@MenedemosGerne, die einige Fälle sind einfach besser zu verstehen, wenn man die Mileu und die Zeit versteht.
Ich war in die 90-er Sozialpädagigikstudentin und arbeitete bei Drogenberatung in NRW, also habe ich genug ähnliche Pärchen gesehen.
Die Tatsache, dass sie nicht auf die Strasse arbeitete, sondern in einer Wohnung, bedeutet nicht, dass sie unbedingt einen Zuhälter haben musste. Einige Drogenmädchen, die ich gesehen habe, haben am Anfang auch in einer Wohnung oder in einem Puff gearbeitet. Erst als ihre körperliche Verfall sich fortschreitete, sind sie auf die Strasse gelandet. Gegen einen Zuhälter spricht, meines Erachtens nach, die Tatsache dass Gabriele einen Freund hatte, kaum ein Zuhälter hätte sowas geduldet. Für mich steht es fast 100% fest: Klaus war ihr Zuhälter und gleichzeitig auch ihr Freund, die normalste Sache bei Fixer damals. Fast die Hälfte von den männliche Junkies damals waren selbst frühere Stricher (der gute Klaus durfte sich Anfang 80-er angesteckt haben, vielleicht beim arbeit?) und hatten auch kein Problem, ihre Freundin auf den Strich zu schiecken. Die Frauen können ja ziehmlich lange Geld dort machen, bei den Jungs ist mit 20 endgültig Schicht.
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Gabriele war legal in Deutschland, aqlso hatte sie einen Anspruch auf die Sozialhilfe. Der Freund hatte auch Sozialhilfe bekommen plus Mehrbedarf wegen AIDS. Hätte normalerweise fürs einfaches Leben gereicht, aber natürlich nicht in dem Fall, wenn man Heroin für mehrere Hunderte Mark pro Tag braucht. also logisch, dass man da einen lukrativen Nebenjob braucht. Ob dazu noch gedealt wurde, kann ich nicht sagen, da ich es in dem Fall einfach nicht weiss. Aber aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass es in meinem Praxis oft so der Fall war: während die Frau anschafft, dealt der Freund mit dem Stoff (natürlich als Kleindealer), so kommt man irgendwie trotz horrende Heroinpreise (in dei 90-er war der "Spass" sehr teuer) über die Runden und kann eventuell noch sich was Nettes, wie Besuch von einem Cafe, erlauben.
Das mit Raub kam, nach genauen Überlegung, auch mir nicht so wahrscheinlich.
Ausschliessen kann man das natürlich nicht, weil ein Junkie auf Entzug (Turkey, Affen) zu allem bereit ist, planlos und oft auch unwahrscheinlich dämlich handelt.
Aber ich tippe auf einen Freier.
Es kam mir auch noch eine Gedanke in Kopf: kann sein, dass dieser Kunde derjeniger war, mit dem Gabriele über den Aussteig geredet hat. Einige Stammkunden haben so eine fixe Idee: ein Mädchen aus dem Mileu zu retten und mit ihr ein kleines heiles Welt aufbauen. Mädchen meinen das selten ernst (eigentlich sogut wie nie), können aber auf diese Art und Weise ziehmlich viel Geld dem Kunden aus der Tasche ziehen (z. B als Ablöse für einen Zuhalter, den es gar nicht geben kann, da das Mädel auf eigene Rechung arbeitet)-
War es vielleicht auch so eine Geschichte und die Gabriele hat vielleicht deswegen kurzfristig über Ausstieg geredet? Um dann festzustellen, dass es gar nicht geht.
Der Freier rastet aus, explodiert, Tat im Affekt - damit wäre fü rmich die vollkommen amateurenhaftes Tatgeschehen erklärbar. Auch mit dem Flüchtweg, vielleicht war es nicht so kompliziert und gar nicht gedacht, sondern spontan gehandelt. Und unter Stress spontan handelnde Menschen reagieren selten logisch. Flucht in Panik
Ein Möchtegern - Zuhälter hätte sich doch bis zum Knochen blamiert mit solcher Aktion, es ist sowas von unprofessionäl (wenn man in diesem Zusammenhang über "Professionalität" sprechen darf).
Damit man vorstellen kann, wie ein Zuhälter reagiert, kann man als Vergleich der Fall Petra Nell reinziehen