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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

146 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Berlin, Pepper ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

20.02.2015 um 14:01
Mir ist heute erst aufgefallen, dass dieser Prozess hier bei allmy überhaupt nicht verfolgt wird, obwohl ich mittlerweile schon mehrere Artikel dazu im Tagesspiegel gelesen habe. Die Angelegenheit hat sich inzwischen in eine völlig andere Richtung entwickelt seit dem letzten Posting vom Juli.



http://www.tagesspiegel.de/berlin/gerichtsprozess-um-entfuehrer-vom-storkower-see-weiter-chaos-im-prozess-um-den-maskenmann/11397270.html

http://www.tagesspiegel.de/suchergebnis/ (Archiv-Version vom 19.02.2015)

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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

20.02.2015 um 14:08
Sorry, der 2. Link ist sinnlos.

Weitere Artikel zu dem Fall findet man über die Suchfunktion vom Tagesspiegel unter dem Stichwort "Maskenmann".


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

20.02.2015 um 15:41
Danke @eldec , dass du diesen Fall wieder ins Gedächtnis rufst. Man fragt sich, ob es in dem Prozess eigentlich noch um die Taten / den mutmaßlichen Täter geht oder um die fragwürdige Ermittlungsarbeit.

Hier noch ein interessanter Artikel von letzter Woche, der Zweifel an der Täterschaft von Mario K. laut werden lässt:

http://www.berliner-zeitung.de/brandenburg/maskenmann-prozess-experte-entlastet-den-angeklagten-im-maskenmann-prozess,10809312,29838600.html
MASKENMANN-PROZESS
Experte entlastet den Angeklagten im Maskenmann-Prozess
Von Katrin Bischoff

Der Angeklagte Mario K. im Maskenmann-Prozess wurde an diesem Donnerstag stark von einem Experten entlastet. Foto: dpa
Der Maskenmann-Prozess sollte Gewissheit darüber erbringen, ob Mario K. wirklich für die brutalen Überfälle auf zwei Berliner Familien verantwortlich ist. Erst einmal überführt, sollte er seine gerechte Strafe bekommen. Nun mehren sich immer mehr Zweifel, ob mit ihm überhaupt der richtige auf der Anklagebank sitzt.


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Sitzt der Falsche als mutmaßlicher Maskenmann auf der Anklagebank im Landgericht in Frankfurt (Oder)? Immer mehr Indizien weisen darauf hin. Dabei sollten gerade Indizien den 47-jährigen Mario K. in dem Verfahren um die brutalen Überfälle auf zwei vermögende Berliner Familie überführen. Denn den klassischen Beweis gegen Mario K. gibt es nicht. Und bisher kam in dem seit Mai vergangenen Jahres laufenden Prozess eine Polizeipanne nach der anderen zutage.

Am Donnerstag hat nun ein orthopädischer Gutachter die Zweifel an der Täterschaft des gelernten Dachdeckers weiter genährt. Der Berliner Sachverständige Bodo Paul sollte erklären, ob der am Knie verletzte Mario K. springen, schnell laufen und sich vor allem behände durch ein Sumpfgebiet bewegen könne. In dem Gebiet war der im Oktober 2012 aus seinem Haus am Storkower See verschleppte Investmentbanker Stefan T. nach eigenen Angaben von seinem Entführer abgelegt worden. Lautlos und schnell habe sich der Täter in dem Sumpfgebiet fortbewegt, hatte Stefan T. ausgesagt. Der Entführer wollte offenbar eine Millionensumme erpressen.

Bodo Paul schloss aus, dass der Angeklagte durch den unübersichtlichen Sumpf am Storkower See hätte laufen können. Der mehrfach Vorbestrafte hat vor Jahren nach einer Schussverletzung eine Arthrose im rechten Knie erlitten, er kann das Bein nicht mehr als 90 Grad beugen. Danach blockiert das Knie. Mit seiner Aussage schloss der Orthopäde praktisch aus, dass Mario K. der Entführer gewesen sein kann. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann er nicht durch diesen Urwald laufen“, sagte der Professor, nachdem er ein Video von dem Sumpfgebiet und einen Polizisten gesehen hatte, der sich durch das Areal schleppt. Jeder, der durch diesen Morast mit den tiefen Wasserlöchern, den Büschen und umgestürzten Bäume klettere, müsse das Bein stärker als 90 Grad beugen, sagte Paul. Der Angeklagte könne mit seiner Erkrankung jedoch sehr wohl eine Böschung hinaufklettern oder auf einem Dach sicher stehen. Er kompensiere die Verletzung mit der Muskelkraft seiner Oberschenkel und könne durch seine gute körperliche Konstitution seinen Alltag fast schmerzfrei bewältigen.

Weitere Untersuchung?

Auf Nachfrage der Nebenklagevertreter, wie es denn sein könne, dass der zuletzt im Wald lebende Angeklagte mehr als 100 Kilometer am Tag Fahrradfahren konnte – Mario K. war dabei von der Polizei observiert worden – antwortete Paul: „Das ist kein Problem, weil dadurch das Bein nicht mehr als 90 Grad gebeugt wird.“ Fahrradfahren, Treppensteigen, Autofahren und Spazierengehen seien für Mario K. möglich. Um zu klären, ob er springen oder schnell laufen könne, empfahl Paul, einen Neurologen hinzuzuziehen, der den krankhaften Zustand eines Wadenmuskels messen und die Fragen eindeutiger beantworten könne. Dem stimmte auch der Angeklagte zu.

Mario K. hatte schon zu Beginn des Prozesses beteuert, unschuldig zu sein. Klar ist bisher, dass sich die Ermittlungen sehr schnell auf den 47-Jährigen fokussiert hatten, dass andere Spuren durch die Fahnder der Sonderkommission nicht weiterverfolgt wurden. Klar ist auch, dass Kriminalisten kritische Fragen an den entführten Stefan T. nicht stellen durften. Sie hatten Zweifel an den Angaben des Mannes und den Verdacht geäußert, die Entführung könnte vorgetäuscht sein.

Stefan T. hatte angegeben, er sei aus seinem Haus verschleppt und an einem Kanu hängend über lange Zeit durch das kalte Wasser des Storkower Sees bis zu dem Sumpfgebiet gebracht worden. Dort sei er gefesselt worden. Er konnte sich nach eigenen Angaben nach 33 Stunden selbst befreien und im Dunkeln aus dem Sumpf entkommen. Das alles hatte er ohne einen Kratzer überstanden. Dass das unmöglich ist, hatte ein Gerichtsmediziner in dem Prozess bereits geurteilt.



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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.03.2015 um 15:01
"Maskenmann-Prozess" Richter beschlagnahmt Ermittlungsprotokolle der Polizei

06.03.2015 22:47 Uhrvon Claus-Dieter Steyer

Hinter diesem gelben Hefter verbirgt der mutmaßliche "Maskenmann" im Gerichtssaal sein Gesicht.Bild vergrößernHinter diesem gelben Hefter verbirgt der mutmaßliche "Maskenmann" im Gerichtssaal sein Gesicht. - Foto: dpa

Das Verfahren in dem Entführungsfall wird seit geraumer Zeit von der schlampigen Polizeiarbeit bestimmt. Der Vorsitzende Richter hat jetzt die Herausgabe der Akten der Polizei veranlasst.

Irgendwann riss beim Vorsitzenden Richter im sogenannten „Maskenmann-Prozess“ am Freitag der Geduldsfaden. Er beschlagnahmte im Landgericht Frankfurt (Oder) kurzerhand die Protokolle über die ersten Ermittlungen der Polizei nach Bekanntwerden der spektakulären Entführung im Oktober 2012.

Der im Zeugenstand sitzenden Kriminalbeamtin war es zuvor nicht gelungen, von ihren Vorgesetzten in der Mordkommission eine Freigabe der Akten zu erhalten. 40 Minuten hatte sie telefoniert, um dem Gericht dann mitzuteilen: „Ich habe leider kein Ergebnis.“ Niemand wolle sich dazu äußern.

Ende des Verfahrens wegen Pannen nicht absehbar

In den Akten selbst standen nur die üblichen polizeilichen Schritte zur Tätersuche, nachdem sich das mutmaßliche Entführungsopfer nach eigenen Angaben selbst befreit hatte. Doch diese am Freitag zutage getretene unzureichende Führung der Polizeiarbeit in Frankfurt passt zum Prozessverlauf. Da sich mindestens die Hälfte aller bisher 48 Verhandlungstage mit der voller Pannen gespickten Polizeiarbeit beschäftigten, ist ein Ende des Verfahrens noch längst nicht abzusehen. Vor dem Frühsommer und damit mehr als ein Jahr nach Prozessauftakt spricht das Gericht auf keinen Fall ein Urteil über den angeklagten Mario K.

Der Verteidigung wird dabei die Arbeit für den Nachweis der Unschuld ihres Mandanten ziemlich leicht gemacht. Denn die wichtigsten Argumente für ernste Zweifel am Ablauf der vom mutmaßlichen Opfer geschilderten Entführung kam von kritisch zu ihren Vorgesetzten eingestellten Polizisten. Sie durften auf „Weisung von oben“ eben nur in eine Richtung, und zwar nur gegen Mario K. ermitteln.
Motiv bis heute nicht erkennbar

„Es gab durchaus andere Verdächtige“, sagte die Polizeibeamtin Yvonne B. gestern. Darunter hätten sich ein ehemaliger Polizist aus Berlin, Bekannte des Opfers und Mitglieder der Türsteher-Szene befunden. Vor allem sei ein Motiv der beiden Überfälle auf die Berliner Unternehmerfamilie P. auf dem Anwesen in Bad Saarow nicht gefunden worden. Im Unterschied dazu trug der später entführte Bankier Stefan T. einen Brief mit der Forderung von einer Million Euro in der Tasche. Den habe er auf Anweisung des Entführers schreiben müssen, sagte er. Zur Geldübergabe sei es aber nicht gekommen, da er sich nach 35 Stunden Gefangenschaft selbst befreit habe./ZITAT]

http://www.tagesspiegel.de/berlin/maskenmann-prozess-richter-beschlagnahmt-ermittlungsprotokolle-der-polizei/11471050.html



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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

11.03.2015 um 12:38
@eldec

Erstmal Danke, dass du diesen Fall wieder in mein Gedächtnis gerufen hast.

Hier ist ein neuer Bericht, zu dem Fall.

Maskenmann-Prozess

Nebenklägerin: Angreifer kam federnden Schrittes

10:21 Uhr
von Claus-Dieter Steyer

Ein weiterer medizinischer Gutachter sagt im Maskenmann-Prozess aus. Er schließt leichtfüßige Bewegungen nicht komplett aus. Die Verteidiger wollen erneut die Unschuld ihres Mandanten beweisen.


Petra P. hatte sich am Dienstag zum Prozess Stiefel mit flachen Absätzen angezogen. Die Nebenklägerin im sogenannten Maskenmann-Prozess sollte im Gerichtssaal in Frankfurt (Oder) noch einmal zeigen, wie sich der Angreifer im Mai 2011 auf ihrem Grundstück auf sie zubewegt hatte. Tänzelnd wie ein Kampfboxer federte sie über das Parkett. Ein orthopädischer Gutachter wollte beurteilen, ob sich der Angeklagte Mario K. wegen seiner Knieverletzung überhaupt so locker bewegen könne.

Nach dem Auftritt der Ehefrau eines Berliner Unternehmers bot auch der Gutachter an, selbst einmal einen solchen Angriff aus seiner Sicht zu zeigen.

„Ich habe zwei operierte Knie und kann beurteilen, welche Schmerzen der Angeklagte durch seine Schussverletzung im rechten Bein haben muss“, sagte der 42-jährige Arzt aus Neuhausen bei Cottbus. „Bei mir sieht es eher so als, als hätte ich zwei Holzbeine.“ Seine Füße hob er nur wenige Zentimeter vom Boden ab.

Der Angeklagte hat Knieverletzungen - von Schusswaffengebrauch

Der Gutachter schloss jedoch nicht aus, dass der Angeklagte Mario K. in der Lage wäre, sich so leichtfüßig zu bewegen. „Das ist zwar nach meinen elektro-physiologischen Messungen im Knie schwer vorstellbar, aber vielleicht hat er trotz eines zerstörten Nervs sich kurz so bewegt.“ Die Verletzungen im Knie hatte sich der Angeklagte bei einem Schusswaffengebrauch 1997 in Berlin zugezogen.

Wie schon bei einem im Februar gehörten ersten Gutachter wollten die Verteidiger erneut die Unschuld ihres Mandanten beweisen. Er soll nicht nur zweimal die Familie P. in Bad Saarow überfallen, sondern im Oktober 2012 auch den Berliner Bankier Stefan T. entführt haben, um von seiner Familie eine Million Euro für die Freilassung zu erpressen.

Der Orthopäde hatte damals ausgesagt, dass sich ein Mann mit einer derartigen Knieverletzung wie beim Angeklagten niemals in ein Sumpfgebiet wie am Storkower See begeben hätte. Doch genau dort soll die 35 Stunden dauernde Entführung stattgefunden haben. Stefan T. hatte sich nach eigenen Angaben selbst aus den Fesseln des Entführers befreien können.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/maskenmann-prozess-nebenklaegerin-angreifer-kam-federnden-schrittes/11485642.html


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 18:50
Maskenmann-Prozess: Beweisanträge und neue Zeugen

Frankfurt (Oder) (MOZ) Im Prozess um die Übergriffe auf zwei Millionärsfamilien in Bad Saarow und Storkow hat die Staatsanwaltschaft am Montag nicht mit ihrem Plädoyer begonnen. Weil die Verteidiger des Angeklagten neue Beweisanträge gestellt haben, sollen weitere Zeugen gehört werden.

Mit den Aussagen der Zeugen wollen die Rechtsanwälte Axel Weimann und Christian Lödden beweisen, dass die Entführung des Unternehmers Stefan T. niemals stattgefunden hat. Im Detail geht es um einen Steg am Storkower See. Dort will Stefan T. im Oktober 2012 von seinem Entführer ins Wasser gedrängt worden sein. Im vorigen Jahr hatte das vermeintliche Opfer die Tortur umfangreich vor Gericht beschrieben. Demnach ging es mit verbundenen Augen und gefesselten Händen in das zwölf Grad Celsius kalte Wasser.

Obwohl der Unternehmer die Szene am See sehr ausführlich beschreibt, fehlt vermutlich ein wichtiges Detail. Es geht um ein Boot, das zur Tatzeit an dem Steg gelegen haben soll. Rechtsanwalt Weimann erklärt am Montag, dass das Boot sowohl am Steg als auch an einem Pfosten mit einem Seil befestigt war. "Um in den See zu laufen, hätte er das Seil übersteigen müssen", formuliert er seine Zweifel an der Aussage des vermeintlichen Entführungsopfers. Weil solch ein Hindernis in der Aussage des Unternehmers nie zur Sprache kam, ist der Anwalt überzeugt, dass die Geschichte von Stefan T. "nicht erlebnisbasiert" sein kann.

Bezeugen soll die Lage und die Befestigung des Bootes der Inhaber des Stegs, ein 72-jähriger Rentner aus Leipzig. Die Hoffnung, dass der Mann noch in dieser Woche vor Gericht gehört werden kann, zerstörte sich bei einem Telefonat. "Herr G. ist in Ulm bei einer Geburtstagsfeier und sieht sich nicht in der Lage, morgen hier zu erscheinen", sagte der Vorsitzende Richter Matthias Fuchs nach dem Anruf.

Noch schwieriger als der Rentner wird Mohamed B. zu finden sein. Die letzte Adresse des Zeugen ist ein Asylbewerberheim in Berlin. Dort soll der Flüchtling aber längst nicht mehr wohnen. "Der Mann ist Anfang Mai in Berlin zu einer sechsmonatigen Freiheitsstrafe auf Bewährung verurteilt worden", gibt Anwalt Weimann einen Ansatz für Recherchen. Vielleicht kennt der Bewährungshelfer die aktuelle Adresse von Mohamed B.

Große Bedeutung hat der Zeuge für die Verteidigung, weil seine schwarzen Haare und seine DNA an einer Decke gefunden wurden. Sie lag am Tatort auf der Insel am Storkower See. Der Spur war die Sonderkommission "Imker" niemals nachgegangen, weil Mohamed B. kein Deutsch spricht, versucht Rechtsanwalt Weimann "das Desinteresse der Ermittler" zu erklären.

Wie das möglich war? Die Polizei sei immer von einem einzelnen Täter ausgegangen, heißt es in dem Beweisantrag der Verteidigung. Kritiker in den Reihen der Ermittler gehen noch einen Schritt weiter: Der Spur wurde nicht gefolgt, weil die Beamten längst Mario K. als Tatverdächtigen im Visier hatten.

Die Decke soll übrigens auf die Täterschaft von Mario K. hinweisen. Zwar fanden die Ermittler auf dem Stoff weder Haare noch DNA-Spuren des Angeklagten. Polizei und Staatsanwaltschaft haben trotzdem eine Verbindung ausfindig gemacht. Sie besteht allerdings einzig und allein daraus, dass der frühere Besitzer der Decke im gleichen Berliner Stadtbezirk wie Mario K. gewohnt hat.

Fortgesetzt wird der Prozess am 17. April. An dem Tag sollen der Rentner und Mohamed B. gehört werden. Den für heute angesetzten Termin hat die Strafkammer aufgehoben.

http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1377841 (Archiv-Version vom 30.10.2015)


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 19:03
Zitat von Blue_Eyes_Blue_Eyes_ schrieb:Die Decke soll übrigens auf die Täterschaft von Mario K. hinweisen. Zwar fanden die Ermittler auf dem Stoff weder Haare noch DNA-Spuren des Angeklagten. Polizei und Staatsanwaltschaft haben trotzdem eine Verbindung ausfindig gemacht. Sie besteht allerdings einzig und allein daraus, dass der frühere Besitzer der Decke im gleichen Berliner Stadtbezirk wie Mario K. gewohnt hat.
Das ist so lächerlich, ich musste eben richtig laut lachen ... wenn es nicht so traurig wäre, weil ein Mensch wegen dieser Sache vor Gericht steht. Sind die anderen 249.000 Einwohner dieses Berliner Bezirks auch alle tatverdächtig?


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 19:13
Fragwürdige Polizeiarbeit beim Maskenmann-Prozess

STORKOW –
Schläge, Schüsse, Kidnapping – seit einem Jahr steht in Frankfurt an der Oder ein Mann vor Gericht. Doch in dem Prozess geht es schon lange nicht mehr um ihn und die Taten. In den Mittelpunkt gerückt ist die merkwürdige Ermittlungsarbeit der Polizei.t


Das rot-weiße Flatterband sieht verwittert aus. Es spannt sich seit zweieinhalb Jahren von einem Baum zum anderen. Niemand hat sich die Mühe gemacht, die Polizeiabsperrung aufzuheben. Warum auch? Der Weg dorthin führt durch ein sumpfiges Gebiet, durch dichtes Gestrüpp, das ins Gesicht peitscht, vorbei an abgestorbenen Erlen, über grünlich schimmernde Wassergräben, durch Moorlöcher, deren Oberfläche von braun gewordenem Laub abgedeckt wird und trügerisch wie sicherer Waldboden wirkt. Die wirklich kleinen, festen und doch schwankenden Inseln wölben sich um die dünnen, morschen Baumstämme, die brechen, wenn man sich an ihnen festhalten will. Freiwillig geht niemand hier durch.

Das Flatterband umschließt ein Gebiet, in dem sich die Opferinsel befindet. Ein zwei Quadratmeter großes Eiland, auf der ein verschleierter Täter, der Maskenmann, einen entführten Investmentbanker abgelegt und fest mit Paketband verschnürt zurückgelassen haben soll. Das Areal liegt am Ufer des Großen Storkower Sees zwischen dem Storkower Ortsteil Hubertushöhe und der Gemeinde Wendisch Rietz. Ein schmaler, holpriger Knüppeldamm führt hundert Meter vom Ufer entfernt durch dieses unwirtliche Sumpfgebiet.

Axel Weimann und Christian Lödden haben an einem sonnigen Tag Mitte März ihre Anwaltsroben und auch ihre Anzüge im Schrank gelassen. Sie haben das Auto am Ortsrand abgestellt, sind in ihre Wathosen gestiegen und durch den Wald zum Knüppeldamm gelaufen. Vorbei an einer menschenleeren Badestelle und einem Hochsitz, an dem ein Schild darauf hinweist, dass der Weg von einer Kamera überwacht wird.

Vom Knüppeldamm springen die Anwälte, die wie Angler aussehen, hinunter auf den leicht wogenden Boden des sumpfigen Erlenbruchwaldes. „Keine 100 Meter sind es von hier bis zur Opferinsel“, sagt Weimann, er zeigt durch das Gestrüpp in Richtung Wasser, das weit hinter dem Flatterband hell durch die Bäume schimmert. Weimann, 52, ist das vierte Mal hier.

Der Gang zu der Opferinsel ist mühsam. Selbst für Christian Lödden, 30, der erst vor Kurzem beim Tough- Guy-Lauf in England mitgemacht hat und ein versierter Rugbyspieler ist. Immer wieder versinken die Männer im Morast, immer wieder saugen sich die Gummistiefel ihrer wasserundurchlässigen Hosen am Boden der Sumpflöcher fest. Es ist die Strecke, die im Oktober 2012 auch die Geisel auf der Flucht zurückgelegt haben muss. Nur in die entgegengesetzte Richtung. Von der Insel im Sumpf zum Knüppeldamm. Im Dunkeln und auf Strümpfen.

Angeklagter Mario K. hat kein Alibi

Weimann und Lödden sind die Verteidiger von Mario K., der in Frankfurt an der Oder seit knapp einem Jahr vor Gericht steht. Mario K., 47, soll der unheimliche Maskenmann sein, der in den Jahren 2011 und 2012 in Bad Saarow und Storkow mit einer Art Gaze vor dem Gesicht zwei wohlhabende Berliner Familien überfallen und dabei auch den Banker entführt hat. Hass auf Reiche soll das Motiv gewesen sein. Dass die Taten irgendwie zusammenhängen, ist klar. Bei den Überfällen schoss der Täter aus derselben Waffe, einer Ceska. Aber ist Mario K. dieser Maskenmann? Der Sumpf, da sind sich die Anwälte sicher, entlastet ihn.

Die Staatsanwaltschaft hat vor Gericht eine scheinbar lückenlose Indizienkette präsentiert, die die Schuld von Mario K. belegen soll. Der durchtrainierte Mann hat für die Tatzeiten kein Alibi. Er ist ein Einsiedler, der sich in sumpfigen Gebieten auskennt. Er saß bereits mehrere Jahre im Gefängnis. 1997 hatte er in einem Lokal in Berlin um sich geschossen – mit einer Ceska. Im Jahr 2004 wurde Mario K. gefasst, nachdem er mehrere Jachten angezündet hatte.

Er war dabei mit einem Kajak unterwegs. Ein Förster entdeckte sein Zelt auf einem morastigen Eiland im Köpenicker Seddinsee, er rief die Polizei. Den Beamten sprang Mario K. mit schwarzem Neoprenanzug und geschwärztem Gesicht entgegen. Für fünf Jahre und drei Monate musste er ins Gefängnis.

Nach seiner Haftentlassung trainierte er in einem Schützenverein – mit einer Ceska. Und bei Mario K. wurden die gleichen Briefmarken entdeckt, die auch auf den Erpresserbriefen klebten, mit denen der Täter seine Geisel freipressen wollte. Die Marken „600 Jahre Universität Leipzig“ wurden im Jahr 2009 gedruckt. In einer Auflage von 912 Millionen Stück. Doch trotz allem haben selbst erfahrene Ermittler Zweifel, dass Mario K. der Täter ist. Er selbst beteuert, der Falsche zu sein

Die Kugel trifft den Leibwächter

In dem Prozess geht es schon lange nicht mehr um Mario K., um die Taten. Im Mittelpunkt steht die merkwürdige Ermittlungsarbeit der Polizei. Es geht um berechtigte Fragen, die die Fahnder den Opfern aber nicht stellen durften. Um Spuren, die bewusst unbeachtet blieben. Um Dinge, die Mario K. entlastet hätten, die aber, so sieht es jedenfalls aus, aus Polizeiberichten gestrichen wurden. Offenbar war alles irgendwann nur noch dem einen Ziel untergeordnet: nach zwei Jahren Fahndung nach einem Phantom sollte der Öffentlichkeit endlich ein passender Täter präsentiert werden. Mario K. passte.

Die erste Tat, die er begangen haben soll, ereignet sich am 22. August 2011 in Bad Saarow. Petra P. ist an diesem Montag allein in ihrer Villa. Sie lebt getrennt von ihrem Ehemann, einem einflussreichen Berliner Immobilienunternehmer. Zunächst ist es ein Tag wie jeder andere, sagt sie später im Prozess. Nur ihre drei Hunde bellen wie wild. Gegen 22 Uhr lässt die 58-Jährige die Tiere noch einmal hinaus. Sie öffnet die Tür. Die Hunde stürzen in die Dunkelheit. Als Petra P. ihnen folgt, kommt eine dunkle Gestalt mit Sturmhaube aus dem Gebüsch gesprungen, tänzelt geduckt wie ein Boxer auf sie zu und prügelt im Stakkato mit einem Schlagstock auf sie ein.

Petra P. fallen an der Sturmhaube die weißen Nähte um die Öffnungen für Augen und Mund auf. Sie beschreibt den Täter als durchtrainiert und nicht sehr groß. Sie sieht sehr markante, sehr helle, furchtbar bösartige Augen, einen rotblonden Drei-Tage-Bart auf der Oberlippe, helle Augenbrauen, Sommersprossen. Petra P. ist sicher: Der Unbekannte will sie töten. Sie überlebt schwer verletzt, weil ihr aus dem Nachbargebäude eine Haushälterin zu Hilfe eilt.

Mario K. passt so gar nicht zu der Beschreibung. Er hat kurze brünette Haare, einen dunklen Vollbart, dunkle Augenbrauen. Er ist 1,85 Meter groß. Trotzdem betont Petra P. vor Gericht immer wieder, dass er der Täter ist.

Zwei Monate bleibt es nach dem Überfall ruhig. Die Polizei rätselt über das Motiv der Tat. Liegt es in den Immobiliengeschäften der Familie in Bad Saarow, den Berliner Unternehmungen oder im privaten Bereich? Noch bevor die Fahnder eine Spur finden, schlägt offenbar derselbe Täter wieder zu.

Am Morgen des 2. Oktober 2011 schießt ein maskierter Mann in Bad Saarow mit einer Ceska auf Louisa P., die 23-jährige Tochter von Petra P. Die junge Frau kann unverletzt fliehen, weil sich ihr Leibwächter, der nach dem Überfall auf ihre Mutter engagiert wurde, dem Täter in den Weg stellt. Ein Schuss trifft den Bodyguard im Rücken. Sieben Monate liegt der 31-Jährige im Krankenhaus, er ist vom zwölften Brustwirbel abwärts gelähmt.


Der Leibwächter rollt jeden Verhandlungstag im Rollstuhl in den Gerichtssaal. Er stellt den maskierten Täter als sportlichen, 1,80 Meter großen Mann dar. Als geübten Schützen, der nicht zum ersten Mal auf einen Menschen geschossen hat. Er sagt nicht, dass er in Mario K. den Schützen wiedererkennt.


Gefesselt mit Klebeband

Ein Jahr lang passiert nichts. Dann wird Stefan T., das Vorstandsmitglied einer Berliner Kapitalgesellschaft, in Storkow entführt. Der 51-Jährige lebt mit seiner Familie in Wannsee und hat sich in Storkow den Traum von einer Villa am See erfüllt. Die Kleinstadt liegt nur zehn Kilometer von Bad Saarow entfernt.

Stefan T. ist ein großer, schwerer Mann, der vor Gericht mit auffallend emotionsloser Stimme von seiner Entführung erzählt. Eine abenteuerliche Geschichte, die aber vielleicht auch wahr ist, gerade weil sie so unglaublich klingt. Doch die vielen Widersprüche durften die Ermittler nicht aufklären.

Am 5. Oktober 2012 fährt Stefan T. mit seiner Frau Sabine und dem elf Jahre alten Sohn nach Storkow. Die Familie will in ihrem Haus das Wochenende verbringen. Es ist ein windiger, regnerischer Tag. Gegen 17 Uhr kommen sie in der Storkower Villa an. Abends lässt sich Stefan T. im Kaminzimmer nieder, er liest Zeitung und trinkt Rotwein. Später schaut er mit seinem Sohn den Film „Indiana Jones“ auf DVD. Gegen 21.30 Uhr lässt seine Frau den Hund in den Garten, die Tür bleibt wie immer offen. Der Hund bellt ungewöhnlich laut.

Plötzlich steht ein Mann in der Tür. Er ist kleiner als Stefan T., der 1,81 Meter misst. So schildert es Stefan T. zumindest der Polizei. Der Hausherr greift nach der halbleeren Weinflasche und schleudert sie in Richtung des Maskierten. Die Flasche verfehlt ihr Ziel. Der Unbekannte schießt in die Decke. Schon bald wird feststehen, dass es dieselbe Waffe ist, die in Bad Saarow benutzt wurde.

In dem Moment weiß Stefan T., dass Widerstand zwecklos ist. Der Täter will Geld. Er befiehlt Sabine T., ihren Ehemann mit Paketband zu fesseln. Der Manager bittet, zuvor noch einen blauen Kaschmirpullover über sein Polohemd ziehen zu dürfen. Doch woher weiß er, dass ihn der Täter hinausführen wird?

Sabine T. ist wie versteinert, der Sohn nimmt das Klebeband. Er bindet seinem Vater die Hände auf dem Rücken zusammen. Auch die Augen werden verklebt. So gefesselt, wird Stefan T. ins Freie geführt. Der Täter droht, Stefan T. zum Krüppel zu schießen, sollte die Polizei alarmiert werden. Für das, was die Geisel nun schildert, gibt es keine Zeugen.

Verschleppt in den Sumpf

Der Investmentbanker muss über eine Hecke auf das Nachbargrundstück steigen. Dann wird er durch das Gartentor zum See geführt. So die erste Aussage. Ein Spürhund findet später keine Spur des Mannes an dem Tor, sondern einige Meter davon entfernt auf beiden Seiten des Zauns. Als Stefan T. davon hört, korrigiert er seine Angaben. Es könne auch sein, dass er über den Zaun steigen musste, sagt er nun. Das Hindernis ist 1,10 Meter hoch. Und noch etwas erschließt sich nicht: Der Spürhund der Polizei verfolgt die Spur von Stefan T., sie führt nach rechts, zu einem Steg.

Doch Stefan T. will an einen Anleger linkerhand vom Gartentor geführt worden sein. Er muss dort nach eigenen Angaben zehn bis 15 Meter weit ins kalte Wasser steigen. Bis zur Hüfte. Der Täter bindet ihm dort die Arme los und legt ihm eine Schlinge um den Oberkörper. Unter der Wasseroberfläche holt Stefan T. seine Hausschlüssel, die er immer bei sich trägt, aus der Hosentasche und lässt sie unbemerkt ins Wasser gleiten.

Das Schlüsselbund wird später von Tauchern gefunden. In kniehohem Wasser. Unklar ist auch, wie Stefan T. so einfach ins Wasser laufen konnte, war doch am Steg offenbar ein Boot festgemacht. Da man wegen des dichten Schilfs nur auf einer Seite des Liegeplatzes ins Wasser kommt, hätte er mit verbundenen Augen umständlich an dem Boot vorbei durch das bis an den Liegeplatz heranwachsende Schilf waten müssen. Von einem Hindernis hat er aber nichts berichtet.

Stefan T. muss sich, mit der Schlinge um die Brust, am Heck eines Kajaks festhalten, er kann nach eigenen Angaben durch kleine Seeschlitze etwas erkennen. Er wird etwa 20 Minuten durch den See gezogen, ohne vom Heck des Bootes abzurutschen. An einer schilffreien Stelle am Ufer hält der Täter. Er steigt aus, bläst mit 20, 25 kräftigen Luftstößen eine Luftmatratze auf und sucht sein Opfer „mit einer sehr professionellen Leibesvisitation“, so Stefan T., selbst an intimsten Körperstellen nach Ortungsgeräten ab. Warum aber sollte der Banker so etwas an seinem Körper versteckt haben?

Es sind fünf Grad Lufttemperatur. Stefan T. muss sich, nass wie er ist, auf die Matratze legen. So wird er weiter über den See gezogen. Nach einer halben Stunde endet die Fahrt am sumpfigen Ufer unweit des Knüppeldamms. Stefan T., dessen Augen noch immer verklebt sind, muss seine Schuhe ausziehen.

Er wird nach eigenen Angaben durch den Morast dirigiert. Manchmal stolpert er in ein Wasserloch, er bewegt sich mehr auf allen vieren. Das Ziel ist ein zwei Quadratmeter großes Stück festeres Land. Der Täter legt es mit Plastiktüten aus. Stefan T. nennt es seine Opferinsel. Daneben liegt, getrennt durch einen Wasserlauf, die doppelt so große Täterinsel, auf der sich der Maskenmann aufhält.

Allein auf der Opferinsel

Stefan T. bekommt trockene Sachen: ein Kapuzenshirt, eine Jogginghose und fünf Paar Socken. Der Täter bindet ihm die Hände über dem Kopf an einem Baum fest. Stundenlang muss der Manager so ausharren. Stefan T. hat keine Probleme damit.

Als es hell wird, löst der Täter die Fesseln und reist die Augenverklebung ab. Er verbietet Stefan T. aber hochzuschauen. Die Geisel sieht den Mann nur einmal kurz von hinten: Wathose, Gummistiefel, sehr kräftiger Po. Dann muss der Entführte Briefe schreiben. Der Geiselnehmer diktiert. Er verlangt ein Lösegeld von einer Million Euro. Er nennt es seine Altersvorsorge.

Der erste Brief, mit zittrigen Händen geschrieben, gefällt dem Täter nicht. Daran würde die Polizei erkennen, dass sich die Geisel im Freien aufhalte, sagt er. Stefan T. muss von vorn beginnen. Das misslungene Schreiben allerdings lässt er heimlich in seinem Hosenbund verschwinden. Obwohl der Täter alles, was auf seine Spur führen könnte, später penibel zusammenrafft und verbrennt. Unklar bleibt, warum Stefan T. den Brief versteckt und so ein Risiko eingeht.

Am Nachmittag regnet es stark. Der maskierte Unbekannte drückt Stefan T. Spezial-Ohropax in die Ohren, es sind seltsamerweise dieselben, die der Manager beim Schwimmen im See verwendet. Dann verschnürt er seine Geisel wie ein Paket mit Panzer- und Paketband. Zum Schluss sticht er einen Plastikschlauch durch das mehrfach um den Kopf gewickelte Band in den Mund seiner Geisel. Damit soll Stefan T. Wasser aus einem Sumpfloch trinken. Alle Versuche einiger Ermittler, einen solchen Schlauch später durch mehrere Schichten Paketband zu stechen, misslingen.

Der Maskenmann lässt seine Geisel allein, er kündigt aber an, am nächsten Tag noch einmal wiederzukommen. Stefan T. hat Angst zu ersticken. Nach Stunden beginnt er, seine Hände aus dem Klebeband zu lösen. Er macht ein Ohr frei, lauscht. Als er sicher ist, dass der Täter nicht in der Nähe ist, reißt er sich das Paketband aus dem Gesicht und vom Körper. Polizisten fällt später auf, dass er sich dabei weder Wimpern noch Augenbrauen herausgerissen hat.

Tortur ohne Schock

Stefan T. flieht von der Opferinsel. Er stolpert durch den Sumpf und das dichte Gestrüpp. Er irrt eine halbe Stunde umher, bis er hinter sich den Lichtstrahl einer Taschenlampe bemerkt. „Ich habe mich hingeschmissen, mein Gesicht in den Sumpf gedrückt“, sagt Stefan T. später. 45 Minuten sucht der Maskenmann nach seiner Geisel. Dann verschwindet er.

Stefan T. erreicht schließlich den Knüppeldamm, er kennt den holprigen Weg, der zu seiner Joggingstrecke gehört. Er läuft nicht nach rechts, nach Hause, er hat Angst, der Täter könnte ihn abfangen. Er läuft auf Socken in einem „lockeren Joggingtempo“ in die entgegengesetzte Richtung, nach Wendisch Rietz. Dort klingelt er bei einem Ehepaar, das die Polizei ruft.

Stefan T. ist nach der Tortur weder verletzt noch unterkühlt noch hat er Anzeichen eines Schocks. Das stellt ein Notarzt fest, der ihn im Polizeipräsidium in Frankfurt an der Oder kurz untersucht. Der Arzt verweist darauf, dass Stefan T. noch einem Gerichtsmediziner vorgestellt werden muss. Das ist in solchen Fällen Routine.

Doch bei Stefan T. unterbleibt es. Ein Ermittler, der darauf drängt, bekommt vom Leiter der inzwischen eingerichteten Sonderkommission Imker, Siegbert Klapsch, einen Artikel des Nachrichtenmagazins Spiegel in die Hand gedrückt. Es ist ein Bericht über den Selbstmord von Thomas Bögerl. Bögerl war Sparkassenchef im baden-württembergischen Heidenheim, als seine Ehefrau im Jahr 2010 entführt und getötet wurde.

Er erhängte sich, nachdem die Polizei ihn fälschlicherweise verdächtigt hatte. Vor Gericht sagt Kriminaldirektor Klapsch, er habe doch nur verhindern wollen, dass so etwas auch in Brandenburg passiert. Es sei auch mit der Staatsanwaltschaft abgesprochen worden, nicht gegen das Entführungsopfer zu ermitteln.

Kriminaloberkommissar zeigt selbst an

Stefan T. präsentiert den Fahndern kurz nach seiner Selbstbefreiung den misslungenen Erpresserbrief, den er in seiner Jogginghose versteckt hat. Das Schreiben hat keine erkennbaren Wasserflecke, obwohl Stefan T. durch den Sumpf gekrochen sein will. Der Mann, der eigentlich völlig entkräftet sein müsste, führt die Polizei noch am selben Tag zum Sumpfgebiet, zur Opferinsel. Es ist helllichter Tag. Der Mann, der ohne sichtbaren Kratzer nachts durch den Sumpf gestolpert ist, bricht sich nun einen Fuß.

Nur einen Tag, nachdem Stefan T. seinem Entführer entkommen konnte, darf der Manager mit seiner Familie in den Urlaub fliegen. Das befremdet viele in der Soko. Sind doch die ersten Stunden und Tage nach einer Entführung die wichtigsten, um den Täter zu fassen. Zwei Jahre hat die Polizei erfolglos nach einem Phantom gefahndet.

Nun haben die Ermittler endlich einen Zeugen, der viele Stunden in der Gewalt des Maskenmannes war. Doch die Beamten, die Stefan T. in Storkow besuchen, müssen ihre Befragung abbrechen. Der Manager muss den Flieger erreichen. Die Reise nach Mallorca ist nicht etwa lange geplant. Die Familie hat sie spontan im Internet gebucht.

Kriminaloberkommissar Lutz B., der Stefan T. betreut hat, findet nicht nur das eigenartig. Er hat viele Fragen an den Manager, aber er darf sie nicht stellen. Nach Aussprachen mit seinen Vorgesetzten zeigt er sich im August 2013 wegen Strafvereitelung im Amt selbst an. Er will sich nicht strafbar machen.

Auf 20 Seiten, die der Staatsanwaltschaft zugehen, belastet er vor allem den Leiter der Frankfurter Mordkommission, Falk Küchler. Küchler ist zugleich stellvertretender Leiter der Sonderkommission und hat laut B. alle Widersprüche in der Geschichte von Stefan T. ignoriert. Er sei von Küchler zurechtgewiesen worden, die Aussagen des Geschädigten so zu akzeptieren und keine Zweifel an seinen Schilderungen zum Tathergang zu hegen. Es sollte das gemacht werden, was das Opfer möchte, schreibt B. Und auch, dass seit Monaten nur einseitig ermittelt werde. Gegen Mario K.

Ermittler lassen sich versetzen

Die Polizeiführung geht konsequent gegen Zweifler vor. Lutz B. wird versetzt, ebenso ein Kollege. Eine Kriminalistin der Mordkommission bittet darum, freiwillig wieder Streife fahren zu dürfen. Sie wird Praktikantin bei der Polizei in Fürstenwalde. Doch im Prozess treten immer mehr Kollegen auf, die über ihre Bedenken berichten. Eine Beamtin erzählt, sie habe ebenfalls daran gedacht, sich versetzen zu lassen. „Ich kann nicht damit umgehen, wie ermittelt wurde“, erzählt sie.

So habe sie sich gefragt, warum die Wärmebildkamera des Polizeihubschraubers, der in der Nacht nach der Entführung über dem Sumpfgebiet kreiste, keine Menschen wahrgenommen hat. Sie will Stefan T. fragen, wie das sein könne. Doch Soko-Chef Klapsch macht ihr klar, dass man einem Mann mit diesem finanziellen Hintergrund nicht solche Fragen stellt.

Die Kriminalistin bemerkt auch, dass Stefan T. über die Ermittlungen immer bestens informiert ist, seine Aussagen anpasst. Sie erzählt von ihrem Erstaunen, als eine Kollegin, die die Ermittlungsergebnisse auswerten musste, kurz vor Mario K.s Verhaftung erklärte: „K. ist nicht der Täter.“

Schuld scheint zweifelhaft

Zweifel, dass da vielleicht der Falsche auf der Anklagebank sitzt, schürt auch die Aussage des orthopädischen Gutachters. Der Berliner Professor Bodo Paul hat im Prozess mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen, dass Mario K. durch das Moorgebiet mit der Opferinsel laufen kann. Dem Angeklagten ist vor langer Zeit das rechte Knie zerschossen worden. Er leidet an einer Arthrose, kann das Bein nicht mehr richtig beugen.

Gut eineinhalb Stunden dauert der Ausflug der beiden Verteidiger in den Erlenbruchwald – vom Knüppeldamm zur Opferinsel und wieder zurück. Die Richter der Schwurgerichtskammer am Landgericht in Frankfurt müssen in naher Zukunft über die Schuld oder Unschuld von Mario K., über einen Freispruch oder eine lebenslange Freiheitsstrafe entscheiden. Bisher haben sie sich noch nicht selbst in das Sumpfgebiet gewagt.

http://www.berliner-zeitung.de/berlin/im-sumpf-der-ermittlungen-fragwuerdige-polizeiarbeit-beim-maskenmann-prozess,10809148,30234966.html (Archiv-Version vom 02.04.2015)

Sorry, extrem langer Text. Aber lesenswert, wie ich finde.

@eldec

Ja, für mich ist das alles eine einzige Farce, und ich zweifel stark daran, das Mario K. der Täter ist.
Man kann nur hoffen, dass der Richter zum Schluss die richtige Entscheidung fällt. Und da bin ich ganz bei: Im Zweifel für den Angeklagten. Wenn du verstehst, was ich meine.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 20:34
Einiges was die Anwälte des Angeklagten vorbringen klingt interessant, anderes wiederum klingt nach rumreiten auf Unstimmigkeiten die es bei Opfern- und Zeugenaussagen immer geben wird.

Und wenn man sich die Artikel zum Zeitpunkt der Verhaftung des Angeklagten durchliest, wird schon klar warum sich die Ermittler (vielleicht vorschnell) auf ihn als Einzeltäter festlegten:

1992 und 1998 Verurteilungen wegen Verstossen gegen das Waffengesetz, wegen Diebstahls und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte.

Die Schußverletzung des Angeklagten, die in dem von @SilentPain86 am 11.03. geposteten Artikel erwähnt wir, hat sich der Angeklagte lt. Spiegel http://www.spiegel.de/panorama/justiz/entfuehrung-in-storkow-polizei-fasst-verdaechtigen-a-922934.html wie folgt zugeozgen:
"Am 21. November 1997 war er mit einem Freund in Hellersdorf ins Kino gegangen - bekleidet mit einer schusssicheren Weste - und hatte zwei Mädchen und drei Jungen durch Schüsse aus einer Pistole verletzt. Einer der Angegriffen nahm ihm die Waffe ab und durchschoss Mario K. beide Beine."
2003 - 2004 Brandstiftungen an Jachten und Diebstahl

2004 Verurteilung zu 5 Jahren und 3 Monaten

Die Umstände seiner Taten und seiner Festnahme werden vor Gericht 2004 wieder lt. Spiegel aus obigen Artikel wie folgt beschrieben:
"Auf seinen nächtlichen Streifzügen als Feuerteufel soll Mario K. wie ein einsamer Kampfschwimmer agiert haben - im dunklen Taucheranzug, das Gesicht schwarz eingefärbt. "Er hat auf der Insel wie eine Spinne im Netz gelebt, um ihn herum lagen die Tatorte", heißt es in der Urteilsbegründung des Landgerichts Berlin von 2004. Mario K. habe regelrecht "Beutezüge" unternommen."
Zeitweise obdachlos, lebte auf einer abgelegenen Insel, besaß ein Eigenbauboot mit schallgedämpften 75PS Motor. Hat zumindest zeitweise eine Ceska Pistole bessesen.

Insgesamt vor dem aktuellen Prozeß 5 mal strafrechtlich in Erscheinung getreten.

So ganz Max Mustermann aus Spießershausen ist der Angeklagte scheinbar nicht. Ich möchte den nicht als Nachbarn haben.....

Auch wenn es am Ende nichz zu einer Verurteilung kommen sollte, m. E. kann die Anklage aber nahc wie vor fundierte Beweisse und Indizien präsentieren. Im Spiegel Artikel ist eine Bilderstrecke, die auch den "Knüppeldamm" zeig. Der, in dem Heute von @SilentPain86 verlinkten Artikel so dramatisch geschildert wird. Ausgehend von dem Bild ist das nun nicht gerade die Artikel beschriebene Wildnis.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 20:44
@Rorschach
Interessant.
Nicht, dass er auch hiermit was zu tun hatte: Das mysteriöse Verschwinden von zwei Paddlern auf dem Rheinsberger See


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 21:04
@Rorschach

Es geht ja nicht um den Knüppeldamm und dessen Begehbarkeit, sondern um das Gelände rechts oder links davon, wo es Richtung See geht. Dass man diese sumpfige Strecke im Dunkeln und ohne Lichtquelle ohne einen Kratzer am Körper durchqueren kann, das darf wohl bezweifelt werden.

Es geht hier nicht nur um kleine Unstimmigkeiten bei der Aussage des Entführten, sondern darum, dass die Verifizierung seiner Aussage durch eine forensische körperliche Untersuchung und weitere Befragungen des Entführten nicht erfolgen konnte, aufgrund der Einflussnahme und Anweisungen der führenden Kriminalbeamten. Statt dessen wird ein Außenseiter ins Visier genommen, der - zugegebenermaßen mehrfach vorbestraft - sich dort in der Gegend aufhält, und nur noch gegen diesen ermittelt. Unvoreingenommenheit sieht für mich anders aus!


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

07.04.2015 um 23:28
@eldec Ich habe ja auch versucht, über etwaige Voreingenommenheit der Ermittler kein Urteil abzugeben. Ich wollte nur ausdrücken, ja es es gibt Dinge die scheinbar nicht passen, aber die Vorstellung, dass der Angeklagte so gar nichts mit den Vorgängen zu tun hat, finde ich auch nicht besonders realistisch. Der von Dir euphemistisch "Außenseiter" titulierte Angeklagte, hatte zumindest in der Vergangenheit, eine Menge seltsame, z. T. strafrechtliche relevante Verhaltensweisen. Und eine Menge benötigter Fähigkeiten und Kenntnisse für eine solche Tat.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

08.04.2015 um 09:56
Der Fall Pepper klingt für mich nach einem Beziehungstäter. Hier sollte man vielleicht sich eher mal Männer angucken, die Grund hätten, die Familie zu hassen und sich an ihr wegen irgendwas zu rächen (Job gekündigt? Übervorteilt? Abgewiesen?). Da ging es ja offensichtlich nur darum, diesen Menschen körperlich zu schaden, sie auszuschalten, und nicht um Geld/Erpressung. Und dann 2x hintereinander solche brutalen Angriffe - das macht man doch nicht, wenn man nur allgemeinen Hass auf Reiche hat, dann 2x bei derselben Familie, wenn es schon 1x schief ging. Ich verstehe auch nicht, warum die Mutter behauptet, der Täter war Mario K., obwohl sie ihn nicht sehen konnte und den Angreifer vorher VÖLLIG anders beschrieben hat. Ist hier der Wunsch Vater des Gedanken, dass sie einfach WILL, dass er der Täter ist, weil es ansonsten bedeutet, dass der wahre Täter noch da draußen rumläuft?

Und diese Entführungsgeschichte auf der Sumpfinsel kann ich auch nicht wirklich glauben. Fragt sich nur, warum sich jemand sowas ausdenken sollte? Da könnte ich mir nur als Grund vorstellen, dass man jemanden damit beeindrucken oder dessen Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte, die derjenige einem unter normalen Umständen scheinbar nicht zu (mehr?) schenken bereit war.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

17.04.2015 um 19:23
Maskenmann-Prozess
Plädoyer beginnt mit Kritik an den Medien
17:06 Uhrvon Frank Bachner

Im Maskenmann-Prozess zweifelt die Verteidigung an der Entführungsgeschichte. Sein Plädoyer begann der Staatsanwalt allerdings damit, den Medien vorzuwerfen, sie hätten den Unternehmer T. „als Lügner und Betrüger“ vorverurteilt.

Irgendwo auf einer kleinen Schilfinsel im Storkower See saßen im Oktober 2012 zwei Männer mit einem besonderen Problem. Der eine Mann hatte den anderen entführt, das Opfer hatte einen Brief mit den Lösegeldforderungen schreiben müssen, aber nun stand eine bedeutsame Frage im Raum: Welche Postleitzahl hat Storkow? Nach Storkow, zur Familie des Entführten, sollte der Brief. Das Opfer wusste die Zahl nicht nicht, der Täter auch nicht.

Slapstick quasi. Erfindet man so ein Detail bei der Vernehmung durch die Polizei? Für Jochen Westphal, Staatsanwalt im Maskenmann-Prozess, ist die Antwort klar: So etwas erfindet man nicht.

So eine realsatirische Szene spricht für die Glaubwürdigkeit einer Erzählung. Und letztlich ist sie für Westphal ein kleiner Beweis von vielen, dass die Entführung tatsächlich stattgefunden habe.

Der Staatsanwalt hat am Freitag im Saal 07 des Landgerichts Frankfurt/Oder mit seinem Plädoyer begonnen, und im Mittelpunkt seiner Ausführungen stand erstmal die Frage, wie glaubwürdig der Unternehmer T. ist, der angab, dass man ihn im Oktober 2012 entführt hatte.
„Wir haben ihn bei keinem einzigen echten Widerspruch ertappt“

Die Verteidigung hat Zweifel an der Entführungsgeschichte. Sie vertritt den Angeklagten Mario K., der nicht nur den Unternehmer T. entführt, sondern im August und im Oktober 2011 in Bad Saarow eine andere Unternehmerfamilie überfallen und dabei die Frau des Unternehmers mit Schlägen verletzt und einen Bodyguard niedergeschossen haben soll. Der Wachschützer ist jetzt querschnittsgelähmt. Mario K. bestreitet die Vorwürfe.

Mit vielen Beispielen, vielen Details, erklärte Staatsanwalt Westphal, weshalb er dem Unternehmer T. und seiner Entführungsgeschichte glaubt. Die ist derartig kompliziert und ungewöhnlich, dass allein schon dieser Umstand für eine Glaubwürdigkeit spreche. „Ein Lügner erzählt keine komplizierte Geschichte, weil er nicht möchte, dass nachgehakt wird.“ T. dagegen habe immer wieder Einzelheiten erzählt, die man sich nicht ausdenken könne. Und: „Wir haben ihn bei keinem einzigen echten Widerspruch ertappt.“
Medien hätten den Unternehmer als Lügner verurteilt

Sein Plädoyer begann der Staatsanwalt allerdings „mit persönlichen Anmerkungen“. Und in denen warf er Medien vor, sie hätten den Unternehmer T. „als Lügner und Betrüger“ vorverurteilt. Es habe eine „mediale Hetzjagd“ auf den Unternehmer gegeben, wie er sie noch nie erlebt habe. Aber auch einzelne Zeugen hätten ohne fachliche Kenntnisse versucht, Einfluss auf das Verfahren zu nehmen.

Im Zusammenhang mit den Ermittlungen und dem Verfahren gab es Kritik an der Polizei. Der Vorwurf lautete, führende Kripo-Beamte hätten sich vorschnell auf K. als mutmaßlichen Täter festgelegt, um angesichts des hohen öffentlichen Erwartungsdrucks Ergebnisse liefern zu können.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/maskenmann-prozess-plaedoyer-beginnt-mit-kritik-an-den-medien/11654092.html


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

27.04.2015 um 08:51
Sieht also wohl danach aus, dass Mario K. verurteilt wird.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

27.04.2015 um 14:49
@derleopold
Zitat von derleopoldderleopold schrieb:Sieht also wohl danach aus, dass Mario K. verurteilt wird.
Damit ist aus meiner Sicht die Revision schon
vorprogrammiert.


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

29.04.2015 um 20:27
Plädoyer der Staatsanwaltschaft
Lebenslange Haft für mutmaßlichen "Maskenmann" gefordert
17:11 Uhrvon Frank Bachner

Am 53. Tag des Maskenmann-Prozesses hat die Staatsanwaltschaft ihr mehrstündiges Abschlussplädoyer gehalten. Sie sieht den Angeklagten Mario K. in vier Tatbeständen für schuldig.

Dmutmaßliche "Maskenmann" Mario K. im Gericht.Bild vergrößern
Dmutmaßliche "Maskenmann" Mario K. im Gericht. - Foto: Patrick Pleul (dpa)

Der ehemalige Dachdecker Mario K. hatte wenig Geld, er lebte in einem Zelt irgendwo im Wald, einmal trank er sogar Seewasser. Aber vor wenigen Jahren kaufte er sich ein Nachtsichtgerät. Ein Nachtsichtgerät? Ein armer Mann? Wozu? Für Staatsanwalt Jochen Westphal gibt es nur eine Erklärung: „Mario K. wollte sein Opfer ausspähen.“ Das Nachtsichtgerät ist für Westphal ein Indiz unter der Masse weiterer Indizien. Und sie alle belasten seiner Ansicht nach Mario K., den Angeklagten im Maskenmann-Prozess vor dem Landgericht Frankfurt/Oder. Am Mittwoch forderte Westphal nach 53 Verhandlungstagen eine lebenslange Haftstrafe für den 47-jährigen K., wegen versuchten Mordes, versuchter Tötung, gefährlicher Körperverletzung und schwerer räuberischer Erpressung.

Ein Opfer von Mario K. ist nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft der Berliner Investment-Banker T., den Mario K,. in Storkow entführt haben soll. Außerdem soll er die Frau eines Berliner Immobilienunternehmer in Bad Saarow niedergeschlagen und bei einem späteren Überfall auf deren Tochter geschossen haben. Beim Versuch, der Tochter zu helfen, wurde ein Wachmann niedergeschossen und ist seither querschnittsgelähmt. Der maskierte Täter in allen drei Fällen nach Ansicht der Staatsanwaltschaft: Mario K.
Westphal zitierte viele Zeugen

Westphal hat lediglich Indizien gegen den Angeklagten, aber davon seiner Ansicht nach eine ganze Flut. Das Kajak zum Beispiel, mit dem T. entführt wurde und das auch beim Überfall in Bad Saarow im Spiel war. Eine Zeugin habe den Angeklagten am Tag des Überfalls in Bad Saarow im Kajak gesehen, und zwar in Tatortnähe. Überhaupt sei ein Kajak als Tatwerkzeug „sehr speziell“. K., wegen Brandstiftung vorbestraft, habe schon früher bei Straftaten ein Kajak benützt. In Bad Saarow und in Storkow hatte der Täter eine Pistole der Marke Ceska. Westphal zählte auf, dass Mario K. in seinem Schützenverein bald ausschließlich mit einem solchen Waffentyp geschossen habe und in seinem Klub exakt jener Munitionstyp zu bekommen war, der an den Tatorten gefunden wurde.

Mario K. lebte auf einer Schilfinsel, dort fand die Polizei vor Jahren eine Karte, auf der Ort markiert waren. Wie sich herausstellte, waren es Punkte in völlig unwegsamem Gelände. Westphal: „Die Art dieser Orte entsprechend zu 100 Prozent jenem Gelände, auf dem später der entführte Unternehmer T. abgelegt wurde.“ Westphal zitierte auch viele Zeugen, die übereinstimmend beschrieben hätten, dass der Täter ungefähr die Größe des Angeklagten K. besessen habe. Die Unternehmersgattin P. hatte erklärt, sie erkenne den Angeklagten an seinem Mund, seinen Augen, seinem linken abstehenden Ohr und seiner ungewöhnlichen Kopfform wieder.
Knieverletzung sei keineswegs entlastend

Auch die Knieverletzung des Angeklagten ist für den nach Ansicht der Staatsanwaltschaft keineswegs entlastend. Polizisten hatten den Angeklagten observiert. Eine Herausforderung. Mario K. legte am Tag 100 Kilometer auf dem Rad zurück, er kletterte auch steile Böschungen hoch. Zudem hätte K. frühere Arbeitskollegen erklärt, sie hätten keine Beeinträchtigungen erkannt, als K. als Dachdecker gearbeitet hätte.

Ins Bild passte für Westphal, dass der Täter nach dem Überfall auf die Unternehmersgattin P., bei der ein Personenschützer niedergeschossen wurde, nicht davonrannte, sondern nur wegging. „Der Täter konnte gar nicht wegrennen, weil ihm das nicht möglich war“
„Er hat sich Alibis erschleichen wollen“

Und dann, sagte Westphal, sei Mario K. auch noch mit Lügen aufgefallen. Seiner Bewährungshelferin teilte der Angeklagte mit, er werde zum Arbeiten nach Griechenland gehen, just in jenem Zeitraum, in dem die Überfälle in Bad Saarow stattfanden. In Griechenland sei K. aber nie gewesen. Einen Brief, in dem er der Führungsaufsicht seine angeblich aktuelle Adresse in Griechenland mitteilte, hatte er in Berlin eingeworfen. Für Westphal ist die Sachlage klar: „Er hat sich Alibis erschleichen wollen.“

Den Vorwurf, es seien entlastende Hinweise auf K. entfernt worden, wies Westphal scharf zurück. Der Vorwurf war in der Haupverhandlung laut geworden. „Es gab keine entlastende Hinweise. Und wo nichts ist, kann auch nichts entfernt werden.

http://www.tagesspiegel.de/berlin/plaedoyer-der-staatsanwaltschaft-lebenslange-haft-fuer-mutmasslichen-maskenmann-gefordert/11708006.html


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

11.05.2015 um 17:26
Prozess in Frankfurt (Oder)
Nebenklage will lebenslänglich für mutmaßlichen "Maskenmann"
13:39 Uhrvon Frank Bachner

Update

Nach der Staatsanwaltschaft hat am Montag auch die Nebenklage eine lebenslange Haftstrafe für den mutmaßlichen "Maskenmann" gefordert. Ihm wird unter anderem versuchter Mord vorgeworfen. In den Plädoyers fielen deutliche Worte - auch in Richtung Ermittler

Rechtsanwalt Jakob Danckert hatte eine einzige Botschaft: Der Angeklagte Mario K. ist zweifelsfrei schuldig. Diese Botschaft verkündete er aber in bemerkenswert vielen Versionen. Zum Beispiel: „Es gibt ein vollständiges Fehlen von entlastenden Indizien.“ Oder: „Man kann gar keine ent- und belastenden Indizien gegeneinander abwägen, weil es keine entlastenden Punkte gibt.“ Und auch: „Es gibt keinen großen Unbekannten.“

Es gebe nur den sehr bekannten 48-jährigen ehemaligen Dachdecker K, der im Saal 07 des Landgerichts Frankfurt (Oder) im so genannten Maskenmann-Prozess auf der Anklagebank sitzt. Und weil Nebenkläger Danckert nur Belastendes gegen K. gefunden hat, forderte er am Montag in seinem Plädoyer für K. lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung. K. soll für einen Mordversuch, einen versuchten Totschlag und Nötigung büßen.

Danckert vertritt die Frau eines Berliner Immobilienunternehmers, die am 22. August 2011 in Bad Saarow von einem maskierten Unbekannten überfallen und mit Schlägen auf den Kopf schwer verletzt wurde, bevor der Täter floh. Am 2. Oktober 2011 soll der gleiche Täter die Tochter des Unternehmers in Bad Saarow überfallen und dabei ihren Personenschützer niedergeschossen haben. Der Leibwächter ist seither querschnittsgelähmt. Zudem soll der Täter, nach Ansicht von Nebenklage und Staatsanwaltschaft der Angeklagte Mario K., im Oktober 2012 einen Investmentbanker entführt haben. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich bereits für eine lebenslange Haftstrafe ausgesprochen.

"Flut von Lügen"

Zu den belastenden Punkten gehört nach Ansicht von Danckert eine Flut von Lügen des Angeklagten K. Der will nie in Bad Saarow gewesen sein, obwohl ihn dort Zeugen gesehen hätten, er habe behauptet, er habe nie ein Handy besessen, was nachweislich falsch gewesen sei, er habe auch überall erzählt, er sei in einem Hotel Kreta gewesen, was Interpol als Lüge entlarvt habe. Zum Zeitpunkt seines angeblichen Kreta-Aufenthalts haben die Taten in Bad Saarow stattgefunden.

Und trotz einer Knieverletzung, sagte Danckert, sei Mario K. sehr wohl in der Lage gewesen, die Taten zu begehen. Einem Gutachter gegenüber habe Mario K. behauptet, er meide wegen seiner Verletzung steile Böschungen und rutschigen Untergrund. Observierende Polizisten notierten allerdings, dass Mario K. eine steile Böschung hochgestiegen sei. Der Angeklagte arbeitete eine Zeitlang auch bei einem Schneeräum-Dienst, und Arbeitskollegen sagten aus, Mario K. habe auch auf rutschigem Untergrund problemlos geräumt.
Scharfe Kritik an der Polizei

Scharf kritisierte Danckert mehrere ermittelnde Polizisten, die erklärt hatten, die Entführung könne vorgetäuscht gewesen sein. „Einzelne Polizeibeamte haben nachweislich gelogen“, sagte Danckert. Er könne nur hoffen, „dass sie nie mehr in verantwortlicher Position arbeiten“.

Noch schärfer fiel die Kritik des Nebenklägers Manuel Operhalsky, der die Tochter des Unternehmers vertritt, an diesen Ermittlern aus. Er nannte sie namentlich, unterstellte ihnen „unredliche Motive“ und sagte: „Es stünde schlecht um die Brandenburger Polizei, wenn es mehr von ihrer Sorte gäbe.“ Sie alle hätten in der Hauptverhandlung eingestehen müssen, dass sie die Akten nicht gelesen hätten. „Ich hoffe, dass dies alles noch ein Nachspiel hat.“

Vor allem aber soll es für Mario K. ein Nachspiel geben. Operhalsky forderte ebenfalls lebenslange Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.
http://www.tagesspiegel.de/berlin/polizei-justiz/prozess-in-frankfurt-oder-nebenklage-will-lebenslaenglich-fuer-mutmasslichen-maskenmann/11761220.html


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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

15.05.2015 um 20:54
http://www.tagesspiegel.de/berlin/enthuellung-vor-prozessende-war-ein-polizist-der-maskenmann/11783842.html
Exklusiv
War ein Polizist der Maskenmann?
18:35 Uhrvon Alexander Fröhlich

Möglicherweise droht einem Unschuldigen lebenslange Haft. Nach Tagesspiegel-Recherchen gab es mit einem Polizeibeamten einen weiteren Verdächtigen. Doch die Ermittler gingen dem Verdacht nur zögerlich nach und legten ihn vorschnell zu den Akten.

In einem der größten Kriminalfälle der Hauptstadtregion, zwei Überfälle auf eine Berliner Unternehmerfamilie 2011 und die Entführung eines Unternehmers 2012, droht einem möglicherweise Unschuldigen eine Verurteilung zu lebenslanger Haft. Das ist das Ergebnis von Tagesspiegel-Recherchen im sogenannten Maskenmann-Fall.

Dem 47-jährigen Dachdecker Mario K. aus Marzahn wird versuchter Mord, versuchte Tötung, gefährliche Körperverletzung und schwere räuberische Erpressung vorgeworfen. Nach Tagesspiegel-Recherchen gab es aber einen weiteren Verdächtigen – einen Brandenburger Polizeibeamten. Doch die Ermittler gingen dem Verdacht nur zögerlich nach und legten ihn vorschnell zu den Akten.
Kiritk aus der Mordkommission an einseitigen Ermittlungen

Der sogenannte Maskenmann-Prozess gegen Mario K. vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) steht vor dem Abschluss. Die Staatsanwaltschaft sieht seine Schuld anhand einer Indizienkette, aber ohne direkten Beweis, ohne DNA- Spur, ohne Waffe und ohne offensichtliches Motiv, als erwiesen an. Am kommenden Freitag soll die Verteidigung ihr Plädoyer halten. Der Prozess war über weite Teile überschattet von Kritik von Beamten der Mordkommission. Sie hatten bemängelt, dass sie Zweifeln an der Darstellung des Berliner Unternehmers Stefan T., der im Oktober 2012 aus seinem Haus am Storkower See entführt worden war, nicht nachgehen durften. Aus ihrer Sicht ist auf Weisung von Vorgesetzten nur einseitig ermittelt und das Verfahren vorschnell auf Mario K. ausgerichtet worden.

Zweifel am Alibi eines Ex-Polizisten

Tagesspiegel-Recherchen zeigen nun, dass die Ermittler auch bei dem Ex-Beamten, der Hubschrauberpilot bei der Brandenburger Polizei und am Polizeieinsatz nach der Entführung von T. beteiligt war, eine schlüssige Indizienkette hätten finden können. Diese aber hat die Mordkommission nie verfolgt. Im Visier der Ermittler war der Mann, der wegen eines Verfahrens wegen Bestechlichkeit und Geheimnisverrat nicht mehr Polizist ist, nur kurze Zeit. Sein Handy war bei allen Taten zur Tatzeit in der jeweiligen Funkzelle erfasst worden. Ihm wurde aber für die Entführung anhand des Dienstplans ein „plausibles Alibi“ bescheinigt, obwohl er zu keiner der Tatzeiten im Dienst war. Dieses Alibi wird nun erschüttert – durch Aussagen der von ihm getrennt lebenden Frau gegenüber dem Tagesspiegel. Die Polizei hatte sie damals nicht vernommen.

Der Ex-Beamte könnte ein Motiv gehabt haben

Zudem gehen die Indizien bei dem Piloten über die von der Staatsanwaltschaft vorgebrachten Indizien hinaus. Im Gegensatz zu Mario K. könnte es bei dem Ex-Beamten ein Motiv geben, das aber nie geprüft wurde. Zum Zeitpunkt der Taten hatte der Pilot Schulden in sechsstelliger Höhe. Der Mann soll beide Opferfamilien gekannt haben, kennt sich in der Umgebung der Tatorte aus und passt zur Täterbeschreibung, die die Polizei zu den Überfällen auf die Familie P. in Bad Saarow im August und Oktober 2011 herausgegeben hatte. In der DDR war er Pilot bei der NVA. Nach der Entführung des Unternehmers Stefan T. 2012 aus seinem Haus am Storkower See hieß es, dass der Täter möglicherweise einst bei der DDR-Volksarmee, der Stasi oder Spezialeinheiten war.



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Anschläge auf Berliner Millionärs-Familie Pepper

16.05.2015 um 03:03
Ein hochinteressanter Fall. Jetzt auch noch mit einer überraschenden Wendung. Wundert mich ein wenig wie wenig darüber diskutiert wird.

Könnte wieder so ein Fall sein, wo sich die Polizei/Staatsanwaltschaft krampfartig am Falschen festgebissen hat.


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