Hier sei noch einmal Reemtsma zitiert: „Die Vorstellung, der Staat können stellvertretend Rache üben, hat mit der weitverbreiteten Vorstellung zu tun, jedermann könne das. Wer Opfer eines Verbrechens geworden ist, erlebt oft, dass seine Mitmenschen irgendeine Form von Gemeinschaft mit ihm stiften wollen, indem sie ihn Phantasien von stellvertretender Rache aussetzen: ‚Also wenn ich den in die Finger bekäme…!’(…) Ich habe in solchen Phantasien immer ‚die Gegenseite’ erlebt, denjenigen, der seiner Aggressivität, manchmal sogar Bosheit, freien Lauf lässt, wenn ihm eine scheinbar moralisch einwandfreie Gelegenheit dazu geboten wird.“ (Hassemer/ Reemtsma S. 126)
Der Wunsch nach Ausgleich kann m.E. auch der nach einer sicheren Welt sein, in der Mord mit den Mördern aussortiert werden kann. Der Wunsch, gute und böse Menschen trennen zu können und die Bösen – und damit das Böse - einfach eliminieren zu können. (Dass diese Vorstellung von Selektion und Eliminierung in Terror und Diktatur führt zeigt nicht nur die deutsche Geschichte des Nationalsozialismus.)
Diese Art von Populismus wird schließlich genutzt, um politisch mit dem Ruf nach härteren Strafen zu punkten, bestes Beispiel sind die Vergewaltigung von Kindern außerhalb der Familie: Ein Delikt, welches sinkende Fallzahlen haben, während in der Öffentlichkeit (nicht zuletzt durch verstärkte Berichterstattung) der Eindruck entstanden ist, das genau das Gegenteil der Fall ist und der Ruf nach verstärkter Sicherheitsverwahrung somit in den letzten Jahren populärer geworden ist. (Hassemer/ Reemtsma S. 203)
Familienangehörige für Versöhnung „Murder victims for reconciliation“ – Mordopfer für Versöhnung – heisst ein kleiner Verein indem Familienangehörige von Mordopfern und Familienangehörige von Todestraktinsassen zusammenarbeiten. Zur gegenseitigen Unterstützung und gegen die Todesstrafe.
aus
http://www.todesstrafe.de/artikel/2/Victim_impact_statement.html (Archiv-Version vom 02.02.2009)