Der tragische Tod von Tanja Gräff

@KonradTönz

KonradTönz1 schrieb:Er wurde aber zunächst als Zeuge gesucht und nach allem was wir wissen, hat sich an seinem Zeugenstatus auch nie etwas geändert.
Insofern widerspricht die Fahndung mit einem Fatombild nicht der Vermutung, Spitzbart sei dort einfach zufällig herumgestanden. Weil eben auch ein zufällig Beistehender ein Zeuge sein kann.

Das sehe ich genauso.

Allerdings wäre es bei einer möglichen Tat durch eine Befragung nach 4 Jahren ohne ein Geständnis auch nicht mehr möglich gewesen diese Tat nachzuweisen.

Der Zeugenstatus hat somit in diesem Fall weitaus weniger Gewicht als er bei einer zeitnahen Befragung hätte haben können.

Dieser Makel haftet nun dem SB , womöglich völlig zu Unrecht - der Kripo jedoch mit voller Verantwortung an.

Kleiner Hinweis, in dem Fall gab es nie eine Öffentlichkeit Fahndung mit Phantombild. (a)
Letztendlich begründen das die Ermittler mit zu schützenden Persönlichkeitsrechten, was ich voll nachvollziehen kann. (b)

(a) Eben das hätte mich gewundert, wenn er nur Zeuge sein soll.
(b) meine Rede

@thrude
Nein, das hat Böhm zu verantworten.

Wurde der Bärtige nicht eher gesucht, weil er LTiR kennen könnte ? H. hat ja jemanden beschrieben, der eventuell von Tanja bei der T.-Sichtung verdeckt wurde und das Bindeglied in dieser Situation war halt der Bärtige.

@hallo-ho

Ja, es werden manchmal Photos oder Beschreibungen von Zeugen veroeffentlicht, wenn sich diese Zeugen nicht von sich aus gemeldet haben, oft auch zB Photos von Autos, die irgendwo vorbeifuhren. Aber da wird immer dazu gesagt, dass man die Betreffenden gerne als Zeugen vernehmen moechte.

@grizzlyhai

Ja, das war die Interpretation des Polizisten, der dann einen Leserbrief an die Zeitung geschrieben hat.

Ob das nun angemessen ist oder nicht sei dahingestellt, man haette den Betreffenden aber auf jeden Fall ermitteln sollen, weil er ein Zeuge war. Er stand bei der letzten gesicherten Sichtung von TG hinter oder neben ihr, und er koennte etwas gesehen haben, zB ob TG sich zuvor mit jemand anderem unterhalten hat, oder ob jemand TG gefolgt ist, als sie Richtung Stuckradweg aufbrach.

Das war nicht nur die letzte gesicherte Sichtung, sondern man hatte auch noch einen gesicherten Zeitpunkt dafuer, da TG telephoniert hat. Das war der Fixpunkt, mit dem die Polizei bei der Wegstreckenberechnung und der Ortung gerechnet hat.

@SCMP77

SCMP77 schrieb:Nein, das hat Böhm zu verantworten.

Die Versäumnisse der Kripo hat also Herr Böhm zu verantworten - interessant.

@thrude
Dann überlege mal selber, haben die Ermittler jemals von diesem möglichen Zeugen gesprochen, in der Form, dass er identifizierbar wurde?

Eine deutschlandweite Zeugensuche per Phantombild ist sicher schwer durchzusetzen, aber eine lokale – z.B. an der FH – sollte m.E. möglich gewesen sein, ohne Persönlichkeitsrechte zu verletzen. Und diese hätte ja offenbar auch schnell zum Erfolg geführt… evtl. mit anderem Ergebnis, als 4 Jahre später...

@SCMP77

Im Gegenteil, die Polizei hat ja in Ihren Pressemitteilungen immer angegeben, daß der letzte Zeuge (also T.) nicht sagen konnte, ob Tanja in Begleitung war oder nicht.

Darauf wurde auch in der zweiten xy-Sendung extra hingewiesen. Für jeden, der sich mit dem Fall eingehend beschäftigte, mußte es immer eigenartig erscheinen, daß Tanja bei der vorletzten Zeugensichtung (durch H.) offensichtlich in Begleitung (LTiR) gewesen war, bei der letzten Sichtung (durch T. und die zwei Freundinnen), die ja unmittelbar darauf, wenige Minuten später, am selben Ort (Bierstand) stattfand, diese (r) Begleiter aber anscheinend spurlos verschwunden waren.

Wenn Böhm, Deschunty, Kaes und Tim selbst (im Interview in der WDR-Sendung) recht haben, wurde Tanja bei der zweiten Sichtung eben doch in Begleitung gesehen. Dies wurde jedoch von der Polizei ganz bewußt verschwiegen (Diese Aussage ist ein Fakt, und in sich noch kein Vorwurf an die Polizei, denn die Gründe können ermittlungstaktisch oder persönlichkeitsrechtlich sein).

Erst in der Lanz-Sendung vom Mai 2014 gab RA Böhm einen sehr dezenten Hinweis auf den Spitzbart:

Böhm: "Ja, es gab sehr gute Anhaltspunkte bereits 2007, um einen Zeugen hier zu ermitteln, der eventuell dann zu dem Unbekannten hingeführt hätte."

Am 07.12.2014 steht im Trierer Volksfreund (Rolf Seydewitz):

... Und die Frau aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) und ihr Rechtsanwalt Detlef Böhm erheben jetzt schwere Vorwürfe gegen die Ermittler. So sei etwa das Umfeld von Tanjas damals noch neuem Freundeskreis nie durchleuchtet worden, kritisiert der Trierer Jurist, einigen Hinweisen sei darüber hinaus gar nicht oder erst viel zu spät nachgegangen worden. ...

Am 27.1.2015 dann der Leserbrief des pensionierten Beamten Deschunty zu diesem Artikel:

... Ein Phantombild [Anm.: von LTiR] gibt es nicht. Ein solches existiert allerdings seit 2007 von dem "Spitzbart". Dieses sei angeblich veröffentlicht worden. Das trifft nicht zu. Ich habe 2011 (!) bei internen Recherchen einen Mann festgestellt, bei dem es sich um den gesuchten "Spitzbart" handeln könnte. Ich teilte dies dem Leiter der Ermittlungen mit. Daraufhin wurde eine Person festgestellt, über die ich hier aus Gründen der Verschwiegenheitspflicht und der Wahrung der Persönlichkeitsrechte keine Angaben machen kann. Die nachfolgenden Ermittlungen waren völlig unzureichend. ...

Am 18.05.2015 dann der Kaes-Artikel im TV, der explizit auf den SB und die Erwähnung von einer Begleitung Tanjas durch die drei letzten Zeugen eingeht.

Schließlich die WDR-Sendung vom 15.10.2015: Tim sagt, daß Tanja mit "anderen Leuten" da war, zu denen sie nochmal kurz zurück ging.

Nach dem Kaes-Artikel gab es einen Facebook-Eintrag von einem ehemaligen Mitglied des Studierenden-Parlaments der FH-Trier, der angab, daß der SB eine allgemein bekannte Erscheinung im Semester gewesen sei. Hätte die Polizei 2007 beim Studiparlament angefragt, so hätten sie seiner Meinung nach diese Person sofort identifiziert.

Was konnte es für Gründe dafür gegeben haben, für die Suche nach einem Zeugen 2007 ein Phantombild anzufertigen, dieses aber nicht zu benutzen und die Suche erst 2011 wieder aufzunehmen?

(Bitte korrigiert mich, wenn der Ausdruck "Spitzbart" schon vor dem Deschunty-Leserbrief vom Januar 2015 in der Öffentlichkeit gefallen ist!)

In der WDR-Sendung sagte er, sie ging nochmal zu den Leuten, also muss ja doch ein oder mehrere Bekannte da gewesen sein. Was sollte dann das hin und her bezwecken ?

@TheoTiger

TheoTiger schrieb:Was konnte es für Gründe dafür gegeben haben, für die Suche nach einem Zeugen 2007 ein Phantombild anzufertigen, dieses aber nicht zu benutzen

nach allem hin und her, Zeugen und Schreie hier und da, dürfte an der Stelle jemanden der Kragen geplatzt sein.. mit ein Grund warum ich nicht an die Schreie vom Moselufer glaube - auch dann nicht wenn sie jetzt plötzlich von der Bergstation gekommen sein sollen..

Ich korrigiere, bzw. ergänze meine Aufzählung. Die Erwähnung eines "Spitzbartes" fand bereits im o.g. Artikel vom 07.12.2014 im TV statt:

Als Indiz für seine These führt Böhm an, dass einer der in der Nacht ihres Verschwindens zuletzt in der Nähe Tanjas gesehenen Männer erst Jahre später identifiziert worden sei – trotz einer recht genauen Beschreibung von Zeugen. Der Mann mit dem Spitzbart soll auf dem FH-Sommerfest mit drei anderen Männern zusammengestanden haben. Ein bislang unbekanntes Mitglied dieser Gruppe soll einen Kommilitonen der Studentin mit den Worten „He, lass Tanja in Ruhe“ angeblafft haben.

Hier ist sogar von 3 anderen Männern die Rede.

@FadingScreams

Jemandem ist der Kragen geplatzt, weil es so viele Zeugen und Schreie gegeben hat? Und dann wurde die Suche nach dem Zeugen Spitzbart eingestellt? Die Logik erschließt sich mir nicht.

nein @TheoTiger

die Suche nach dem SB wurde nicht eingestellt wegen der Zeugen und Schreie. Ich denke eher dass die Ermittlungen immer wieder "beeinflusst" wurden.. Wie äußerte man sich aus Ermittlerkreisen? "Spekulationen hatten wir genug.. so oder so ähnlich. "Gefühlt" müssen diese "Einmischungen" in die Ermittlungen sehr massiv gewesen sein.. so massiv dass ein Schlussstrich gezogen werden musste - vermutlich auch um gewisse Personen zu schützen..

@FadingScreams

Soweit ich mich erinnere, beklagte die Polizei sich über die hanebüchenen Spekulationen aus dem Internet. Und die waren ja auch zum Teil völlig haltlos - z.B. "trierbuffies" mit der These, Tanja sei in Wirklichkeit nie auf dem Fest gewesen.... Und Radovin Zips (o.s.ä.), der behauptete, Tanja hätte verschwinden müssen, weil sie Zeugin in einem Prozess gegen einen Getränkehersteller gewesen sei... Das Ganze mit völlig wirrem "Beweismaterial". Etc. pp. Aber ich glaube nicht, daß das die Polizei aus dem Konzept gebracht hat. Wäre schlimm, wenn es so wäre.

Und: Um bestimmte Personen zu schützen? Aber warum sollte man eine Person schützen, von der man noch gar nicht weiß, wer sie ist? Was spricht dagegen, einen Zeugen zu suchen?

@Sector3
Also eine örtliche Fahndung ist genauso kritisch, da dabei in beiden Fällen gerade das persönliche Umfeld des Betroffenen davon erfährt. Es besteht so gut wie kein Unterschied zu der Bundesweiten Fahndung und daher genauso wenig mit dem Schutz der Persönlichkeitsrechte vereinbar.

Bzgl. des Erfolges, die LTir-Sichtung hat eben grundsätzliche Probleme. Wenn die so sich abgespielt hat, wie geschildert wurde, wäre es eher unwahrscheinlich, dass sich diesbzgl. kein weiterere Zeugen gemeldet habe, am Getränkestand wird es genügend Zeugen für eine solche Szene gegeben haben, die dann sich noch einige Tage später hätten erinnern können. Und SP war auch erst später dort gesehen worden (hier behauptet Böhm etwas, was den Sichtungen nicht zu entnehmen ist).Irgendwelche Zusammenhänge waren von vornherein höchst spekulativ und hatten eben nie eine öffentliche Fahndung begründen können. Er war nur einer von vielen.

Dass Böhm anderer Ansicht ist halt so, aber hier ist auch zu berücksichtigen, dass er kein Strafverteidiger ist und in diesen Dingen - im Gegensatz zu den Ermittlern- keine praktische Erfahrung hat

@TheoTiger
Also Du siehst es eben auch so, dass die Ermittler nichts damit zu tun hat, dass ein schlechtes Licht auf SP gefallen ist. Ja letztendlich war es zum Teil Deschunty und Böhm, aber in erster Linie Kaes hat.verantworten hat und nicht die Ermittler, wie @thrude das ursprünglich behauptet hat

Und nochmal zu dem letzten Böhm-Zitat, Böhm wirft hier zwei zeitlich unterschiedliche Sichtungen zusammen, das dürfen eben so die Ermittler gar nicht machen. SP wurde in der 1. Sichtung trotz des auffälligen Merkmals nicht gesehen, aber das suggeriert uns hier Böhm oder der Schreiber. Wenn das wirklich so von Böhm gesagt wurde, fehlt ihm dann die notwendige Objektivität.

Klar, er vertritt Frau Gräff und braucht daher nicht objektiv zu sein, aber das sollte man dann immer auch berücksichtigen.

gemeint sind nmM nicht oder nicht nur

TheoTiger schrieb:die hanebüchenen Spekulationen aus dem Internet

letztendlich haben von Anfang an alle möglichen Leute (gut gemeinter Weise) versucht die Ermittlungen zu unterstützen (oder auch voranzutreiben). In wie weit das Einfluss auf die Ermittlungen gehabt haben könnte weiß ich natürlich nicht. Fakt ist dass es auch intern gehörig gekracht hat und nicht erst durch Deschuntys außerdienstliche Einmischung.

Nur mal zur Info:
Im Fall der ermordeten Bankiersgattin aus Heidenheim wurde damals mit einem Phantombild (Zopfmann) bundesweit nach einem Zeugen gefahndet.
Scheint also nicht unüblich zu sein, per Phantombild nach Zeugen zu suchen.

@Schimpanski

Noch ein Beispiel:

Im Mordfall der siebenjährigen Mary-Jane aus Zella-Mehlis wurde ein Zeuge mit Phantombild gesucht. Das Opfer war bereits gefunden worden, im Gegensatz zu Tanja
Gräff, die noch hätte leben können.

TheoTiger schrieb: im Gegensatz zu Tanja
Gräff, die noch hätte leben können.

was meinst du damit? Dass Tanja während der ersten Ermittlungen, Freitag nachmittag und evtl. auch später, noch am Leben war?