Das Interview lohnt sich zu lesen -

http://www.neues-deutschland.de/artikel/206903.weiblicher-dorn-im-fleisch-des-maennerbiotops.html
Uta Ranke-Heinemann (83) war die erste Frau der Welt, die eine Professur für katholische Theologie erhielt (1970), und die erste Frau der Welt, die sie wieder verlor (1987), weil sie an der Jungfrauengeburt zweifelte. Sie war Studienkollegin von Joseph Ratzinger. Ihr Vortrag in Freiburg trägt den Titel »Mit Ratzinger zurück ins Mittelalter«. Dirk Farke hatte Gelegenheit für ein Vorabgespräch.
ND: Ein bekanntes Zitat von Ihnen lautet: »Das einzige, das ich am Papst gut finde: Er raucht nicht und erzählt keine schmutzigen Witze«! Das ist aber nicht sehr viel Positives über den Stellvertreter Gottes auf Erden.
Ranke-Heinemann: Es ist sogar zu viel Positives, denn ich hatte es bezüglich Johannes Paul II. gesagt, der bei all seiner Sexualfeindlichkeit nie eine vulgäre Sprache redete, schon das Wort »Kondom«, geschweige denn das Wort »männnliche Prostituierte« nicht einmal in den Mund nahm.
Schon lange bevor Ihnen die Lehrtätigkeit entzogen wurde, weil Sie die Jungfrauengeburt öffentlich in Frage gestellt hatten, äußerten Sie sich kritisch zu vielen kirchlichen Positionen, zum Beispiel gegen die päpstliche Frauen- und Sexualfeindlichkeit, ohne dass sich dies negativ auf Ihre Karriere auswirkte. Warum ist gerade dieser vollendete Blödsinn der Jungfrauengeburt von so immenser Bedeutung?
Jesus hatte laut Neuem Testament vier Brüder, die namentlich genannt werden und »Schwestern«, die nicht einzeln genannt werden. Die katholische Kirche ist seit fast 2000 Jahren frauen- und sexualfeindlich. Jesus war es nicht. Um 400 hat der Kirchenvater Hieronymus erklärt: Es handele sich um Vettern und Cousinen Jesu: Weil Priester nicht heiraten sollten, machte er Maria zur Jungfrau. Seit Papst Benedikt höre ich im Vatikansender »Telepace« jeden Abend vorwiegend von der »Jungfrau Maria«. Katholisches Christentum ist Marientum geworden.

Wer an Marias Jungfräulichkeit »beharrlich zweifelt«, ist automatisch exkommuniziert
Es bleibt befremdlich, dass dieser mit Menschenfeindlichkeit ausgestattete gewählte Vertreter so viel Zuwendung und Ehrung erfährt. Zig Millionen für den Empfang eines Menschen, der fern jeder Realität ist. Ehrungen, wenn überhaupt, dann den Menschen, die im Rahmen ihres Dienstes im realen Leben stehen. Diese handeln oft so, dass es zwar nicht dem Sinn der Kirche entspricht, aber den Menschen vor Ort Hilfe bietet. Ich werde am Freitag in Erfurt beim Protest gegen den Papstbesuch sein.