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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

8.797 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Europa, Griechenland ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 09:10
Naja, der Crash ist zu diesem zeitpunkt nur noch schwer abzuwenden... um im Bild zu bleiben, die Tickets sind bereits seit Jahren geloest und wir sitzen bereits im Flugzeug in 10 km. reisehoehe.



Wirft man einen Blick auf den Verlauf der grossen Depression, so lassen sich einige Uebereinstimmungen feststellen



Auch damals liess sich eine kurze Erhohlung der Wirtschaft feststellen, allerdings folgte kurz darauf der naechste, noch fatalere, Zusammenbruch an den Finanzmaerkten.

Vor genau der gleichen Entwicklung stehen wir momentan, denn alles was bis jetzt an politischen Schritten gegen die Krise unternohmen wurde, waren bestenfalls kosmetische Veraenderungen.

Warum kann nichts gegen die Entwicklung unternommen werden ?

Weil diese Krise auf genau der Systematik aufbaut, die unsere momentane Geldordnung ausmacht.
Zum einem ist sie auf die schuldenbasierte Natur unseres Gelds zurueckzufuehren, zum anderen auf der Tatsache das unser Geldsystem von sich aus dazu neigt mehr und mehr Geld, ergo Schulden, ergo Inflation zu kreieren.

Schon seit Jahren kaempfen wir also mit den Anzeichen eines umkippenden Finanzsystems,
nicht umsonst sollten wir jahrelang "den Guertel enger schnallen"... auch als von der Krise noch nichts zu hoehren oder zu sehen war.

Warum ? Weil unsere politische Klasse sehr wohl weiss, dass unser monetaeres System dazu neigt nach einer gewissen Zeitspanne so viel Schuldendruck, aus dem Nichts zu produzieren, dass er anfaengt den "frei verfuegbaren Wohlstand" in der Bevoelkerung aufzufressen.

Was ist der Schuldendruck ? Nun versteht man dass unser Geld schuldenbasiert ist, leuchtet ein, dass mit jedem Euro oder Dollar auf der "Plus Seite", auch ein Euro oder Dollar auf der "Minus Seite" stehen muss, denn genau das Knappheitsprinzip ist es das unserem Geld seinen Wert verleiht. Werfen wir also die Gelddruckmaschinen an, wie das international teilweise seit Jahrzehnten, mehr oder minder extrem, praktiziert wurde, steigt die Nachfrage nach Schuldnern.

Auch die Immonilienkrise ist auf diesen, unseren Geldsystem immanenten Fehler, zurueckzufuehren. Man kann den Banken in den USA in den seltensten Faellen vorwerfen, wie sie ihre Kredite verteilt haben, denn an einem bestimmten Punkt verlang unser System nach so vielen "Schuldnern", dass ein kleiner Bankangestellter schlicht nicht die moeglichkeit hat waehlerisch zu sein oder nach nachweisen fuer die "Sicherheit" seiner Kredite etc. zu fragen.. die Schulden muessen eben verteilt werden um die inflationaere Spirale nicht schon frueher kollabieren zu lassen.

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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 09:25
Wir muessen also Aufhoeren unsere Wut auf jene zu entladen, die nur im Rahmen des Systems ihr moeglichstes gemacht haben. Es ist nicht der kleine Bankangestellte und selbst die Spekulanten die gerade gegen Nationen wie Griechenland etc. wetten agieren nur so wie es in diesem Geldsystem von ihnen "verlangt" wird.

Die Problematiken haengen mit einer Geldordnung zusammen, die meiner Meinung nach, absichtlich genau so von bestimmten kriminellen Elementen konzipiert wurde, dass sie zu diesen zyklischen Zusammenbruechen fuehren muss, denn auch momentan stellen wir ja wieder eines fest.

Selbst wenn es 99 % der Massen beschissen geht, gibt es immer noch das obere Prozent das sowohl am Aufschwung, als auch am Kollaps, und oft sogar mehr am Kollaps, verdient.

Oftmals sind dies die Kartelle von Privat und Investmentbanken, Hedgefonds etc. die mit den Eliten in unseren Zentralbanken gute Kontakte geniessen und so gewissermassen ueber Insiderwissen verfuegen. Sie koennen einschaetzen, wann die Preise am niedrigsten und wann sie am hoechsten sind.

Und hier kommen wir zu einem weiteren Punkt. Solange diese Zentralbanken in privater Hand sind, duerfen wir uns nicht wundern, wenn die ruecksichtlose Geldpolitik einzelner Staaten die ganze Welt in den Abgrund reissen kann.

Unsere Maerkte, seien es die realwirtschaftlichen, oder die "fantasiewirtschaftlichen" an den Boersen, sind derart kontrolliert und manipuliert, dass sich jeder der Laecherlichkeit preisgibt der an dieser Stelle ernsthaft noch am Kapitalismus rummaeckelt... tatsaechlich haben wir maximal eine Art "plankapitalismus" und das nicht erst seit der Krise, im Gegenteil genau dieser Plankapitalismus ist es der die Krise erst herbeigefuehrt hat.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 09:35
Die Loesung der Krise wird auch hier wieder noch mehr Zentralisierung von politischer und wirtschaftlicher Macht sein. Der Bock wird zum Gaertner gemacht werden und jene Interessen die sich erst einzelne Laender, wir Griechenland bspw. rauspicken mussten, haben durch so Konzepte wie die europaeische "Wirtschaftsregierung" natuerlich noch viel mehr Handlungsfreiraum.

Was diese "Loesungen" fuer Auswirkungen fuer so demokratische Grundfesten wie zB. die nationale Souverenitaet haben werden, duerfte jedem klar sein. Jeder Superstaat unter diesen Umstaenden kann nur zu Technokratie und ergo Unfreiheit fuehren... und die ersten Anzeichen dieser Entmuendigung des Souveraens sehen wir bereits taeglich.

Meiner Meinung nach ist unser Finanzsystem nichts mehr als ein Instrument zur politischen Angleichung und gewuenscht wird seit jeher eine extrem verschuldete Bevoelkerung die so ueberfordert mit den politischen Fragestellungen ist, dass sie freiwillig ihre demokratischen Rechte in Hand genau jener "Eliten" abgibt, die fuer die Probleme verantwortlich sind.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 13:17
@Argh
Ungeteilte Zustimmung.
Die Frage ist nur, ob der nächste Crash auf den wir zusteuern, weiterer Teil von Zyklen ist, oder ob er bereits der finale sein wird.
Denn so viel ist sicher: Wir steuern mit Riesenschritten auf das Finale zu.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 13:57
Düstere Vorahnungen des Weltbank-Chefs
Robert Zoellick sagt «neue gefährliche Phase» in der Finanzpolitik voraus
robert zoellick weltbank lead 1.12305838
Der Weltbank-Chef Robert Zoellick hat an einer Konferenz in Peking düstere Voraussagen für die internationalen Finanzmärkte gemacht. Im Herbst komme eine gefährliche Phase.
http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/duestere_vorahnungen_des_weltbank-chefs_1.12305731.html (Archiv-Version vom 04.09.2011)


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03.09.2011 um 14:01
@eckhart
Zitat von eckharteckhart schrieb:Die Frage ist nur, ob der nächste Crash auf den wir zusteuern, weiterer Teil von Zyklen ist, oder ob er bereits der finale sein wird.
Denn so viel ist sicher: Wir steuern mit Riesenschritten auf das Finale zu.
Dafuer muesste man definieren, was den "finalen Crash" auszeichnet.

Ich denke es gibt zwei Optionen und beide enden meiner Meinung nach in genau jenem System, der "Neuen Weltordnung" oder wie auch immer man es nennen mag, vor dem viele bereits seit Jahrzehnten warnen.


Die erste Option waere, dass sich die Wut der Bevölkerung schon bald in Demonstrationen und Randale ihren Weg bahnt. Bei der momentanen Entwicklung sind wir davon keine 5 Jahre mehr entfernt. In diesem Fall wuerden wir vermutlich in der gesammten "ersten Welt" die implementierung exakt jenes Ueberwachungsstaatlichen Apparates sehen der schon seit Jahren aufgebaut wird.

Dann waeren wir nicht mehr weit entfernt von einem globalen Dystopia der Superstaaten.

Die zweite Option ist die, das das System noch weiter am Laufen gehalten wird. Hier wuerde sich der Kreislauf aus sinkenden Lebenstandards, hoehren Lebenshaltungskosten und wachsender Verschuldung weiter drehen. Diese Alternative wuerde meiner Meinung nach eher in einer wissenschaftlichen Diktatur enden.

Im Grunde haengt das alles davon ab wie die Menschen auf die Entwicklungen der naechsten Monate und Jahre reagieren, doch was lange gährt wird endlich wut.

Wie auch immer man es sehen mag, Die gesellschaftliche und demokratische Grundordnung ist bereits heute schon, fast unwiederruflich, verloren.

Brave New World.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 14:03
@Glünggi

BTW Wenn solche Leute derart agressiv Kampagne "fuer" die Krise machen, spricht das doch wohl eher dafür das der Crash bewusst konzipiert wurde. Derartige Prognosen aus dem Munde des Chefs der Weltbank sind finanzieller Terrorismus.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 14:17
@Argh
Bei diesen sensiblen Anlegergewächsen, ja.
Deine Posts aber auch :D
Der Finanzmarkt ist total hyperchondrisch.. macht aus jeder Mücke nen Elefanten und forciert so diese Negativentwicklung zusätzlich.
Der Markt denkt nichtmehr langfristig und hat die Kontrolle verloren.. in die Hände der Spekulanten die auf kurzzeitige Gewinne aus sind... der durchschnittliche Anleger verhält sich wie ein Blatt im Wind.
Für die Spekulanten läuft es super, ein Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück. Lets dance...


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:02
@Glünggi

Meine Posts sind wohl kaum mit den Kommentaren des oben genannten zu Vergleichen. Ich persoenlich bin der Ansicht das dieses System nicht mehr und nicht weniger als ein politisches Instrument ist um die Welt schleichend unter zentrale Kontrolle zu nehmen , der Herr oben jedoch vertritt genau das System dessen Untergang Er hier vorbetet.

Der Crash ist eben erwuenscht, da er das wirksamste Mittel ist um die Menschen tiefer in die (Finanz)Diktatur zu treiben.
Zitat von GlünggiGlünggi schrieb:Der Markt denkt nichtmehr langfristig und hat die Kontrolle verloren.. in die Hände der Spekulanten die auf kurzzeitige Gewinne aus sind... der durchschnittliche Anleger verhält sich wie ein Blatt im Wind.
Für die Spekulanten läuft es super, ein Schritt nach vorne, zwei Schritte zurück. Lets dance...
"Der Markt" denkt ohnehin nicht, und mit Kontrolle sollte er noch weniger am Hut haben.. wir erinnern uns noch "die unsichtbare Hand" ? Es sind doch genau jene Institutionen die sich Eingriffe und Manipulationen am Markt erlauben und so das Prinzip der "natuerlichen" Marktordnung stoeren, die fuer unsere Probleme verantwortlich sind.

Der Spekulant und Kleinanleger verhaellt sich nur so klug er kann, dass System indem er agiert und ergo auch die Umstaende auf die er reagiert sind es die die Probleme verursachen und diese werden nicht durch uns, sondern durch jene Eliten kontrolliert, deren Vorgehen nicht zuletzt "VTs" wie ich seit Jahren anprangern (und trotzdem immernoch laecherlich gemacht werden). Man keinem noch so gierigen Spekulanten vorwerfen dass er Geld verdienen und sich klugstmoeglich verhalten will.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:06
denn man keinem noch so gierigen Spekulanten vorwerfen dass er Geld verdienen und sich klugstmoeglich verhalten will.
Auch dann nicht wenn er mit seinem Verhalten der Allgemeinheit schadet?
Wo wir wohl wieder bei Machiavelli wären..


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:09
@Glünggi
Zitat von GlünggiGlünggi schrieb:Auch dann nicht wenn er mit seinem Verhalten der Allgemeinheit schadet?
Wuerdest du den Christen im alten Rom denn auch vorwerfen Tierqualerei zu betreiben ? :D
Meiner Meinung nach ist die Schuld da eher bei denen zu suchen, die die menschenverachtende Schlachterei zum Vergnuegen der Massen erst ersonnen haben.


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:34
@Argh
Im Gegensatz zu den christen können die Spekulanten dessertieren.
Sicher liegt die Hauptschuld an den Leuten die die Regeln bestimmen, doch die Spekulanten als arme Opfer eines kanibalistischen Systems hinzustellen, find ich nun auch etwas ..naja... underscored?


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:40
Düstere Vorahnungen des Weltbank-Chefs
Robert Zoellick sagt «neue gefährliche Phase» in der Finanzpolitik voraus

Der Weltbank-Chef Robert Zoellick hat an einer Konferenz in Peking düstere Voraussagen für die internationalen Finanzmärkte gemacht. Im Herbst komme eine gefährliche Phase.

http://www.nzz.ch/nachrichten/wirtschaft/aktuell/duestere_vorahnungen_des_weltbank-chefs_1.12305731.html (Archiv-Version vom 04.09.2011)
Und am 28.10.11 kommt der Mayakalender auf seinen Höhepunkt - wollte das einfach mal so einwerfen - kann man ja mal im Hinterkopf behalten.

Gruß
Bhakta


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:40
Naja Opfer sind das nicht unbedingt, da stimme ich Dir zu. Aus objektiver, kurzfristiger Sicht jedoch macht es fuer einen jungen, gutausgebildeten Uniabgaenger schlicht Sinn sich in Richtung finanzwirtschaft zu orientieren, da dort, gerade im Investmentbereich, einfach das beste Geld liegt.

Aus diesem Grund orientieren sich grosse Teile Deutschlands "junger Eliten" auch in diese Richtung
non denen wissen die wenigsten, welches System sie unterstuetzen..

und von Menschen zu verlangen ihren Beruf und ihre bisherige Existenz einfach zu vergessen, nur weil der Markt "gerade" scheisse ist, kommt fuer viele da einfach nicht in Frage, es sei denn sie haben schon genug Geld verdient um sich in den Ruhestand zurueckzuziehen.


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03.09.2011 um 15:41
@Glünggi


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 15:46
@Argh
Tja Shit happens. Schauen wir mal was die Zukunft bringt.
--------
Ps. Ich glaub ich hab Endgame gefunden ;)


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 18:13
@Glünggi
Haha meinst du Bhakta?
Wäre aufjedenfall cool, dann wirds wieder lustig mit den Prophezeiungen :D


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 18:48
Wohin geht die Reise?? In Richtung Plutokratie!!
Dieser Artikel der ZEIT ist so gut, dass ich es nicht nur verlinken, sondern noch zitieren werde. Es spricht mir vollkommen aus der Seele, ich hoffe, vielen von euch auch...

FINANZKRISE
Unterwegs zur Plutokratie
Hemmungsloser Reichtum, betrogene Bürger: Der entfesselte Markt bringt die Demokratie in Gefahr

Weit liegen die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurück, da der Kapitalismus allgemein nur als »Schweinesystem« bezeichnet wurde, tatsächlich aber, im Westen wenigstens, ein weitgehend menschliches Antlitz trug und gegen seine Kritiker leicht verteidigt werden konnte. Er versprach Wohlstand für alle und schien diese Hoffnung, sehr im Gegensatz zum Sozialismus, sogar einlösen zu können. Er sorgte sich um Bildung, sozialen Aufstieg, die wirtschaftliche Teilhabe aller, er war in Betrieben wie in der Gesellschaft dringlich interessiert, Gründe für Klassenhass und Klassenkampf zu beseitigen. Man könnte auch sagen: Er war bereit, sich zähmen zu lassen, um alle Menschen für sein Wachsen und Gedeihen zu gewinnen – oder doch von der sozialistischen Versuchung abzuhalten. Vielleicht waren die Unternehmer willens, auf einen Teil ihrer Profite zu verzichten, um die Akzeptanz des »Systems« und damit sein langfristiges Überleben zu sichern.
Aber wie auch immer man das Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Politik und Wirtschaft damals einschätzen will – die Bereitschaft des Kapitals, Akzeptanzkosten zu tragen, ist verschwunden. Im Gegenteil: Für die Rettung der Banken, von denen die Finanzkrisen der letzten Jahre verursacht wurden, musste der Steuerzahler aufkommen. Er zahlt auch heute nicht nur, um überschuldete Staaten zu retten, sondern um die Gewinne der Spekulanten zu sichern, die auf den Bankrott dieser Staaten wetten. Das wird im Übrigen nicht einmal beklagt. Ein Heilsversprechen dichtet niemand mehr dem Kapitalismus an. Der Markt, so heißt es inzwischen, sei nun einmal dazu da, die Überlebenskräfte von Staaten, Firmen, Menschen zu testen und die Starken von der Last der Schwachen zu befreien.

Das ist der Kern der Lehre, die allgemein, aber vielleicht zu Unrecht, neoliberal genannt wird. In jedem Fall hat sie nur noch schwache Ähnlichkeit mit dem klassischen Liberalismus, der die Freiheit des Individuums nicht nur als Freiheit des stärksten Marktteilnehmers sah, alle Übrigen ins Elend zu stürzen. Einen gewissen, manchmal vagen Nutzen für das Gemeinwohl erwartete auch der Liberale von der Marktkonkurrenz. Er war vielleicht ein Träumer – in seiner Hoffnung auf eine magische Macht der Märkte, alles zum Guten zu wenden –, aber ein Zyniker war er nicht. Das änderte sich, als in der Bankenkrise plötzlich nach dem Staat gerufen werden musste, den der Liberale bisher immer als Störenfried draußen halten wollte. Der Eindruck war so überwältigend, dass der Markt nicht mehr dem Allgemeinwohl, sondern das Allgemeinwohl dem Markt zu dienen hatte, dass die Lobredner des Kapitals augenblicklich ihre letzten menschenfreundlichen Versprechungen fallen ließen.

Das hieß jedoch nicht, dass den Regierungen auch nur irgendeine der dringend notwendigen Regulierungen der Märkte gestattet wurde. Vielmehr galt der Markt nunmehr als Naturgesetz, das als solches allen menschlichen Wünschen nach Glück oder Moral entzogen ist. Der Markt wurde zur Schicksalsmacht, und alles Klagen offenbarte nur die Untüchtigkeit der Klagenden, die sich auf ihm nicht zu behaupten vermögen. Von der Fortschrittshoffnung der Liberalen blieb nichts als ein Darwinismus, der sich am survival of the fittest freut und die Aussonderung schwacher Schuldner, schwacher Staaten, schwacher Arbeitnehmer feiert.

Im Rückblick wird man wahrscheinlich sagen, dass es der Untergang des Sozialismus war, der den Kapitalismus auf diese Weise enthemmte und seine Schönredner von der Schönrednerei zu einer Rhetorik der Härte führte. Die Systemkonkurrenz war entfallen, und der Kapitalismus meinte, um seine Akzeptanz nicht mehr bangen zu müssen. Das allerdings könnte sich als schwerer Fehler erweisen. Noch ist freilich keine Revolution ausgerufen worden, und die Demonstranten, die in London, Athen oder Madrid auf die Straße gehen, wirken beängstigend unpolitisch. Gegen wen richtet sich ihr Protest? Glauben sie, durch Unmutsbekundungen das Börsengeschehen beeinflussen zu können?

Die friedlichen wie die stumm randalierenden Protestzüge zeigen vor allem ein Bild ungeheurer Entmutigung: wie von Schafen, die auf dem Weg zur Schlachtbank blöken. Und manches spricht dafür, dass sie darin nur die Haltung ihrer Regierungen in der Finanzkrise spiegeln, deren Botschaft an die Masse der Bürger lautet: dulden, durchstehen, den Schaden bezahlen, den sie nicht angerichtet haben. Wo aber stumme Duldung die einzig empfohlene Haltung bleibt, hat sich das Politische tatsächlich verflüchtigt und keine demokratische Adresse mehr. Wenn ein so gewaltiger Lebensbereich wie die Wirtschaft, die noch dazu viele weitere Lebensbereiche tyrannisch bestimmt, der gesellschaftlichen Gestaltungskraft entzogen wird, ist auch die Demokratie sinnlos. Eine Demokratie, die sich darauf beschränkt, Rauchverbote in Gaststätten zu erlassen oder die Helmpflicht von Radfahrern zu diskutieren, also dem gegenseitigen Gängelungsverhalten der Bürger nachzugeben, aber die eine große Macht, die alle gängelt, nicht beherrschen kann, ist das Papier nicht wert, auf dem ihre Verfassung gedruckt wird.

Es wäre verwunderlich, wenn das lähmende Ohnmachtsgefühl, die Entpolitisierung der Jugend nicht hier ihren Ursprung hätten. Sie steht sprachlos vor Regierungen, die sie gewählt hat, die aber nichts unternehmen, was im Wählerinteresse wäre. Wer hat die Politiker erpresst, wer hat sie bestochen? Wo sind die Bärenführer, von denen sich ganze Kabinette wie am Nasenring durch die Manege führen lassen? Ganz augenscheinlich ist die Furcht vor einer Wahlniederlage nichts im Vergleich zu dem Druck, den Wirtschaftskreise auf Politiker auszuüben vermögen.

Und in der Tat haben die Politiker von einer Wahl nichts zu befürchten: Der Bürger, der die Politiker für ihren Verrat an seinen Interessen bestrafen möchte, fände keine Partei im demokratischen Spektrum, die bereit wäre, sein Interesse gegen die Wirtschaft durchzusetzen. Er könnte in Deutschland die SPD gegen die CDU oder die CDU gegen die SPD oder beide gegen die Grünen auswechseln, ohne dass sich am Katzbuckeln vor dem Kapital etwas ändern würde. Der Grund ist einfach: Das Kapital, dem Regulierung bevorsteht, würde um den Globus weiterziehen, unter Mitnahme von Wohlstand und Arbeitsplätzen. Die Drohung mit Arbeitsplatzverlusten, aber auch die Finanzkraft, ganze Staaten in den Abgrund zu spekulieren, verleihen dem Kapital eine politische Macht, die bei Weitem bedrohlicher ist als alles, was eine feintuerische Kapitalismuskritik über Entfremdung und andere seelische Fernwirkungen formuliert hat.

Indes könnte es durchaus sein, dass die Arbeitsplätze ohnehin schwinden und der Wohlstand auch hierzulande sich auf eine Weise von unten nach oben umverteilt, dass er der Masse der Bürger kein Versprechen mehr ist. Mit anderen Worten: Manches spricht dafür, dass die kapitalistische Dynamik der Profitmaximierung etwas leistet, was die schärfsten Kritiker des Systems bisher nicht geschafft haben: ihm jedes Glücksversprechen auszutreiben. Wenn diese Ernüchterung ebenfalls um den Globus zieht, wird das Kapital, das sich so gerne als scheues Reh sieht, kein Plätzchen mehr finden, die zarten Glieder zu betten.

Und tatsächlich breitet sich die Ernüchterung schon aus. Sie kennt keine Parteigrenzen und erst recht keine Grenzen zwischen links und rechts. Schon sagen selbst konservative Beobachter, dass sich in Amerika unter dem Mäntelchen der Marktrhetorik in Wahrheit ein Umbau des Landes zugunsten einer Plutokratie vollzieht. Es scheint nur unendlich schwer – und das zeigt den Erfolg der marktliberalen Gehirnwäsche –, das Mäntelchen hinwegzuziehen und uns von dem Gedanken zu befreien, dass die Ökonomie, so wie sie ist, unser Schicksal sei und mit ihm zu hadern einer Gotteslästerung gleichkomme. All die Wirtschaftsprofessoren und Wirtschaftsjournalisten, die den Markt zur entscheidenden Lenkungsinstanz unseres Daseins erklärt haben, mehr noch die Unternehmensberater, die nach den Firmen auch die Schulen, die Universitäten, die Theater, den Sport, alle Lebensbereiche dem Gesetz der Rentabilität unterworfen haben oder höchstens noch als Zulieferbetriebe für die Zwecke der Wirtschaft alimentieren wollen, haben an der großen Umerziehung mitgewirkt, die uns einhämmert, dass es nur einen letzten Wert gebe: den des Profits.
Einen Beleg dieses Denkens hat gerade erst Hans-Peter Keitel, Präsident des Bundesverbands der deutschen Industrie (BDI) geliefert, als er den Erfolg der libyschen Rebellen mit den Worten feierte: »Die Freiheit, die Millionen von Menschen gerade gewinnen, bietet auch wirtschaftliche Chancen – auch für deutsche Unternehmen.« Da ist also in der Sicht der deutschen Wirtschaft etwas gerade noch, mit knapper Not, gut gegangen: Gott sei Dank ist die Freiheit in Libyen kein Selbstzweck, sondern wirft ökonomischen Nutzen ab.

Manchmal haben kleine Dinge große Wirkungen. Vielleicht muss es nur noch ein paar kleine Zynismen dieser Art – es sind fast Delikatessen – geben, und die ganze Menschenverachtung dieser Wirtschaftsgesinnung wird offenbar.

http://www.zeit.de/2011/36/Finanzkrise-Demokratie

NIEDER MIT DER FINANZOLIGARCHIE!!!


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 19:54
@Opportunity

Defintiv - nungut, am 18.8 startete die "5. Nacht" im Mayakalender, die dafür steht, das zerstörerische Energie sich anfangen zu manifestieren um alte Muster aufzubrechen - siehe da am 18.8 startete der DAX im Jahrestief und auch der Dow Jones bekam starke Probleme ^^


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Kommt jetzt der Crash? Wohin geht die Reise?

03.09.2011 um 20:05
@Bhakta
Grüß dich Endgame!
Nene, du hast dich geirrt, der DAX sollte schon längst unter 5000 Punkten sein!!


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