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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

163 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Leben, Tod, Moral ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 10:48
@Flitzschnitzel
@Doors

Ihr vergesst, dass es Menschen gibt, die einfach Spaß daran haben, andere leiden zu lassen. Das sind gar nicht mal so wenige, und die gibt es überall. Solche Menschen haben in Kriegen, in Terrororganisationen wie dem IS oder als KZ-Aufseher unter den Nazis beste Bedingungen und können dann, anders als in "normalen" Gesellschaften, völlig ungehemmt agieren. Und diese Leute haben vermutlich auch keine Probleme damit, andere umzubringen.

Dass man bei dem berühmten Gefängnis-Versuch, wo die eine Gruppe Gefangene und die andere deren Wärter spielte, so überrascht war, dass das Ganze so ausartete, halte ich darum für Heuchelei oder bestenfalls Naivität. Wenn jemand quasi schrankenlose Freiheit gegenüber einem Wehrlosen hat, ist damit zu rechnen, dass er diese in negativem Sinne auslebt.

Und auch beim Milgram-Experiment werden Versuchspersonen gewesen war, denen es tatsächlich nichts ausmachte, anderen Leuten Stromschläge zu verpassen, was danach aber sicher keiner zugegeben haben wird. Außerdem war ja damals in den meisten Schulen noch die Prügelstrafe verbreitet, so dass solche Experimente damals sicher sowieso noch anders (also als weniger unmoralisch) bewertet wurden als heute. Schülern Schmerzen zuzufügen war einfach noch "normal", erst recht in der eigenen Schulzeit der Probanden. Da braucht man als Außenstehender gar nicht so entsetzt zu tun.

Wenn es geduldet wird, erlaubt oder gar von oben erwünscht (wie beim Völkermord in Burundi, wo die Regierung sogar im Radio dazu aufrief), wenn in einer Kriegssituation keine Strafverfolgung zu befürchten ist - sprich: wenn keine negativen Konsequenzen zu befürchten sind und die moralische Korrektur des Umfeldes fehlt - dann machen solche Sadisten eben, woran sie vorher vor allem die gesellschaftliche Moral gehindert hat. Auch andere Leute ermorden. Natürlich nicht alle, vielleicht die wenigsten, viele würden das niemals tun. Aber diese wenigen sind eben das Problem.

Und darum nützt es überhaupt nichts, den Tätern mit allergrößtem Verständnis und Wohlwollen entgegenzukommen und Entschuldigungen zu suchen, wie es seit langer Zeit Usus ist, sei es nun beim Mobbing in der Grundschule, bei Verbrechen oder bei Massakern wie am 07.10.23 in Israel. Es gibt einfach keine Rechtfertigung für das Quälen und Töten anderer außer bei Notwehr, und das darf auch eindeutig nicht geduldet werden. So lange sich aber die Gesellschaft, auch die UNO, nicht einmal darauf einigen kann, wird es so weitergehen. Dass das typisch menschlich zu sein scheint, zeigt die Geschichte.

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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 10:55
@AlteTante


Natürlich gibt es auch die Sadistinnen und Sadisten, die Spaß am Quälen und Töten haben, aber die sind ganz sicher eine Minderheit. Viel erschreckender finde ich die „ganz normalen Menschen“, die, bekommen sie die Gelegenheit dazu, ebenso gnadenlos wie bedenkenlos töten. Ich habe solche Menschen kennengelernt, in meiner Jugend traf man die noch überall am Arbeitsplatz, in der Kneipe, in der Familie. Die netten Mörder von nebenan, unauffällig, unscheinbar, die blutigen Hände abgewischt, die weiße Weste übergezogen.

Wer die Möglichkeit hat, anonym oder unter staatlichem Schutz Gewalt gegen Schwächere oder Wehrlose anzuwenden, der wird die Gelegenheit nutzen, so lange sie folgenlos für ihn bleibt. Dazu hätte es nicht dieses (trotzdem sinnvollen) Experimentes bedurft. Ein Blick in die Geschichtsbücher hätte genügt.

Unter einer hauchdünnen Firnis von Zivilisation lauert eine blutgierige Bestie, die nur auf eine Gelegenheit wartet. Das kann ein Krieg sein, die Möglichkeit, zu foltern, ein "Ausraster", ein Amoklauf oder sonst eine Situation, die die Käfigtür öffnet.

Zum Mörder (oder eben Henker) ist man sicher nicht durch Gene oder Schicksal verdammt. Die Entscheidung, ob man (mit)mordet, oder nicht, die fällt jeder ganz allein für sich. Sicher können Faktoren wie Erziehung und gesellschaftliches Umfeld eine Rolle spielen, vor allem bei Mördern auf Befehl. Aber letztlich entscheide ich, wann ich wen aus welchem Grunde ermorde. Die Verantwortung nimmt mir kein Gott und kein Gen ab. Ich muss es ja nicht tun - nicht mal als Angehöriger einer Mordeinheit.

Mir sind im Laufe meiner journalistischen Tätigkeit eine Menge Mörder über den Weg gelaufen - fast ausschliesslich welche, deren Taten nie gesühnt wurden. Angehörige von SS-Einsatzgruppen, die in der UdSSR Menschen wie am Fliessband umgebracht haben. Französische Fallschirmjäger, die in Algerien Zivilisten zu Tode gefoltert haben. Algerische Guerillas, die französische Zivilisten massakriert hatten. Mörder in Nordirland, in Nicaragua, im Libanon. Nicht wenige von ihnen waren stolz auf ihre Taten. An Reue kann ich mich bei diesen Begegnungen nicht erinnern. Im Kontakt mit solchen Menschen offenbart sich die Banalität des Bösen. Der Mörder als netter Nachbar, als freundlicher Kneipenwirt, als charmanter Gastgeber, als liebenswerter Opa.

Für eine westdeutsche Zeitschrift habe ich in den frühen 1970ern in Ägypten lebende Mitglieder sogenannter "Einsatzgruppen" besucht und interviewt.

Ich habe nette ältere Herren kennen gelernt, die in in dieser Eigenschaft der UdSSR tätig waren und sich dort unter anderem damit beschäftigten, Kleinkinder an den Beinen zu packen und ihre Köpfe an Mauern zu zerschlagen, um Munition beim Völkermord zu sparen. Ich musste mir anhören, dass "das ganz schön in die Arme ging. Das war harte Arbeit!"

Während mir der freundliche alte Mann dieses Interview in Kairo gab, schaukelte er sein Enkelkind auf dem Schoss. Dieses Bild hat sich mir bis ans Ende meiner Tage eingebrannt.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 11:00
@Doors
Tut mir Leid zu lesen. Glaubst du an eine Art Gerechtigkeit?


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06.01.2024 um 11:03
@Flitzschnitzel


Nein. Gerechtigkeit ist ein Wunschbild, eine Illusion.


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06.01.2024 um 11:45
@Doors
Mal diese ganzen religiösen Konzepte außen vor, welche nach dem Tod Gerechtigkeit versprechen, glaube ich zumindest dass diese gewissenlose abgestumpften Menschen, durch ihre Stumpfheit des Gewissens sich selbst einem Sinn berauben, den man benötigt um zwischen tatsächlichen Frieden und nachhaltiger Gesundheit für einem selbst und für andere zu handeln/erfahren. Ein Gewissen zu haben ist keine Hürde, keine Nachteil welcher uns nur im handeln einschränkt, sondern es ist auch ein Filter, Wegweiser, der eng mit der Vernunft agiert.

Jemand der Probleme hat vernünftig zu agieren kein Gewissen mehr besitzt, für sich und andere, ist dazu verdammt, tatsächliche tiefgehende Liebe und nachhaltigen inneren Frieden zu erfahren. Da sie im Leben immer wieder mit zwischenmenschlichen als auch inneren Konflikten konfrontiert werden. Ähnlich jemandem dem man das Augenlicht raubt, und dadurch immer wieder gegen Wände der Wirklichkeit läuft.

Selbst wenn sie es äußerlich nicht zeigen, bei Gesprächen lachen und im Außen ruhig und gelassen wirken, ist es eine gedanklich gut genährte Fassade, und keine wirkliche nachhaltige Ruhe oder innerer Frieden. Eine Sache die man nicht einfach abschütteln kann. Denke nur mal alleine wie viele Generationen selbst heute noch mit den Nachwirkungen des Krieges, der Abgestumpftheit zu kämpfen haben die sie an ihre Nachkommen teilweise weitergegeben haben.

Gerechtigkeit schreit immer nach Ausgleich. In Anbetracht der Gruel ihrer Taten, mag dies vielleicht zu wenig erscheinen, aber zumindest in diesem Leben, sind sie in ihrem eigenen Feuerkreis gefangen.


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06.01.2024 um 11:54
@Flitzschnitzel


Der Seelenfrieden irgendwelcher MörderInnen ist mir allerdings herzlich egal.

Dieses Konstrukt der generationsübergreifenden Kriegsfolgeschäden halte ich, offen gestanden, für eine Art der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Psychobranche, die sich in den letzten Jahren, nach Wegsterben der tatsächlichen KriegstäterInnen und -opfer, über Gebühr breit gemacht hat.

Da wird dann den Kindern oder Enkeln eingeredet, wie sehr sie zu leiden hätten, weil Opa Juden vergast hat oder Papa Bomben auf Zivilisten abgeworfen hat. Eine posthume Entlastung der Tätergeneration mit imaginiertem Leid ihrer Nachkommen.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 12:20
Zitat von DoorsDoors schrieb:Dieses Konstrukt der generationsübergreifenden Kriegsfolgeschäden halte ich, offen gestanden, für eine Art der Arbeitsbeschaffungsmaßnahme der Psychobranche, die sich in den letzten Jahren, nach Wegsterben der tatsächlichen KriegstäterInnen und -opfer, über Gebühr breit gemacht hat.
Bin selbst aus so einer Familie. Opa Kriegsweise. Später Alkoholabhängig, Eiskalt usw.
Kannst vielleicht nachvollziehen wie "weise" so ein Mensch in Sachen Erziehung ist. Und wie "weise" dadurch seine Kinder wurden, die es wiederum in teilweise abgeschwächter Form ihren Kindern beibrachten. Nein das is mit Sicherheit nicht nur eine Kapital schlagende Idee eines Wirtschaftszweiges, sondern simple Kausalität.

In der Hinsicht, auch wenn ich kein Christ bin, hatte Jesus vollkommen recht, indem er sagte, seine Feinde zu lieben. Durch Liebe entsteht die Möglichkeit den anderen auf mehreren Ebenen zu verstehen. Zu Verstehen eröffnet uns die Möglichkeit der Wut Wind aus den Segeln zu nehmen. Ohne Wut lassen sich leichter Lösungen finden. Simple Bausteine.


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06.01.2024 um 12:27
@Flitzschnitzel


Für die Nachkommen von Opfern kann ich psychische Folgeschäden noch nachvollziehen, aber wenn sich die Nachkommen von Tätern zu den eigentlichen „Kriegsopfern“ deklarieren lassen, dann fehlt mir, selbst als Sohn eines Soldaten des Zweiten Weltkrieges, doch jegliches Verständnis.

Was die „Feindesliebe“ angeht: Nein, erfahrungsbasiert nicht mein Ding. Wer mir nach dem Leben trachtete, hatte nicht mit Liebe zu rechnen. Vor allem nicht dann, wenn ich das nötige Werkzeug zur Hand hatte.


Rachegedanken sind mir allerdings fern.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 12:58
Zitat von DoorsDoors schrieb:aber wenn sich die Nachkommen von Tätern zu den eigentlichen „Kriegsopfern“ deklarieren lassen, dann fehlt mir, selbst als Sohn eines Soldaten des Zweiten Weltkrieges, doch jegliches Verständnis.
True. War eine harte Zeit damals.
Aber beim Krieg stirbt zuerst die Wahrheit. Menschen werden durch Wissen über den Menschen gehirngewaschen, für Zwecke einiger weniger. Bauern in einem Spiel das sie selbst nicht begreifen. So sehr gedanklich verdreht, dass skrupelloses Handeln, als etwas patriotisch gutes angenommen wird. Und tatsächliche Werte wie Respekt, Gnade, Güte, als Schwäche angesehen wird.
Bei verdrehten Hunden sehen wir die Fehler des Halters, aber bei Menschen fällt es uns schwerer. Teils zurecht, teils zu unrecht.

Bei dem Wort Feindesliebe ist das Wort Liebe darin, für die meisten zu bedeutungsschwanger um es verdauen zu können. Wie auch? Wer kann schon jemanden lieben der etwas begangen hat oder tut, was wir verabscheuen. Das geht nicht. Aber bricht man gedanklich die Liebe herunter, zum ersten Funken der sich dadurch zeigt, sich selbst in diesem anderen zu sehen, ermöglicht es uns genau diese Schritte zu verhindern, um nicht in die gleichen Fußstapfen zu treten.

Freigesprochen wird dadurch niemand. Außer der Verstand welcher nicht die Hürde der Wut erst erklimmen muss.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 13:31
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:Selbst wenn sie es äußerlich nicht zeigen, bei Gesprächen lachen und im Außen ruhig und gelassen wirken, ist es eine gedanklich gut genährte Fassade, und keine wirkliche nachhaltige Ruhe oder innerer Frieden. Eine Sache die man nicht einfach abschütteln kann.
Du gehörst anscheinend zu den Idealisten, die glauben wollen, dass alle Menschen, wie sie selbst, einen inneren moralischen Kompass haben und später seelisch unter ihren Untaten leiden. Ich bin ziemlich sicher, dass das bei vielen überhaupt nicht der Fall ist. Die leben ganz gut damit weiter. Die vermissen auch nichts. Das wollen Idealisten wie du sich nur einreden, um nicht wahrhaben zu wollen, dass manche Leute einfach miese Schweine sind und nur deren Opfer ein Problem damit haben.
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:Gerechtigkeit schreit immer nach Ausgleich. In Anbetracht der Gruel ihrer Taten, mag dies vielleicht zu wenig erscheinen, aber zumindest in diesem Leben, sind sie in ihrem eigenen Feuerkreis gefangen.
Nein, das sind viele nicht. Viele Leute haben kein schlechtes Gewissen. Es gibt auch keine ausgleichende Gerechtigkeit, außer es wird z.B. ein KZ-Mörder vor Gericht verurteilt, also durch andere Menschen ausgeglichene Gerechtigkeit.

Zwingend gibt es höchstens einen Ausgleich zwischen Säuren und Laugen oder positiven und negativen Elektronen, also in den Naturwissenschaften. Moral ist davon unbeeinflusst. Von 4000 Jahren wurden die Bevölkerungen ganzer Steinzeitdörfer ermordet, und die Mörder wohnten dann in deren Dörfern weiter, als wären es schon immer ihre eigenen gewesen. Da gab es auch keine Gerechtigkeit für die Opfer, selbst wenn die gern danach geschrien hätten. Weil das die Lebenden, also ihre Mörder, nicht interessierte.
Zitat von DoorsDoors schrieb:Da wird dann den Kindern oder Enkeln eingeredet, wie sehr sie zu leiden hätten, weil Opa Juden vergast hat oder Papa Bomben auf Zivilisten abgeworfen hat.
Warum sollte das nicht stimmen? Die Kinder und Enkel können ja nichts dafür, dass ihr Vater oder Großvater solche Verbrechen begangen hat, und für viele ist das sicher schlimm, vor allem, wenn sie denjenigen noch persönlich kannten.
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:In der Hinsicht, auch wenn ich kein Christ bin, hatte Jesus vollkommen recht, indem er sagte, seine Feinde zu lieben.
Jesus hat es dabei leider übertrieben, indem er forderte, bloß nicht zurückzuschlagen, sondern den Feind mit Freundlichkeiten zu überschütten. Wahrscheinlich war er selber Idealist und glaubte, dass der Feind dann ein schlechtes Gewissen bekäme oder einfach nur so gerührt wäre, dass er von seinen Attacken ablassen und sich mit dem anderen anfreunden würde. Das ist ja auch der Inhalt vieler Geschichten, die man uns im Religionsunterricht als positive Beispiele vorerzählt hat.
Nur leider trifft das nur auf wenige Feinde zu. In vielen anderen Fällen würde ein Verhalten, wie Jesus es verlangt, eher den Feind erst richtig anstacheln, wenn er merkt, dass keine Gegenwehr zu befürchten ist. Deswegen meine ich, dass natürlich auch Feinde ein Recht auf anständige, menschenfreundliche Behandlung haben, dass aber Notwehr auf jeden Fall erlaubt sein sollte.
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:Bei dem Wort Feindesliebe ist das Wort Liebe darin, für die meisten zu bedeutungsschwanger um es verdauen zu können. Wie auch? Wer kann schon jemanden lieben der etwas begangen hat oder tut, was wir verabscheuen. Das geht nicht. Aber bricht man gedanklich die Liebe herunter, zum ersten Funken der sich dadurch zeigt, sich selbst in diesem anderen zu sehen, ermöglicht es uns genau diese Schritte zu verhindern, um nicht in die gleichen Fußstapfen zu treten.
Ich habe selbst in Kindheit und Jugend unter schlimmen, nicht nur psychischem Mobbing gelitten, und das einzige Motiv der Mobber war das Vergnügen, sich an meiner Verzweiflung und Angst zu weiden. Es wäre mir in meinem Zustand unmöglich gewesen, den Mobbern freundlich zu begegnen, aber hätte ich es getan, hätte das an ihren Taten nichts geändert, sondern sie hätten mich nur für besonders dumm gehalten.

Ich wollte nie Rache, sondern Schutz oder besser: das Gefühl haben dürfen, dass ich endlich vor den Mobbern sicher gewesen wäre. Das eigentliche Problem der Opfer wird von der Gesellschaft meistens verkannt, weil die wenigsten selber betroffen sind. Es ist das Gefühl oder Bewusstsein, dem Willen der Täter hilflos ausgeliefert zu sein.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 14:59
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Du gehörst anscheinend zu den Idealisten, die glauben wollen, dass alle Menschen, wie sie selbst, einen inneren moralischen Kompass haben und später seelisch unter ihren Untaten leiden.
Nein da haste in meine Worte mehr hineininterpretiert als tatsächlich da steht. Wir werden nicht mit einem Gewissen geboren. Ein Gewissen ist etwas, was entsteht, wenn zwischenmenschliche Zusammenhänge erkannt und verstanden werden können. Ein hilfreiches Tool das seine Daseinsberechtigung hat, und welches das Leben schwer macht, wenn es fehlt oder kaputt ist.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Nein, das sind viele nicht. Viele Leute haben kein schlechtes Gewissen. Es gibt auch keine ausgleichende Gerechtigkeit, außer es wird z.B. ein KZ-Mörder vor Gericht verurteilt, also durch andere Menschen ausgeglichene Gerechtigkeit.
Das ist deine Meinung und dein Verstehen von Gerechtigkeit. Was mit dem Auge um Auge Prinzip, deckungsgleich ist. Was ja erstmal nichts schlechtes ist. Nur etwas alt und zu simpel. Man läuft nicht locker fröhlich durch das Leben, ohne jegliche Konsequenz, wenn man ein gewissenloser Gesäßmuskel ist, dessen eingeschränkte Sicht auf sich und andere, richtiges rechtes handeln verhindert.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Jesus hat es dabei leider übertrieben, indem er forderte, bloß nicht zurückzuschlagen, sondern den Feind mit Freundlichkeiten zu überschütten. Wahrscheinlich war er selber Idealist und glaubte, dass der Feind dann ein schlechtes Gewissen bekäme oder einfach nur so gerührt wäre, dass er von seinen Attacken ablassen und sich mit dem anderen anfreunden würde. Das ist ja auch der Inhalt vieler Geschichten, die man uns im Religionsunterricht als positive Beispiele vorerzählt hat.
Nur leider trifft das nur auf wenige Feinde zu. In vielen anderen Fällen würde ein Verhalten, wie Jesus es verlangt, eher den Feind erst richtig anstacheln, wenn er merkt, dass keine Gegenwehr zu befürchten ist. Deswegen meine ich, dass natürlich auch Feinde ein Recht auf anständige, menschenfreundliche Behandlung haben, dass aber Notwehr auf jeden Fall erlaubt sein sollte.
Weißt du wann er angeblich diese Worte eigentlich sagte? Das alles trug sich zu, als er gefangen werden sollte. Petrus griff sein Schwert und schlug der Wache ein Ohr ab. Jesus aber beschwichtigte, heilte das Ohr des Mannes und sagte die besagten Feindesliebe Worte.
Was glaubst wie es sich zugetragen hätte, wenn es nach dem simplen Auge um Auge Prinzip von statten gegangen wäre? Wenn Jesus auch ein Schwert gezogen hätte? Wie viele Menschenleben hätte diese "Gerechtigkeit" tatsächlich am Ende ausgleichen müssen?
Nein Mann... So wie in der Geschichte, war es der intelligenteste Move in dieser Situation. Welcher zwar schwer zu gehen ist, aber der von rechtem Handeln zeugt.

Er war auch keiner der alles und jeden mit Freundlichkeit überschüttete. Er trieb mit einer Peitsche Händler aus dem Tempel, stellte in öffentlichen scharfen Reden mit Priestern, diese bloß. usw...

Da gehst du leider zu vorschnell und unwissend in ein Thema, dass du nicht wirklich kennst.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Ich habe selbst in Kindheit und Jugend unter schlimmen, nicht nur psychischem Mobbing gelitten, und das einzige Motiv der Mobber war das Vergnügen, sich an meiner Verzweiflung und Angst zu weiden. Es wäre mir in meinem Zustand unmöglich gewesen, den Mobbern freundlich zu begegnen, aber hätte ich es getan, hätte das an ihren Taten nichts geändert, sondern sie hätten mich nur für besonders dumm gehalten.

Ich wollte nie Rache, sondern Schutz oder besser: das Gefühl haben dürfen, dass ich endlich vor den Mobbern sicher gewesen wäre. Das eigentliche Problem der Opfer wird von der Gesellschaft meistens verkannt, weil die wenigsten selber betroffen sind. Es ist das Gefühl oder Bewusstsein, dem Willen der Täter hilflos ausgeliefert zu sein.
Tut mir Leid zu lesen. Ja Kinder können grausam sein, besonders wenn sie keine oder schlechte Erziehung genossen haben. Denen es oft an Weitsichtigkeit fehlt. Sie sehen meist nur alles was grade Spaß macht, ihnen Anerkennung bringt, und weniger die Konsequenz ihres Handelns. Aber jeder weiß, auch du, dass wenn man so bleibt, es das Leben nicht grade angenehmer für einen dadurch macht.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 15:23
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:Weißt du wann er angeblich diese Worte eigentlich sagte? Das alles trug sich zu, als er gefangen werden sollte.
Also, in meiner Bibel sagte er das mit der Feindesliebe sehr viel früher, nämlich bei der Bergpredigt. Da wollte ihm noch niemand was. Dass seine Hilfe für einen der Soldaten, die ihn festnehmen wollten, gegen seinen eigenen Jünger ihm positiv anzurechnen ist, bestreite ich nicht. Das war aber erst viel später im Text.

Jesu Verhalten bei der "Tempelreinigung" finde ich übrigens das Gegenteil von vorbildhaft. Demnach ist es zwar nicht erlaubt, zurückzuschlagen, wenn man selbst angegriffen wird, wohl aber, selbst zuzuschlagen, wenn man glaubt, ein Recht auf moralische Empörung zu haben. Letzteres haben seine Nachfolger als Rechtfertigung für eigene Gewaltausübung gern aufgegriffen, vermutlich gar nicht mal in seinem Sinne.

Was du unter "ausgleichender Gerechtigkeit" verstehst, weiß ich nicht, habe ich wohl falsch verstanden. Was ich aber weiß, ist, dass ich, was Gerechtigkeit betrifft, nicht nur an die Täter, sondern vor allem erst mal an die Opfer denke. Denn denen ist das Unrecht geschehen, nicht denen, die darüber philosophieren. Und da kann durchaus auch eine Gerichtsverhandlung nach 75 Jahren ein bisschen Gerechtigkeit sein. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass das Leid der Opfer öffentlich angeprangert wird und auch Leid genannt wird nicht nur, wie so häufig und gerade auch nach dem Dritten Reich, verharmlost oder verschwiegen wird.
Zitat von FlitzschnitzelFlitzschnitzel schrieb:jeder weiß, auch du, dass wenn man so bleibt, es das Leben nicht grade angenehmer für einen dadurch macht.
Ich weiß nicht, wie es den Mobbern von damals geht. Es ist mir auch egal. Von mir aus können sie ruhig ein schönes Leben führen. Möglich, dass sich der Spaß am Quälen Schwächerer bei den meisten mit dem Erwachsenwerden ausgewachsen hat. Das mag ich nicht beurteilen. Ich möchte dich aber darum bitten, nicht zu spekulieren, was du glaubst und ich angeblich auch weiß.


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Warum haben wir Hemmungen davor Menschen zu töten?

06.01.2024 um 15:53
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Also, in meiner Bibel sagte er das mit der Feindesliebe sehr viel früher, nämlich bei der Bergpredigt. Da wollte ihm noch niemand was. Dass seine Hilfe für einen der Soldaten, die ihn festnehmen wollten, gegen seinen eigenen Jünger ihm positiv anzurechnen ist, bestreite ich nicht. Das war aber erst viel später im Text.
Uff tatsächlich. Mein Fehler. Scheinbar schon zu lange her... Da sagte er ja nur dass mit dem "Wer zum Schwert greift,..." Sry.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Was ich aber weiß, ist, dass ich, was Gerechtigkeit betrifft, nicht nur an die Täter, sondern vor allem erst mal an die Opfer denke. Denn denen ist das Unrecht geschehen, nicht denen, die darüber philosophieren. Und da kann durchaus auch eine Gerichtsverhandlung nach 75 Jahren ein bisschen Gerechtigkeit sein. Es ist auf jeden Fall wichtig, dass das Leid der Opfer öffentlich angeprangert wird und auch Leid genannt wird nicht nur, wie so häufig und gerade auch nach dem Dritten Reich, verharmlost oder verschwiegen wird.
In der Diskussion geht es auch nicht um Täter Opfer Umkehr, oder einer Verharmlosung. Es ging lediglich darum, und davon bin ich immer noch überzeugt, dass man das Böse am nachhaltigsten bekämpfen kann, wenn man auch gewillt ist es zu verstehen. Ähnlich einem Virus, der am besten erst Isoliert und untersucht wird, um dann gezielte Maßnahmen ergreifen zu können.
Dazu sprachen wir über die positiven Nebeneffekte des Verstehens.
Zitat von AlteTanteAlteTante schrieb:Ich möchte dich aber darum bitten, nicht zu spekulieren, was du glaubst und ich angeblich auch weiß.
Das war keine Spekulation. Es ist Tatsache. Sonst hättest nicht diese Behauptungen über Jesus aufgestellt welche eben nicht zur Geschichte passen. Genauso wie es Tatsache ist, dass ich mich bei dem Zeitpunkt irrte.

Außerdem warst du diejenige Person, welche mit Spekulationen über dein Gegenüber anfing. Sogar im Ersten Satz des vorletzten Posts.
Wenn du auf meiner Anfangsebene bleibst, bleib ich auch auf deiner. Andernfalls endet es in unnötigen Diskussionen mit emotionalem Ping Pong. Bei dem ich nicht lange mit mache. Außer ich hab bock zu spielen.


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