Postmortem Fotografie

Ich war schon in London und Amsterdam. Schon interessant. Manche Figuren waren wirklich lebensecht...

Ehrlich gesagt war ich noch nie in einem Wachsfigurenkabinett, aber wollte immer mal eins besuchen. Werde es das nächste Mal nachholen wenn ich in Hamburg bin.

@Thea6

Den Link über die unverwesten Leichen finde ich sehr interessant. Wahnsinn, wie gut manche noch erhalten sind, obwohl sie schon hunderte von Jahren alt sind. Es erinnert mich irgendwie an die berühmte Gruft in Palermo.

Das stimmt. Gerade die Ältesten unter ihnen sind einfach natürlich mumifiziert durch die günstigen Verhältnisse in ihren Gräbern. Andere dagegen wurden schon einbalsamiert. Trotzdem ist der Erhaltungsgrad schon überraschend. Das Phänomen tritt allerdings nicht nur bei Heiligen auf....

Bei vielen hat man trotz halbwegs gut erhaltenem Körper zumindest das Gesicht mit einer Wachsmaske überdeckt. Die sind aber so gut, dass man wirklich den Eindruck hat echte Gesichter zu sehen.

@Thea6

Thea6 schrieb:Die sind aber so gut, dass man wirklich den Eindruck hat echte Gesichter zu sehen.

zum Einen, weil sie gut sind, und zum Anderen, weil Menschen dazu neigen, immer und überall Dinge zu "sehen" - ganz besonders schnell "sehen" wir Menschen oder gar Gesichter. Ist so eine Art evolutionäres Plug-In. :D

Thea6 schrieb:Ich war schon in London und Amsterdam. Schon interessant. Manche Figuren waren wirklich lebensecht...

Als ich das erste Mal mit Bekannten so eine Ausstellung besuchte, konnten die es sich natürlich natürlich nicht verkneifen, mich rein zu legen und zu bitten, ich solle mal jemanden nach dem Weg fragen. Was ich prompt tat ... ja, die sehen schon wirklich echt echt aus ... :D :D



@Jessi76

Jessi76 schrieb:Werde es das nächste Mal nachholen wenn ich in Hamburg bin.

Mach das unbedingt. Ist eine Erfahrung, die jeder mal gemacht haben sollte. Es ist ein erstaunliches Gefühl, zu erfahren, dass man seinen Augen nicht unbedingt trauen kann.
Danach glaubt man nicht mehr so leicht alles, was einem andere unterjubeln wollen.

http://dealer042.wix.com/post-mortem-photos

Wurde die Seite schon gepostet?

@Thea6

Ich glaube, bisher noch nicht. Aber ich finde sie äußerst interessant, danke fürs Verlinken. Wenn man nach den Informationen geht, die man dort lesen kann - und ich sehe jetzt keinen Grund daran zu zweifeln, habe aber um ehrlich zu sein auch kaum Ahnung von Physik - dann dürften um die 70% der hier im Thread geposteten Bilder in Wirklichkeit gar keine Post-Mortem-Bilder sein.

Das denke ich auch. Bei vielen ist das lange Stillhalten bei der Belichtung sicher ein Grund warum sie teils so merkwürdig aussehen. Und gerade das mit den aufgemalten Augen erscheint plausibel wenn, denn meist handelt es sich ja um Kinder, bei der langen Belichtung sie just im entscheidenden Moment halt die Augen zugemacht haben. Weitere lange Wartezeit wurde da sicher nicht genommen um noch mal ein neues Foto zu machen. Die Augen wurden halt gemalt. Das ist jedenfalls logischer als ein toten Kind auf ein Schaukelpferd zu setzen. Viele der Bilder halte ich für keineswegs post mortem und vermute, sie wurden nur dazu gemacht nachdem findige Leute erkannt haben, dass man damit viel Geld machen kann. Post mortem bringt mehr als einfache alte Fotos. Es gibt genug Bilder bei denen offensichtlich ist, dass es sich um post mortem handelt. Aber es gibt auch genug Bilder, die eben keine sind... Wobei einige der Bilder die die Seite als nicht post mortem nennt, bin ich mir nicht so sicher ob es nicht doch Verstorbene zeigt.

Hab durch diesen Thread nen Albtraum bekommen :/

@Freistossspray


Dann schau dir mal den letzten Link an, da wird erklärt, dass du in vielen Fällen in die Photoshopfalle getappt bist.

@Thea6

Ich muss allerdings gestehen, dass ich bisher die Geschichte mit dem Ständer auch als plausibel angesehen habe, weil ich mir einfach keine näheren Gedanken dazu gemacht habe. Aber wenn man mal näher drüber nachdenkt, dann machen die Hinweise, die man da nachlesen kann natürlich Sinn. Insbesondere, weil ich es eigentlich besser hätte wissen können. Mir war zumindest bekannt, dass Fotografen im viktorianischen Zeitalter recht schnell nicht mehr so "exotisch" waren, wie man vielleicht annehmen würde.

😀

Das mit dem Ständer ist ja auch auf den ersten Blick einleuchtend, aber...

Es gibt genug Beispiele auf normalen alten Fotos bei denen dieses Teil auch zu sehen ist und es daher wahrscheinlich wirklich oft nur wegen der Standorthaltung genutzt wurde. Wer steht schon extrem ruhig über bis zu 30 Minuten. 5 Minuten fällt ja schon schwer...

Selbst bei den Beispielfotos wie der Ständer zu gebrauchen ist, regt sich bei mir die Frage wie ein toter, schwerer Körper von so einem Teil so aufrecht gehalten werden kann, dass es locker wie lebend aussieht. Dafür hat das Teil viel zu kleine Füsse. Von einer Verankerung im Boden steht da nichts...

Sterntänzerin schrieb:Dann schau dir mal den letzten Link an, da wird erklärt, dass du in vielen Fällen in die Photoshopfalle getappt bist

Das ist wohl so,
im Netz, in den einschlägigen Foren z.b., kursieren immer mehr gefakte PM-Fotos.
Sicher auch, weil Bildbearbeitungsprogramme immer besser werden und mittlerweile auch von Anfängern auf diesem Gebiet
einfach zu handhaben sind.

Wenn solche Fakes dann noch als echte Postmortem Bilder zum Verkauf angeboten werden, kann man schon von Betrug sprechen.
So geschehen u.a. vor längerer Zeit, als jemand bei eBay und anderen Verkaufsseiten ein Foto von einer im offenen Sarg aufgebahrten, jungen Frau als letztes Bild seiner bei einem Autounfall verstorbenen Tochter zum Verkauf anbot.

Es handelte sich jedoch um einen nachbearbeiteten Screenshot aus einem Film.

Die Tochter selber, sehr lebendig und bei bester Gesundheit, brachte dieses geschmacklose Angebot zur Anzeige, nachdem sie es zufällig in Netz gesehen hatte.

@Thea6

Danke für diesen weiteren, sehr nützlichen Link.

@Sterntänzerin

Sterntänzerin schrieb:Ich muss allerdings gestehen, dass ich bisher die Geschichte mit dem Ständer auch als plausibel angesehen habe,

Ich auch. Allerdings nach den beiden tollen Links hier fiel mir auch auf, dass diese Dinge ja auch bei Lebenden zu sehen sind. Und dass ein echter Toter ja in allen Muskeln schlaff wird. Dh, eine echte Leiche müsste an viel mehr Stellen befestigt werden, vor allem, wenn sie aufrecht stehen soll (siehe unten).

Ich habe hier ein Foto einer Frau, deren Tod ich nicht bezweifle, da es sich um ein aktenkundige Polizeifotos von 1888 handelt. Sie zeigen eines der Jack the Ripper Opfer (Catherine Eddowes).
Allerdings trotz Hilfsmittel (an die Wand gelehnt, den Kopf mittels Haare und Nagel/Haken (?) fixiert, die Füße unerstützt) ist eben ein echtes Aufrechtstehen nicht mehr möglich.



PS: Der lange, durchgehende Schnitt entstand erst durch die Erweiterung der ursprünglichen Verletzung bei der Obduktion.

Ich weiss noch als meine Schwiegereltern sich um die Oma kümmerten und welcher Kraftaufwand benötigt wurde, diese kleine Person die sich nicht mehr selbst bewegen konnte zu bewegen, aus dem Bett zu heben oder andere Dinge, die bei einer Person die noch tatkräftig mithelfen kann fast kein Thema sind. Wie unwahrscheinlich ist es dann erst, einen großen Mann oder eine Frau so locker hinzustellen und angeblich nur mit Hilfe dieses Gestänge. Das Ding würde keine Minute stehen bleiben, geschweige denn Positionen möglich machen wie sie auf diversen Fotos zu sehen sind. Und zum guten Schluss sehen die Protagonisten dann auch noch sooo lebendig aus... Warum wohl? Weil sie es waren und man ihre Bilder nur zu post mortem gemacht hat. Ich hab schon diverse Fotos gesehen, die als post mortem bezeichnet werden, an anderer Stelle mit der dazu gehörigen Geschichte zu sehen sind und sich als zwar aus alter Zeit gemacht aber mit lebenden Personen. Wenn man das mit den post mortem Bildern vergleicht, die im Liegen gemacht wurden, so sieht man da fast immer, dass es sich tatsächlich um Verstorbene handelt. Da ist kein irgendwie lebendig mehr...

Zu dem Ripperopfer... Kann es nicht auch sein, dass die Frau auf dem Boden liegt und nur der Anschein erweckt wird sie lehnt an einer Wand. Am Ende des Bildes sieht es so aus als liege sie auf einer weissen Decke mit den Füssen gegen eine Wand. Das Bild kann durchaus von oben geschossen worden sein...

So betrachtet, dürfte das CE Foto wohl wirklich das einzige viktorianische Stand Up Foto einer echten Toten sein.
Es gibt zwar ein weiteres, aber auf dem kann man die Füße nicht sehen, da aber die übrige Postion annähernd gleich ist, dürfte es sich auch um ein Standfoto halten. Somit gebe es dann genau zwei dieser ansonsten unmöglichen Fotos.

Halt, Korrektur: eines der wenigen. Auf der verlinkten Seite sehe ich gerade auch noch ein paar.

Es kann ja auch sein, dass es bei Fotos bei denen mehrere Personen beteiligt waren mit dem Ständer geklappt hat in dem die Angehörigen links oder rechts die Person mitgestützt haben. So sind Fotos mit Sitzenden wahrscheinlich relativ leicht zu bewerkstelligen.

Das sieht man gerade an den Bildern des Links. Diese Personen werden gehalten. Was wohl am ehesten noch geht, wenn sie sich noch im Rigor befinden. Aber selbst dann braucht man zwei bis drei stützende und haltende Personen.

Ich konnte es selbst noch nicht erfahren, aber ein Bekannter, der Sanitäter ist, versicherte mir, und ich habe keinen Grund, ihm nicht zu glauben, dass Tote unheimlich schwer werden. Einfach, weil sie selbst nicht mehr eigene Kräfte aufbringen, um sich zB aufheben zu lassen.

Und wenn man ein Druchschnittsgerwicht von 60 kg für eine Frau und 75 kg für eine Mann annimmt, dann kann man das Heben diese Gewichtes ja mal an einem Kohlesack (50 kg) erahnen. Ich halte den kaum aufrecht. Und wenn ich es schaffe, sieht man mir die Antrengung an. Eine Anstrengung, die aber alle, die diese angeblichen Toten stützen, vermissen lassen. Und das bei einer durchschnittlichen Aufnahmedauer von 30 - 60 sec.

Sag ich ja, schon schwerstkranke Personen die sich nicht mehr selbst bewegen können sind eine wirkliche Herausforderung für Pflegekräfte oder Angehörigen.

mal ein Portrait einer jungen Frau auf dem Totenbett,
entstanden in Norwegen um 1911.

Original anzeigen (0,5 MB)

ich denke auf dieses Bild trifft der Vergleich,
"entspannt wie im friedlichen Schlaf"
zu.
Die Verstorbene liegt auf ihrem Bett, den Kopf leicht auf die Seite geneigt, das Totenhemd könnte
auch ein Nachthemd sein.
Jemand der der vielleicht unvorbereitet das Sterbezimmer betrat könnte annehmen, er betrachte
eine Schlafende, die nicht gestört werden möchte.

Stimme zu. Es sieht sehr würdevoll und friedlich aus. Das hab ich persönlich auch schon bei verstorbenen Verwandten gesehen. Sie sahen alle friedlich und entspannt und sogar teilweise regelrecht verjüngt aus.

Dann ist es ein Abschiednehmen welches positiv in Erinnerung bleibt. Es gibt aber wohl auch Ausnahmen, bei denen es bei den Verstorbenen dann heisst er sei nicht leicht gestorben. Verzerrte Züge oder wütende Gesichtsausdrücke soll es auch geben wie mir eine Freundin über den Tod ihrer Mutter erzählt hat. Das war dann etwas, was sie noch immer verfolgt. Zum Glück hab ich so etwas noch nicht erlebt.

Thea6 schrieb:Verzerrte Züge oder wütende Gesichtsausdrücke soll es auch geben

Meine Tante hatte einen ziemlich wütenden Gesichtsausdruck, was für mich erst mal erschreckend war, da ich sie zu ihren Lebzeiten nie wütend erlebt habe.