Es gibt keine Außerirdischen in der Galaxis
03.03.2011 um 17:16Anzeige
Monod schrieb:Eine wissenschaftliche These ist nur dann etwas wert, wenn sie prinzipiell widerlegbar ist. Die Annahme, es gebe anderswo Leben, lässt sich nicht widerlegen, da auch bei negativem Sucherfolg immer gesagt werden kann, dass man nicht überall gesucht habe. Meine These, dass es anderswo kein Leben gibt, lässt sich hingegen sehr einfach widerlegen, sobald man unzweifelhafte Indizien findet, die für die Existenz einer Biosphäre sprechen. Auf chemische Nichtgleichgewichtszustände in Atmosphären hatte ich schon einmal hingewiesen. Das wäre ein solcher Beleg, der meine These widerlegen würde.Ein Beweis kann auch indirekt erfolgen. Wenn man beispielsweise nachweisen könnte, das aus vergleichbaren erdähnlichen Ausgangsbedingungen nach Ablauf einer gewissen Zeitspanne ein vergleichbares Endergebnis folgt, dann wäre man schon ein ganzes Stück weiter. Wenn ein Teil des Endergebnisses ein molekularer Zusammenhang wäre, den man Leben nennen könnte, dann hätte man damit die Existenz von Leben auf Planeten, die der Erde ähnlich sind, nahezu bewiesen. Wie gesagt: es kommt nicht darauf an, ob sich diese Planeten von der Erde in Nuancen unterscheiden, sondern nur darauf, ob diese Unterschiede relevant sind...
Du sagst, es gebe keinen Beweis für die Richtigkeit meiner These. Das ist streng genommen richtig, da sich die Nichtexistenz von etwas grundsätzlich nicht beweisen lässt. Bis jetzt sprechen jedoch alle Belege dafür, dass sie stimmt. Trotzdem: Meine These ist offen für das Gegenteil, denn sie lässt sich widerlegen. Ich schließe also gar nicht a priori aus, dass es anderswo Leben geben könnte, nehme aber bis zum Beweis des Gegenteils an, dass es so sei.
Darüber hinaus hatte ich Gründe benannt, die in der qualitativ anderen Natur von Organismen zu sehen sind, welche meine These auch von einer anderen Seite her als plausibel erscheinen lassen. Doch auch hier gilt, dass ich mich grundsätzlich darin irren kann, wenn ich die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Organismen so niedrig ansetze, dass wir allein im All sind. Jeder Beleg für außerirdisches Leben, der gefunden würde, wäre eine Widerlegung meiner Position.
Es geht mir also nicht darum, mich hinter irgend etwas zu verstecken, sondern darum, offen für viele Möglichkeiten zu sein - auch für solche, die mich widerlegen würden. Allerdings müssen die Belege wirklich eindeutig und nachvollziehbar sein. Bis jetzt gibt es keine solchen Belege, aber warten wir doch einmal ab, was die Zeit noch so mit sich bringt.
Monod
Monod schrieb:Na ja, es gibt ja Belege, die diese These erlauben. Trotz Suchaktionen gibt es kein Funksignal von außerirdischen Zivilisationen. Das kann zwar vielerlei Gründe haben, aber die Annahme, es gebe keine Zivilisationen, die Funksignale absetzen könnten, ist die hinsichtlich des Theorieaufwands einfachste, die diese Beobachtung erklärt. Weiterhin gibt es keine Belege für die Anwesenheit außerirdischer Besucher in den letzten 4,5 Milliarden Jahren im Sonnensystem - also hat es auch in ferner Vergangenheit keine Zivilisation bis hierher geschafft, obwohl genügend Zeit zur Verfügung gestanden hätte, dass sich solche Zivilisationen entwickeln und die Galaxis hätten mehrfach bereisen können. Die Suche nach Mikroben auf dem Mars verlief bisher ergebnislos, obwohl sie dort hätten überdauern können, wenn sie dort hingelangt oder gar dort entstanden wären. Falls man dennoch dort Mikroben finden sollte, müsste geprüft werden, ob sie ursprünglich on der Erde stammen oder dort entstanden sind. Im letzteren Fall wäre ich widerlegt. Die Simulationsexperimente zur chemischen Evolution lieferten bislang keine Hinweise dafür, auf welchem Weg bzw. auf welchen Wegen der qualitative Sprung zum Organismus gelingen könnte. Alles in allem gibt es schon eine Reihe Belege dafür, die für die Seltenheit von Leben im All sprechen. Daher ist die These unserer Singularität nicht völlig aus der Luft gegriffen, sondern kann sich auf einiges Datenmaterial stützen, das sie plausibel macht.Im Gegensatz dazu gibt es keine Belege, die für das Gegenteil sprechen und es gibt keine Theorie bzw. belegte These, die meiner These widerspricht, also hat die Annahme unserer Singularität eine zeitweilige Existenzberechtigung - bis zur Widerlegung eben.
Monod schrieb:Im Gegensatz dazu gibt es keine Belege, die für das Gegenteil sprechen und es gibt keine Theorie bzw. belegte These, die meiner These widerspricht, also hat die Annahme unserer Singularität eine zeitweilige Existenzberechtigung - bis zur Widerlegung eben.Nun das ist Deine These ;)
Monod schrieb:aber allem Anschein nach eine einmalige "Erfindung" ist. Anderenfalls müsste es mehrere stark voneinander abweichende Code-Varianten geben mit z.T. anderen als die üblichen 20 Aminosäuren.Und warum müsste es extreme Abweichungen geben? Das ist für mich noch kein Argument für die Einmaligkeit.
Crusi schrieb:Und warum müsste es extreme Abweichungen geben? Das ist für mich noch kein Argument für die Einmaligkeit."Extrem" müssen die Abweichungen nicht sein, aber doch so stark, dass erkennbar ist, dass es sich nicht um eine Variante des Standardcodes handelt. Es gibt hinsichtlich der Codonbelegung einige kleinere Abweichungen bei Mitochondrien. Diese betreffen insbesondere ein (Standard-)Stoppcodon, das bei Mitochondrien mit Tryptophan codiert ist. Es kommen auch noch andere kleinere Abweichungen vor, die aber niemals durch andere als die üblichen 20 Aminosäuren belegt sind, also schließe ich daraus, dass es sich hier um evolutionär bedingte Variationen der Standardvariante handelt.
Crusi schrieb:Ich nehme mal an, du weißt worauf ich hinaus möchte?Nein.
xpq101 schrieb:Ist es Möglich das Leben dort Leben entsteht wo für uns Menschen tötlich wäre (Ohne Wasser, ohne Sauerstoff und ohne Lichteinstrahlung?Ohne Wasser geht nicht, denn Wasser dient u.a. als Transportmedium für die darin gelösten Stoffe, um sie zu den Reaktionsräumen zu bringen.
xpq101 schrieb:Sie vermuten fremde Zivilisationen nicht nur in entfernten Galaxien, sondern auch in unserem unmittelbaren Umfeld.Schön. Aber auf welchen Grundlagen fußen diese Vermutungen?
xpq101 schrieb:Die Möglichkeit, dass außerirdisches Leben im eigenen Sonnensystem unter scheinbar gänzlich lebensfeindlichen Umständen zu finden sei, versuchen Wissenschaftler zu beweisen.Bis jetzt leider ohne Erfolg.
xpq101 schrieb:Auf der Erde haben Forscher Mikroorganismen nachgewiesen, die selbst unter schwierigsten Bedingungen, wie beispielsweise extreme Minusgrade oder hohe Strahlung, überleben können und somit auch auf anderen Planeten unseres Sonnensystems lebensfähig wären.Das zeugt von der großen Anpassungsfähigkeit bereits entstandenen Lebens, aber eröffnet uns leider keinen Einblick in die Bedingungen, unter denen erstes Leben entsteht.
xpq101 schrieb:Beleuchtet die Angelegenheit aber aus einer vollkommen neuen bzw. anderen Perpektive/Sichtweise wieder und diese kann und darf man nicht aus Wissenschaftlicher Sicht ignorieren!!Das tue ich auch nicht, aber es gibt nach wie vor keine Belege, die die Singularitätsthese widerlegen, auch wenn ich die Anpassungsleistungen von Mikroben überaus faszinierend finde!
Monod schrieb:Ja, die bisher erfolglose Suche nach Signalen kann viele Ursachen haben, die nicht zwingend mit der Singularitätsannahme zu tun haben, aber unter Anwendung von Ockhams Razor ist die Deutung des negativen Befunds mit der Hypothese, dass es kein anderen Zivilisationen gibt, die am wenigsten aufwändige. Alternative Hypothesen müssten plausible Gründe aufzeigen, warum wir von den vermuteten Zivilisationen nichts bemerken, obwohl sie doch eigentlich technologisch viel weiter sein müssten als wir und demnach ihre Aktivitäten auch bei uns längst entfaltet hätten. Im Nu ist man dann in der Situation, weitere Zusatzhypothesen zu erfinden, die das Schweigen im Kosmos erklären. Es kann durchaus sein, dass es andere Zivilisationen gibt und dass einige der ausgedachten Zusatzhypothesen stimmen, aber dafür müsste es Belege geben, die diese Zusatzhypothesen wahrscheinlicher machen als die Singularitätsthese.Man sollte es sich hier nicht zu einfach machen. Wenn ich nach draußen aus dem Fenster schaue erblicke ich keinen meiner Nachbarn. Muß ich jetzt daraus schließen, das es sie gar nicht gibt, weil es die einfachere Annahme ist ? Bei der Frage nach außerirdischem Leben sollte man nicht die belebte Erde vergessen. Genauso wie es mich gibt, kann es auch meine Nachbarn geben, und genauso wie die Erde belebt sein kann, besteht die Möglichkeit auch bei vielen anderen Planeten. Das wir sie momentan "nicht sehen" oder keine Signale von Ihnen empfangen können, muß nicht bedeuten, das es sie nicht gibt. Unsere Existenz erzwingt hier weitere Überlegungen bezüglich der Existenz der anderen. Eine kosmische "Vogel-Strauß-Ansicht" ist sicher nicht das, was sich Ockham gedacht hat...
Monod schrieb:Aber das Fermi-Paradoxon ist nur ein Indiz. Andere Indizien kommen aus der Evolutionsbiologie. So kamen die beiden Forscher Kirschner und Gerhart aus den USA in ihrem hervorragenden Buch "Die Lösung von Darwins Dilemma", welches das Thema Makroevolution behandelt, zu dem Schluss, dass der fundamentalste Kernprozess - die Funktionalität der Prokaryotenzelle - so isoliert dasteht, dass er wohl tatsächlich nur ein einziges Mal auf der Erde entstanden ist.
Monod schrieb:"Extrem" müssen die Abweichungen nicht sein, aber doch so stark, dass erkennbar ist, dass es sich nicht um eine Variante des Standardcodes handelt. Es gibt hinsichtlich der Codonbelegung einige kleinere Abweichungen bei Mitochondrien. Diese betreffen insbesondere ein (Standard-)Stoppcodon, das bei Mitochondrien mit Tryptophan codiert ist. Es kommen auch noch andere kleinere Abweichungen vor, die aber niemals durch andere als die üblichen 20 Aminosäuren belegt sind, also schließe ich daraus, dass es sich hier um evolutionär bedingte Variationen der Standardvariante handelt.Es kann dutzende anderer Ansätze gegeben haben, und ob die "Funktionalität der Prokaryotenzelle" tatsächlich nur einmal enstanden ist, kann niemand mit hinreichender Zuverlässigkeit behaupten. Nur eines dürfte klar sein: der erfolgreichste Lebensprozess setzte sich durch. Wenn also keine anderen Prozesse mehr zu finden sind, dann nur, weil sie schon vor hunderten Millionen von Jahren dem erfolgreichsten Lebensprozess unterlegen waren...
Monod schrieb:Ähnlich äußerte sich der Biochemiker Robert Shapiro (in Brockman (Hrsg.): "Leben, was ist das?"), als er darauf verwies, dass sich Reaktionsketten so schließen müssten, dass Abzweigungen möglich sind, mit Hilfe derer etwas "Interessantes" entstehen kann - einschließlich von Rückkopplungen, die auf den ersten Reaktionszyklus stabilisierend und zugleich modifizierend wirken. Die bisherigen Simulationsexperimente brachten eine Fülle von biologisch relevanten Molekülen hervor, aber eben keine rückgekoppelten Reaktionszyklen - ja noch nicht einmal Ansätze dafür.Etwa der Robert Shapiro, der das gängige "RNA-Welt-Szenario" der Lebens-entstehung nicht teilt und einen funktionierenden Stoffwechselmechanismus für den ersten Ursprung des Lebens hält ? Ein Ursprung, der nach seiner Ansicht die Entstehung des Lebens auf der Erde UND an anderen Orten im Universum WESENTLICH wahrscheinlicher werden läßt ?
Monod schrieb:Schließlich ist da noch das Translationssystem der Proteinbiosynthese. Dieses erlaubt zwar primitivere Stadien der genetischen Codierung (mehrdeutig statt eindeutig, Dupletts mit Komma statt Tripletts ohne Komma usw.), aber keinen primitiveren Mechanismus, der ohne Ribosomen auskommt. Das heißt, die Übersetzung von RNA in Protein verläuft über einen Komplex aus RNA und Protein. Die Proteine sind in RNA codiert und die Decodierung benötigt Proteine. Es ist sehr schwierig, sich das Schließen dieses Kreises anders als seltenen Zufall vorzustellen, da zwischen den codierenden RNA-Sequenzen und den codierten Aminosäuren keinerlei chemische Affinitäten festzustellen sind, die die Zuweisung zwischen RNA-Triplett und Aminosäure bedingen könnten.Es müssen sicher bestimmte Bedingungen erfüllt sein, damit sich "der Kreis schließt", aber nur weil sie nicht überall anzutreffen sind, oder teilweise vom Zufall abhängen, heißt das noch lange nicht, das sie nicht eintreten. Das Leben auf der Erde beweist, das sich der Kreis geschlossen hat. Die Umstände unter denen das passierte, sind uns nicht bekannt, und so müssen wir eben weiter nach Antworten suchen. Solange wir diese Antworten aber nicht haben, ist es nicht sicher, wie oft sich der Kreis tatsächlich geschlossen hat. Ich möchte aber mal anmerken, das wir uns im Falle der Urerde nicht in einem Laboratorium befinden, sondern auf einem Planeten mit so vielfältigen Bedingungen und Möglichkeiten, mit Myraden von organischen Molekülen und einer sehr langen Zeitspanne, die wir der Lebensenstehung im allgemeinen zubilligen. Es ist daher nicht weiter verwunderlich, das wir da noch das eine oder andere Problem haben.
Mit anderen Worten: Der genetische Code ist ein rein zufälliges Ergebnis, das im Verlauf der weiteren Evolution zwar noch perfektioniert wurde im Hinblick auf Fehlertoleranz (redundante Triplettzuteilung an bestimmte Aminosäuren), aber allem Anschein nach eine einmalige "Erfindung" ist. Anderenfalls müsste es mehrere stark voneinander abweichende Code-Varianten geben mit z.T. anderen als die üblichen 20 Aminosäuren.
Monod schrieb:Eine alternative Codevariante müsste andere Aminosäuren enthalten und demzufolge andere Proteinstrukturen bedingen. Falls es also mehrere Lebensanfänge gegeben hat, dann sollte man Relikte davon z.B. in extremen Habitaten finden, falls es einen Verdrängungswettbewerb gegeben hat, der die Standardvariante dominant werden ließ. Alle bis jetzt katalogisierten Lebensformen von Archaeen über Bakterien bis hin zu Eukaryoten bedienen sich jedoch der Standardvariante. Das ist ungewöhnlich, weil bei mehreren Lebensursprüngen disjunkte Areale entstanden wären, in denen sich die verschiedenen Lebensformen hätten etablieren können, so dass es einwandernde Neuankömmlinge schwer hätten, sich der Nahrungsgrundlagen zu bemächtigen. Daher ist es wahrscheinlicher, dass es nur einen Lebensursprung gegeben hat, der sich dann global verbreitet hat.Wenn sich außerdem das gesamte heutige Leben an die üblichen "20" hält, dann wahrscheinlich nur, weil sich die erfolgreichste Variante wesentlich schneller verbreitet und angepasst haben dürfte, als eventuell vorhandene andere Varianten. Das gängige Leben wäre damit auch schneller und/oder erfolgreicher in den sog. Nieschen...