Web-Surfer spielten 4,8 Millionen Stunden Pac Man

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Verneigung vor einem Spielhallen-Klassiker: Zum 30. Geburtstag von Pac Man stellte Google eine Mini-Version des Spiels auf die Startseite. Das soll Firmen Millionen Dollar an verdaddelter Arbeitszeit gekostet haben. Der Google-Spaß hat außerdem an den Nerven einiger Mozilla-Mitarbeiter gezerrt.

Bei Google hat man ein Herz für Nerds. Das zeigte sich einmal mehr, als der Internet-Konzern vergangene Woche den Startbildschirm seiner Web-Suche mit einem Bild des Kult-Spiels Pac Man verzierte. Der Game-Klassiker feierte am 21. Mai seinen 30. Geburtstag. Google wollte mitfeiern und hatte damit enormen Erfolg. Ein Erfolg allerdings, der Unternehmen Millionen Arbeitsstunden gekostet hat und die Support-Mitarbeiter von Mozilla zu Überstunden zwang.

Der Grund: Zum ersten Mal war das Google-Doodle, das Bild auf dem Google-Startbildschirm, nicht nur ein Bild, sondern ein richtiges Spiel. Der "Auf gut Glück"-Button war durch einen Knopf mit der Aufschrift "Insert Coin" ersetzt worden. Klickte man darauf, verwandelte sich das Pac-Man-Bild in ein Pac-Man-Spiel, das sich mit den Pfeiltasten der Tastatur im Browser spielen ließ. Das bemerkte zwar nicht jeder Google-User. Aber diejenigen, die das versteckte Spiel fanden, daddelten damit offenbar auch herum - und das nicht zu knapp.

Wie viel die Google-User tatsächlich mit dem kleinen Pac Man herumspielte, hat die Firma RescueTime auszurechnen versucht. Normalerweise beschäftigen sich die Programmierer dieses Unternehmens damit, Tools zu entwickeln, die Firmen und Menschen helfen sollen zu verstehen womit sie am meisten Zeit verschwenden. Am Wochenende aber rechneten sie aus, wie viel Zeit das Pac-Man-Doodle gekostet hat.

Dafür nahmen Sie eine Stichprobe bei 11.000 Anwendern ihrer Software, die an jenem Tag insgesamt drei Millionen Sekunden auf der Suchseite google.com verbrachten. Im Durchschnitt, so ihr Ergebnis, verbrachte jeder User an diesem Tag 36 Sekunden mehr auf der Google-Seite als sonst. Ein Wert, der zunächst mickrig erscheint, aber enorm an Bedeutung gewinnt, wenn man ihn in Google-Dimensionen übersetzt.

Dazu bedienten sich die Leute von RescueTime bei der Suchmaschine Wolfram Alpha der zufolge Googles Startseite am 23. Mai von gut einer halben Milliarde Nutzern aufgerufen wurde. Daraus errechneten sie, dass diese Nutzer insgesamt 4.819.352 Stunden Arbeitszeit mit Googles Pac Man verbrachten. Ausgehend von einem durchschnittlichen Stundenlohn von 25 Dollar ergebe das Kosten von 120.483.800 Dollar, die durch das Mini-Spiel entstanden seien. Wären alle Nutzer des Spiels Google-Mitarbeiter - die offenbar überdurchschnittlich gut bezahlt werden - würde sich diese Summe gar auf mehr als 280 Millionen Dollar multiplizieren, legen die Entwickler süffisant nach.

Beim Mozilla-Projekt sorgte Googles-Geburtstags Pac Man dagegen für eine Flut von Support-Anfragen und viele Mails von Anwendern des Mozilla-Browsers Firefox. Die wunderten sich darüber, dass ihr Browser plötzlich eine merkwürdige Melodie abspielte. Nur wenigen erkannten die Tonfolge als die Startmelodie von Pac Man. Eine Erklärung fanden Mozillas Entwickler relativ schnell: Google hatte das Pac-Man-Spiel mit einem HTML-Code in seine Seite eingebaut, der dafür sorgte, dass die Startmelodie abgespielt wurde, auch wenn man das Spiel gar nicht anklickte.

Wer also Google als Startseite im Browser eingestellt hatte bekam ohne eigenes Zutun die Musik zu hören. Zwar veröffentlichten die Support-Mitarbeiter sogleich einen Artikel, der die Herkunft der Melodie erklärte, der wurde aber offenbar erst mit teilweise stundenlanger Verzögerung für die User sichtbar, weil die Server durch die Vielzahl der Anfragen überlastet waren.

Bei Google selbst scheint man mit dem Erfolg der Pac-Man-Aktion allerdings mehr als zufrieden zu sein, macht sich augenscheinlich keine schwermütigen Gedanken wegen angeblich verschwendeter Arbeitszeit oder verwirrten Web-Nutzer.
Stattdessen hat man den Pac-Man-Doodle einen ewigen Ehrenplatz auf Googles Web-Seite gegeben: Ab sofort ist es unter www.google.com/pacman dauerhaft erreichbar - auch aus dem Büro.