Wozu sollte die Sprache in erster Linie dienen ?

ich würde mal sagen, daß mein wortschatz , also was jetzt die deutsche sprache angeht, guter durchschnitt ist.
ich lese eigentlich viel, sogar hie und da mal fachbücher. auch was hier von den meisten so geschrieben wird, kann ich recht gut verstehen.
es gibt aber auch user, wenn ich deren beiträge lese, verstehe ich teilweise nur "Bahnhof ".
wenn ich mich jetzt mal, was das verständnis für die deutsche sprache ansgeht, als guten durchschnitt ansehe, dann muß ich doch davon ausgehen, daß es dem großteil der anderen leute so ähnlich ergeht wie mir.

jetzt meine frage, soll die sprache dazu dienen, daß sich die menschen verstehen, wenn sie sich mitteilen wollen, oder soll die sprache/schreibweise eher ein stil, die persönliche note einer betreffenden person sein ?

ich habe vor kurzer zeit das buch "Blumen für Algernon", gelesen , indem ein schwachsinniger durch eine OP und eine spezielle medikamention zu einem genie verwandelt wird. irgendwann sagen dann dort die proffessoren zu diesem genie, daß er in einer sprache schreiben soll, die jeder versteht, denn die sprache sollte dazu dienen, brücken zueinander zu bauen und nicht barrieren.

sollte man, auch wenn man es jetzt gewohnt ist, sich möglichst geschwollen , in vielen schachtelsätzen mit möglichst vielen fremdwörtern auszudrücken, seine schreibweise nicht überdenken und gegebenerweise umstellen ?
oder sollte man sie beibehalten , um sich der illusion hingeben zu können, von möglichst vielen dafür bewundert zu werden ?
ist jemand, der so schreibt, daran interresiert, sich anderen mitzuteilen oder eher sich dadurch irgendwie zu profilieren ?

für jedes fremdwort gibt es auch ein deutsches, gebräuchliches wort. kann es sein, daß jemand die gebräuchlichen wörter gar nicht kennt, oder was ist sonst der grund, anstelle des gebräuchlichen, lieber das unbekannte "ganz toll klingende wort" zu verwenden und das wenn es geht, in ultrakomplizierten formulierungen.

warum sollte man einfach und verständlich schreiben, wenn es doch auch kompliziert geht

oder was meint ihr ?

soll die sprache dazu dienen, daß sich die menschen verstehen, wenn sie sich mitteilen wollen, oder soll die sprache/schreibweise eher ein stil, die persönliche note einer betreffenden person sein ?

Wohl beides.



ist jemand, der so schreibt, daran interresiert, sich anderen mitzuteilen oder eher sich dadurch irgendwie zu profilieren ?

Naja wenn man ohne Absätze oder ohne halbwegs guter Rechtschreibung schreibt,kommt das eben nicht sehr gut rüber,wobei man es mit den Fremdwörtern/Fachausdrücken nicht übertreiben sollte.

Ich schreibe meist so wie ich denke, reden tue ich wiederrum etwas anders. Mein Problem ist eines von denen die du bereits angesprochen hast. Das viele Leute nicht verstehen was ich meine, dies ist aber auch so wenn ich etwas erkläre im RL.
Ich denke dann immer Boah entweder bist du zu blöd und die so Schlau oder andersrum. Das mit den Fremdwörtern hat nichts mit Arrogant, angeberi oder sonst etwas zu tun es ist einfach eine Gewphnheit. Wenn du mit Menschen Umgang hast die sich mit "Ey Alta" ausdrücken wirst du wahrscheinlich solche Ausdrücke auch benutzen muss nicht immer sein aber raus rutschen tuts dir dann auf jeden Fall schon mal.
Andersrum ist es genauso hast du Umgang mit Menschen die viele Fremdwörter benutzen wirst du dies auch tun.

nichtmensch

wenn man sich durch seine beiträge für jeden verständlich ausdrückt, ist gegen den stil ja auch nichts einzuwenden.

und wenn jemand keine absätze macht und gerne viele rechtschreibfehler wird er sich dadurch sowieso nicht besonders auszeichnen

@hugh

ist jemand, der so schreibt, daran interresiert, sich anderen mitzuteilen oder eher sich dadurch irgendwie
zu profilieren ?

Ich glaube nicht, daß man dieses Thema nur so schwarz weiß sehen kann.
Sicher gibt es Leute die ihren Intellekt und Bildung herausstellen wollen in dem sie
möglichst geschwollen daherreden.
Aber es gibt auch Leute die nunmal über einen größeren Wortschatz als Du oder ich verfügen und wenn sie
aufeinandertreffen, kann man nicht verlangen, daß sie sich dem allgemeinen sprachlichen
Bildungsniveau anpassen.
Insbesondere wen sich zwei Fachleute oder Studenten ein und desseleben Faches
austauschen, dann ist es nur logisch, daß sie auf ihr Fachgebiet bezogen auch über
entsprechende Fachausdrücke verfügen die anderen unbekannt sind.
Aber ich denke mal, daß es auch unter Bäckern Fachausdrücke gibt die dem Metzger nicht
bekannt sind und umgekehrt.

Im Grunde bin ich auch dafür, daß in erster Linie deutsch gesprochen werden sollte weil
eben gerade diese Sprache, für nahezu jedes Fremdwort ein eigenes hat.
Du mußt aber auch zugeben, daß gerade im Hinblick auf den Rechner und was alles
dazugehört, ohne Fremdwörter tatsächlich kaum auszukommen ist.

Und wenn in der Gastronomie bestimmte Techniken aus dem Französischen übernommen wurden,
dann ist es nur logisch, daß diese auch einen französischen Namen haben.


Ausdrücke

cockie

du schreibst aber eigentlich sehr verständlich, ohne fremdwörter, ohne schachtelsätze und ohne komplizierten formulierungen.

und wenn ich mit solchen leuten umgang habe benutze ich auch weiterhin nur die worte die ich auch kenne

tao

natürlich ist das so

deshalb sollte die sprache oder ausdrucksweise dem jeweiligen publikum angepasst sein.

in bezug auf allmy würde ich mal sagen, daß hier nicht alle studiert haben und nicht alle das gleich gehobene bildungsniveau haben.

bei der intendierten realisierung der linguistischen simplifizierung des regionalen idioms resultiert die evidenz der opportunität extrem apparent, den elaborierten und quantitativ opulenten usus nicht assimilierter xenologien konsequent zu eliminieren!

oder ganz einfach ausgedrückt:
zur vereinfachung der muttersprache erscheint es sehr sinnvoll, nicht so viele schwierige fremdwörter zu benutzen.

hier und da mal ein fremdwort zu benutzen ist ja ganz schön, vor allem sieht es meistens nach mehr wissen aus, nur ist dies leider nicht der fall, das sagt mir meine lebenserfahrung.
es ist doch so, dass einige versuchen mit verschlüsselten wörtern sogar einige zu beleidigen, noch ein kleines smilie und schon sieht es für den postler der jemanden an den karren pinkeln will so aus als wäre er ihm überlegen.
kontert der angriffene dann mit einen einfachen gebräuchlichen wortschatz, wo auch leider auch schon einmal ein väkalwort gebraucht wird, dann ist dieser niveaulos und beleidigend und wird sogar gesperrt und derjenige der verschlüsselt schreibt bleibt verschont, dass ist meines ertrachends mehr als unfair.

es wird sich oft in einem posting über fehlende kommatas und schlechten satzbau eschoffiert, aber selten an ein hochgestochenes und besserwisserisches postings, welches sich beim lesen oftmals sogar als beleidigend darstellt.

super miyu

das hast du sehr gut ergänzt

genau das hatte ich nämlich auch im sinn, als ich diesen thread eröffnete.

hast du sehr gut geschrieben.

Marion und Bernhard treffen einander nach langer Zeit wieder. Die
Freude ist groß, zumal beide sich an die ausgezeichneten,
tiefgründigen Gespräche erinnern, die sie früher miteinander geführt haben. Viele Jahre sind seither ins Land gegangen. Und
entsprechend viel gibt es jetzt zu erzählen - auf dem gewohnt hohen Niveau, versteht sich.

Bernhard: Wir sollten nicht hier auf der Straße herumstehen, sondern unsere Konservation bei einem guten Menuett fortsetzen. Was hältst du davon?

Marion: Das wäre ein großes Plissee für mich. Aber glaubst du nicht, daß die Tanzmusik stören würde? Wie wär's, wenn wir einfach essen gehen würden?

Bernhard: Das meine ich doch - ein Menuett mit fünf Gängen in einem Niveau-Cousine-Restaurant.

Marion: Hat deine Cousine jetzt einen Astronomie-Betrieb?

Bernhard: Wieso meine Cousine? Also, gehen wir.

Sie gehen in ein Nouvelle-Cousine-Restaurant und lassen sich zu einem Zweiertisch führen.

Bernhard: Möchtest du dich auf diesem Stuhl präsentieren, Marion?

Marion: O ja, von hier aus habe ich eine wunderbare Akustik über das ganze Lokal.

Bernhard: Vor dem Essen sollten wir ein Aperitivum zu uns nehmen. Ich empfehle einen Sherry Sakko.

Marion: Einen was?

Bernhard: Einen trockenen Sherry. Und was möchtest du essen?

Marion: Am liebsten wהre mir ein Steak, so richtig welcome gebraten.

Bernhard: Ich mag es ja lieber medium.

Marion: Ein Steak als Medium, das ist interessant. Aber glaubst du, daß bei Spirituosen-Sitzungen überhaupt etwas herauskommt?

Bernhard: Ich weiß zwar nicht, wie du auf diese Thermik kommst, Aber ich jedenfalls halte gar nichts von Geisterbeschwörungen und diesem ganzen Ökonomismus.

Marion: Mich interessiert das schon. Ich habe gerade etwas über das Debakel von Delphi gelesen. Der Hysteriker, der das geschrieben hat, war wirklich ein Exporteur auf diesem Gebiet.

Bernhard: Kann ja sein. Aber oft infizieren sich diese Leute ja selbst nicht mit dem Zeug, das sie da schreiben.

Marion: Der schon. Obwohl ich natürlich auch finde, daß so etwas immer ein Ministerium bleiben wird.

Bernhard: Du meinmst bestimmt ein My... הh, Müh... הh, na ja, ich weiß schon, was du meinst.

Marion: Jedenfalls ist es Glaubenssache. Genauso wie die Religion. Es kann ja auch keiner beweisen, ob damals wirklich die drei Waisenkinder mit Weihrauch und Möhren zum Jesuskind gekommen sind, als es in der Grippe lag.

Bernhard: Lassen wir das doch. Ich halte mich lieber an die
Wirklichkeit, ich bin ein knallharter Relativist.

Marion: In deinem Shop mußt du das ja auch. Du hast doch inzwischen bestimmt unheimlich resümiert.

Bernhard: Reüssiert heit das, Marion! Natürlich habe ich das, ich bin schließlich ein Profi. Aber man sagt ja ganz zu Recht: Der Profi gilt nichts im eigenen Land.

Marion: Heißt das nicht: Profit gilt nichts im eigenen Land?

Bernhard: Ist ja auch egal. Ob Profis oder Armaturen - was zהhlt, sind sowieso nur gute Beziehungen. Ohne die hätte ich wahrscheinlich auch nicht in die Sozietät einsteigen kצnnen.

Marion: Ach, du bist ein richtiger Sozialist? Das wollte mein Bruder ja auch. Aber dann hat er sich für den Staatsdienst entschieden. Und jetzt ist er immerhin schon Studienacessoire.

Bernhard: Das hat er richtig gemacht. Im gymnastischen Zweig gibt's sichere Aufstiegsschanzen. Und was macht dein anderer Bruder?

Marion: Der ist Pornithologe geworden.

Bernhard: Ja, ich erinnere mich, er hat schon immer viel von Vögeln verstanden.

Marion: Kein leichter Beruf bei den klimakterischen Bedingungen in unseren heimischen Religionen.

Bernhard: So einen Beruf könnte ich nie ausüben, ich bin nämlich
algerisch gegen Federn.

Marion: Und dagegen kann man gar nichts tun?

Bernhard: Nein, da kann ich nur profilakonisch handeln und mich von allen Federn fernhalten.

Marion: Ich schreibe dir mal die Adresse von einem guten Terminologen auf. Der ist wirklich eine Konifere für alles, was mit Allergien zu tun hat, ein anerkannter Alligator.

Bernhard: Danke, das ist lieb von dir. Den werde ich dann bald mal konfrontieren.

Marion: Wichtig ist natürlich, da er erst einmal eine genaue Analyse macht. Aber als Analphabet ist er auch sehr gut.

Bernhard: Kann ja sein, daß diese ganze Sache mit der Analphrase zu tun hat.

Marion: Die Ursache zu finden ist wirklich eine Syphilisarbeit. Aber der gibt sich die Mühe, der ist ganz genital auf diesem Gebiet.

Bernhard: Jetzt wollen wir aber meine dumme Krankheit nicht so
hochsterilisieren. Irgendwie findet man immer eine Synthetik, mit so einem Leiden zu leben. Laß uns von was Schönerem reden.

Marion: Da gehe ich ganz mit dir kondom. Hättest du Lust, mich morgen abend ins Konzert zu begleiten? Die Berliner Physiker spielen.

Bernhard: Gern. Und was spielen sie?

Marion: Mozart! Mozart ist doch mein Lieblingskommunist.

Bernhard: Ich schהtze seine Musik auch sehr, sie hat so leichte
Alimente in sich. Das geht ins Ohr, ein echter oraler Genuß. Nach dem Konzert gehen wir dann irgendwohin, wo wir uns amüsieren können.

Marion: Gern, ich kenne ein nettes Amü... äh, Ami... äh, Animierlokal ganz in der Nähe des Konzertsaals.

Bernhard: So, jetzt wollen wir erst einmal etwas zu essen ordinieren. Hast du dein Menuett kontempliert?

Marion: Ich nehme ein Kondom Bleu.

Bernhard: O ja, etwas Pariserisches, das ist eine kulminarische
Delikatesse. Und danach, als Dissens?

Marion: Ich weiß noch nicht, die vielen fremden Vokale irisieren mich etwas.

Bernhard: Mich auch. Die kצnnten hier wirklich die deutsche Sprache benutzen. Bei den gastronomischen Preisen!

Marion: Natürlich. Es gibt bestimmt viele Gäste mit nicht so hohem Bildungs-Nivellement. Die verstehen das dann gar nicht.

Bernhard: Aber das sind gerade die, die ständig Fremdworte in ihre Sprache intrigieren. Weil sie damit importieren wollen.

Marion: Ja, und der Affekt, den sie erzielen, ist diagonal
entgegengesetzt.

erste sahne cookie, ich nehme dann auch das kondom bleu. :D

Fand das gerade sehr lustig und zeigt auch auf das viele Wörter die wir als Deutsch kennen gar keine sind ;)

cockie
das ist wirklich sehr superkaligafilstisch expealigorisch. ich hab dänen gelacht.

irgendwo las ich mal, "ein intellektueller ist einer, der mehr wörter benutzt,
als er eigentlich braucht, um mehr zu sagen, als er weiß." ;)

Ich war mal ganz lange Serverleiterin in einem Onlinegame und musste Supporter ausbilden. Das was ich denen als erstes einredete war "Jeder User ist dumm!"
Natürlich kamen dann erst einmal vertutze Fragen wie ich auf so nen sch... kommen würde. Klare Sache: Um Tickets zu vermeiden beantwortet man die Fragen als würde man sie einem 4 jährigem Kind beantworten, so läuft man nicht Gefahr das es der jenige nicht versteht.
Wenn es jeder versteht ist nur ein Ticket vorhanden. Versteht der jenige es tatsächlich nicht und das ist nicht selten gewesen. Dann sind das eine Reihe von Tickets die beantwortet werden mussten. Und da dies ein freiwilles Ding war nicht viele als Supps taugten also auch nicht viele da waren, war es eine gute Denkensweise die sogar heute noch dort verwendet wird.

Deshalb "Jeder User ist dumm!" XD

prometheus

eine wirklich gute antwort, hat noch wer eine ?

cockie

genau, wenn alle dich verstehen, hast du weniger arbeit, kluges argument

was war das denn für ein spiel ?

Natürlich kann man Sprache auf die wesentlichen Kommunikationsinhalte beschränken:
"Ey Alde homma Bia un denn kommze ficken."
Kann man machen.
Muss man aber glücklicherweise nicht.
Sprache ist vielseitig, man kann mit ihr spielen, wie es Kinder und Dadaisten tun, man kann mit ihr präzise Sachverhalte schildern, wie wir es aus der Juristerei kennen, Abläufe darstellen, wie wir es aus der Technik kennen, wir können mit ihr Liebesgedichte verfassen - oder Aufrufe zum Völkermord. Sprache ist geduldig. Ein Werkzeug und ein Kunstwerk. Immer lebendig, immer in Bewegung und allen Duden'schen Weltverschwörungen zum Trotze nicht zu bändigen. Sprache ist wie Beton: Es kommt darauf an, was man daraus macht.

*g*

Doors schrieb:"Ey Alde homma Bia un denn kommze ficken."

den satz find ich eigentlich nicht witzig, sondern eher billig und ordinär.

ausserdem lautete die frage eher, wozu die sprache in erster linie dienen sollte.

klar kann man mit der sprache alles mögliche erreichen , aber das war nicht der punkt, sondern ob sie verständlich sein sollte oder ein werkzeug um sich zu profilieren.

bei dir würde ich da mal auf letzteres tippen.

Manchmal, nicht immer, ist es auch einfach ein Fremdwort für etwas zu gebrauchen, statt drum herum zu reden.


Auf der anderen Seite muss man auch mal hinterfragen, was ein Fremdwort ist und was nicht. Für den einen ist Filigran ein Fremdwort für den anderen eben ein Alltagswort.

Aber ich denke nicht, dass Sprache nur dafür da ist, Menschen miteinander zu verbinden.
Nicht umsonst gibt es unzählige rhetorische Mittel.
Mit Sprache kann man sehr viel erreichen. Mehr als uns allen lieb ist.

Aber in ERSTER LINIE, denke ich sollte die Sprache schon zur Verständigung dienen. Aber eben nicht nur ;)