Dummheit (Verdummung) der Jugend

@MissMary

Ich denke, hierbei handelt es sich um ein allgemeines Problem. Die Selbstdisziplin lässt doch häufig sehr zu wünschen übrig. Alles muss immer Spaß machen und darf bloß nicht anstrengend sein.
Und wehe, es macht etwas einmal keinen Spaß, dann ist es nicht der richtige Job und man geht gleich etwas "besseres" suchen.

Der eine merkt es früher, der andere später, dass im Leben nun mal nicht immer alles Spaß machen kann und dass manche Dinge einfach harte Arbeit sind.
Jeder will immer nur konsumieren, aber ist nicht bereit, selbst etwas dafür zu tun.

@Doors
Ja genau das ist es eigentlich.
Und dieselben Tiraden gegen die Jugend gabs so schon vor tausenden von Jahren. Hätte irgendeiner da recht gehabt dann wäre der durchschnittliche IQ mittlerweile irgendwo bei 40, ist er aber nicht.

Ich kenne auch viele dieser Leute und ihr Klischeewissen über Jugendliche haben die dann meist aus Serien vom ZDF, von Alten geschrieben für Alte - da sind dann natürlich alle Jugendlichen partysüchtige Freunde des Saufens die außer Alter, Ey, Mann, Schlampe und Halt's Maul wenig zu sagen haben. Aber daran kann man nicht die Realität festmachen. 
Abgesehen davon finde ichs suspekt wie oft als Zeichen der Dummheit das Erwähnen des Ausrufs "Alter" hervorgebracht wird. Als würde ein modischer Ausdruck irgendwie viel über Intelligenz aussagen. Genau diesem Beschwerden gabs in den 80er Jahren mit "geil". "Man hört nur noch geil geil und cooool heutzutage, schrecklich". Sowas, brachten auch Leute gegen uns vor. Da wird dann jeder neuer Slang, jedes neue Wort, jedes neuartige Hobby immer als Indikator für mangelnde Intelligenz wahrgenommen, als würden Gebildete nur TV gucken - wie die guten alten Generationen - und Dumme nur Computerspielezocken und Alter rufen.

@Sixtus66

Jugend versucht sich, neben Kleidung, Musik und Drogenkonsumgewohnheiten, auch durch Sprache von den Alten abzusetzen. Das ist vollkommen normal und auch vollkommen gut so.

Über die Verkommenheit der Sprache junger Menschen regten sich Pädagogen, Volks- und Sprachschützer schon Anfang des 20. Jahrhunderts auf, als cool noch dufte, knorke und schnafte war.

Wer einstmals groovy, far out oder urst von sich gab, sitzt heute in Medien, Politik, Banken, Behörden, Unternehmen und wird sich schwer hüten, noch heute so zu reden oder zu schreiben.

Sprache wandelt sich - auch im Laufe eines Menschenlebens.

Doors schrieb:schnafte war.

wo bitte sagt man 'schnafte' ?

noch niie gehört :note:

Ich komme nun auch langsam in das Alter in dem ich anfange "negativ" über die Jugend zu denken. ( auf sie herabblicke trift es eher^^ )
Der typische "Generationskrieg", total banal eigentlich, auf jede neue Generation wurde "gespottet" ...weil man sie nicht verstand.
Es ist der Technik-Mist und das zu "brave" Verhalten der jungen Leute was mir missfällt... aber Dumm würde ich sie nicht nennen...
Eher langweilig und apathisch... aber so ist das wenn man immer ein Smartphone vor der Nase hat ...ist eben der Wandel der Zeit.

Ich arbeite beruflich mit Jugendlichen und sehr oft sind die Eltern das Problem (Überraschung!). Kinder ziehen sich nicht von alleine auf, auch wenn die Politik neuerdings suggeriert, dass die Betreuung ab dem Alter von einem Jahr und die Ganztagesschulen das Gelbe vom Ei sind.

Diese ganzen Betreuungsangebote sind ja auf Leute zugeschnitten, die sehr geregelte Arbeitszeiten haben. Wenn das nicht der Fall ist, hat man mitunter den Fall, dass Elternteile und Kinder sich mitunter Tage gar nicht sehen. Die Eltern sind gar nicht so nah am Kind dran ... wenn beide Eltern arbeiten und dank niedriger Zinsen gibt es dafür jede Menge Konsum und Konsumkredite, die sich nicht oft im Nachhinein dann doch als Problem rausstellen....

Sixtus66 schrieb:Abgesehen davon finde ichs suspekt wie oft als Zeichen der Dummheit das Erwähnen des Ausrufs "Alter" hervorgebracht wird.

Wer das tut muss schon ein ziemlich alter Sack sein.
Ich wundere mich eher, dass dieser uralte Begriff immer noch Teil der Jugendsprache ist.

@unbenannt

Berliner Jugend-"Slang", erste Hälfte des 20. Jahrhunderts.

"Man iss dit schnafte! Früha jehörte dit Wort ma zum Berlina Sprachjebrauch wie Bulette oda Jöre. Inzwischen iss et ruhich jeworden um schnafte und man hört dit Wort höchstens noch bei älteren Berlinern. Wat bedeutet nu eijentlich schnafte? Dit Wort hat ne ähnliche Bedeutung wie knorke oda dufte, heeßt also, des man wat jut findet. Jut findet der Berlina natürlich imma noch allet möchliche, ooch dufte oda jeil, aba eben nich mehr schnafte. Warum dit Wort heute kaum noch benutzt wird weeß icke och nich. Iss wohl wie bei villen Worten im Berliner Dialekt. Worte kommen und jehen und manchmal kommen se ooch wieda aus da Vasenkung zum Vorschein. Vielleicht jeht et ja mit schnafte ebenso…"

https://berlintypisch.wordpress.com/2013/03/15/wort-des-monats-marz-schnafte/

https://www.duden.de/rechtschreibung/schnafte

https://www.duden.de/suchen/dudenonline/schnafte


Hamwa wieda wat dazujelernt, wa?

ich esse lieber 'berliner'

und dann mache ich mich auf in die highlanders ... ^^

um irland zu suchen :P

lern mal noch n bissel .. du frauenVersteher :D

unbenannt schrieb:dann mache ich mich auf in die highlanders

Was ja relativ einfach sein soll, da die Jungs Röcke tragen.

@Groucho
Ja, das ist anscheinend immer noch in ... Wenn ich meinen Schülern so bei der Unterhaltung zuhöre, der eine ist "Alda" (Alter), der andere "Digga" (Dicker) fragt man sich schon manchmal, was daraus werden soll ... Seltsamerweise schleift sich das zunehmend ab, je näher die Prüfung rückt und je mehr Vorstellungsgespräche absolviert wurden.
Ansonsten gibt es noch das: 

Langenscheidts 100% Jugendsprache 2018

https://www.ebook.de/de/product/30296771/langenscheidt_100_prozent_jugendsprache_2018.html?originalSearchString=jugendsprache

Sorry, kann das Cover nicht kopieren. Aber die Beschreibung dazu ist genial:

Am fly been, am money getten, nie wieder 80ern! Du ahnst es: 100% Jugendsprache 2018 gefällt nicht nur Merkules, Blähboys und Stakeholdern, auch Bruhs und Schatzlose finden's voll lit. Nicenstein!

Rund 700 Wörter, bei Jugendlichen total angesagt
Für Anfänger, Fortgeschrittene und Nicht-Insider
Verständigungshilfe für Erwachsene
Sonderthemen und witzige Selfies
Eingesandt von Jugendlichen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz
Übersetzungen ins amerikanische und britische Englisch


Verständigungshilfe für Erwachsene... aha...

Bei uns hat sich durch die Vielsprachigkeit der Familie und des Umfeldes schon mal ein Pseudo-Esperanto eingebürgert: Farvel, Papa, bin mit dem Rad weg, to mate. Oder auch: Salam, bin bei Dilek, by bike.

Kari67 schrieb:Verständigungshilfe für Erwachsene... aha...

Die Prioritäten haben sich geändert...
Früher versuchte man durch »gehobene Sprache« seine Herkunft zu verheimlichen, heute ist man stolz drauf, Alter. 😄😄😄

Kari67 schrieb:Seltsamerweise schleift sich das zunehmend ab, je näher die Prüfung rückt und je mehr Vorstellungsgespräche absolviert wurden.

Nicht zwingend. :D

Ich war schon mittelalter Student und mit einer "Intellektuellen" zusammen, wir haben uns über Kunst Kultur und Politik unterhalten, natürlich in feinster Hochsprache.
Dann kam eines Tages ein guter alter Freund zu Besuch (der wohnte mittlerweile in Berlin und sie hatte ihn noch nicht kennen gelernt).
Mit dem habe ich mich dann in derselben Sprache unterhalten, wie gewöhnlich.
Also so, wie wir schon als 17jährige mitteinander geredet haben, inclusive diverse 'Alter'.
Meine damalige Freundin war danach total geschockt, so hatte sie mich noch nie reden gehört.
:D

@Groucho

Eine Variante des Dirty Talking.

Doors schrieb:Eine Variante des Dirty Talking.

:D Ja, aus Sicht meiner damaligen Freundin ganz sicher.

Doors schrieb:Was ja relativ einfach sein soll, da die Jungs Röcke tragen.

hast schonmal etwas von tradition gehört ?´ :)

und nicht alle schotten tragen röcke
oder können dudelsack spielen

Ich denk es hat einfach viel mit Unverständnis zu tun, weil man Dinge nicht persönlich kennt.
Ich kenne zB zwei Leute, Partner, beide Ende 60, die immer über Games und Zocker lästerten. Bis die Frau sich vor zwei Jahren endlich ein Tablet holte, eigentlich nur um besser mit ihrer im Ausland lebenden Tochter zu chatten, und bei einem Anfall Langerweile mal ein simples angebotenes Game geladen hat. Seitdem sind die beiden nur noch am zocken und jetzt könnte eher ich lästern, denn der Scheiß den die spielen ist einer von der billigsten Sorte - eines dieser simplen Randomgames wo man nur herunterfallende Tröpfen wegklickt :D

Aber das zeigt wie schnell sich sowas ändern kann und wieso es sich überhaupt erst entwickelt hat. Faszination sieht für Unbeteiligte immer nach Dummheit aus, das ist irgendwie normal.
Auch Kinder schütteln den Kopf wenn sie den enthusiastischen Geologen sehen der freudestrahlend einen grauen Stein in der Hand hält. Für die ist es halt nur ein langweiliger Stein die wissen nicht was er weiß und darin sieht oder welchen wirtschaftlichen oder wissenschaftlichen Wert das Stück hat.
Ich habe bisher noch keinen Rentner erlebt, der nach dem Erlernen des Umgangs mit dem Smartphone nicht auch davon begeistert gewesen wäre.

Sixtus66 schrieb:und bei einem Anfall Langerweile mal ein simples angebotenes Game geladen hat. Seitdem sind die beiden nur noch am zocken und jetzt könnte eher ich lästern, denn der Scheiß den die spielen ist einer von der billigsten Sorte - eines dieser simplen Randomgames wo man nur herunterfallende Tröpfen wegklickt

So war das bei meiner Oma auch. " Ich brauch kein Smartphone usw". Als sie dann schließlich doch eins bekommen hat- nur noch am Smartphone.

Davor dasselbe mit Facebook. Aber auch da wurden dann Stunden an Farm Heroes und Candy Crush verbracht.


Ich persönlich merke es auch grade, wie ich mich von der heutigen Jugend abspalten möchte. Bin bald 23 und genau in einer Zeit aufgewachsen, wo sich total viel geändert hat.

Als ich in der Grundschule war gab es grade einmal die ersten Klapphandys (wenn überhaupt) und als ich in der Oberstufe war bereits mit Technik vollgestopfte Smartphones.

Ich denke meine Generation (Dazu zähle ich Leute die zwischen 1990 und 1999 geboren wurden obwohl eigentlich schon meiner Meinung nach bei 1997 auch Schluss sein könnte) hat von der technologischen Entwicklung her in ihrer Kindheit/Jugend am meisten mitgemacht.

Ich weiß noch wie ich damals noch (es ist 15 Jahre her!) noch VHS-Kassetten geguckt habe und Hörspiel Kassetten zum Einschlafen.

Heutzutage fragt man Alexa welches Lied man hören will oder schaltet seinen Blu-Ray Player an.

kuki134 schrieb:Ich denke meine Generation (Dazu zähle ich Leute die zwischen 1990 und 1999 geboren wurden obwohl eigentlich schon meiner Meinung nach bei 1997 auch Schluss sein könnte) hat von der technologischen Entwicklung her in ihrer Kindheit/Jugend am meisten mitgemacht.

Das ist wahrscheinlich relativ und jede Generation wird die ohne Zweifel rasante technische Entwicklung als für sich besonders intensiv wahrnehmen. Ich habe 41 Sonnenumrundungen hinter mir und wir hatten zu meiner Einschulung daheim noch ein Telefon mit Wählscheibe. Es gab noch überall Telefonzellen und ich hatte draußen beim Spielen immer etwas Kleingeld in der Kippe, um daheim anrufen zu können. Das Internet war quasi noch nicht erfunden und wir hatten in unserem Wohnwagen sogar noch einen SW-Fernseher. In meinen ersten Studienjahren kam dann aber schon das erste Handy mit Internetzugang (WAP) auf den Markt. Wirklich eine krasse Entwicklung! :)