Die vor zwei Wochen begonnene Kurzgeschichte "Die Reise der TMSC Belgrad" ( Teil 1: Siehe hier: http://www.allmystery.de/blogs/Taln.Reich/die_reise_der_tmsc_belgrad_teil_i_:_der_belgradv ) wird diese Woche fortgesetzt.

Personenliste:
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Was bisher geschah:
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...Fortsetzung

Unter Schmerzen und stöhnend richtete John sich auf, und betastete Vorsichtig die riesige Beule. Ein Wunder, das nichts gebrochen war. Dann fiel ihm alles wieder ein. Es war zu einer Anti-Materie-Katalysierten Kernfusion gekommen, und, wie die holographische Darstellung jetzt zeigte, bewegte sich der Fusionsherd mit dramatischer Geschwindigkeit in Richtung Tanks. Und wenn das geschah, gab es eine Katastrophe. Unter weiteren Stöhnen und schmerzen brachte sich John zum Terminal und rief Francois. "Francois, stell sofort den kryogenen Wasserstoff ab!" Keine Antwort und keine Reaktion, vermutlich war der angesprochene bewustlos.

Während John versuchte, die Katastrophe zu verhindern, kam ein Ruf herein, den John mit einer schnellen Handbewegung annahm. "Hier ist John Evans in Antriebskontrollraum. Ich hab hier gerade ein paar Probleme." "Hier ist Jean Remy auf der Brücke. Was zur Hölle ist den da unten los? Die Raumkontrolle schreit uns die ganze Brücke voll!" "Es kam unvorhergesehenerweise zu einer Anti-Materie-Katalysierten Kernfusion! Und der Fusionsherd bewegt sich mit dramatischer Geschwindigkeit in Richtung Tanks!" "Keine Ahnung, was du da redest, aber stopp irgendwie." Der Verbindung wurde beendet, bevor Johns Antwort "Würde ich ja gerne." Jean erreicht hätte.

Einige Stunden später war es John zwar nicht gelungen, die Reaktion zu stoppen, aber zuzmindest war sie stabilisiert. Allerdings ging das nur, wenn das Schiff mit 5 g Beschleunigte, was mehr war, als irgendein ziviles Schiff, und auch die meisten militärischen, erreichen könnte. Wenn es ihnen also nicht bald gelang, die Reaktion zu stoppen, wären sie uneinholbar. John rief den, hoffentlich wieder sprachfähigen,m Francois. "Francois, stell sofort den Wasserstoff ab!" die Tatsache, dass eine Antwort kam, machte John zwar Hoffnung, aber der Inhalt der Antwort zerstörte sie auch wieder. "Ich versuche es ja - aber es funktioniert nicht!" John konnte es nicht glauben, doch als er selbst bei der Verbindungsstelle war, und den Knopf drückte, der, laut der Anleitung auf dem Pad den Zufluss hätte unterbrechen sollen, erkannte er das Problem. So oft man auch drückte, nichts geschah.

John hatte nach dem verlangt, der sich am besten mit der Steuerung von Raumschiffen auskannte, und hatte Finney erhalten. Doch dieser stand ebenso ratlos vor der Konsole wie Francois und John. Letzterer sah ihn missbilligend an. "Ich dachte, du warst auf der Raumfahrtakademie? Da lernt man doch sowas. Also, welcher Knopf" John wies auf das holographische Interface "löst das Backup-System für den Zuflussstopp aus?" Finney antwortete erneut in seiner entnervend-unsympathischen schnellen Sprechweise "Ich weiß es nicht,den Kurs hatte ich noch nicht, diese ganzen Symbole sind für mich völlig...." "Klappe zu, Finney!" herrschte Francois ihn entnervt an. "Ich würde sagen, wir drücken einfach irgendeinen Knopf. Ich meine, was kann schlimmstenfalls passieren?"sprach er weiter. John antwortete nüchtern "Das Schiff kann explodieren. Wir sollten lieber darauf warten, bis man uns sagt, wie..." Doch Francois unterbrach ihn, und drückte dabei eines der rotblinkenden Icons im holographischen Display. "Egal, immer noch besser, als weiter so dahinzurasen." John hatte gerade noch genug Zeit, seinen Satz zu beenden "...man das Schiff anhält." Dann brach ein Alarm aus. "Alarm-Meuterei! Hiermit sind, gemäß Direktive 86-3642, bis auf weiteres die Antriebskontrollen, die Waffensysteme und die Navigationskontrolle für alle weiteren Eingaben gesperrt! Zieleingaben werden beibehalten. Replikationsmuster für Waffen aller Art werden hiermit gelöscht und WQaffenschränke auf die Kommandoautorisation durch den kommandierenden Offizier beschränkt." Der Alarm wiederholte sich, bis John die Lautstärke auf nUll runterdrehte. "Was zur Hölle brabelt das Schiff da von einer Meuterei?" fragte Francois verwirrt. John erhielt derweil auf seinen Pad die Anleitung zur Bedienung des Schiffes, und sagte dann "Großartig gemacht, Francois! Mit deinen wilden rumgetippe hast du unsere Lage gerade eben noch verschlimmert!"

Die beiden Remy-Zwillinge, John und Finney standen am Holoprojektor, der das Hologramm einer Raumflottenoffizierin projezierte. "Guten Tag, ich bin Captain Membeki und ich möchte wissen, warum zur Hölle wir von einen Museumsschiff einen Meutereialarm erhalten!" John entschied sich, für alle anderen zu antworten. "Es tut mir Leid, hierbei handelt es sich um einen Bedienfehler. Wir wollten den Antrieb stoppen, aber wussten nicht, wie. Und dann hat einer von uns geraten, und jetzt geht gar nichts mehr." John erwartete eine sofortige Standpauke, aber stattdessen folgte Schweigen. Die beiden Remys wurden schon unruhig, und John fragte vorsichtig "Captain?". Dann, etwas weniger als eine Minute nach Johns zerknirschter Antwort kam eine weitere zornige Rückantwort. "Aha, sie haben also keine Ahnung, und weil es ihnen zu langweilig ist, darauf zu warten, dass man ihnen alles erklärt, drücken sie einfach irgendwelche Knöpfe! Ein Wunder, dass sie sich nicht selbst hochgejagt haben!" John wollte widersprechen, doch eigentlich hatte der Captain recht. Also sagte er stattdessen "Ja, wir haben Mist gebaut. Aber können sie uns vielleicht irgendwie helfen? Uns vielleicht die Antriebskontrolle zurückgeben, oder unsere Beschleunigung mit anderen Schiffen verringern?" Wieder Schweigen, und John wurde auch klar, warum. Sioe beschleunigten seit Stunden mit einer wahnwitztig hohen Beschleunigung, wurden also mit dramatische rRate immer schneller und schneller. John konnte es zwar nicht im Kopf ausrechnen (und solange die Militäroffizierin zusah, wagte er auch nicht, es mit dem Pad oder dem Kommunikator zu berechnen), aber aus der Verzögerung schloss er, dass sie bereits etwas weniger als eine halbe Lichtminute vom Start ihres Höllenfluges entfernt waren. "Ersteres würden wir gerne tun, aber in der gegenwärtigen Lage können wir nicht riskieren, die allgemeinen Kommandocodes preiszugeben. Und die Individuellen Kommandocodes funktionieren nicht, wahrscheinlich wurden sie bereits aus den Systemen des Schiffes gelöscht. Und was das zweitere betrifft, so haben wir derzeit keine Schiffe über für so eine Aktion. Alle militärischen Raumschiffe sind damit beschäftigt die ganzen Brandherde, die das Säbelrasseln der Eridaner in unseren System ausgelöst hat, auszutreten. Und kein ziviles Schiff hat ein ausreichend hohes Beschleunigungsvermögen, um sie einzuholen. Sie müssen warten, bis sich die Situation abkühlt." Das Hologramm verstummte, und verschwand. John sah die anderen in der Runde an. "Sieht so aus, als ob wir darauf hoffen müssen, dass die da oben zur Vernunft kommen. Und zwar, bevor wir zu schnell sind, um gerettet zu werden." "Na das ist kein großes Problem. Die wissen doch, dass ein Krieg zwischen uns und den Eridanern eine Katastrophe wäre." meinte einer der Zwillinge (John konnte sie beim besten Willen nicht unterscheiden). Der andere sah das aber mal wieder anders. "Und ob das ein Problem ist! es dauert doch ewig, es Raumschiff zurückzurufen!" die beiden Zwillinge fingen wieder an, sich zu streiten, während John die neueren Nachrichten durchsah. Und derzeit deutete alles in eine Richtung. Nämlich die, dass sich vorerst überhaupt nichts abkühlen würde. Vielmehr heizte sich die Situation gerade erst auf. Auf eine Rettungsmission durch die Militärraumflotte war nicht zu hoffen, doch was blieb sonst?

John schaltete den Holoprojektor aus und dachte an das Gespräch mit Susanne. Jetzt, wo er zurückdachte, kam es ihm so vor, als hätte er nicht vielmehr gesagt, als dass es ihm gut gehe. Doch was ihn wirklich in Erinnerung geblieben war, waren die ewig langen Pausen. Inzwischen waren die Pausen zwei Minuten lang, die Belgrad war also etwa eine Lichtminute weit geflogen, und das innerhalb weniger Stunden. John wurde erst wirklich klar, was ihm schon im Gespräch mit der Militäroffizierin gedämmert hatte. Er entfernte sich immer schneller von seinen Zuhause auf TSS-6, von dem Ort wo seine Familie und seine Freunde lebten.
Die Tür hinter John ging auf, und als er sich umdrehte, um zu sehen, wer ihn störte, erkannte er Christine, die sich dem Druck der mörderisch hohen Beschleunigung erstaunlich standhaft entgegenstemmte. "Und, Christine, was gibt es?" fragte John. "Die beiden Remys bitten alle in die Offiziersmesse, damit dort die Lage erklärt wird." Christine blcikte zu John. "Und von dir erwartet man, dass du erklärst, wie es zu dem allen kam." John nickte verstehend. "Mir soll also die Schuld an dem ganzen Schlammassel aufgedrückt werden." Christine zuckte nur mit den Schultern. "Wahrscheinlich."

Als John von dem Tisch stieg, der als Podium fungiert hatte, hatte er zwei neue Dinge über die beiden Remy-Brüder gelernt. Zum einen, waren sie, obwohl sie sich für gewöhnlich ständig stritten, doch fähig, miteinander zu kooperieren, zum Beispiel, um ihn die Schuld zuzuschieben. Das andere, was John gelernt hatte, war, dass die beiden extrem charismatisch waren. Als die beiden sich daran gemacht hatten, seine Darstellung des Vorfalls auseinanderzunehmen, hätte nicht viel gefehlt, und er wäre selbst davon überzeugt gewesen, die Schuld zu haben. Kein Wunder, dass die anderen ihn nun wie einen Aussätzigen ansahen. John setzte sich auf einen Platz möglichst weit weg von den anderen. Währenddessen nahm einer der Remy-Zwillinge, John hätte immer noch beim besten Willen nicht sagen können, welcher, wieder das Mikrophon an sich. "Da wir nun, aufgrund von John Evans Unfähigkeit" die Menge johlte zustimmend, "uns unaufhaltsam mit einer gewaltigen Beschleunigung von Zuhause entfernen und der einzige, der uns retten kann, derzeit anderes zu tun hat, bleiben uns somit nur zwei mögliche Zukünfte. Die bessere ist, dass das Militär sich doch innerhalb der nächsten paar Tage entschließt, eine Rettungsmission zu starten." John hörte Bemerkungen, wie unwahrscheinlich diese Möglichkeit sei. "Und die andere ist, dass wir eben nicht gerettet werden. In dem Fall wird zwar aus Treibstoffmangel der Antrieb in etwas mehr als zwei Wochen stillstehen, aber wir werden zu schnell sein, um von irgendeinen Schiff erreicht zu werden. Und wenn der Antrieb stillsteht, und keine andere Energiequelle aufgetrieben werden kann, wird die Lebenserhaltung versagen. Wir werden uns also in gefrorene Leichen verwandeln, ohne jede Hoffnung jemals geborgen zu werden." John hörte, wie Finney in seiner unverwechselbaren Sprechweise etwas sagte, verstand aber nicht was. Der Remy mit dem Mikrophon fasste es zusammen. "Thomas Finney, Praktikant von der Forschungsraumflotte meint, es gäbe noch eine dritte Möglichkeit, bei der wir überleben, auch wenn man uns nicht rettet.Ich bin sicher, dass wir wuissen möchten, wie das den gehen soll, also bitte ich Finney hierrauf, um seinen Plan zu erklären." Finney tratt auf den Tisch, und nahm das Mikrophon. "Ich wollte eigentlich nur sagen, dass etwas wichtiges vergessen wird, nämlich, dass die TMSC Belgrad ein interstellares Raumschiff ist, und dass, meinen Berechnungen zufolge, unsere Geschwindigkeit beim Ende des derzeitigen Antriebs ausreichend ist, um mit den Bussardtriebwerk weiterzufliegen, welches zugleich die Energie für die Lebenserhaltung liefern wird, während wir Treibstoff zum Anhalten sammeln." Finney sprach zwar immer noch in seinen entnervend schnellen, unsympathischen Sprechweise, aber der Remy-Zwilling hatte recht gehabt. Es wollte wirklich jeder wissen, wie sie lebend wieder aus der Sache rauskamen, wenn es keine Rettung gab. Und so hatte es niemand gewagt, Finney zu unterbrechen. Jetzt aber ließ der Remy-Zwilling das Mikrophon zurückgeben. "Du sagst anhalten, aber wir wollen nicht anhalten, wir wollen nach Hause! Geht das auch mit der Methode?" "Leider nein, dafür hat die Belgrad nicht genug Tankkapazität, aber direkt vor uns..." "Also läuft das ganze darauf hinaus, dass wir nicht zurückkehren, sondern bis in alle Ewigkeit immer schneller werdend durch den Interstellaren Raum rasen." Finney riss das Mikrophon zurück an sich. "Was ich sagen wollte ist, dass, direkt vor uns, sodass wir die funktionsunfähigen Manövrierdüsen nicht benötigen, ein Planetensystem mit einen Gasriesen liegt, an dem wir dann unsere Tanks auffüllen und uns auf den Heimwerg machen können." Die Versammelten hatten interessiert zugehört, aber John fiel ein Punkt auf. "Wie weit ist dieses Planetensystem den eigentlich entfernt?" fragte er laut. Finney antwortete erstaunlich schmallippig "Etwas weniger als 200 Lichtjahre."

"200 Lichtjahre?" echote die gesammte Menge, die beiden Remys eingeschlossen, entsetzt. Der Remy mit dem Mikrophon meinte dann "200 Lichtjahre, und Überlichtgeschwindigkeit ist immer noch reine Phantasterei. Kurz gesagt: keiner von uns wird lebend zurückkehren, weil es, hin und zurück, 400 Jahre dauert!" "Nicht ganz." meinte Finney schnippisch. Das Fragezeichen auf den Gesichtern der beiden Remys war fast schon physisch zu greifen. John allerdings ahnte schon, worauf Finney hinauswollte, und tippte in der Taschenrechnerfunktion im Holodisplay seines Kommunikators herum. Währenddessen erklärte Finney es den anderen. "Ich meine, hier, im Sol-System, vergehen zwar tatsächlich 400 Jahre, aber für uns vergeht, aufgrund der relativistischen Zeitdiletation, viel weniger Zeit, und zwar..." Finney schien die Daten im Kopf zu berechnen, während John immer noch mit dem Rechner rumprobierte. Ziemlich genau, als John es zum vierten mal versuchte, und hoffte, diesmal alles richtig eingegeben zu haben (John hätte nie gedacht, dass ihn diese Formeln, die er damals für die Aufnahmeprüfung der Raumfahrtakademie gebüffelt hatte, auch nach seinen Scheitern in eben der mal von Nutzen sein würden), hatte auch Finney das Ergebnis seiner wesentlich später begonnen Kopfrechnung. "Knapp 10 Jahre für den Hinflug, nochmal dasselbe für den Rückflug." verkündete Finney, was genau mit Johns 6 Versuch übereinstimmte. Der Remy-Zwilling am Podium sah John fragend an, fast schon hoffend, dass John widersprechen würde. Doch dieser schüttelte den Kopf. Er hatte die Formel schließlich nachgeguckt, und Finneys Ergebnis war richtig gewesen. Kein Zweifel möglich. Den inzwischen hatten auch einige andere nachgerechnet, weil sie es einfach nicht glauben konnten. Und jeder war schließlich zum selben Ergebnis gekommen. Wenn sie nicht gerettet wurden, wären sie mindestens 20 Jahre unterwegs - und würden 400 Jahre in der Zukunft landen.

30. Januar 2776, TMSC Belgrad, am äußeren Rand des Sol-Systems

Jetzt waren es 15 Tage, seit ein dummer Fehler von jemand anderen John aus seinen beschaulichen Durchschnittsleben herausgerissen hatte. Und die Hoffnung auf eine Rettung durch die Militärraumflotte war fast schon ins Reich der Wunschträume verschoben. Die Situation hatte sich überhaupt nicht abgekühlt, vielmehr war sie immer weiter eskaliert. Der eridanische Botschafter im Rat der vereinigten Menschheit hatte der terranischen Föderation den Krieg erklärt, und jetzt war die Militärraumflotte nur noch damit beschäftigt, die vielen Feuer auszutreten, die diese Erklärung gelegt hatte. John konnte zwar immer noch nicht glauben, dass dieser Krieg tatsächlich ausbrechen würde (schließlich musste die Erklärung des Botschafters erst die Zehneinhalb Lichtjahre bis Epsilon-Eridani zurücklegen, was denen da oben hoffentlich genug Zeit geben würde, wieder zur Vernunft zu kommen) aber er musste sich wohl oder übel damit abfinden, dass die Belgrad mit ihm an Bord ihre Reise ins Nichts fortsetzen würde. Finneys Plan war inzwischen alles, was den Menschen an Bord der Belgrad geblieben war. Und heute war es soweit, heute würde die Belgrad vom interplanetaren Antrieb auf das Bussardtriebwerk umschalten. Und dann wäre sie endgültig für keine Rettungsmission mehr einholbar. John fand sich, anläßlich dieses Umschaltens, im Antriebskontrollraum ein.

Man hatte ihnen erklärt, dass, zu den Abbruchbedingungen des Anti-Meuterei-Programms gehörte, dass der Tanks leer fiel. Ein Ereignis, dass so kurz bevorstand, dass John schon die Sekunden runterzählte. "3...2...1..0!" Bei Null waren die Tanks leer, die Kontrolle kehrte zurück und an Stelle der erdrückenden 5 g Beschleunigung trat Schwerelosigkeit. John hatte sich zwar im Laufe der Jahre beim Raumfahrtmuseum daran gewöhnt, und auch Finney schien damit keine Probleme zu haben ( war er imun, weil er von der Forschungsraumflotte ausgebildet wurde? Oder war er von Natur aus Imun? ) den beiden Remy-Zwillingen war allerdings sichtlich unwohl. Deshalb drückte John schnell, bevor die beiden allzu sehr in Richtung Beschleunigungsachse (die Richtung, die bei laufenden Triebwerken 'oben' war) abtreiben konnten, den Knopf, der, laut Bedienungsanleitung, den Bussardantrieb aktivierte. John konnte es zwar nicht sehen, aber er wusste, dass nun mächtige Magnetfelder, erzeugt von supraleitenden Spulen, ausgefahren wurden, um den interstellaren Wasserstoff aufzufangen und in einen Kernfusionsreaktor zu leiten. Und dann würde dieser in Schub umgewandelt werden. Letzteres geschah schlagartig, und die beiden Remy-Zwillinge fielen zu Boden. Füßr einen Moment machte sich John Sorgen, doch da sie sich, wenn auch unter Stöhnen und Ächzen, wieder aufrichteten, waren sie wohl nicht ernsthaft verletzt. John indes kam die Beschleunigung niedriger vor als das Standard-G daheim auf TSS-6, aber wahrscheinlich war das nur Einbildung aufgrund des langen Fluges bei hoher Beschleunigung, den alle Anzeigen bestätigten, dass sie mit 9,81 metern pro Quadratsekunde Beschleunigten. John fragte sich allerdings noch etwas anders. "Ob wohl noch irgendwas so ist wie jetzt, wenn wir wiederkehren?" "Bestimmt." antwortete einer der Remy-Zwillinge im Brustton der Überzeugung. "Schließlich gibt es die terranische Föderation in ihrer heutigen Form seit 500 Jahren, wieso sollte es sie in 400 Jahren nicht mehr geben?" der andere Remy fing daraufhin, naturgemäß, , wieder einen Streit an. "Das sehe ich anders, und zwar..." doch John hatte keine Lust darauf, sich diese Streiterei wieder anzuhören, und scheuchte alle drei, die beiden Remy und Finney, aus dem Antriebskontrollraum.

Inzwischen brauchten die Nachrichten zwischen der Belgrad und der Heimat anderthalb Tage, sodass direkte Gespräche gänzlich unmöglich waren. Im Grund waren jetzt nur noch Holo-Mails möglich, und selbst die nur noch mit drei Tagen Verzögerung zwischen Frage und Antwort. John realisierte diese Kluft erst so richtig, als er Susannes letzte Nachricht sah. "Hallo John, in deiner letzten letzten Mail hast du gehofft, dass man noch eine Rettungsmission für euch startet. Aber wie du wahrscheinlich schon weißt, ist das nicht passiert. Wenn du also das hier empfängst..." Susanne fiel es offenbar schwer, das zu sagen, weshalb sie nochmal anfing. "Ich meine, wenn du das hier empfängst fliegt ihr wahrscheinlich schon mit interstellaren Antrieb, was wohl heißt, das wir bei uns nie wieder sehen." sie sah ihn fest an, mit ihren besonderen Augen. "Für Vanessa ist das besonders schwer, den wie soll ich ihr erklären, dass ihr Vater fort ist und nie wiederkehrt, ohne dabei den Eindruck zu erwecken, dass ihr Vater vor irgendwas weglaufen würde?" Susanne schwieg, und John verstand das Problem. Wahrscheinlich war es besser, wenn er an seine Antwortmail noch eine Abschiedsmail für Vanessa hängte. Susanne allerdings war noch nicht fertig. "Ach ja, John, da ist noch etwas..." sagte sie, wobei John den Eindruck hatte, dass sie sich dagegen sträubte, das zu sagen. ".. ich bin schwanger. Und es ist von dir." John fiel die Nacht ein, bevor er auf die Belgrad g