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Mord an Herbert K. von 1983

1.342 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Hamburg, Ungeklärt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 14:44
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:"Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr", sagt der Volksmund. Bloß weil der alte Albrecht so abgerissen herumlief, muss das ja nicht der Dresscode des gesamten Aldi-Imperiums gewesen sein. Glaube ich nicht.
Ja, doch. Das war so. Man sollte da mit einem runtergeschriebenen Bleistift zum Vorstellungsgespräch, kam gut an. Aber vielleicht meldet sich ja noch jemand hier, der aus der Discounter Branche aus den frühen 1980er Jahren zu berichten weiß oder jemanden kennt, der in diesen Zeiten vielleicht Filialleiter war und berichten kann.

Auf keinen Fall aber dickerer Wagen als der Bezirksleiter. Das ging mal gar nicht. Aber das war, glaube ich, auch in anderen Branchen kritisch, ein dickeres Auto zu fahren als der Chef.

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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 15:19
Mir ist eben übrigens noch etwas aufgefallen. In dem Zeitungsartikel vom Hamburger Abendblatt - die auch das verschlafen nicht thematisiert hatten - steht, dass H.K. im Januar 1983 bei Aldi angefangen hat, während bei XY März 1983 angegeben wird.

Ich denke, dass hier XY korrekt liegen wird und der Journalist beim HA das vielleicht so geschrieben hat, weil Frau K. nicht 100% sicher war, wann er bei Aldi angefangen hat und sich vertan hat. Die hat da natürlich komplett andere Sorgen gehabt.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 16:27
Bei alle den Detaildiskussionen hier, kann man sich evtl. ja auch verlieren.

Ich finde die Frage hochinteressant: Was war HK für ein Mensch; Was hatte er für eine Persönlichkeit? Welche Werte vertrat er?

Zu der ganzen Aldi Diskussion: Es kann doch auch sein, dass HK einfach etwas aufsteigen wollte, einige mehr hunderte Mark mehr verdienen wollte, etwas mehr Verantwortung übernehmen wollte. Er ist zuverlässig und weist gute Zeugnisse auf. Das reicht doch schon. Er denkt womöglich, mit diesen schätzungsweise 600 Mark mehr als bei der Eisfirma, kann ich meiner Familie mehr bieten.

In den 90er Jahren war der Vater eines Freundes von mir Leiter einer Supermarktkette einer ganzen großen Region. Also wie er erzählte so 25 Läden, die er unter sich hatte. Der hatte, so habe ich es am Rande mitbekommen, richtig viel Geld verdient. Bei HK müssen wir mal bescheiden bleiben: Filialleiter eines einzigen Marktes, das war zwar im Vergleich zur Eisfirma ein kleiner Aufstieg, aber nicht so riesig. Die Aldi und Prestigefrage wird m.E. etwas überbewertet im Moment oder ich habe etwas mißverstanden.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 16:44
Zusätzliche Bemerkung: Diese oben genannte Familie des Leiters der Supermarktkette Region kam vielen vor wie "Familie Neureich". In diese Kategorie kann man HK einfach nicht einordnen, finde ich. Womöglich war er auch einfach nur froh, wenn er frei hatte und angeln gehen konnte.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 17:17
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:AnMA schrieb:
Spontan fällt mir diesbezüglich zum Beispiel ein wie HKs Ehefrau auf die Fragen der Polizei antwortete:"Herbert war ein ehrlicher Mensch."
Und nichts anderes sollten wir hier annehmen oder vermuten.
Der Nimbus der Ehrlichkeit von Herbert Kahrs war so groß damals, dass dem Hamburger Abendblatt als Möglichkeiten für seinen Tod eingefallen sind, und da wird das Abendblatt auch die offizielle Ansicht der damaligen Polizei wiedergegeben haben:
1) HK hat einen Anhalter mitgenommen.
2) Jemand hat ihm beim ALDI aufgelauert.

Nie wurde meines Wissens von einem möglichen Doppelleben des HK gesprochen. Das wissen wir erst seit der letzten Aktenzeichen xy Sendung, in der am Ende der Kriminalhauptkommissar Marco Klein ausdrücklich auf ein mögliches Doppelleben hinwies.

Vielleicht ahnte die Polizei damals bereits oder hatte auch konkretere Hinweise auf ein Doppelleben. Aber das war nicht zu vereinbaren mit Frau Kahrs Sichtweise ihres Ehemannes, den sie als ehrlichen Menschen wahrgenommen hatte. Ich denke, die Polizei durfte bei der ersten AZxy-Sendung nichts anderes verlauten lassen, weil sie sonst der üblen Nachrede hätte bezichtigt werden können. Die Polizei hat sehr schnell nach HKs Tod herausgefunden, dass es Geldabhebungen gab. Wurde das bereits in der ersten AZxy-Sendung erwähnt?

Marco Klein wird sich zur zweiten AZxy-Sendung abgesichert haben, damit ihn niemand der üblen Nachrede bezichtigen kann.

Ich denke außerdem, dass die Söhne von Herbert Kahrs heute offener umgehen mit den bekannten Tatsachen als ihre damals geschockte Mutter, und es auch erlaubt haben, dass Marco Klein eindeutig auch ein Doppelleben in Erwägung zog.

Es ist doch sehr gut nachzuvollziehen, dass die Söhne von Herbert Kahrs nun die tiefe Einsicht und den Mut gefunden haben, dieses dunkle Kapitel über ihren Vater endlich ins klare Licht stellen zu lassen.

Und nun ist die große Frage, @sallomaeander :
Kann ein Mensch ehrlich sein und dabei gleichzeitig ein Doppelleben führen, von dem der Partner nichts weiß? Lässt sich das mit dem Begriff der Ehrlichkeit vereinbaren?


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 17:41
Häufiger wird hier im Forum ja auch gesagt, man dürfe HK nichts unterstellen. Das will ja auch niemand! Aber seit der XY Sendung ist es ja offiziell: Es hat ein mögliches Doppelleben gegeben. Sei es legal gewesen oder nicht. In diese Richtung gehen ja auch die Fragen.

Ich möchte nochmal auf die gut 2 Stunden eingehen, die HK an diesem Morgen des 10.9.83 offenbar noch in der direkten Heimat war und auf die es keine Antwort gibt, warum.

Er muss m.E. unter einem ungeheueren Druck gestanden haben!

Warum hat er sich nicht telefonisch bei der Arbeit abgemeldet? Auch die Frage kam.

Antwort: Wie denn? Es gab damals noch keine Handys. Von der Tanke am öffentlichen Telefon anrufen, da hätte doch die Frau an der Kasse mitgehört, womöglich mit einer gewissen Neugier, weil er sowieso nervös war.

Die Theorie, dass er schon oder fast in Hamburg war und nochmal zurück kehrte, kann ich persönlich gar nicht nachvollziehen.

Irgendwie kommt man nicht weiter.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 17:59
@Füchschen

Den Artikel im Hamburger Abendblatt würde ich generell nicht zu stark gewichten. Dieser muss am 01.12.1983 in den Zeitungen gestanden haben, denn unter dem Foto von H.K steht, dass er vor sechs Tagen 34 Jahre alt geworden wäre.

Und da sein Geburtstag der 25.11 gewesen ist, muss es eben der 01.12 gewesen sein. Demnach muss der Journalist bereits am 30.11 im Wohnzimmer der Familie Kahrs gesessen haben - also gerade einmal 24 Stunden nachdem die Ehefrau und die Kinder vom Ableben des Vaters erfahren haben und H.K noch nicht einmal beerdigt gewesen ist.

Zu dieser Zeit wird in meinen Augen die Polizeiarbeit in diesem Fall noch in den Kinderschuhen gesteckt haben.
Ich gehe nämlich davon aus, dass man bis zum Auffinden am 29.11.1983 noch an ein freiwilliges Verschwinden geglaubt hat. Das war gerade damals ja nicht unüblich und die Situation, dass drei Bundesländer beteiligt gewesen sind, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht gerade Grün gewesen sind, dürfte die Annahme verstärken, dass man bis zum Auffinden an ein freiwilliges Verschwinden geglaubt hat. Laut dem zweiten XY-Bericht hat man erst nach seinem Auffinden die Konten überprüft. Daher gehe ich davon aus, dass die Polizeiliche Arbeit erst richtig ab dem 29.11 gestartet ist. Und 24 Stunden später saß bereits der Journalist im Kahrs' Wohnzimmer.

PS: Ich bin mir sehr sicher, dass bereits im ersten Filmfall Ende 1984 über die 30.000 DM berichtet wurde. Da wurde ansonsten aber in keinster Weise darauf eingegangen. Dort ging es um das Angeln, das Auto, die Tanksituation, das Bergen des Autos, die Zeugenbefragung die das Auto gesehen haben (Pärchen, Feuerwehrzufahrt und Jens Eisen). Die Frau von H.K war anfangs nur im Bett zu sehen als er verschlafen hatte und als er das Haus verließ und sie aus dem Fenster fragte: Kommst du pünktlich nach Hause? Und er antwortete: Ja klar, ich will noch mit dem Boot raus heute nachmittag.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 18:08
Danke für diese genauen Darstellungen.
Ich war mir nämlich nicht mehr sicher, ob die Fotoaufnahme des Hamburger Blattes während der Zeit des Vermissens von HK entstanden ist, oder nach seinem Auffinden. Darauf wurde ja jetzt eine Antwort gegeben.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 18:14
@AnMA

Inwiefern offiziell? Ich empfand es eher so, das man es nicht ausschließen kann/konnte und generell auch überhaupt so gut wie garnichts weiß/wusste und demnach auch nicht nur in alle Richtungen ermittelt(e), sondern eben nahezu auch nichts ausschließen kann, außer das er wohl vor dem Aldi-Markt überfallen worden ist und ein Raub auf den Aldi-Markt geschehen sollte. Das wurde aufgrund des Tankens um 08:30 Uhr dann ausgeschlossen.

Aber laut dem zweiten XY-Bericht - in dem man ja nun eigentlich auch deutlich mehr Infos auf den Bildschirm hätte bringen können, da der Mord damals 38 Jahre hergewesen ist und es wohl die letzte Chance gewesen ist - weiß man wohl wirklich auch heute fast nicht mehr als 1983/1984.

Unklar ist weiterhin wo H.K zwischen 06:15 Uhr und 08:30 Uhr gewesen ist. Vom verlassen des Hauses bis zum Tanken war er damals und auch heute noch wie vom Erdboden verschluckt. Es gibt anscheinend niemanden der ihn in den zwei Stunden gesehen hat - auch nach dem Verlassen nicht.
Man weiß auch anscheinend heute noch nicht mal im Ansatz wo die 30.000 DM hingewandert sind. Das ist also auch nach 40 Jahren immernoch ein Rätsel.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 19:22
Ich habe eine Theorie, die kann ich nicht belegen und sie mag aberwitzig klingen...
Ich denke, das Geld aus der Organisierten Kriminalität bei gezielt ausgesuchten Personen "zwischengelagert" worden ist. Dabei handelte es sich um Personen, die von Hause aus mit Bargeld hantierten. Ich glaube, HKs Tätigkeit bei Aldi hatte damit nichts zu tun, sondern seine vorige Tätigkeit. Bei ALDI wurden keine Auffälligkeiten gefunden, ich denke, der Aldi war zu gut organisiert und kontrolliert, um etwas zu machen. Es muss mit der Tätigkeit in der Eisfabrik zu tun haben. Ich gehe davon aus, dass diese auch eher im Verkauf mit Kontrolle über Bargeld war. Und ich denke, dass es gerade darum ging, Personen mit Alleinzugriff auf Barbestände zu finden, bei denen es weniger auffiel, wenn sie noch weiteres Geld kurzfristig "parkten". Bei ALDI eher nicht möglich.

Ich denke, sowohl HK als auch der Tankwart L. könnten in die Abhängigkeit solcher Personen/Banden geraten sein. Und möglicherweise haben beide Geld "veruntreut". Beide hatten kostspielige Hobbys (Boot, neue Hammondorgel). Und wenn sie mehr Geld für sich verbraucht haben sollten als abgemacht, weil sie der Versuchung nicht widerstehen konnten, dann gab es keine Gnade.

Ich denke, HK wurde am Tattag (in Hamburg) abgepasst und bedroht. Vielleicht wurde ihm gesagt, dass seine Familie als Geisel genommen worden sei. Er spielte möglicherweise auf Zeit, erzählte vielleicht, das Geld läge zu Hause und daher die Rückfahrt. Jedenfalls hatte er an der Tankstelle ordentlich Angst. Ich denke, er wurde gezwungen ein falsches Datum aufzuschreiben. Vielleicht weil der Täter für Freitag ein wasserdichtes Alibi hatte und er hoffte, das falsche Datum würde nachher nicht auffliegen? Vielleicht einer, der schon im Knast saß und an Wochenenden Freigänger war? Und da wären wir halt wieder bei Pintzner...aber es gab sicher noch viele andere. Pintzner wollte groß ins Rotlicht einsteigen, aber sein Metier waren einerseits Auftragsmorde und Raubdelikte. Er wird versucht haben, Geld für seinen "Einstieg" ins Rotlicht zu "sammeln".

Auch einer der anderen Filialleiter von ALDI, der zu dieser Zeit in Hamburg erschossen worden ist, war erst neu dort. Es gab schon Wochen zuvor einen Mordversuch. Die Täter schossen ohne Vorwarnung auf ihn und Angestellte und ballerten in "Wildwestmanier" um die Gegend, das waren keine normalen Geldräuber, sondern sie wollten eine andere Botschaft senden, eine Art letzte "Warnung". Es wurde niemand getötet beim ersten Anschlag. Aber wenn sie es unbedingt gewollt hätten, dann hätten sie es bestimmt durchziehen können.

Da ist viel Spekulation dabei, aber die These kann bestimmte Erklärungen liefern und eben den Zusammenhang mit anderen Fällen erklären.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 19:34
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Die Frau von H.K war anfangs nur im Bett zu sehen als er verschlafen hatte und als er das Haus verließ und sie aus dem Fenster fragte: Kommst du pünktlich nach Hause? Und er antwortete: Ja klar, ich will noch mit dem Boot raus heute nachmittag.
Das ist ein sehr interessanter Hinweis!

Er sagte nicht: „Ich will angeln.“ Vorrang hatte das Boot. Vorrang hatte, dass er „raus will“.

Ich denke, zu der Zeit spielte das Boot eine herausragende Rolle in Herbert Kahrs Leben. Er richtete schon in dieser Antwort seine Arbeit beim ALDI an den Erfordernissen seines Bootes aus. Auch kein Stau im Elbtunnel darf dieses Mal seine Pünktlichkeit beeinträchtigen, denn er will auf alle Fälle mit dem Boot raus. Das hört sich nach Dienstverpflichtung an und nicht nach Freizeit.

An anderen Tagen war er wohl nicht immer so pünktlich, wenn er nicht mit dem Boot rauswollte.

Vielleicht musste er irgendeine Fracht von Punkt A nach Punkt B Bringen. Wenn ich heute so etwas höre, denke ich gleich an Drogen. Aber damals hätte ich es geglaubt, wenn mir jemand erzählt hätte: „Der Fischerei-Angestellte Müller in Glückstadt braucht dringend kleine Aallarven zum Aufbau der Population.“ Ich hätte ja auch die Aallarven gesehen, aber nicht die versteckten Drogen. Und in den Beuteln, die auch dabei waren, hätte ich Fischfutter vermutet oder etwas, das zur Aufzucht gehört. Später gab es dann womöglich nur undefinierbare Beutel in verschiedenen Größen. Wer ehrlich ist, der vermutet nichts Böses.

Vielleicht ist er an dem Tag des 10.09. früh morgens zum Boot gefahren, um dort Instruktionen für den Nachmittag zu erhalten, weil das vielleicht immer so war, bevor er am Nachmittag mit dem Boot rausfahren konnte zu einem Ziel?

Und wenn es tatsächlich so war, dann wissen wir jetzt ja seit langem, dass niemand es je erfahren hatte, dass er vor seiner Fahrt nach Hamburg noch kurz andere Sachen erledigte, wenn er nachmittags eine Bootstour hatte.

Und am Boot gab es dieses Mal am 10.09. eine lange Erklärung für irgendwelche Verwicklungen und eine lange Diskussion, weil Kahrs nicht sofort alles einsah. Kahrs war so mitgenommen von den Ereignissen, dass er dieses Mal die Zeit vergaß.

Vielleicht musste man mit dem Auto irgendwohin fahren zusammen und Kahrs hatte das Benzin verfahren, und alles wurde immer abstruser. Aber in Gefahr sah sich Kahrs wohl nicht, sondern er war nervös, weil sein Zeitplan durcheinandergeraten war.

Auf die Schnelle konnte er niemandem den komplizierten Sachverhalt erklären, aber er fühlte sich fähig, mit mehr Benzin im Tank Herr der Lage zu werden. Für einen Anruf beim Arbeitgeber war es sowieso schon zu spät. Er würde später alles persönlich erklären.

Diese Variante bevorzuge ich, weil Herbert Kahrs damit so ehrlich wie möglich bleibt.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 20:23
Zitat von RedRalphRedRalph schrieb:Ich denke, HK wurde am Tattag (in Hamburg) abgepasst und bedroht. Vielleicht wurde ihm gesagt, dass seine Familie als Geisel genommen worden sei. Er spielte möglicherweise auf Zeit, erzählte vielleicht, das Geld läge zu Hause und daher die Rückfahrt. Jedenfalls hatte er an der Tankstelle ordentlich Angst. Ich denke, er wurde gezwungen ein falsches Datum aufzuschreiben
Und dann lässt man ihn alleine in die Tankstelle und er bezahlt ohne Beisein von einem der Täter? Der hätte auch das korrekte Datum eintragen können und es hätte von den Tätern einfach keiner herausgefunden. Er hätte genauso gut auch in der Tankstelle Alarm schlagen können ohne Wissen der Täter. Ein einfaches: "Rufen Sie die Polizei" hätte ausgereicht. Wenn er u.U gewusst hätte was der nächste Schritt gewesen wäre, hätte er sogar noch einen Ort angeben können.

Ich gehe daher davon aus, dass er um 08:30 Uhr in der Tankstelle noch nicht wusste, dass es seine letzten Minuten sind. Ansonsten hätte man doch Alarm geschlagen oder zumindest einen Hinweis gegeben. Zu verlieren hätte er demnach sowieso nichts mehr gehabt - im Gegenteil.
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Das ist ein sehr interessanter Hinweis!

Er sagte nicht: „Ich will angeln.“ Vorrang hatte das Boot. Vorrang hatte, dass er „raus will“.
Für mich ist das ein sehr normaler Satz, den man ohne da etwas zu vermuten, sagen kann.

Zumal diese Konversation auch nur im XY-Bericht 1984 stattgefunden hat - in 2021 nicht mehr. Die Frau könnte das auch einfach nur gefragt haben um bzgl. des Essens Bescheid zu wissen. Pünktlich heißt für mich auch eher, dass er nicht nach Ladenschluss noch die Tageseinnahmen zählt, Inventur macht für die Bestellungen etc., sondern relativ zeitig nach Ladenschluss den Heimweg antritt. Falls diese Konversation überhaupt stattgefunden hat und dem Zuschauer nicht suggerieren sollte, das er nicht andere Pläne gehabt hatte.

Und bzgl. morgentlichen Boottouren:
Dann wäre das Auto ja für gute zwei Stunden in Twielenfleth am Elbufer gewesen. Und das hat keiner bei einer Gassirunde an der Elbe gesehen und sich gedacht: Mensch, das ist doch das Auto vom Kahrs. Was macht der denn hier um die Zeit?
Wir reden hier von einem kleinen Ort in dem man sich kennt - nahezu ausnahmslos.
Und das Auto war in der Farbe sicher in dem Ort sehr auffällig und markant.

Für mich immer noch unglaublich, dass er über zwei Stunden nach Verlassen der Wohnung im direkten Umfeld getankt hat und nicht einem Bekannten, einem Freund, seinen Eltern, seinen Schwiegereltern, einem flüchtigen Bekannten in die Arme gelaufen ist. Dann hätte er sich aber definitiv erklären müssen.
Und selbst von einer Person, die ihn nicht kennt scheint er ja nicht gesehen worden zu sein - weder vor 08:30 Uhr noch danach.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 20:51
Nachtrag zu meinem Beitrag um 18:14 Uhr:

Ich schrieb ja, dass ich glaube das die Polizei nicht viel herausgefunden haben dürfte.

Alle offenen Fragen von 1984 sind auch beim Filmfall 2021 noch offen gewesen. Wenn man sich auf die essentiellen Dinge in dem Fall beschäftigt - und nicht ob die Jungs draussen Fußball spielen (1984) oder einer der Söhne Französisch-Vokabeln lernt (2021) - sind der Filmfall von 1984 und 2021 nahezu gleich. Der einzige Unterschied in 2021 sind die beiden Verdächtigen. Ansonsten hätte man da eigentlich auch mehr oder weniger den Filmfall von 1984 zeigen können um es überspitzt zu sagen.

Und die Polizei wird sicher nicht 38 Jahre nach der Tat noch irgendwelche Informationen zurückhalten - außer Täterwissen. Dann hätte man sich den Filmfall auch sparen können. Da hat man meiner Meinung nach schon alle bekannten Infos verpackt. Und die dürften auf dem gleichen Stand sein wie gut eine Woche nach dem Auffinden von H.K.

Denn nach dem Auffinden wurde nur bekannt, dass 30.000 DM vom Sparbuch nach und nach abgebucht worden sind und das es Zeugen gibt, die das Auto in Hamburg gesehen haben. Beides war aber auch bereits beim XY-Beitrag 1984 bekannt.

Ansonsten ist da eigentlich nix neues gewesen, oder habe ich da was übersehen?

Vermutlich war es nun die allerletzte Patrone der Polizei um den Fall vielleicht doch noch zu klären, da viele mögliche Zeugen mittlerweile ein stattliches Alter haben dürften - wenn sie nicht bereits verstorben sind.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 22:01
Zitat von FüchschenFüchschen schrieb:Und nun ist die große Frage, @sallomaeander :
Kann ein Mensch ehrlich sein und dabei gleichzeitig ein Doppelleben führen, von dem der Partner nichts weiß? Lässt sich das mit dem Begriff der Ehrlichkeit vereinbaren?
Diese Frage lässt sich ja nur mit einem klaren "nein" beantworten. Ein, wie auch immer geartetes, Doppelleben ist mit Ehrlichkeit natürlich nicht vereinbar, schon deshalb, weil die Bezugspersonen im einen Leben nichts davon wissen dürfen, dass es noch ein anderes gibt mit anderen Bezugspersonen und umgekehrt. Das ist ja gerade das Wesen eines Doppellebens, und schließt Ehrlichkeit also per se schon aus.

Vielleicht bin ich naiv, aber das gesamte Bild, das uns von Herrn K. vermittelt wurde, seine Tätigkeit bei Aldi als Filialleiter, sein Status als Familienvater, sein unspektakuläres Hobby (Angeln) - ich kann mir bei so jemandem einfach nicht vorstellen, dass er der Typ war für Doppelleben, Teilnahme an Pyramidensystemen, Beteiligung an fragwürdigen Geldgeschäften, Kontakte ins Milieu, Verstrickung in Zweifelhaftes oder Unkorrektes, oder was hier und anderswo schon angedacht wurde.

Schlicht und einfach deshalb, weil die wenigsten Menschen, denen ich derartiges zutrauen würde, ein stetes, von Arbeit und Pünktlichkeit geprägtes, ansonsten bescheidenes Leben führen. Außer dem verschwundenen Sparguthaben hat man in Jahrzehnten offenbar nichts herausfinden können, was einen Hinweis darauf geben könnte, warum Herr K. sterben musste.

Wenn die Ehefrau überzeugt war, dass ihr Mann ehrlich war, dann wird dem so gewesen sein. Es mag Konstellationen geben, in denen Frauen das Treiben ihres Mannes nicht durchschauen (können, wollen), wie bei Renate Höhne, die ihren Fall in einem lesenswerten Buch schildert, aber nichts bei Frau K. deutet darauf hin, dass ihre Wahrnehmung hinsichtlich ihres Gatten getrübt war. Und wenn das nicht der Fall ist, dann merken Frauen häufig als allererstes, wenn etwas nicht stimmt, und Männer wiederum häufig als allerletzte, dass sie schon längst durchschaut sind. (Meinung und Erfahrung meinerseits, keine Tatsachenbehauptung).

Anhand dessen, was wir wissen, lässt sich kaum Licht in den Fall bringen. Dass wir dennoch andauernd über den Fall diskutieren, liegt an der Rätselhaftigkeit, die ihn umgibt.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 23:25
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Und bzgl. morgentlichen Boottouren:
Dann wäre das Auto ja für gute zwei Stunden in Twielenfleth am Elbufer gewesen. Und das hat keiner bei einer Gassirunde an der Elbe gesehen und sich gedacht: Mensch, das ist doch das Auto vom Kahrs. Was macht der denn hier um die Zeit?
Wir reden hier von einem kleinen Ort in dem man sich kennt - nahezu ausnahmslos.
Und das Auto war in der Farbe sicher in dem Ort sehr auffällig und markant.
Da hast Du Recht. Mein Ansatz war nicht durchdacht. Aus diesem Grund müsste eine Besprechung für Bootsfahrten, wenn es sie denn gab, dort stattfinden, wo niemand Herbert Kahrs kannte, idealerweise irgendwo auf der Strecke zwischen Twielenfleth und Hamburg-Stellingen.

Vielleicht befand sich der Treffpunkt bereits im nächsten oder übernächsten Ort, wo ihn niemand kannte. Dort machte man dann eine weitere Autotour aus, die wieder zurück führte, über Twielenfleth, aber Herbert Kahrs musste noch tanken, um diesen Ort zu erreichen, den seine Mörder ausgesucht hatten, um ungesehen und ungehört ihre Tat begehen zu können. Für so eine ungesehene und ungehörte Tat ist eine sehr einsame Gegend nötig. Und genau deshalb wurde Herbert Kahrs nicht mehr gesehen, weil er mit dem Auto in eine fast menschenleere Gegend fuhr, wo die Täter ihn am Treffpunkt empfingen. Ich glaube, sie saßen nicht in Kahrs Auto. Da hätte jemand sie sehen können beim Tanken. Sie fuhren mit einem eigenen Wagen und hofften, dass Kahrs ihren Anweisungen aus eigenem Antrieb folgen würde.

Es könnte natürlich sein, dass der erste Treffpunkt nahe Hamburg-Stellingen war, wie hier bereits mehrfach vermutet wurde, und Herbert Kahrs die Strecke wieder zurückfahren musste, weil der zweite Treffpunkt hinter Twielenfleth lag.

Ohne diesen Tankvorgang in Twielenfleth wüsste man noch viel weniger über Herbert Kahrs.
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb:Außer dem verschwundenen Sparguthaben hat man in Jahrzehnten offenbar nichts herausfinden können, was einen Hinweis darauf geben könnte, warum Herr K. sterben musste.
Ich empfinde es so, dass dieses verschwundene Sparguthaben doch einiges aussagt, wobei wir nicht wissen, was genau es aussagt, da wir keinen Einblick in die Vermögensverhältnisse vor und nach der Heirat haben.

Ohne das nach und nach abgehobene Sparguthaben hätte man noch nicht mal einen Anhaltspunkt für ein Doppelleben. Deshalb glaube ich daran, dass Herbert Kahrs seine Mörder kannte, aber ihnen einen Mord nie zugetraut hätte. An einen Überfall auf den Straßen nach Hamburg im Berufsverkehr glaube ich nicht.

Die zwei Stunden von 6:15 bis 8:15 Uhr wurde Herbert Kahrs von seinen Mördern herumdirigiert.

Damit habe ich alles gesagt und wünsche den Ermittlern viel Erfolg. Den Angehörigen wünsche ich, dass sie endlich Antworten auf ihre Fragen finden werden.


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Mord an Herbert K. von 1983

12.12.2023 um 23:54
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:PS: Ich bin mir sehr sicher, dass bereits im ersten Filmfall Ende 1984 über die 30.000 DM berichtet wurde. Da wurde ansonsten aber in keinster Weise darauf eingegangen.
Ich muss mich hier mal selbst zitieren.

Ich habe den Filmfall aus 1984 vorhin nochmal bei Dailymotion gesehen.
Nach dem Filmfall - quasi als Abschluss - sagt Zimmermann, dass H.K. im Laufe der letzten 20 Monate vor seinem Tod insgesamt 30.000 Mark von seinem Sparbuch für bislang unbekannte Zwecke abgehoben hat. Dann fragte er, ob es Leute gibt, die hierzu nähere Auskünfte geben könnten. Anschließend wird die Belohnung in Höhe von 6.000 DM erwähnt und der Fall ist zu Ende.


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Mord an Herbert K. von 1983

13.12.2023 um 10:56
Interessant wäre zu wissen, wann und in welchen Tranchen das Geld auf das Sparkonto gelangt ist. Das liess sich Anhand des Sparbuches sicher nachvollziehen. Angespart wären es ca. 3000 DM pro Ehejahr (im FF von 1984 wird erwähnt, dass HK seit 12 Jahren verheiratet ist, die Abhebungen begannen 20 Monate vor seinem Tod).


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Mord an Herbert K. von 1983

13.12.2023 um 15:21
Zitat von nonameboynonameboy schrieb:Und dann lässt man ihn alleine in die Tankstelle und er bezahlt ohne Beisein von einem der Täter? Der hätte auch das korrekte Datum eintragen können und es hätte von den Tätern einfach keiner herausgefunden. Er hätte genauso gut auch in der Tankstelle Alarm schlagen können ohne Wissen der Täter. Ein einfaches: "Rufen Sie die Polizei" hätte ausgereicht. Wenn er u.U gewusst hätte was der nächste Schritt gewesen wäre, hätte er sogar noch einen Ort angeben können.

Ich gehe daher davon aus, dass er um 08:30 Uhr in der Tankstelle noch nicht wusste, dass es seine letzten Minuten sind. Ansonsten hätte man doch Alarm geschlagen oder zumindest einen Hinweis gegeben. Zu verlieren hätte er demnach sowieso nichts mehr gehabt - im Gegenteil.
Ganz ehrlich....wenn mir jemand ernsthaft glaubhaft machen würde, und diese Leute verstanden offensichtlich nun mal keinen Spaß, meine Familie sei in Gefahr, dann wäre ich auch vorsichtig um nicht zu sagen völlig eingeschüchtert und verängstigt. Vielleicht schaute jemand in das Kassenhäuschen von außen, was der Kassierer nicht bemerkte aber HK klar war. Es wäre ja kam möglich gewesen ohne noch mehr aufzufallen, wenn sie zu zweit herein marschiert wären und der Gangster ihm die Pistole die Schläfe gehalten hätte....Ich denke, es ist eine natürliche Reaktion den Todeszeitpunkt immer noch ein Stück aufschieben zu wollen. Vielleicht hoffte er, von dem oder den Tätern noch einen Aufschub zu bekommen, aber diesen wurde klar, dass sie ihr Geld so schnell nicht mehr sehen würden. Natürlich kann das falsch auch allein seiner Nervosität geschuldet gewesen sein.


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Mord an Herbert K. von 1983

13.12.2023 um 16:27
Richtig wurde hier im Forum bemerkt, dass wir ehrlich gesagt nach den XY FF 1984 und 2021 noch nicht wirklich klüger geworden sind. Ob es neue Erkenntnisse gibt, wissen wir zwar nicht - aber vermutlich nicht wirklich.

Für mich bleiben noch 2 Dinge interessant, aus meiner individuellen Sicht, über die wir uns m.E. noch etwas zu wenig ausgetauscht haben.

1. Was für ein Mensch war HK nach den Filmbeiträgen? Welche Persönlichkeit hatte er? Welche Werte vertrat er aus Eurer Sicht?

2. Der Fall ist ein echter Cold Case. 40 Jahre her. Leben mögliche Täter überhaupt noch? Hat man sich in das Ausland abgesetzt? Sind Spuren für immer im Sande verlaufen?

Ich persönlich finde es weniger erträglich, sich hier in Details zu verlieren. Die Psychologie des Falles würde mich interessieren.

Zugegeben spannend bleibt: Was geschah in diesen mysteriösen gut 2 Stunden?


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Mord an Herbert K. von 1983

13.12.2023 um 16:33
@AnMA Ich hatte vor längerer Zeit auch schon einmal ähnliche Gedanken geäußert:
Zitat von sallomaeandersallomaeander schrieb am 31.05.2021:Zum anderen wissen wir über das Opfer der Tat verhältnismäßig wenig. Sein Familienstand, seine Arbeit, sein Hobby - im Grunde nur Dinge, die zur Erklärung des Sachverhalts unbedingt notwendig sind. Wir wissen dagegen kaum biografische Details, nichts über Verwandte, nichts über Einstellungen der Beteiligten etwa zu weltanschaulichen und politischen Fragen.

Hatte HK Verwandte in der DDR und Kontakt zu ihnen? War er religiös, weltanschaulich, politisch gebunden bzw. aktiv? Gab es Verwandte in der Nähe, zu denen er Beziehungen pflegte? Interessierten ihn Volkszählung, NATO-Doppelbeschluss, die Entwicklungen in Polen? Rauchte er, trank er Alkohol? War er in der Elternvertretung der Schule seiner Kinder aktiv? War er im Sportverein?
Quelle: Mein Beitrag vom 31.05.2021 um 07:06

Außer einigen groben Eckdaten, die man seinerzeit auch der Presse entnehmen konnte, blieb Herr K. für uns ein Unbekannter.


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