Der isländische Parapsychologie Erlendur Haraldsson hat 1974 eine repräsentative Umfrage unter 902 Isländern über deren paranormale Erfahrungen gemacht. 31 Prozent davon berichteten über Erfahrungen, die sie subjektiv als Begegnung mit Verstorbenen empfanden. Wer davon berichtete, wurde dann noch einmal persönlich befragt. In den 80er Jahren riefen Haraldsson und seine Mitarbeiter dann noch einmal in verschiedenen Zeitschriften auf, Erfahrungen zu berichten, in denen die Menschen glaubten, im wachen Zustand die Präsenz einer verstorbenen Person wahrgenommen oder gefühlt zu haben. 700 Fragebogen kamen zurück, von denen aber nicht alle die vorgegebenen Kriterien erfüllten (weil sie zum Beispiel Erfahrungen aus Träumen, statt aus dem wachen Erleben berichteten; oder von Besuchen bei Medien statt von Spontanphämomenen.) Solche Berichte wurden aus der Datenbasis ausgeschlossen. Diejenigen, deren Berichte den Kriterien entsprachen, wurden dann angerufen und eingehende telefonische Interviews geführt und auf Tonband aufgenommen.

Dabei ergab sich, dass die meisten Erscheinungen für den Perzipienten identifizierbar sind (84 Prozent). Von diesen werden 70 Prozent als Verwandte, Freunde, Bekannte oder Arbeitskollegen erkannt. Etwa 30 Prozent betreffen fremde Personen.

Viele Erscheinungen treten im engen zeitlichen Zusammenhang mit dem Tod der erscheinenden Person auf. Nach Haraldssons Befragungen treten 14 Prozent der Erscheinungen in Island innerhalb von 24 Stunden vor oder nach dem Tod der wahrgenommenen Person auf und 7 Prozent innerhalb von einer Stunde. Mehr als die Hälfte aller Erscheinungen tritt innerhalb des ersten Jahres nach dem Tod auf. Von den Erscheinungen in unmittelbarer Todesnähe haben die Wahrnehmenden interessanterweise in 86 Prozent der Fälle nicht gewusst, dass die wahrgenommene Person schon gestorben war oder im Sterben lag.

Das Vorurteil, das Geister „nur nachts“ erscheinen, wird durch Haraldssons Statistik wiederlegt: Immerhin 52 Prozent der isländischen Erscheinungen sind bei Tageslicht (36 Prozent) oder vollem elektrischen Licht erlebt worden, 22 Prozent im Zwielicht und zehn Prozent in der Dunkelheit.

In gut der Hälfte der Fälle (49 Prozent) war der Perzipient während des Erlebnisses aktiv tätig. In 22 Prozent ruhte der Perzipient, in sieben Prozent war er am Einschlafen, in 16 Prozent beim Aufwachen. Bei fünf Prozent der Erlebnisse war sich der Perzipient nicht sicher, ob er schlafend oder wachend war.

Interessanter Weise waren 67 Prozent der Erscheinungen von männlichen Personen, nur 33 Prozent weibliche „Geister“. Ähnliche Ergebnisse zeigen andere Statistiken.

Das könnte auch damit zusammenhängen, dass relativ viele der erscheinenden Personen eines gewaltsamen Todes gestorben sind – deutlich mehr als in der isländischen Gesamtbevölkerung in den Jahren 1951-1970: 23.79 Prozent der erscheinenden Personen waren an einem Unfall gestorben (in der isländischen Gesamtbevölkerung liegt der Anteil der Unfalltoten bei nur 7,15 Prozent), 4,49 Prozent durch Selbstmord (Gesamtbevölkerung: 1,51 Prozent), 1,5 Prozent durch Mord (Gesamtbevölkerung: 0.08 Prozent). Unter den Erscheinenden ist der Prozentsatz derer, die eines gewaltsamen Todes gestorben sind, 3,46 Mal höher als der entsprechende Prozentsatz in der Gesamtbevölkerung.

In 25 Prozent der Fälle von Erscheinungen war mehr als eine Person anwesend. In immerhin 11,5 Prozent aller Fälle haben mindestens zwei Personen die Erscheinung dann auch wahrgenommen. Ganz ähnliche Zahlen nennt Ian Stevenson auf Grund einer anderen Datenbasis: Dort sind 12,5 Prozent der Erscheinungen kollektiv – also von mehr als einer Person – wahrgenommen worden.

Vgl.
Haraldsson, Erlendur (1988/89) Survey of Claimed Encounters with the Dead, Omega, Vol. 19(2)

Haraldsson, Erlendur (1994) “Plötzlich hörte ich eine Stimme”, Therapiewoche 44, 32, S. 1864-1868
https://notendur.hi.is/erlendur/english/Apparitions/therapie.pdf (Archiv-Version vom 24.03.2018)

Haraldsson, Erlendur (2009) Alleged Encounters with the Dead: The Importance of Violent Death in 337 New Cases, The Journal of Parapsychology, No. 73, S. 91-118