Religion ist Unsinn!
28.02.2011 um 19:55
Das ist doch ungefähr so, als wenn man sagte Autos sind Unsinn! Sicher, sie verpesten die Luft, sie gefährden Menschenleben, durch den Bau von Straßen geht Waldfläche verloren, in der Stadt stören sie die Orientierung und rauben uns die Ruhe. Diese ganzen störenden Seiteneffekte des Verkehrs gibt es sinnbildlich übertragbar auch in der Religion und ihren radikalen Auswüchsen, den Orthodoxien.
Wenn ein Mensch aber für sich selbst Gott sucht und findet, wenn er sich dann vorbildlich verhält und nicht anfängt, andere zu missionieren und zu beeinflussen, dann kann Religion ein Segen sein und es spielt keine Rolle, welches Kleid noch etwas Konformität andeutet, ob Islam oder Christentum. Dann ist ein Schritt zu uns selbst beschritten, wir verbinden uns mit der oft gar nicht so schönen Realität auf eine eigene, überzeugende Weise und dazu müssen teilweise auch Täler durchschritten werden.
Nun zum Negativen an der Religion. Erst als kollektives Massen-Phänomen wird Religion das, was dieses kollektive Phänomen immer wieder war und ist: Wahnsinn und Zerstörung sowie kultivierte Unterdrückung und kultivierte Zerstörung. Ob im Fussballstadium, ob vor dem Alltar oder in der Masse die ihrem Führer huldigt, dieser Wahnsinn nach außen gekehrter Emotionen ist die Umkehrung des Prinzips der Verinnerlichung. Religion, das Fahrzeug, wird falsch benutzt.
Das muss aber nicht so sein. Re ligio heisst nach einer Übersetzung Rück-Bindung von legere, Rückbindung an das in Mensch und Natur als göttlicher Kern Vorhandene, Reine, Prinzipielle, Erste. Die Frage ist natürlich, ob es dieses Zentrum, diesen Ursprung gibt. Ich für meinen Teil glaube dieses Zentrum schon öfters berührt und immer wieder gefunden zu haben in vielen Momenten sehr großer Freude, Liebensempfindung, Durchdringung. Wenn man sich auf Transzendenz einlässt, auf die Auflösung unnatürlicher, verfestigter Überzeugungs- und Charakterformen, auf die Aufgabe von Forderungen an Mitmenschen, dann kann Religion etwas sehr schönes, großes, Frieden stiftendes sein, gerade dann, wenn man um die eigenen Grenzen und Emotionen weiß und Dank, Liebe und Intelligenz sich gegenseitig befruchten.
Der Weg zur Ethk ist die Kultivierung des Menschenlichen, nicht die Unterdrückung der Triebe, dies kann nur mit Verständnis, Zuwendung, Geduld und Liebe geschehen und dazu, denke ich, ist es sehr hilfreich an das große göttliche Prinzip zu glauben und sich mit ihm zu verbinden, damit es in einem fruchtbringend wirkt. Es geht vielleicht auch anders, aber dann ist es eher ein Umweg. Nach meinen Erfahrungen hat dieses Prinzip mir sehr oft geholfen und ich hatte viel Glück auch nach großem Unglück, wo andere längst verzweifelten, weil sie nicht in ihr Herz fanden.