Doppelmord Babenhausen

Klar war das ein Fehler, aber es ist nachvollziehbar, wie er zustande kommen konnte.

Zarastro schrieb:Wahrscheinlich wollte er nicht, dass seine Frau Zeugin seines Verbrechens wird. Er wollte nicht, dass sie ihn als Mörder erlebte. Dieses Wissen hätte ihre Beziehung sicherlich belastet. Wer könnte das nicht nachvollziehen?

Sie hätte ihm sicher abgenommen wenn er ihr gesagt hätte, dass er wegen dem ganzen Stress nicht schlafen konnte und deshalb einen kleinen Spaziergang oder vielleicht sogar eine Spazierfahrt unternommen hat. Sie nimmt ihm ja jetzt auch alles ab.

@falstaff
Wir wissen jetzt, dass seine Frau bedingungslos zu ihm hält, aber wie sicher konnte er sich dessen damals sein? Man kann sich kaum eine schwerere Belastungsprobe für eine Ehe vorstellen, als die Mitwisserschaft um einen Mord. Darüber hinaus dürfte es seiner Frau leichter fallen, an die Unschuld ihres Mannes zu glauben, weil sie keinen direkten Beweis für seine Schuld vor Augen hat. Gut möglich, dass ihre Unschuldsbeteuerungen etwas weniger glaubhaft rüber kämen, wenn sie jedes Mal das Bild ihres heimkehrenden, schwitzenden Mannes vor Augen hätte.

Ganz davon abgesehen bestand Herrn D.s Motiv in der "Lösung" eines Problems, das seine Familie belastete. Es wäre daher nur verständlich, wenn er sie nicht zusätzlich mit einer möglichen Mitwisserschaft belasten wollte.

Was wäre auch durch ihre Anwesenheit gewonnen gewesen. Dem Alibi durch einen Ehepartner wird für gewöhnlich wenig Glauben geschenkt. Dagegen hätte die Gefahr bestanden, dass jemand doch etwas mitbekommt und das ausgeplaudert hätte.

Die Frage stellt sich eigentlich gar nicht, denn Darsow bekam keinen Urlaub. Dafür bekam er die scheinbar optimale Gelegenheit: sturmfreie Bude.

Hätte er Urlaub und die Wahl gehabt, dann tun sich neben der moralischen Frage (Ehefrau) noch ein paar praktische Probleme auf: die besuchten Verwandten lebten m.W. im Osten, da fährt man nicht so ohne weiteres zurück. Und das Entdeckungsrisiko: zuviel gefahrene Meilen, Blitzerfotos und beinahe überfahrene Motorradfahrer haben schon manchen nächtlichen Mörder in Bedrängnis gebracht.

Darsow hat eben kopflos recherchiert, die örtlich und zeitlich weit weg liegenden IT-Spuren unterschätzt. Und diese eine Auffälligkeit, Kevin allein zu Haus, die glaubte er zu überstehen.

@Mr.Stielz

Die Methode Henrike Sch. hätte nicht funktioniert. Darsows Schwiegereltern leben in Neubrandenburg. Aber interessante Theorie.

Zarastro schrieb:Wir wissen jetzt, dass seine Frau bedingungslos zu ihm hält, aber wie sicher konnte er sich dessen damals sein? Man kann sich kaum eine schwerere Belastungsprobe für eine Ehe vorstellen, als die Mitwisserschaft um einen Mord.

Das stimmt - ich kritisiere ja selbst immer wieder Hindsight-Argumente und dass seine Frau bedingungslos zu ihm halten würde, konnte er tatsächlich vorher nicht wissen.

Auch hatte ich vergessen, dass die Schwiegereltern ja weit entfernt wohnten - mal eben kurz raus und einen Spaziergang vortäuschen wäre also überhaupt nicht möglich gewesen.

Im Prinzip hat er tatsächlich die größtmögliche Rücksicht auf seine Frau genommen, denn dadurch dass sie zum Tatzeitpunkt überhaupt nicht zuhause war, kam sie nie als wichtige Zeugin in Frage. Als es noch keinen Verdacht gegen Darsow gab konnte sie nichts Relevantes aussagen und als Darsow dann verdächtigt wurde, musste sie nicht mehr.

Tiho schrieb:s gibt ja auch keinen anderen verdächtigen. und ohne ermittlungsakteneinsicht wissen wir nicht ob noch gegen andere ermittelt wurde.

Selbstverständlich wissen wir das .
Es steht alles im Urteil beschrieben

Es wurde unter Anderem ermittelt:

Gegen Verwandte von Toll als mögliche Erben
Den wenigen Geschäftspartner des Toll
Verschiedenen anderen Nachbarn
In Richtung Hells Angels
Den Systemadministrator der Firma
Den Sportschützen in der Firma und
sogar gegen den behinderten Freund der Tochter

Alles ohne das sich auch nur der geringste Tatverdacht ergab.
Außer eben bei dem direkten Nachbarn Andreas Darsow. Dort ergab sich ein dringender Tatverdacht der dann in der Hauptverhandlung konkretisiert und juristisch bewiesen werden konnte.

falstaff schrieb:Warum ist er nicht mit der Familie mitgefahren, um sich klammheimlich nachts zur Begehung der Tat davonzustehlen und zum Frühstück wieder zurück zu sein?

Ich habe gerade nicht mehr präsent, wo die Familie von Anja D. wohnt...war das nicht im Osten? Wie realistisch ist es denn, von da aus "mal eben" und das auch noch unbemerkt nach Babenhausen zu fahren, die Tat zu begehen (inkl. Entsorgung der Tatmittel) und zum Frühstück zurück zu sein? Wäre das zeitlich überhaupt machbar gewesen? Kann ich mir eher nicht vorstellen...

Und "schnell als Haupttäter" sehe ich jetzt hier auch gar nicht. M.E. hat es eine ganze Zeit gedauert, bis man über die Recherche nach dem Schalldämpfer auf Herrn D. kam...die Ermittler haben doch sehr lange mehr oder weniger im Dunkeln getappt?

Jamegumb schrieb:Die Methode Henrike Sch. hätte nicht funktioniert. Darsows Schwiegereltern leben in Neubrandenburg.

Danke, so genau hatte ich das nicht mehr auf dem Schirm.

Ich habe es mal gegoogelt, das sind pro einfacher Strecke round about 700 Kilometer.

ok ihr seid da mehr im Fall , als meine wenigkeit ....krass

Zarastro schrieb:Wir wissen jetzt, dass seine Frau bedingungslos zu ihm hält, aber wie sicher konnte er sich dessen damals sein?

Er war sich sicher, das perfekte Verbrechen zu begehen. Er hat es lange und penibel geplant. Daher ging er auch davon aus, dass seine Frau zu ihm halten würde. Warum sollte sie auch nicht? Er würde doch unschuldig sein.

Hier spricht Gerhard Strate im Podcast über den Fall von Babenhausen:

https://www.stern.de/panorama/stern-crime/podcast/podcast-spurensuche--der-feind-in-meinem-bett-9055462.html

Ich vermute auch das D. Sich das alles in der Theorie 1000x durchgespielt hatte...

Aber am Ende viele einzelne Dinge so net berücksichtigt hat.

Und das wird und tut im auch das Genick brechen...

@jamie71

Danke für den Link. Gar nicht mal so tendenziös wie andere Beiträge zu dem Fall.

Im Umkreis von 60 km um den Tatort gab es laut Strate 300 Zugriffe auf silencer.ch. Er habe versucht, einen dieser Nutzer ausfindig zu machen, um mal über die Motivation dahinter zu reden, aber ohne Erfolg.

Strate behauptet, der Aufruf von Darsows PC sei, anders als im Urteil behauptet, "nicht eindeutig" diesem zuzuordnen. Stichwort "Waffennarr" in der Firma.

Auf mögliche andere Täter geht er sehr kurz ein, Herr Toll habe sich bedroht gefühlt. Er erwähnt einen XY-Beitrag, der schon geplant gewesen sei, dann aber fallengelassen wurde, als man Darsow hatte.

Musste lachen, als er auf die Frage des Reporters nach einer Lärmbelästigung durch die Tolls antwortete: "Das kann so sein."

swinedog schrieb:Auf mögliche andere Täter geht er sehr kurz ein, Herr Toll habe sich bedroht gefühlt.

Warum muss das auf einen anderen Täter hindeuten? Troll könnte sich ja auch von Darsow bedroht gefühlt haben, selbst wenn Darsow ihm vielleicht nicht offen gedroht hatte. Ein Mensch der so verkracht ist wie Troll, kann darüber hinaus auch ein diffuses Gefühl der Bedrohung entwickeln. Dafür spricht auch, dass er nirgendwo in irgendeiner Weise konkretisiert hatte von wem oder was er sich überhaupt bedroht fühlte.

Dieses Argument ist ein wenig schwach, für einen rennomierten Juristen. Womöglich war es aber auch einfach nur Füllmaterial, um das Narrativ rund zu bekommen.

@Deus_ex_Machin

Er hat es lange und penibel geplant. Daher ging er auch davon aus, dass seine Frau zu ihm halten würde. Warum sollte sie auch nicht? Er würde doch unschuldig sein.

Unschuldig in den Augen des Gerichtes, aber seine Frau wäre sicherlich ins Grübeln gekommen. Immerhin hätte er zur Tatzeit das Haus verlassen. Selbst wenn sie ihn nicht verraten hätte, wäre das mit Sicherheit zu einer Belastung für ihre Ehe geworden. Und wie ich schon sagte, er hätte sich niemals sicher sein können, dass sie weiter zu ihm halten würde. Deshalb war ea die logische Entscheidung, die Tat in Abwesenheit seiner Familie zu begehen.

falstaff schrieb:Dieses Argument ist ein wenig schwach, für einen rennomierten Juristen. Womöglich war es aber auch einfach nur Füllmaterial, um das Narrativ rund zu bekommen.

So ist es, das war quasi ein Nebensatz. Ein Argument sollte es gar nicht sein, muss man fairerweise sagen. Der Tenor war halt an dieser Stelle, dass schon ein XY-Filmfall bereitlag (in dem es, so wurde impliziert, auch um die gefühlte Bedrohung/andere Täter ging), man sich dann aber auf Darsow fokussiert hat, was den XY-Beitrag obsolet machte.

Strate behauptet, der Aufruf von Darsows PC sei, anders als im Urteil behauptet, "nicht eindeutig" diesem zuzuordnen. Stichwort "Waffennarr" in der Firma.

Ich werde mir den Podcast vllt. später noch anhören, aber liefert denn Strate auch eine Begründung, warum besagter "Waffennarr" dies bis heute nicht zugegeben hat? Immerhin unterstellt er diesem Mann indirekt, Darsow ohne sichtliches Motiv ins Gefängnis geschickt zu haben?

Das würde ich eher als Ablenkungsmanöver einordnen, ich denke kaum das sich die Kripo diese Daten net angesehen hat um evtl. Andere potentielle Täter anzusehen...

elvis69 schrieb:die Kripo diese Daten net angesehen hat um evtl. Andere potentielle Täter anzusehen.

welche Daten?