Euer Verhältnis zum Kommunismus
27.02.2014 um 21:51Anzeige
paranomal schrieb:Das ganze ist ziemlich komplex, aber führt in der Kurzfassung dazu das Leute wie Broder die bürgerlichen Werte als Bollwerk gegen die Barbarei sehen und dadurch extrem unreflektiert und sogar affirmativ werden. So wird aus einem linken ein Konservativer.Da würd ich halt spontan sagen: es fehlt denen eben die gründliche Analyse. Das mit den Anti-Deutschen habe ich immer als "Scheingefechte" erlebt. Es lenkt ab, von den Fragen, die man eigentlich stellen sollte. Meine Meinung halt.
paranomal schrieb:Ja ich kenne selbst Antiimps und Antideutsche, kann mich da selber aber nicht wohl fühlen und hab da eine differenziertere Ansicht. Am ehesten würd sicher undogmatisch links auf mich zutreffen. Im Grunde bin ich Anarcho-Kommunist mit verstärkten Einflüssen aus der kritischen Theorie, was sich Super mit dem Anarchismus ergänzt.Dito! Das ist bei mir sehr ähnlich. Undogmatisch links, trifft es begrifflich sehr gut. Ich bin auch als anarchistischer Kommunist noch immer etwas hin und her gerissen, jedoch hat sich schon ein gewisser Gleichklang ergeben.
aberdeen schrieb:Die Vertreibung der anarchistischen Kräfte aus der Internationalen war m. M. nach nicht gerade einer der Glanzleistungen von Marx. Unbeabsichtigt hat er damit wohl auch den Grundstein für die spätere "Ausschließeritis" gelegt, mit der man gerne auf abweichende Meinungen reagiert hat. Ist nicht meins. Ich glaube die Unterschiede zwischen dem Kommunismus und Anarchismus sind eher sehr nuanciert.Die Intentionen von Marx waren verständlich, jedoch war das spätere Verhalten von Kommunisten gegenüber Anarchisten mehr als unverständlich, denn im Grunde war vielen durchaus bewusst das nur beide zusammen funktionieren können. Aus diesem Grund wurde mir der Kompromissweg von Kropotkin sympathischer, da er gänzlich eine Fusion beider Prinzipien begründet hat, etwas das gerade in der heutigen Zeit wieder mehr an Bedeutung gewonnen hat, denn dieser Kompromiss ist es, welcher am Ende auch eine realistische Alternative zum bestehenden marktwirtschaftlichen System bieten kann. Die Überwindung des Kapitalismus ohne die Aufgabe des Individuums und dessen Selbstbestimmung. Das ist einer der wichtigsten Punkte dabei. Gleichzeitig erlernt man das kollektive und eigene Verantwortungsbewusstsein durch entsprechende Erkenntnisprozesse. Es ist nen bissel wie mit Yin und Yang, wobei das eine das kollektivistische, das andere das individualistische Prinzip ist welches ein Ganzes ergibt.
Es ist doch immer die Frage, wo man letztlich durch sein Handeln steht und da standen die Anarchisten doch zumeist auf der richtigen Seite. Da müssen sich die organisierten Kommunisten eher schämen.
Wahrscheinlich meinst Du auch das @paranomal ?
„Die fünf Jahre, die ich in Sibirien zubrachte, waren für mich eine Erziehung in wirklichem Leben und menschlichem Charakter. […] Ich hatte reichlich Gelegenheit, die Bauern, ihre Lebensweise und Gewohnheiten, im täglichen Leben zu beobachten, und noch mehr Gelegenheiten zu erkennen, wie wenig die staatliche Verwaltung, auch wenn sie von den besten Absichten beseelt war, ihnen zu bieten vermochte.“ -KropotkinDas lässt sich auf jeden Arbeiter und Bestandteil der Gesellschaft übertragen.
“Water is the softest thing, yet it can penetrate mountains and earth.Geduld und Sanftheit wären nötig um nachhaltige Veränderungen zu bewirken, die System Revolution sollte zur System Evolution werden. Step by Step, keine Veränderung sollte über Nacht passieren. Den falschen Weg ist man damals in Russland gegangen, in Libyen, Syrien, Tunesien usw. Die Bewegung sollte nicht die gleichen Fehler wiederholen. Der Begriff der permanenten Revolution wie ihn schon Trotzki genutzt hat, ist in meinen Augen sinniger. Auch nicht das Ausgrenzen anderer Strömungen, mit teilweise anderen Idealen, Kompromissbereitschaft ist ein Lernprozess.
This shows clearly the principle of softness overcoming hardness.” — Lao Tzu
cRAwler23 schrieb:Die Überwindung des Kapitalismus ohne die Aufgabe des Individuums und dessen Selbstbestimmung. Das ist einer der wichtigsten Punkte dabei. Gleichzeitig erlernt man das kollektive und eigene Verantwortungsbewusstsein durch entsprechende Erkenntnisprozesse. Es ist nen bissel wie mit Yin und Yang, wobei das eine das kollektivistische, das andere das individualistische Prinzip ist welches ein Ganzes ergibt.Ja. Aber auch an dieser Stelle hat sich die Gesellschaft weiterentwickelt. Der Kommunismus, wie er denn dann von organisierter Seite vertreten wurde, bezog sich ja sehr stark auf das Industrieproletariat. Es entstand dann die Vorstellung, zunächst die Partei und auch die Gesellschaft zu organisieren, wie damals eine Fabrik organisiert war. Unter anderem dies hat zu einer sehr starken Betonung des Kollektivismus geführt, der so im marxistischen Denken gar nicht unbedingt gewollt oder gemeint ist. Eines der Zitate dafür habe ich ja oben schon angeführt.
Wir sind Konsumenten. Wir sind Abfallprodukte der allgemeinen Lifestyle-Obsession. Mord, Elend, Verbrechen. Solche Sachen interessieren mich nicht. Mich interessieren viel mehr all die Promimagazine und Fernsehen mit 500 Kanälen, ein Namensschild auf meinen Unterhosen. Aspartan, Viagra, Olestra. Martha Stewart. Scheiss auf Martha Stewart! Martha poliert das Messing auf der Titanic. Es geht alles unter.
paranomal schrieb:nur sollte man diese blöden Streitigkeiten vergessen.So ist es, denn die helfen nur dem Feind das kein Schwung in die Sache kommt. Konsensbildung ist unvermeidbar wenn man etwas verändern möchte. Egal ob Anarchist, Kommunist, Sozialist, Anarchosyndikalist, Marxist, sozialistischer Demokrat. Die Streitigkeiten haben der Idee etwas konstruktiv zu verändern den Wind aus den Segeln genommen. Um bei der "Masse" etwas zu verändern muss man zeigen das man einen gemeinsamen Nenner hat und eine realistische Alternative anbieten kann, auch muss man dieser bewusst machen das es ein Entwicklungsprozess ist der nicht über Nacht geht. Proletarier aller Länder vereinigt euch zieht heute nicht mehr, auch Destroy Capitalism nicht. Lieber Change Capitalism, der Weg ist das Ziel, emanzipiert euch, erkennt eure Unterschiede und Gemeinsamkeiten, findet einen gemeinsamen Nenner, nichts ist beständig. Die Bewegung braucht einen Spruch der dem Zeitgeist entspricht. Netzwerker aller Länder vereinigt euch! Kapitalismus nicht bekämpfen sondern überwinden! (r)Evolution Baby! ;)
DerFremde schrieb:Der Sozialismus ist 1989 untergegangen in Deutschland. Aber der Kapitalismus wird ihm folgen. Auch wenn es vielleicht 100 Jahre später sein wird. Wie Karl Marx schon sagte: Der Kapitalismus ist nicht Krisenbeständig. Das sieht man an der Bankenkrise, wenn die Banker zu gierig geworden sind. In Amerika allein hat das eine Welle von Insolvenzen nach sich gezogen, Familien konnten sich plötzlich das Haus nicht mehr leisten usw usf. Das ist ein Domino-Effekt.So ist es, das interessant ist ja das bis vor kurzem die USA schon zahlungsunfähig wurden, die haben sich einfach die Galgenfrist selbst verlängert (als Weltmacht kann man natürlich mal etwas an den Regeln spielen beim großen Monopoly), die eigentliche Bankenkrise wurde nur abgedämpft, Symptome bekämpft, doch dessen Ursache ist noch immer eine offene Wunde im Herz des Kapitalismus. Der Wandel sieht so aus das sich irgendwann das träge Volk der Mainstreet gegen die Wallstreet erheben muss, spätestens dann wenn die nächste Blase platzt, das wird dann nicht mehr der Immobilienmarkt sein, nicht mehr die Hochfinanz, sondern der Rohstoffmarkt, das wird dann der schmerzlichste Schlag den sich die Marktwirtschaft vorstellen kann, dann sind endgültig die natürlichen Grenzen des Kapitalismus erreicht worden.