Die Wirkung von Medien auf das Denken und Handeln

Läuft ein "Findet Nemo" im Kino wollen alle Clownfische, bei "101 Dalmatiner" geht die Nachfrage nach Wauzis hoch, läuft "Anna" im TV wollen alle kleinen Mädels plötzlich
Balleriner werden.

Wenn es aber um Kippen oder Gewalt geht, nein nein, für sowas gibt es dann keine Entsprechung in der Gegenwart, das ist reine Fiktion. :D

@jimmybondy

Ob nun Kinder Fische wollen, weil sie in Kinderfilmen präsentiert werden oder ob beispielsweise Erwachsene Kriege führen wollen, weil sie "Private Ryan" gesehen haben, darin sehe ich schon einen Unterschied.

@Doors

Es gibt einen größeren Markt an Filmen und Musik fürs rechte Klientel.
Diese Dinge haben sicher auch eine Art Vorbildcharakter.

Seinerzeit wird vielleicht mancher Deutscher erst durch den Triumph des Willens
seine Zweifel ausgeräumt haben, oder erst nach dem Konsum solcher Filme andere Menschen plötzlich als Ratten empfunden und dargestellt haben.

Hetz und Schmähschriften gab es auch schon vor dem Tv, ich sehe das nicht nur explizit als ein Problem des TVs, sondern generell jeden Mediums.

Nur können wir das TV da schlecht rausnehmen...

@jimmybondy


Es ging mir wohlgemerkt in erster Linie auch um die von Dir erwähnten politisch motivierten Gewalttaten.

@jimmybondy

Die alte Huhn-Ei-Frage, bzw. wie ich sie nenne "BMW-Frage":

Führt der Kauf eines BMW automatisch dazu, dass man aggressiver fährt?
Oder neigen aggressivere Fahrer eher dazu, sich einen BMW zu kaufen?

Wird, wer "Triumph des Willens" gesehen hat, deshalb automatisch zum Nazi? Ich habe den beispielsweise mehrfach gesehen, auch "Jud Süss", "Stukas", "Hitlerjunge Quex" "Quax der Bruchpilot" , und ähnliche Nazi-Propagandafilme.
Muss ich nun fürchten, deshalb zum Nazi zu werden und meinem dänischen Nachbarn den Schädel einzutreten, weil er Ausländer ist?


Oder schaut sich der, der schon Nazi ist, gern solche Filme an, weil sie sein Weltbild bestätigen?

@Doors

Ja darauf bin ich mit Triumph des Willens und den Ratten drauf eingegangen.

Auch um zu zeigen, das dieser Umstand absolut nichts neues ist, Propaganda ist real, auch heute noch.

Filme welche nicht aus diesem Zweck heraus entstanden, werden je nach dem dennoch einen Vorbildcharakter haben können.

Weil mir ging es darum das Du komplett verneintest, das Medien diesen Einfluss hätten... :)

@Doors

Du möchtest mir doch nicht weiss machen, das entsprechende Filme zu nichts anderem als zur Unterhaltung produziert wurden?

Nur weil Du nach Nemo keinen Clownfisch kaufen wolltest, wollte das sonst niemand?

@jimmybondy

Aber nicht jeder fällt auf Propaganda rein. Nicht beim Kaiser, nicht bei den Nazis, nicht in der DDR und nicht in der BRD.

@jimmybondy

Filme werden in erster Linie produziert, um mit ihnen Geld zu verdienen. Das ist nun mal so im Kapitalismus. Die Leute bekommen, was sie haben wollen, weil sie für das, was sie nicht haben wollen, auch nicht bezahlen.

@Doors

Ja natürlich und das ist auch ein wichtiger Punkt. Es wird ein Markt bedient der auch vorhanden ist.

Insofern sind Filme ja auch immer ein Spiegel ihrer Zeit und wenn die Gewalttaten unter Jugendlichen zunehmen, so findet dies auch in Filmen für diese Zielgruppe seine Entsprechung.

Und schaukelt eben manche Gewalttaten dadurch auch noch weiter mit hoch.

@jimmybondy

Ursache sehe ich aber dann eher in der generellen Gewaltbereitschaft von Menschen, und vielleicht noch in der fehlenden Selbstkontrolle dieser Menschen.

Also liegt's doch nicht am BMW, sondern am BMW-Fahrer.

@Doors

Werbung ist dazu da Bedürfnisse hervor zu rufen, welche man ohne entsprechende Werbung offensichtlich nicht oder eben sehr viel geringer hat.

Sicher, wenn sich jemand bewusst gegen etwas entschieden hat, etwa gegen das rauchen, wird er sicher nicht durch die Werbung damit anfangen.

Aber das es da nur und ausschliesslich um Markentreue geht, kann ich nicht nachvollziehen.

Ich möchte in dem Zusammenhang auch mal Wiki zitieren:

Laut US-amerikanischem Komitee für Tabak und Gesundheit nutzen Schlüssel-Werbebotschaften die aufkommende Unabhängigkeit junger Menschen aus. Zigaretten, beispielsweise, werden als Modebestandteil benutzt und sprechen junge Frauen an. Zu anderen Einflüssen auf junge Menschen zählt die Verbindung von Sporthelden mit dem Rauchen durch die Sportförderung, das Rauchen von Zigaretten durch bekannte Persönlichkeiten im Fernsehen und Zigarettenwerbung. Forschungsergebnisse lassen darauf schließen, dass jungen Menschen die meistbeworbenen Zigarettenmarken bewusst sind. [9] Kinder und Jugendliche sind auch Zielgruppe für product placements. McChesney nennt ein Beispiel, in dem der Zeichentrickfilm Foodfight Tausende von Produkten und Charakterikonen bekannter Marken aus dem Supermarkt zeigt. Marken und Charaktere aus der Werbung werden zu Helden in Kinderbüchern und viele dieser Bücher haben Snackmahlzeiten in führenden Rollen. [10] Die Werbeindustrie steht unter wachsendem Druck wegen angenommener Verbindungen zwischen Nahrungsmittelwerbung und einer Reihe sozialer Probleme, insbesondere zunehmender Übergewichtsprobleme. [11]

Hersteller von Spielzeug, Süßigkeiten, Speiseeis, Frühstückskost und Sportartikeln richten ihre Werbung vornehmlich an Kinder und Jugendliche. Aber auch Werbung für Erwachsenenprodukte wendet sich gleichzeitig an die Nachwuchskonsumenten und bevorzugt Medien als Werbeträger, mit denen die Jüngeren erreicht werden können. [12][13]

Kritiker wenden sich dagegen, dass Kinder und Jugendliche überhaupt eine Zielgruppe für Werbung darstellen und dass die Jugend zunehmend auf die Rolle des Konsumenten reduziert wird. Sie betrachten den Markt der Kinder und Jugendlichen der „Vorreiter des Ad-creep“, weil dort der Widerstand gegen die Werbung am schwächsten ist. [14] „Kinder gehören zu den anspruchsvollsten Beobachtern der Werbung. Sie können Werbelieder singen und Logos identifizieren und sind Produkten stark emotional verbunden. Was sie jedoch nicht verstehen sind die Zusammenhänge, wie Werbung funktioniert. Massenmedien verkaufen nicht nur Produkte, sondern auch Vorstellungen, wen wir respektieren sollten und was wir wertschätzen sollten.“ [15]

@jimmybondy


Na gut, das mag daran liegen, dass ich überwiegend Leute aus der B2B-Werbung kenne, nicht aus der B2C, die sich an Endverbraucher richtet.

Tabakwerbung ist nun in der EU schon ziemlich knapp geworden. Die Alkoholwerbung wird folgen.

@Doors

Ich denke vor allem an Kinder und Jugendliche.

Erwachsene mögen ja in vielen Berreichen schon verfestigt sein.

Nur werden Kinder und Jugendliche ja auch mal "groß" und haben dann ihre Prägungen weg.

Natürlich nicht irreversibel, also nicht immer und zwingend. ;)

@jimmybondy


Ich habe als Kind Horrorfilme geliebt. Heute finde ich sie langweilig. Aber ich hatte nie den Wunsch, aus Leichenteilen Menschen zu erschaffen oder Frauen in den Hals zu beissen.

Ich rede mit meinen Kindern über das, was sie sehen. Ich bin auch nicht davon überzeugt, dass das Konstrukt "Der Mensch ist per se erst mal gut und wird durch die Umwelt/den Kapitalismus/die Medien/die 68er/die Werbung etc. böse gemacht."

Meine Lebenserfahrung zeigt mir, dass Menschen meist eher "ungut" sind (ich habe extra nicht "böse" geschrieben) und äussere Bedingungen und Einflüsse dies in nur geringem Mass ändern können.

@Doors

Auf mich haben Filme ala Zombie und Gesichter des Todes einen negativen Einfluss ausgeübt.

In Form von Ängsten die erzeugt worden, aber auch darin das die Hemschwelle bezüglich der Gewalt gesenkt wurde.


Das sind definitv Wirkungen und zwar in dem Falle eigentlich keine welche ich gut heissen möchte, auch wenn ich nicht zum Mörder wurde.


Der Mensch IST in meinen Augen einfach und dann wird er von seiner Umwelt geprägt.
Und damit auch von den Medien.

Es fällt auf, das den Medien von staatlicher Seite aus auch eine politische Funktion unterstellt wird. Filme kann man da nicht ausnehmen, viele Filme haben im Grunde politische Botschaften.

Der Begriff "Medienmanipulation" ist so meine ich auch kein überflüssiger.


„Ich versuche gar nicht, die Tatsache zu verschleiern, daß Gewalt für mich ein Mittel der Kommunikation ist, ein Mittel, sich auszudrücken. Sie spricht mich an, weil sie ein Phänomen unserer Zeit ist, eine neue Form des Protests, eine kategorische Ablehnung etablierter Werte. Meine Filme sind Urschreie...“ (Dario Argento)

In gewisser Weise sind Amokläufe das Selbe.^^

@jimmybondy

Gewalttätig war ich in meiner Jugend eher durch die Lebensbedingungen als durch Filme.
Der Horror war durchweg real und liess sich nicht abschalten.

@Doors

Na dann ist es ja positiv anzusehen, das diese Empfindungen bei Dir nicht auch noch von Filmen verstärkt wurden? :D

Der Mensch ist Mediengesteurt, abgesehn von Männern, die "Schw**zgesteurt" sind. :D

PS: 90% der Medien (Kanal, Radio, Zeitung, Internet, ...) gehören USA und EU. ;)

@md.teach


Die Zahl der staatlich gelenkten Medien in den USA und der EU ist allerdings, verglichen mit anderen Weltregionen, eher gering. So gesehen gehören die medien eben nicht "den USA/der EU".