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Sind Viren Lebewesen?

126 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Viren, Lebewesen, Zellen ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 01:01
Zitat von LibertinLibertin schrieb:während Viren dies (ist der Wirt erst einmal erfolgreich besetzt) selbst tun also in diesem Fall den aktiven und nicht nur passiven Part einnehmen.
Werden Viren wirklich aktiv? Scheinbar haben wir ja ne ganze Menge viralen Genoms in unseren Zellen ob nun 8 oder 50% sei mal dahin gestellt, das sind wer weis wieviele Viren die sich da bei uns eingebaut haben und offensichtlich genau gar nichts machen. Genabschnitte von denen vielleicht sogar einige von unseren Zellen für eigene Zwecke, zur Produktion neuer Proteine o.ä. benutzt werden. Im Endeffekt muss doch die Zelle aktiv werden und die Viren auch produzieren und die Viren müssen sofern sie nicht als Genmüll im Genom der Zelle enden wollen auch so gebaut sein, das eine Zelle aktiv wird und Viren produziert, wenn das Virengenom eingebaut wurde.

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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 12:19
Zitat von JaimeJaime schrieb:Werden Viren wirklich aktiv?
Ja, zumindest am Anfang. Wie gesagt, sind es zunächst die Viren selbst, die an die jeweilige Wirtszelle andocken und ihr Erbgut in diese "installieren" wodurch sie die Wirtzelle dazu "zwingt" die von ihr zur Vermehrung benötigten Bausteine zu produzieren und mit ihrem Absterben die neuen Viren schließlich freizusetzen.
Zitat von JaimeJaime schrieb:Scheinbar haben wir ja ne ganze Menge viralen Genoms in unseren Zellen ob nun 8 oder 50% sei mal dahin gestellt, das sind wer weis wieviele Viren die sich da bei uns eingebaut haben und offensichtlich genau gar nichts machen. Genabschnitte von denen vielleicht sogar einige von unseren Zellen für eigene Zwecke, zur Produktion neuer Proteine o.ä. benutzt werden. Im Endeffekt muss doch die Zelle aktiv werden und die Viren auch produzieren und die Viren müssen sofern sie nicht als Genmüll im Genom der Zelle enden wollen auch so gebaut sein, das eine Zelle aktiv wird und Viren produziert, wenn das Virengenom eingebaut wurde.
Daß sich manche Viren zum Teil vor Jahrhunderten und Jahrtausenden in das Genom eingebaut, und dadurch offenbar sogar das Immunsystem des Menschen gestärkt haben ist nochmal eine etwas andere Geschichte. Denn nicht alle Viren befallen z.B. den Menschen oder haben ihn als Erreger krank gemacht. Manche Infektion lief vermutlich ohne Symptome ab, hat aber ihre Spuren im Erbgut (quasi in Form von viralen Signaturen) hinterlassen.

Jetzt kann man natürlich trotzdem einwerfen, daß anders als etwa Bakterien Viren weder aus einer eigene Zelle bestehen, noch einen eigenen Stoffwechsel, keine eigene Energiegewinnung und auch keine Möglichkeit zur Proteinsynthese haben, weswegen sie auch streng genommen keine Lebewesen sein können. Stellt man aber die anfänglich selbst inszenierte Reproduktion als Kriterium in den Vordergrund, so könnte man darüber aber durchaus diskutieren und unter diesem Aspekt würde ich sie durchaus auch als Leben einordnen.


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 14:41
Zitat von LibertinLibertin schrieb:Wie gesagt, sind es zunächst die Viren selbst, die an die jeweilige Wirtszelle andocken und ihr Erbgut in diese "installieren" wodurch sie die Wirtzelle dazu "zwingt" die von ihr zur Vermehrung benötigten Bausteine zu produzieren und mit ihrem Absterben die neuen Viren schließlich freizusetzen.
Die Frage ist aber, ob hierbei das Virus selbst aktiv ist oder ob dieses Andocken allein deshalb erfolgt, weil die Oberfläche des Virions so beschaffen ist, dass sich nach Kontakt mit der Oberfläche der Wirtszelle das Eindringen des Virions in das Zellinnere als notwendige rein chemisch-mechanische Wechselwirkung so ergibt. Ich kann da keinerlei eigene Aktivität beim Virus erkennen. Worin siehst Du hier eine eigene Aktivität?

Zur Vertiefung mal etwas zum Andocken von Coronaviren (ist ja gerade aktuell ... ) :
Das SARS-assoziierte Coronavirus (SARS-CoV) ist in der Lage, mithilfe des Spike (S)-Proteins an der Virushülle das menschliche Enzym ACE2 zu binden. Durch die Translokation des ACE2-Virus-Komplexes zu Endosomen wird das S-Protein durch die Endopeptidase Cathepsin L gespalten, um in die Zelle zu gelangen und ihr virales Genom abzugeben.
Wikipedia: Angiotensin-konvertierendes Enzym 2#Rezeptor für Coronaviren

Das heißt: Die Bindung erfolgt über die Spike-Proteine an ein Wirtszell-Enzym. Dadurch wird eine Translokation ausgelöst (Ortsverschiebung), welche danach zur Folge hat, dass über ein Enzym der Wirtszelle das Spike-Protein gespalten wird. Damit ist der Weg frei ins Zellinnere. Das Andocken ergibt sich also passiv, weil die Spike-Proteine von ihrer Form und Zusammensetzung her an das Rezeptor-Protein passfähig sind, so dass dadurch dann die Aktivitäten in der Zelle ausgelöst werden - also eine rein chemisch-mechanische Reaktion, die sich infolge der Passung ergibt, aber nicht durch einen wie auch immer gearteten Handlungsakt des Virions.


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 14:47
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:schön, daß Du jetzt von Virionen redest.
Das ändert nichts inhaltlich, da die Virionen die konkreten Zustandsformen der Viren sind, wenn sie in Kontakt mit anderen Zellen geraten. Wenn da also als Virus etwas mit einer Zelle passiert, dann stets in Form von Virionen. Innerhalb einer Zelle löst sich dann das Virion auf und die freigesetzte Nucleinsäure löst nach der Integration ins Zellgenom die Produktion neuer Virionen aus, welche später dann von der Zelle freigesetzt werden. Es ist also inhaltlich korrekt gewesen, von Virionen zu reden, wenn es um Virenvermehrung geht.
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Bin dann wieder weg.
Vielleicht kommst Du ja noch mal wieder und kannst mir aufzeigen, welcher qualitative Unterschied zwischen Viren und Viroiden besteht, der Viren lebendig sein lässt und Viroide nicht. Darum hatte ich Dich am Ende meines Posts gebeten.


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 16:02
Hab's schon geschrieben, aber ich will meine Definition von Leben noch einmal bündig zusammenfassen:

Die Fähigkeit zur Selbstreproduktion (und zugleich Verbesserung) ist im Universum etwas außerordentlich Seltenes und Besonderes. Es ist im Vergleich dazu für mich weniger wesentlich, welcher (Hilfs-)mittel sich dabei bedient wird. Zwischen Selbstreproduktion und Nichtreproduktion verläuft für mich daher die entscheidendere Grenze.

Daher ist für mich Leben = Fähigkeit zur Selbstreproduktion (+Möglichkeit der evolutionären Verbesserung).

Ergo: Viren sind Lebewesen, Viroide ebenso

Das einzige Problem dabei sehe ich darin, dass eben auch gänzlich immaterielle Dinge wie Ideen, die sich in den Köpfer der Menschen verbreiten, nach dieser Definition Leben wären... Auch Computerviren wären Leben, zumindest bei Mutationsfähigkeit. Und ja, auch Viren könnte man als etwas Immaterielles betrachten, als nahezu reine Information. Vielleicht muss ich über meine Definition doch noch einmal nachdenken, alles nicht so einfach...
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Vielleicht kommst Du ja noch mal wieder und kannst mir aufzeigen
Ob das @perttivalkonen zur baldigen Rückkehr bewegt...? Aus Erfahrung heraus habe ich meine Zweifel! :D


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11.03.2020 um 16:53
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Die Frage ist aber, ob hierbei das Virus selbst aktiv ist oder ob dieses Andocken allein deshalb erfolgt, weil die Oberfläche des Virions so beschaffen ist, dass sich nach Kontakt mit der Oberfläche der Wirtszelle das Eindringen des Virions in das Zellinnere als notwendige rein chemisch-mechanische Wechselwirkung so ergibt. Ich kann da keinerlei eigene Aktivität beim Virus erkennen. Worin siehst Du hier eine eigene Aktivität?
Mir ging es dabei vor allem um die Impelmentierung des viralen Erbgutes in die Wirtszelle. Bakteriophagen z.B. injezieren ihr Erbmaterial doch unmittelbar selbst in die Zelle während bei Eukaryoten, anders als bei prokaryotischen Bakterien, die Virionen via Endozytose eingestülpt werden. Wobei ich allerdings auch den Vorgang der Adsorption für die Virusreplikation bzgl. aktivem/ passivem Part noch nicht so wirklich eindeutig finde aber generell könnte man zumindest sagen, daß Viren aufgrund ihrer allgemeinen Fähigkeit zur Replikation und Evolution durchaus "dem Leben nahestehend" betrachten kann.


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11.03.2020 um 18:14
Zitat von LibertinLibertin schrieb:durchaus "dem Leben nahestehend" betrachten kann.
Ich sag ja, schon mal halbes Lebewesen 😋
Es ist aber auch schwer dafür eine Analogie zu finden.

Vielleicht wie ein (angenommen) sich selbst reproduzierender Roboter, dessen Stecker man nur noch in die passende Steckdose stecken muss bzw (angenommen) der sich dann irgendwie automatisch in die passende Steckdose steckt, und schon läufts.


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11.03.2020 um 19:23
Zitat von LibertinLibertin schrieb:Bakteriophagen z.B. injezieren ihr Erbmaterial doch unmittelbar selbst in die Zelle
Na ja, auch das ist keine aktive Handlung des Virions, sondern ein Effekt der Interaktion der Virusproteine am Kontaktpunkt mit der Zellmembran, wodurch über eine Konformationsänderung der Proteinstruktur die Kontraktion des Stiels ausgelöst wird, was dann die Injektion der DNA des Phagen nach sich zieht:
The tail of bacteriophage T4 consists of a contractile sheath surrounding a rigid tube and terminating in a multiprotein baseplate, to which the long and short tail fibers of the phage are attached.

Upon binding of the fibers to their cell receptors, the baseplate undergoes a large conformational switch, which initiates sheath contraction and culminates in transfer of the phage DNA from the capsid into the host cell through the tail tube.

The baseplate has a dome-shaped sixfold-symmetric structure, which is stabilized by a garland of six short tail fibers, running around the periphery of the dome.

In the center of the dome, there is a membrane-puncturing device, containing three lysozyme domains, which disrupts the intermembrane peptidoglycan layer during infection.
Quelle: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15093831

Ich habe es mal mit Google-Translator übersetzen lassen:
Der Schwanz des Bakteriophagen T4 besteht aus einer kontraktilen Hülle, die ein starres Rohr umgibt und in einer Multiprotein-Grundplatte endet, an der die langen und kurzen Schwanzfasern des Phagen befestigt sind.

Bei der Bindung der Fasern an ihre Zellrezeptoren erfährt die Grundplatte einen großen Konformationswechsel, der die Kontraktion der Hülle initiiert und in der Übertragung der Phagen-DNA vom Kapsid in die Wirtszelle durch das Schwanzrohr gipfelt.

Die Grundplatte hat eine kuppelförmige sechsfach symmetrische Struktur, die durch eine Girlande aus sechs kurzen Schwanzfasern stabilisiert wird, die um den Umfang der Kuppel verläuft.

In der Mitte der Kuppel befindet sich eine Membranpunktionsvorrichtung, die drei Lysozymdomänen enthält, die die Peptidoglycanschicht zwischen den Membranen während der Infektion aufbricht.
Wir haben es hier also ebenfalls mit einer rein mechanisch-chemischen Wechselwirkung zwischen Virenproteinen und Zellrezeptoren zu tun, die die Kontraktion des Phagen auslöst und als Effekt die Injektion der Viren-DNA in das Zelleninnere hat.
Zitat von LibertinLibertin schrieb:könnte man zumindest sagen, daß Viren aufgrund ihrer allgemeinen Fähigkeit zur Replikation und Evolution durchaus "dem Leben nahestehend" betrachten kann.
Dem würde ich auch nicht widersprechen, wobei hier jedoch dem Virus keinerlei Eigeninitiative zukommt. Das "nahestehend" ergibt sich aus dem Material, aus dem der Virus besteht (Nucleinsäuren und Proteine) und aus der phylogenetischen Herkunft, die eng mit der Evolution der Lebewesen assoziiert ist, über die sie vermehrt werden. Der Ausdruck "halbe Lebewesen" ist gar nicht so unpassend, da Viren entweder Relikte aus der Zeit der Entstehung der ersten Lebewesen sind (und es damit nicht ganz geschafft haben, Lebewesen zu werden) oder Entweichprodukte aus ehemaligen Lebewesen (und somit nur noch Bruchstücke von Lebewesen darstellen).
Zitat von skagerakskagerak schrieb:Ich sag ja, schon mal halbes Lebewesen
Ja, ist gar nicht mal verkehrt ... ;)
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Zwischen Selbstreproduktion und Nichtreproduktion verläuft für mich daher die entscheidendere Grenze.
Viren reproduzieren sich aber nicht selbst, sondern werden fremdreproduziert. Auf welcher Seite der Grenze würdest Du Fremdreproduktion sehen?


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 19:27
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ob das @perttivalkonen zur baldigen Rückkehr bewegt...? Aus Erfahrung heraus habe ich meine Zweifel!
Ich hab den Thread noch nicht abgemeldet, les nur bestimmte Beiträge nicht mehr. Und daher - indeed, zur Rückkehr zu diesem vorigen Diskussionsstrang laß ich mich nicht bewegen.

Aber...
Zitat von skagerakskagerak schrieb:Vielleicht wie ein (angenommen) sich selbst reproduzierender Roboter, dessen Stecker man nur noch in die passende Steckdose stecken muss
Das gerade nicht. Wenns wer anderes tun muß, isses kein Leben. Nur so, wie Du es weiter geschrieben hast, wenn er es selbst macht - und sei es ein Automatismus - is ne Lebensbedingung erfüllt.


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 19:47
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Viren reproduzieren sich aber nicht selbst, sondern werden fremdreproduziert. Auf welcher Seite der Grenze würdest Du Fremdreproduktion sehen?
Ich habe schon gesagt, dass es mir nicht auf die Art und Weise der Reproduktion ankommt, sondern allein auf's Ergebnis. Wenn einem Wesen irgendwie die Reproduktion gelingt, ist es ein Lebe-Wesen.

Die einen machen fast alles selbst, die anderen betreiben massiv out-sourcing... Egal, das Ergebnis zählt.

Und nie vergessen: Zellkerne der Eukaryonten sind vielleicht auch (ehemalige) Viren. Und selbst, wenn das nicht der Ursprung ist: Was tut ein Zellkern grundsätzlich anderes, als was ein Virus tut? Er zwingt die Zelle dazu, ihn zu vermehren. Ein Zellkern allein kann sich nicht reproduzieren. Er ist bloße genetische Information mit ein bisschen Hülle außenrum - wie ein Virus.


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Sind Viren Lebewesen?

11.03.2020 um 20:02
@Diagnostiker
Was wir noch eingefallen ist:

Selbst mit deiner Definition könnte man Viren eventuell als Lebewesen bezeichnen - nämlich wenn wir nicht das Virion als Lebewesen ansehen (das ist dann nur das Spermium), sondern die infizierte Zelle selbst! Sie reproduziert sich, indem sie ähnliche Zellen (ebenfalls infizierte) hervorbringt.

Man könnte nun einwenden, dass sie ja, zumindest wenn sie von einem zum anderen Individuum überspringt, nicht identische, sondern nur ähnliche Zellen erzeugt. Aber sich identisch reproduzieren können ja selbst höhere Lebewesen nicht, sie brauchen in aller Regel einen Sexualpartner dazu und da gibt's dann auch keine identischen Kopien.
Einzig der Einwand, dass ja auf diese Weise keine neuen Zellen auf diese Weise erzeugt werden, sondern nur andere umprogrammiert werden, könnte ich gelten lassen.


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11.03.2020 um 21:54
Ich denke das sie irgendetwas dazwischen sind. Vielleicht müssen wir aufhören zu denken das es zwischen Lebendigen Dingen und Toten Dinge keine feste Grenze gibt sondern auch Grautöne und dort könnte man die Viren einordnen.


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11.03.2020 um 23:10
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Ja, ist gar nicht mal verkehrt ... ;)
Ja, aber eben auch nix Ganzes 😏
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Das gerade nicht. Wenns wer anderes tun muß, isses kein Leben. Nur so, wie Du es weiter geschrieben hast, wenn er es selbst macht - und sei es ein Automatismus - is ne Lebensbedingung erfüllt.
Eben diese Differenzierung wollte ich damit eigentlich ausdrücken :-)
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ich habe schon gesagt, dass es mir nicht auf die Art und Weise der Reproduktion ankommt, sondern allein auf's Ergebnis. Wenn einem Wesen irgendwie die Reproduktion gelingt, ist es ein Lebe-Wesen.

Die einen machen fast alles selbst, die anderen betreiben massiv out-sourcing... Egal, das Ergebnis zählt.
Ja nun, mVn ist die Art und Weise aber eben entscheidend, die macht den Unterschied. Siehe mein Beispiel mit dem Roboter.
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Man könnte nun einwenden, dass sie ja, zumindest wenn sie von einem zum anderen Individuum überspringt, nicht identische, sondern nur ähnliche Zellen erzeugt. Aber sich identisch reproduzieren können ja selbst höhere Lebewesen nicht, sie brauchen in aller Regel einen Sexualpartner dazu und da gibt's dann auch keine identischen Kopien.
Einzig der Einwand, dass ja auf diese Weise keine neuen Zellen auf diese Weise erzeugt werden, sondern nur andere umprogrammiert werden, könnte ich gelten lassen.
Naja, da muss man ja denn wieder differenzieren, sexuelle Reproduktion oder welche auch immer, mVn.


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12.03.2020 um 09:48
Zitat von HayuraHayura schrieb:Vielleicht müssen wir aufhören zu denken das es zwischen Lebendigen Dingen und Toten Dinge keine feste Grenze gibt sondern auch Grautöne und dort könnte man die Viren einordnen.
Das kann man hinsichtlich der persönlichen Betrachtungsweise sicher tun, klar und Viren stellen ja gewissermaßen schon eine Grauzone, oder eine Schattierung der Organisationsfähigkeit von Molekülen dar. Das Problem daran ist eher, dass die Dinge deshalb wissenschaftlich kategorisiert oder begriffsbestimmt werden müssen, damit ein Kreis - ein Kreis ist und ein Quadrat - ein Quadrat. Wäre es nur persönliche Auslegungssache, dann wüsstest du nie, ob wir uns nun im Kreis, im Quadrat oder vielleicht doch im Dreieck drehen.

Die Aussage wir bewegen uns in einer geometrischen Form ist nicht scharf genug umrissen. Verstehst du was ich meine?
Und das Problem hast du bei "Leben" auch. Es ist wie Diagnostiker schon geschrieben hat nicht so, dass sich alle Biologen/Virologen einig darin sind, ob Viren nun Lebewesen sind oder ob nur die Schublade zu klein ist. Fragst du z. B. an der Universität Heidelberg den Prof. Dr. Kräusslich ist der vielleicht persönlich anderer Meinung als der TE. Nur deshalb hat keiner der beiden Unrecht.

Aber was schreibt man jetzt in die Schulbücher der Klasse 8b? "Keine Ahnung, wir diskutieren noch"?
Isoliert betrachtet sind Viren keine "echten" Lebewesen.
Und bevor man das ganze biologische Weltrad in 12 Bänden abgearbeitet hat, um vielleicht von selbst darauf zu kommen, dass die Umreißungen der Sekundarstufe I irgendwie eher dem Pragmatismus als der fachlich/philosophischen Auseinandersetzung dienen, kann man den Schülern auch wichtigere Sachen beibringen.


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12.03.2020 um 16:16
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Wir haben es hier also ebenfalls mit einer rein mechanisch-chemischen Wechselwirkung zwischen Virenproteinen und Zellrezeptoren zu tun, die die Kontraktion des Phagen auslöst und als Effekt die Injektion der Viren-DNA in das Zelleninnere hat.
Danke für den Link. Wobei ich selbst den Automatismus nicht unbedingt als entscheidendes Kriterium heranziehen würde. Selbst in der Fachwelt wird die Threadfrage daher wohl noch auf unbestimmte Zeit strittig bleiben.
Zitat von DiagnostikerDiagnostiker schrieb:Der Ausdruck "halbe Lebewesen" ist gar nicht so unpassend, da Viren entweder Relikte aus der Zeit der Entstehung der ersten Lebewesen sind (und es damit nicht ganz geschafft haben, Lebewesen zu werden) oder Entweichprodukte aus ehemaligen Lebewesen (und somit nur noch Bruchstücke von Lebewesen darstellen).
Wobei ich den Ausdruck "halbes Lebewesen" allerdings nicht wirklich treffend finde, denn das hat irgendwie was von "ein bisschen schwanger". Mit "dem Leben nahestehend" oder "einem Lebewesen (bereits) sehr ähnlich" könnte ich mich als Alternative dagegen schon eher anfreunden.


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13.03.2020 um 01:42
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Ich habe schon gesagt, dass es mir nicht auf die Art und Weise der Reproduktion ankommt, sondern allein auf's Ergebnis. Wenn einem Wesen irgendwie die Reproduktion gelingt, ist es ein Lebe-Wesen.

Die einen machen fast alles selbst, die anderen betreiben massiv out-sourcing... Egal, das Ergebnis zählt.

Und nie vergessen: Zellkerne der Eukaryonten sind vielleicht auch (ehemalige) Viren. Und selbst, wenn das nicht der Ursprung ist: Was tut ein Zellkern grundsätzlich anderes, als was ein Virus tut? Er zwingt die Zelle dazu, ihn zu vermehren. Ein Zellkern allein kann sich nicht reproduzieren. Er ist bloße genetische Information mit ein bisschen Hülle außenrum - wie ein Virus.
Nur ist nicht alles was sich "reproduzieren" kann auch ein Lebewesen. Nehmen wir bsp. mal einen Brief. So ein Brief ist Information die auf einem Blatt Papier niedergeschrieben und in einem Briefumschlag verpackt wurde. Das mit der Zustellung funktioniert auch nur, wenn die Größe, das Porto usw. stimmt und du kannst damit auch nur was anfangen, wenn der in einer Schrift und Sprache ist die du verstehst.

Nun bekommst du einen Brief, die Informationen in dem Brief werden von deinen Augen eingelesen, in dein Gehirn aufgenommen. Dein Kern ist dein Gehirn und darin sind die Informationen gespeichert die dich als Person oder eben als Zelle ausmachen. Der Brief gibt dir nun neue Informationen und sagt dir jetzt du sollst unter anderen unendlich viele Kopieen bis du quasi tod umfällst von dem Brief machen und die an andere weitersenden. Natürlich sagt man jetzt das macht kein Mensch, wird reden hier aber ja auch im übertragenen Sinne von Zellen, die zwar Lebewesen aber nunmal kein vernunftbegabten Lebewesen sind und die machen das halt.

Die Frage ist halt jetzt, kann man einen Brief, einen Befehl, eine Anordnung, ein Stück Informationen auf einem wie auch immer gearteten Datenträger der verpackt und verschickt wurde, der die Anordnung enthält Kopien davon zu machen und diese weiterzusenden als Lebewesen betrachten. Menschen sind Lebewesen, Texte, Dokumente, CDs, DVDs usw. welche in irgendeiner Form die Aufforderung enthalten Kopien davon zu erstellen und sie weiterzuverteilen sind es nicht.


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13.03.2020 um 02:17
Zitat von JaimeJaime schrieb:Nur ist nicht alles was sich "reproduzieren" kann auch ein Lebewesen. Nehmen wir bsp. mal einen Brief.
Seit wann kann ein Brief mich zuverlässig dazu bringen, ihn zu reproduzieren? Das entscheide ja wohl immer noch ich. Bei Viren entscheidet das aber nicht die befallene Zelle.


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13.03.2020 um 02:58
Zitat von perttivalkonenperttivalkonen schrieb:Seit wann kann ein Brief mich zuverlässig dazu bringen, ihn zu reproduzieren? Das entscheide ja wohl immer noch ich. Bei Viren entscheidet das aber nicht die befallene Zelle.
Du bist ja auch ein Mensch und nicht nur eine Zelle.
Aber nehmen wir mal an du wärst im Militär irgendeines Staates und nun käme ein Befehl rein, der formal, in seiner Formatierung und was es sonst so gibt korrekt ist. Da eine Zelle jetzt auch kein Gewissen o.ä. hat wird sie den Befehl wohl ausführen, was auch immer das heißen mag.
Die Zellen in unserem Körper sind ja jetzt auch nicht lauter Individualisten. Da haben alle dieselben Informationen in ihren "Kopf" und nehmen festgelegte Aufgaben war, also wie bsp. im Militär. Wer aus der Reihe fällt bekommt besuch von den T-Zellen...


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13.03.2020 um 03:14
Zitat von JaimeJaime schrieb:Du bist ja auch ein Mensch und nicht nur eine Zelle.
Und nun? Reproduziert so ne Zelle den Brief automatisch?
Zitat von JaimeJaime schrieb:Da eine Zelle jetzt auch kein Gewissen o.ä. hat wird sie den Befehl wohl ausführen
Erstens führt eine Zelle nicht mal eben jede Botschaft eines in ihr befindlichen DNA- oder RNA-Schnipsels aus. In unserer DNA steht stets der gesamte "Bauplan" für den gesamten Menschen drin, aber ne Knochenzelle setzt nur die Passagen um, die für ne Knochenzelle gelten, ne Muskelzelle die Muskelzell-Passage etc. Und die mitochondriale DNA wird von der Körperzelle gleich gar nicht ausgelesen (das macht die Mitochondrie, und sie wiederum läßt die DNA der Körperzelle in Ruhe). Ganz so simpel isses dann doch nicht: halt der Zelle nur ein Stück DNA/RNA hin, und sie wirds ausführen". Nee, is schon'n Bißchen komplizierter.

Na und zweitens: Du sprachst von einem Brief. Und mit einem Brief macht so ne Körperzelle nun mal gar nichts. Also ist ein Brief schon mal deswegen kein Leben, weil er keineswegs so "automatisch" repliziert wird wie z.B. virales Erbgut, das in ne Zelle implementiert wird. Deine Darlegung bleibt erledigt.


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13.03.2020 um 08:33
Zitat von MenedemosMenedemos schrieb:Was tut ein Zellkern grundsätzlich anderes, als was ein Virus tut? Er zwingt die Zelle dazu, ihn zu vermehren. Ein Zellkern allein kann sich nicht reproduzieren. Er ist bloße genetische Information mit ein bisschen Hülle außenrum - wie ein Virus.
Der Zellkern ist ein integraler Bestandteil des Systems Zelle, ohne den die Zelle nicht lebensfähig wäre. An dieser Stelle hinkt der Vergleich schon mal gewaltig. Darüber hinaus reproduziert die Zelle nicht nur den Zellkern, sondern zugleich die ganze Zelle, so dass auch hierbei Dein Vergleich gewaltig hinkt. Einen Zellkern kann man nicht isoliert vom Rest der Zelle betrachten, da er ein integraler Bestandteil derselben ist. Viren hingegen sind dies nicht. Viren vagabundieren als Virionen zwischen Zellen herum und bewirken allein die Reproduktion von Virionen, aber nicht die Reproduktion der ganzen Zelle. Und Virionen werden nicht nur einmal reproduziert, sondern in Maximalzahl. Auch hier ist Dein Vergleich sehr unpassend gewählt.


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