pannettone schrieb:für mich ist das alles nicht schlüssig.
Wie einige hier bereits schrieben:
Oft hat das mit Hochmut zu tun, der bekanntlich vor dem Fall kommt und vieles ist auch "Beifahrereffekt".
Im Nachhinein sagen "Da, da und da voll verbockt." ist einfach nicht vergleichbar damit in einem Fall indem man jeweils genau
eine Chance hat alles richtig zu machen.
Einen komplexen Ablauf über einen längeren Zeitraum bei dem es auch noch Variablen außerhalb des eigenen Kontrollbereiches gibt ist einfach nicht unrealistisch.
Alleine, wie viele Dinge tut man ohne groß drüber nachzudenken und als Mörder, weil man das nicht als kritischen Teil ansieht.
Vorausgesetzt er ist wirklich schuldig:
Einen Spaten zu kaufen, der dann auch noch ein Massenprodukt einer Ladenkette ist, das hielt er möglicher Weise für keine heikle Sache, also ging das ohne großes Nachdenken über Kartenzahlung.
Wie in dem Fall den ich schilderte aus der Kriminaldoku.
Die Täterin hat sich bestimmt auch nicht gedacht "Wenn ich schon Säure kaufe um hinter meinem ermordeten Mann hinterherzuputzen, dann kann ich mit der Bonuskarte wenigstens noch 34ct sparen."
Viel wahrscheinlicher ist es doch, dass sie dachte, dass der Kauf von Reinigungskram der unkritische Teil der ganzen Sache ist und hatte die Bonuskarte durchgezogen ohne darüber nachzudenken, ob das bei einem Einkauf in diesem Kontext vielleicht keine ganz so gute Idee war.
Dass man kein Grab aushebt ohne Spuren am Spaten zu hinterlassen die man nicht einfach wieder weg bekommt und sich ggf noch Blasen zuzieht, die man erklären müsste.. darüber hat der Täter vermutlich kein zweites Mal nachgedacht und deswegen nicht nur Handschuhe benutzt, sondern die Handschuhe auch nachhaltig entsorgt.
Ein erheblicher Teil bei sowas ist auch immer irgendwie "Glück".
Beispiel:
Auch wenn das Grab vorbereitet war:
Wäre genau zu dem Zeitpunkt zu dem die Leiche dort abgelegt, mit Kalk "bestreut" und verscharrt wurden einem Spaziergänger in der Nähe sein Hund weggelaufen und es hätte der Hund aus Interesse und der Halter auf der Suche nach dem Hund plötzlich daneben gestanden als der Täter die Leiche verscharrte, dann wäre das Spiel auch aus gewesen.
Es hatten schon viele Täter einen grundsätzlich ganz soliden Plan und dann haben sie am Tatort ihren Schlüssel verloren und im Dunklen, im hohen Gras auch nicht wieder gefunden, hatten eine Autopanne und mussten einen Pannendienst bestellen, der sich dran erinnert hat usw.
Ich denke, dass es in der Natur der Sache liegt, dass es den "Perfekten Mord" mit dem man garantiert davon kommt nicht gibt und auf der anderen Seite aber auch immer wieder Leute davonkommen die wirklich über nichts nachgedacht haben und einfach nur "Glück" hatten, am häufigsten trifft das wohl auf Leute zu, bei denen die Todesursache gar nicht als Tötungsdelikt erkannt wird, sei es aus Faulheit oder Inkompetenz.
Aber manchmal fliegen Verbrecher auch wegen so unvorhersehbarer Dinge auf, dass sie einem fast leid tun könnten, gäbe es da kein Opfer für das bzw deren Angehörige sowas uneingeschränkt wünschenswert ist.
Hercule-Poirot schrieb:Dann würde ich an seiner Stelle den Unschuldsbeweis antreten
@Fraukie
Tun sie doch im Prinzip.
Wenn er es im Prinzip könnte würde ich ihn als sein Mandant verklagen da er mich wochen- oder sogar monatelang unschuldig im Gefängnis schmoren lässt.
Ich glaube Du hast ein etwas merkwürdiges Bild davon, was so ein Strafverteidiger tun kann und was nicht.
Als C.F. das erste Mal in U-Haft saß, da hat sein Verteidiger erkannt, dass die Dinge (in dem Fall die Indizienlage) so wackelig ist, dass er nicht nur damit argumentieren konnte, dass kein haltbarer Haftgrund vorläge, sondern es durchaus möglich ist, dass diese klare "Ansage":
"Ich nenne die wackligen Beine auf denen die Anschuldigungen gegen meinen Mandanten liegen beim Namen." dazu beigetragen hat, das es damals nicht zu einer Anklage kam.
Der Anwalt hat also ganz im Interesse seines Mandanten sinngemäß gesagt "So einfach geht das nu nicht mit dem Freiheitsentzug." und "Wenn DAS alles an Beweisen ist, dann ist das nicht Euer Ernst?".
Dieses Mal liegen die Dinge anders.
Wie u.A.
@falstaff darlegte ist das jetzt aus vielen Gründen keine Situation mehr in der es überhaupt auch nur in der Macht des Anwaltes liegt seinen Mandanten aus der U-Haft zu holen und zwar unabhängig davon, was er über dessen Schuld oder Unschuld und den Ausgang des Verfahrens denkt.
Er tut seinem Mandanten hier den Gefallen dessen Position nicht noch durch eine Haftbeschwerde zu schwächen, die mit Sicherheit abgelehnt werden würde.
Er verschränkt auch nicht die Arme und sagt "Was ihr als Indizien präsentiert ist albern."
Sondern tut was sein Job als Verteidiger ist:
Schätzt ein wo man sich besser (zunächst) gar nicht äußert, wo es sinnvoll ist zu erläutern, dass es für das von der Anklage vorgebrachte Indiz eine alternative Erklärung gibt oder es sich gar um etwas handelt, das seiner Ansicht nach gar keine Rolle spielt.
Anzunehmen ist auch, dass die Verteidigung in der einen oder anderen Sache eigene Gutachter an den Start bringen wird.
Ich werde nun nicht behaupten, dass dies der "Weltbeste Verteidiger" ist, das kann ich gar nicht beurteilen, aber das er passiv ist bzw seinen Mandanten im Knast schmoren lässt und nur ab und an mal "Ach das wird schon alles." sagt, das kann man ihm nun wirklich nicht behaupten.
Das was er so tut ist im Grunde genau das, was ich von einem Verteidiger erwarten würde.
Hercule-Poirot schrieb:Er hat die Ermittler mehrfach belogen, ein Unschuldiger der seine Verlobte vermisst und möchte, dass man sie wieder findet tut dies nicht. Folglich ist er kein Unschuldiger.
So "übersimplifiziert" funktioniert die Welt meiner Erfahrung nach nicht.
Sicher hat jemand der im Vermisstenfall seiner Verlobten lügt irgendwas zu verbergen,
Aber der Rückschluss, dass dies nur heißen kann, dass er nicht unschuldig ist (im Hinblick auf Mord, Totschlag usw) ist einfach so nicht korrekt.
Es mag moralisch verwerflich sein die Ermittler bei sowas anzulügen, es ist dumm und aus guten Gründen auch nicht erlaubt.
Aber es gibt massenweise Gründe warum sich der Partner so verhalten könnte, die absolut gar nichts mit "Schuld" im juristischen Sinne zu tun haben.
Sillyrama schrieb:Ein Fernsehmoderator wie Herr Cerne wird mit Sicherheit nicht in Ermittlungen eingeweiht. Im Gegenteil, seine Unvoreingenommenheit wird sogar gebraucht in so einer Sendung.
Genauso könnte man aber auch argumentieren, dass grade ein erfahrener Moderator wie Cerne einen Tatverdächtigen versehentlich dazu bringen kann sehr viel vorsichtiger zu sein, wenn er nicht weiß, dass er bei der Art wie er Fragen stellt anders vorgehen muss um einen Verdächtigen der sich sicher fühlt nicht unnötig in Alarmbereitschaft zu versetzen.
Sillyrama schrieb:Bsp.: der Vater, der seine Frau im Keller einbetoniert hatte
Da war es doch eher so, dass ein Kind (ich meine die Tochter) den Vermisstenfall ihrer Mutter nochmal von einem Fernsehteam hat aufarbeiten lassen und der Polizei dabei selbst aufgefallen ist, dass das Vorgehen des Vaters hier voll und ganz dem "Lehrbuchverhalten" entsprach, das ich bereits erläutert habe:
Er hat eine Geschichte aufgebaut, die in einigen Punkten auffallen detailliert war, niemand außer ihm konnte auch nur Einzelteile dieser konstruierten Story unabhängig bestätigen und die Frage war viel eher warum das nicht bereits bei der ersten Vermisstenmeldung aufgefallen ist und weitere Ermittlungen auslöste, sondern da erst ein Fernsehbeitrag die Polizei daran erinnern musste wie die Kollegen von damals ihre Arbeit hätten machen müssen.
Und weil der Vorgang bei Maria Baumer genau der gleiche war, nämlich dass der Verlobte eine ziemlich detailreiche Geschichte erzählte für deren Elemente es keinerlei Bestätigung von Anderen gab würde ich es für sinnvoll und wahrscheinlich halten, dass man Rudi Cerne, der solche Bilderbuchfälle doch garantiert kennt bzw das Muster erkennt, darüber in Kenntnis setzen sollte, z.B. damit er darauf verzichtet den Verlobten zu fragen wie es denn sein kann, dass Maria ihm gegenüber doch so aufgewühlt wirkte, sich aber z.B. ihrer Zwillingsschwester nicht mitgeteilt habe und ihn folglich nicht unbedingt noch mit der Nase darauf stößt, dass er an seiner Argumentation warum Maria derart "out of character" agieren sollte.
Da kannste ihm ja direkt eine Checkliste in die Hand drücken an welchen Unstimmigkeiten er vor der nächsten Befragung besser nochmal arbeiten sollte.
Wie immer: "Angenommen C.F. ist der Täter":
Sillyrama schrieb:zur Thematik: wie der TV Maria aus der Whg zur Grabstelle bekommen haben soll.
Ich bin mir immer noch ziemlich sicher, dass er diese Situation wohlweislich vermieden hat und sie unterwegs (vermutlich auf dem Rückweg von diesem Grillfest) betäubt und dann zur "Grabstelle" gebracht hat. Ich sehe einfach keine Konstellation in der es für ihn Sinn machen würde zu riskieren Maria betäubt oder tot aus der Wohnung zu schaffen ohne dabei gesehen zu werden.
Sillyrama schrieb:Für ihn dürfte wichtig gewesen sein, dass sie keinen Krankenwagen ruft und dass beide möglichst ruhig und ungesehen aus der Whg kommen
Aber dazu hatte er doch die Möglichkeit ganz ohne, dass eine Betäubung notwendig war.
Die beiden sind doch sicher nicht nur zusammen Grillen gefahren, sondern waren doch bestimmt häufiger gemeinsam im Auto unterwegs.
Da wäre es doch ein Leichtes ihr im Auto ein mit Lorazepam versetztes Getränk zu reichen.
Eine fest schlafende Frau auf dem Beifahrersitz wäre hier nicht mal ein wirklich hohes Risiko.
Der Aufwand und das Risiko Maria in der Wohnung etwas anzutun, dabei möglicher Weise Spuren zu hinterlassen, oder Lärm an den sich Nachbarn erinnern...
Sie dann unbemerkt aus der Wohnung ins Auto zu verbringen und mit einer Leiche oder einer betäubten, dann aber ggf nicht mehr arglosen Maria durch die Gegend zum vorbereiteten Grab zu gurken.
Und das bei seiner Verlobten, die vermutlich gern mitkommt, wenn er ihr vorschlägt einen Ausflug zu machen und bei der er dann im Auto "freie Bahn" hat...
Da kann ich mir die Wohnung beim besten Willen nicht als Tatort vorstellen.