Interkultureller Dialog

Eigentlich eine uralte Sammlung an Beispielen für Projektunterricht an österreichischen Schulen zum Thema Interkulturalität aus 2008. Hintergrund: In Österreich gibt es ein im Lehrplan festgeschriebenes Unterrichtsprinzip des interkulturellen Lernens.

Die einleitenden "sieben Irrtümer" bezüglich einer Kulturdefinition der Sozialanthropologin Sabine Strasser sind nicht unbedingt nachvollziehbar. Folgende Definitionen werden abgelehnt:

  • Alles was nicht Natur ist, sei Kultur (nicht begründet, warum es abgelehnt wird)
  • Kulturen seien unterscheidbar (stolpere über die Kulturfrage von Kindern mit zwei Eltern aus unterschiedlichen Kulturen, was für mich aber nicht zwingend ergibt, dass daher Kulturen nicht unterscheidbar sein sollen)
  • Gesellschaften und deren Kulturen seien statisch und unveränderbar (dürfte ein Strohmannargument sein - wer sagt sowas wissenschaftlich?). Schlussfolgerung: Da Kultur dynamisch ist, kann ein Individuum seine Kultur nicht verlieren, auch wenn es sie verliert. Sie entwickle sich. Die Gefahr, die ich sehe: Dann kann ein kultureller Genozid per definitio nicht möglich sein, da die Menschen ihre Kultur bloß entwickeln müssen.
  • Ethnisierung des Kulturbegriffs. Wohl wieder ein Strohmannargument. Hat wohl niemand wissenschaftlich je behauptet. Ethnien übergreifende Jugendkulturen etc. sind bekannt.
  • Kultur ist einer abgeschlossenen, homogenen Gesellschaft gemein. Kenne ich bis auf Hardcore-Nationalisten (NS, Ustascha als Beispiele) aus der wissenschaftlichen Welt nicht. Gemeinschaftsübergreifende Kulturen sind seit Langem bekannt.
  • Kultur bestimmt deterministisch (also unausweichlich) das Individuum. Diese Auffassung kenne ich nur aus der Kunstströmung des Naturalismus bzw. vom französischen Philosophen und Historiker Hippolyte Taine (19. Jahrhundert). Wer in der Wissenschaft geht heutzutage ernsthaft von dieser Prämisse aus?
  • Kultur sei eigenständig und organisch. Dies klammere den Einfluss von politischen und ökonomischen Faktoren aus. Auch hier meine Frage: Wer sagt sowas wissenschaftlich? Wohl wieder ein Strohmannargument.


Schwierig ist, diese Punkte überhaupt zu verifizieren. Es ist keine Quelle angeführt, wo Sabine Strasser diese Thesen veröffentlicht haben soll, eine Internetsuche führt ausschließlich zu diesem Papier. Ergo: Nicht sehr sauber gearbeitet.

Interessanter ist der Bezug auf John Burtons (George Mason University, Virginia, USA) fünf notwendige Bedürfnisse (Human Needs), ohne die Identitätsstörungen und Konflikte entstehen können. Die fünf Bedürfnisse, die für einen Menschen erfüllt sein müssen:

  • Sicherheit
  • Anerkennung
  • Sinn
  • Zugehörigkeit
  • Wirksamkeit


Burton konkretisiert damit einen Teil der Maslowschen Bedürfnishierarchie.

Der Großteil dieser nicht ganz hundertseitigen Broschüre ist mit ausgearbeiteten Unterrichtsvorschlägen ausgefüllt. Zum Teil heute noch vorstellbar, dass dies jemand im Unterricht umsetzt, manche Beispiele sollten aber post 2015 adaptiert werden.

Die Broschüre ist immer noch auf der Webseite des Wiener Zentrum polis – Politik Lernen in der Schule als PDF online verfügbar.