen dürfen. Jedenfalls darf es keine Mehrheitsdemokratie geben. Dieser Freiheitsbegriff bezieht sich dabei keineswegs nur auf Meinungsfreiheit, sondern auch ausdrücklich auf die Freiheit des Handelns.
Für eine Freie Kooperation gibt es grundsätzlich keine vorgegebenen Regeln, weder für deren Bildung, noch für die Gestaltung ihrer inneren Beziehungen, noch für den Austritt aus der Kooperation. Alles wird ausgehandelt, jeder entscheidet für sich selbst frei ob und unter welchen Bedingungen er an einer Kooperation teilhaben will. Darin besteht seine Freiheit. Wer garantiert diese Freiheit? Niemand. Jeder muß sie sich selbst erkämpfen."
http://www.thur.de/philo/ag.htm