Buddhismus & Wiedergeburt?
15.04.2012 um 02:41Anzeige
alamerrot schrieb:Wirst Du denn mit solchen Themen nicht konfrontiert? Ich habe jedenfalls von Dir noch keinen Beitrag zu solchen Themen gefunden trotz Deinem Interesse an der menschlichen Geschichte und also an der Menschheit.Natürlich werde ich auch mit solchen Themen konfrontiert. Darüber kann ich allerdings ausreichend offline diskutieren, wohingegen ich nicht mit vielen Menschen offline über Philosophie reden kann, also mache ich das online.
alamerrot schrieb:Du warst also früher religiös und bist es heute nicht mehr sondern hast stattdessen die Philosophie entdeckt. Immerhin ein Wandel oder auch Fortschritt, wendest Deine Aufmerksamkeit aber immer wieder transzendenten und religiösen Themen zu, denn das kann man doch nicht gut voneinander trennen. Das muss Dir doch zu denken geben. Oder nicht?Wie ich schon andeutete, ist (nachdem ich meinen religiösen Glauben verloren habe; ich bin "abgefallen") noch immer eine gewisse Lücke da. Salopp formuliert, könnte man sagen, dass ich eben noch nicht ganz abgeschlossen habe. Vielleicht (hoffentlich) befasse ich mich in einigen Jahren (oder noch früher) nicht mehr allzu intensiv mit solchen Themen. Nachdenken kann auch unglücklich machen, vor allem wenn man über Fragen nachdenkt, auf die man wahrscheinlich nie eine Antwort erhalten wird und einem dies auch noch bewusst ist.
AveCrux schrieb:Der einzige Zweck des Buddhismus wäre dann, das Leid allgemein in der Welt, aber nicht individuell, nach und nach abzuschaffen, durch Nichtwünschen und Nicht-Individualität (?).So habe ich mir das auch schon gedacht. Ein Grundpfeiler des Buddhismus´stellt ja die Auflösung der Ich-Schranken und das Mitleid mit allem Lebenden dar.
Gemeinhin werden die Worte Wiedergeburt (Reinkarnation) und Seelenwanderung als synonyme Begriffe aufgefasst. Da der Buddhismus aber keine Seele kennt, unterstellt er auch kein seelisches Prinzip, das von der einen auf die andere Existenz überwechselt. Hier nun stellt sich die Frage, was denn wiedergeboren werden soll, wenn es kein das irdische Dasein überdauerndes Etwas gibt, das fähig wäre, sich von dieser in jene Form zu begeben? Wiedergeburt im Buddhismus bedeutet (im Unterschied zur hinduistischen Seelenwanderung) keine substanzielle Transmigration, kein Übergehen einer Seeleneinheit von der Person A auf die Person B. Der Begriff der »Wiedergeburt« ist im Grunde falsch, denn wir werden nicht als gleiche Seinseinheit wieder geboren – weder physisch noch mental. Wiedergeburt im Buddhismus meint keine Wiederholung und kein Neuwerden, sondern eine den physischen Tod überdauernde Kontinuität bestehender psychischer Prozesse. Sie umschreibt die Reaktualisierung von noch nicht zum Versiegen gelangten geistigen Kräften oder energetischen Potenzen, die solange wirksam bleiben, als nach Verwirklichung drängende Energien (= Trieb nach Sein und Haben) vorhanden sind. Ist im Erlöschen aller Triebe nichts mehr vorhanden, woran sich das eigene Ich noch entzünden könnte, dann drängt sich ein Verbleib im Daseinskreislauf (samsâra), also ein »Wiedergeborenwerden« (Reaktualisierung), nicht mehr auf. Erreicht ist der Zustand des Nirvâna, das Verlöschen aller anhaftenden Begierden und Bindungen an die leidvolle Daseinswelt, womit der ständige Drang nach Aktualisierung des eigenen Ichs und damit alle leidvollen Erfahrungen einen Abschluss finden.Ich sehe das mit der Seele etwas anders. Im Grunde stimme ich überein aber ich denke das doch eigentlich das ganze Bewusstsein der alten Seele, wenn auch versteckt, übrig bleibt. Der Buddhismus kennt das auch, aber macht es nicht zur Regel. z.B.
Seit dem Erfolgsfilm »Little Buddha« (1993) kennen auch Menschen, die ansonsten wenig vom Buddhismus wissen, eine in Tibet übliche Tradition: Kleine Kinder erinnern sich an ihr Leben als Abt in einem Kloster, erkennen Gegenstände aus ihrer »alten Zeit« und geben sich so als Wiedergeburt eines verstorbenen Lama zu erkennen. Aber nicht nur »kleine Buddhas« haben Erinnerungen. 64 Fälle von Kindern, die behaupten schon gelebt zu haben, hat der isländische Forscher Professor Erlendur Haraldsson unter die Lupe genommen, die Sammlung des amerikanischen Psychiaters Ian Stevenson enthält sogar mehr als 3000 Berichte.Wie könnte sich ein Kind erinnern, wenn bei Reinkarnation nur karmische Eigenschaften übertragen werden ohne das, das Bewusstsein aus anderen Leben im Spiel ist?
Eines von zig Beispielen: Ein dreijähriges Mädchen aus Sri Lanka erinnert sich an ein früheres Leben in der Stadt Akuressa. Als junge Schwangere sei sie von einer Hängebrücke in den Fluss gestürzt und ertrunken. Auch den Namen ihres vorherigen Vaters kennt sie. Als Haraldsson den Fall überprüft, entdeckt er, dass neun Jahre vor der Geburt des Kindes tatsächlich ein solches Unglück in Akuressa passiert ist. Von 27 Details, die das Kind über sein früheres Leben aussagt, stimmen 20, sieben sind falsch.
Ein Beweis für die Reinkarnationslehre? Oder alles nur Zufall, gepaart mit kindlicher Fantasie? Mit den Worten Haraldssons bietet die Reinkarnationstheorie »die einfachste, schlüssigste und eleganteste Erklärung« für zahlreiche Phänomene, die sich ansonsten schwer deuten lassen. Nach seinen und Stevensons Beobachtungen sind es vor allem Kinder unter sieben Jahren, die spontan von Vorleben erzählen. Später machen sich solche Erinnerungen rar. In der Sprache der Reinkarnationsanhänger: Je solider sich die Seele in ihrem neuen Leben verkörpert hat, desto dichter schließen sich die Tore zu anderen Seinsbereichen.