@instinct instinct schrieb:Na jetzt wirst Du aber unhöflich
Du hast die Angewohnheit simple Sachverhalte praktisch um die Ecke auszudrücken, ich gebe zu, dass ich mit Deiner Denkweise immer schon Probleme hatte, es genau nachvollziehen zu können.
Das kam wohl barsch rüber, entschuldige.
Mich ärgert einfach die Vermischung von Begriffen bzw. Begriffsbedeutungen, was nicht deine schuld ist, man kennt es so. Noch ein paar Jahre weiter und man wird über den Kommunismus als neue Erfindung reden und diese Erfindung anders nennen, aber es sind doch die gleichen oder ähnliche Ideen wie beim Kommunismus. Und das liegt daran, dass man sich begrifflich zu sehr angepasst hat.
Wenn über Ausschwitz gestanden hat, Arbeit mache frei, so ist es durchaus richtig, Arbeit kann frei machen, allerdings ist dies in diesem Zusammenhang blanker, blutiger Zynismus und doppeldeutig (frei von Leben). Wenn man nun Marx unterstellt, er sei Ursache für den real existierenden Marxismus-Leninismus und dessen imperialistisch-faschistischen Ableger Stalinismus, dann befindet man sich im Wortlaut auf dem Niveau derer, die man eigentlich bekämpfen möchte. Sehe ich das falsch?
instinct schrieb:Ich versuche mich mal anders auszudrücken, wenn eine Gemeinschaft etwas besitzt, und nicht ganz klar jeder Hierarchie und Verwaltungsmacht abgeschworen wird, ist Korruption eine logische Folge und wird somit, ob bewusst oder nicht, in Kauf genommen.
Korruption braucht einen Nährboden, zum Beispiel Verteilungskämpfe, zu Beispiel Schichten, Religionen, Sekten und Größenwahn. Und ja, diese deine Herangehensweise über das Menschenbild ist zu einer grundlegenden Kritik am Marxismus in der Lage. Das heisst aber nicht, dass der Marxismus in allen Dingen falsch liegt. Ich möchte einfach nur Differenzierung und keine Polarisierung.
instinct schrieb:Das Diktat des Proletariats beinhaltet doch logischer Weise auch die Bedingung, dass es jemanden gibt, dem diktiert wird, wohingegen die Volksherrschaft nicht detailliert dazu Stellung bezieht, sondern nur definiert, dass die Macht im Volk selbst liegt, wobei nicht ausgeschlossen wird, dass es auch Macht geben kann, die nicht im Volk liegt.
Das Volk diktiert sich selbst. Und wieder spielt uns unsere vermahledeite Sprache einen Streich. Denn wenn Liebe und Gerechtigkeit zum Bedürfnis werden, dann ist das Diktat möglich, gewaltsame Durchsetzung gibt es nur, wo Widerstände niederzukämpfen sind.
instinct schrieb:Je mehr Macht im Volk akkumuliert wird, desto höher ist der demokratische Gehalt einer Gesellschaft.
Könnte man denken. Aber wie du selbst im Ansatz beschrieben hast, ist das Volk in sich gespalten, wird selbst von Korruption und weltlichen Wünschen getrieben - wenn ich es richtig verstanden habe. Darum wird aus der Macht des Volken nach jeder Revolution wieder die Macht der Elite, es rollen ein paar Köpfe, es werden neue Rollen und Pfründe, Regeln der Kommunikation ("Rechte") verteilt, die Sprache neu geschliffen und weiter geht es.
instinct schrieb:im Gegensatz zum Kommunismus ist die Demokratie jedoch wandelbar und sie setzt kein Diktat voraus, sondern zielt vielmehr darauf ab, die Macht im Volk zu konzentrieren und stellt diese Forderung permanent an sich selbst, wohingegen der Kommunismus schon erreicht ist, sobald das Proletariat diktiert.
Der Kommunismus ist eine Schablone für unterschiedliche Dinge. Bei Marx ist es das Paradies auf Erden, eine Art materialistischer Erlösungszustand, eine soziale Utopie - das ist auch die wirtschaftlich angebundene Demokratie. Erzählt wird die Geschichte, wonach das Volk über die Regierung entscheidet und im freien Wettbewerb mit anderen Völkern und Märkten steht. Das ist aber nicht die Wahrheit. Erst wenn man klar trennt zwischen dem was ist und dem was geschrieben wurde und nichts verwischt kann man erkennen.
instinct schrieb:In einer fast vollständig demokratisch erfüllten Gesellschaft gibt es niemanden der diktieren könnte, denn niemand wäre in der Lage mehr Macht auszuüben als eine andere Person aus dem Volk dies könnte.
Jedes Haus braucht ein Fundament, auf dem es steht. Das ist bei einer Demokratie nicht anders. Wenn es Menschen schwerfällt Regeln des sozialen Miteinanders zu achten und auszuüben, dann wird daraus keine zivile oder soziale Gesellschaft entstehen und der Begriff der Demokratie kann zuletzt nur noch als blutiger Kampfbegriff verstanden werden: Jeder herrscht über jeden und über Tier und Natur brutalst und verschlagenst möglich - frei nach Thomas Hobbes "Leviathan".