angellost
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Morde an prostituierten Frauen in Deutschland
23.11.2019 um 16:09Wie in dem Thread "Warum hat man ein übermäßiges Interesse an Kriminalfällen?" bereits geschrieben, halte ich die Thematik "Morde an prostituierten Frauen" für ein Thema, welches einen eigenen Thread verdient hat. Durch meine Mitarbeit bei https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de (Archiv-Version vom 17.08.2019) und die kontinuierliche Auswertung der Fälle hier einige Erkenntnisse, die man daraus ziehen kann.
1. Die geführte Liste ist nicht vollständig. 2013 fingen wir mit 23 Fällen seit 2002 an, inzwischen sind es über 140 (Morde und Mordversuche) seit 2000. Berichtet wird in der Regel nur in Lokalzeitungen, es sei denn die Fälle sind sehr spektakulär (wie zum Beispiel im Fall der zerstückelten Maria Ngui in Hamburg 2017) oder die Polizei erhofft sich im Rahmen einer nationalen Fahndung Hinweise aus der Bevölkerung.
[Inzwischen umfasst das Wiki auch internationale Fälle und Fälle von vor 2000)]
2. Während man im letzten Jahrhundert noch viel über die Lebensumstände der Opfer erfahren konnte, wird heute fast ausschließlich berichtet ohne Namensnennung, Foto (noch einigermaßen nachvollziehbar wegen Persönlichkeitsrechten und Pressekodex) und Lebensumstände. Insgesamt sehr bedauerlich, denn so bleiben die (inzwischen überwiegend ausländischen) Frauen namen- und gesichtslose anonyme Irgendwers. Teilweise wird in den Herkunftsländern im Gegensatz dazu sehr ausführlich berichtet, wie zum Beispiel im Fall der Rumänin Ioana Condea ("Alma") (https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:alma (Archiv-Version vom 19.09.2020)) - hier wurde sogar gegen die mit der Mutter abgestimmte Berichterstattung via Abmahnungen vorgegangen als Ioana noch im Koma lag.
3. Die Berichterstattung bei Aktenzeichen XY etc über solche Fälle war bereits vor einigen Jahrzehnten erstaunlich respektvoll und nicht wertend gegenüber den Frauen und ihrer Tätigkeit. Das hatte ich bei der Sichtung der alten Videos anders erwartet.
4. Bezüglich der Täter und Motive (sofern bekannt) kann man folgende Klassifizierungen vornehmen
a) Der Serienkiller: Nur für einen Bruchteil der Fälle veantwortlich, Frauenhass und Sadismus spielen sehr häufig eine Rolle, sexuelle Erregung durch die Gewalthandlungen. Tatsächlich gab es einige Mordserien von prostituierten Frauen in Deutschland, diese Taten sind jedoch nicht gleichermaßen im Gedächtnis wie z.B. ein "Jack the Ripper" (vermutlich durch die in seinem Fall variantenreiche Aufarbeitung in verschiedenen Medien)
b) Der BDSM-Fetischist: Sexuelle Erregung durch gewaltvolle Sexualität. Die Morde können beabsichtigt oder ein letztlich in Kauf genommener "Unfall" sein (weshalb es mir schwer fällt es Unfall zu nennen, zumal viele Täter international versuchen dies als Verteidigungsstrategie zu verwenden)
c) Der Vertuscher: Manche Täter wollten die Opfer "nur" ausrauben oder vergewaltigen und töten um dieses andere Verbrechen zu vertuschen. Fast immer haben sie vorher die Frauen auch sexuell benutzt.
d) Der Rücksichtslose: Unter diese Fälle fallen solche wie der grauenvolle Fall von Sonja Mand (https://www.sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:sonja_mand (Archiv-Version vom 24.08.2020)) Sonja litt unter Tuberkulose und starb an dieser Krankheit. Der Täter packte sie in einen Pappkarton und deponierte diesen in einem Park. Solche Fälle kommen insbesondere oft in der Drogenprostitution vor: Freier suchen sich Frauen, die sehr am Ende sind und dringend einen Schuss benötigen, da diese kaum mehr sexuelle Grenzen setzen können. Außerdem scheint einige das Elend der Frauen anzutörnen
e) Der Enttäuschte: Diese Fälle kommen recht häufig vor (oft auch in Kombination mit f): Freier die enttäuscht sind über die "Performance" der Frau und diese dann im daraus folgenden Streit töten
f) Der Verhandler: Freier, die hinterher ihr Geld zurückwollen und wenn sie sich weigert, töten. Auch dies kommt recht häufig vor
g) Der Stalker: Freier, die sehr fixiert sind auf eine bestimmte Frau und töten, wenn diese die Geschäftsbeziehung abbricht (siehe zum Beispiel den Fall von "Linda" / "Gerit" https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:gerit (Archiv-Version vom 28.09.2020) - und insbesondere die Diskussionen in Freierforen durch und mit dem Täter: https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostituiertenmoerder:chiquita (Archiv-Version vom 21.09.2020))
5. Vor der Verbreitung des Internets fanden die meisten Morde in der Straßenprostitution statt, heute fast ausschließlich in der Innenprostitution, mehr als 50% der (dokumentierten) Morde seit 2000 in so genannten Terminwohnungen. Aber auch in den (meist von der organisierten Kriminalität bewachten) Laufhäuser oder Bordellen kann von Sicherheit keine Rede sein
6. Auch ist auffällig, dass es eine in meinen Augen Verrohung gibt, die sich darin äußert, dass die Morde früher häufiger mit Hilfswerkzeugen (Messer, Strangulationswerkzeugen, ...) begangen wurden, heute sehr viel häufiger durch totschlagen und erwürgen mit bloßen Händen. (Hat natürlich auch damit zu tun, dass sie ggf. häufiger spontan und weniger geplant stattfinden)
7. Neue Polizei-Ermittlungsmethoden wurden nicht selten in Fällen von Prostituiertenmorden erstmals erfolgreich eingesetzt.
8. Es gibt eine handvoll von Fällen an Transfrauen, nur einen einzigen Fall betreffend eines (verschwundenen) prostituierten Mannes
Wir freuen uns natürlich immer über weitere Fälle mit denen wir das Wiki ergänzen können oder weitere Informationen zu den bereits dokumentierten Fällen. Die Informationslage ist bei einigen sehr sehr dünn. Manchmal sind es nur Hinweise in Zeitungsartikeln in einem Nebensatz.
Ein paar Fälle haben hier bereits einen eigenen Thread, ein paar Fälle wären sicher auch interessant hier nochmal in einem eigenen zu diskutieren.
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1. Die geführte Liste ist nicht vollständig. 2013 fingen wir mit 23 Fällen seit 2002 an, inzwischen sind es über 140 (Morde und Mordversuche) seit 2000. Berichtet wird in der Regel nur in Lokalzeitungen, es sei denn die Fälle sind sehr spektakulär (wie zum Beispiel im Fall der zerstückelten Maria Ngui in Hamburg 2017) oder die Polizei erhofft sich im Rahmen einer nationalen Fahndung Hinweise aus der Bevölkerung.
[Inzwischen umfasst das Wiki auch internationale Fälle und Fälle von vor 2000)]
2. Während man im letzten Jahrhundert noch viel über die Lebensumstände der Opfer erfahren konnte, wird heute fast ausschließlich berichtet ohne Namensnennung, Foto (noch einigermaßen nachvollziehbar wegen Persönlichkeitsrechten und Pressekodex) und Lebensumstände. Insgesamt sehr bedauerlich, denn so bleiben die (inzwischen überwiegend ausländischen) Frauen namen- und gesichtslose anonyme Irgendwers. Teilweise wird in den Herkunftsländern im Gegensatz dazu sehr ausführlich berichtet, wie zum Beispiel im Fall der Rumänin Ioana Condea ("Alma") (https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:alma (Archiv-Version vom 19.09.2020)) - hier wurde sogar gegen die mit der Mutter abgestimmte Berichterstattung via Abmahnungen vorgegangen als Ioana noch im Koma lag.
3. Die Berichterstattung bei Aktenzeichen XY etc über solche Fälle war bereits vor einigen Jahrzehnten erstaunlich respektvoll und nicht wertend gegenüber den Frauen und ihrer Tätigkeit. Das hatte ich bei der Sichtung der alten Videos anders erwartet.
4. Bezüglich der Täter und Motive (sofern bekannt) kann man folgende Klassifizierungen vornehmen
a) Der Serienkiller: Nur für einen Bruchteil der Fälle veantwortlich, Frauenhass und Sadismus spielen sehr häufig eine Rolle, sexuelle Erregung durch die Gewalthandlungen. Tatsächlich gab es einige Mordserien von prostituierten Frauen in Deutschland, diese Taten sind jedoch nicht gleichermaßen im Gedächtnis wie z.B. ein "Jack the Ripper" (vermutlich durch die in seinem Fall variantenreiche Aufarbeitung in verschiedenen Medien)
b) Der BDSM-Fetischist: Sexuelle Erregung durch gewaltvolle Sexualität. Die Morde können beabsichtigt oder ein letztlich in Kauf genommener "Unfall" sein (weshalb es mir schwer fällt es Unfall zu nennen, zumal viele Täter international versuchen dies als Verteidigungsstrategie zu verwenden)
c) Der Vertuscher: Manche Täter wollten die Opfer "nur" ausrauben oder vergewaltigen und töten um dieses andere Verbrechen zu vertuschen. Fast immer haben sie vorher die Frauen auch sexuell benutzt.
d) Der Rücksichtslose: Unter diese Fälle fallen solche wie der grauenvolle Fall von Sonja Mand (https://www.sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:sonja_mand (Archiv-Version vom 24.08.2020)) Sonja litt unter Tuberkulose und starb an dieser Krankheit. Der Täter packte sie in einen Pappkarton und deponierte diesen in einem Park. Solche Fälle kommen insbesondere oft in der Drogenprostitution vor: Freier suchen sich Frauen, die sehr am Ende sind und dringend einen Schuss benötigen, da diese kaum mehr sexuelle Grenzen setzen können. Außerdem scheint einige das Elend der Frauen anzutörnen
e) Der Enttäuschte: Diese Fälle kommen recht häufig vor (oft auch in Kombination mit f): Freier die enttäuscht sind über die "Performance" der Frau und diese dann im daraus folgenden Streit töten
f) Der Verhandler: Freier, die hinterher ihr Geld zurückwollen und wenn sie sich weigert, töten. Auch dies kommt recht häufig vor
g) Der Stalker: Freier, die sehr fixiert sind auf eine bestimmte Frau und töten, wenn diese die Geschäftsbeziehung abbricht (siehe zum Beispiel den Fall von "Linda" / "Gerit" https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostitutionmurders:de:gerit (Archiv-Version vom 28.09.2020) - und insbesondere die Diskussionen in Freierforen durch und mit dem Täter: https://sexindustry-kills.de/doku.php?id=prostituiertenmoerder:chiquita (Archiv-Version vom 21.09.2020))
5. Vor der Verbreitung des Internets fanden die meisten Morde in der Straßenprostitution statt, heute fast ausschließlich in der Innenprostitution, mehr als 50% der (dokumentierten) Morde seit 2000 in so genannten Terminwohnungen. Aber auch in den (meist von der organisierten Kriminalität bewachten) Laufhäuser oder Bordellen kann von Sicherheit keine Rede sein
6. Auch ist auffällig, dass es eine in meinen Augen Verrohung gibt, die sich darin äußert, dass die Morde früher häufiger mit Hilfswerkzeugen (Messer, Strangulationswerkzeugen, ...) begangen wurden, heute sehr viel häufiger durch totschlagen und erwürgen mit bloßen Händen. (Hat natürlich auch damit zu tun, dass sie ggf. häufiger spontan und weniger geplant stattfinden)
7. Neue Polizei-Ermittlungsmethoden wurden nicht selten in Fällen von Prostituiertenmorden erstmals erfolgreich eingesetzt.
8. Es gibt eine handvoll von Fällen an Transfrauen, nur einen einzigen Fall betreffend eines (verschwundenen) prostituierten Mannes
Wir freuen uns natürlich immer über weitere Fälle mit denen wir das Wiki ergänzen können oder weitere Informationen zu den bereits dokumentierten Fällen. Die Informationslage ist bei einigen sehr sehr dünn. Manchmal sind es nur Hinweise in Zeitungsartikeln in einem Nebensatz.
Ein paar Fälle haben hier bereits einen eigenen Thread, ein paar Fälle wären sicher auch interessant hier nochmal in einem eigenen zu diskutieren.
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